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Will ich ihnen entgehn, so faßk mich der Meister der Posten, Postillone find Herrn, dann die Dogane dazu!

„Ich verstehe dich nicht! du widersprichst dir! du schienest

Paradiesisch zu ruhn, ganz, wie Rinaldo, beglückt.“ Ach! ich verstehe mich wohl: es ist mein Körper auf Reisen, Und es ruhet mein Geist stets der Geliebten im Schoos.

4.

Das ist Italien, das ich verließ. Noch ståuben die Wege,

Noch ist der Fremde geprellt, ftell' er sich, wie er auch will. Deutsche Redlichkeit suchst du in allen Winkeln vergebens;

Leben und Weben ist hier, aber nicht Ordnung und Zucht; Jeder sorgt uur für sich, mißtrauet dem Andern, ist eitel,

Und die Meister des Staats sorgen nur wieder für sich, Schön ist das Land; doch ach! Faustinen find' ich nicht wieder. Das ist Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verließ.

5.

In der Gondel lag ich gestreckt und fuhr durch die Schiffe, Die in dem großen Kanal, viele befrachtete, stehn. Mancherley Waare findest du da für manches Bedürfniß,

Weizen, Wein und Gemüs, Scheite, wie leichtes Gesträuch. Pfeilschnell drangen wir durch; da traf ein verlorener Lorbeer Derb mir die Wangen. Ich rief: Daphne, verlegest du mich)?

Lohn erwartet' ich eher! Die Nymphe lispelte lächelnd: Dichter fünd'gen nicht schwer. Leicht ist die Strafe. Nur zu!

6.

Seh' ich den Pilgrim, so kann ich mich nie der Thränen enthalten.

O, wie beseliget uns Menschen ein falscher Begriff!

7.

Eine Liebe hatt' ich, sie war mir lieber als alles!

Aber ich hab' sie nicht mehr! Schweig', und ertrag' den Ver

lust!

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Diese Gondel vergleich' ich der sanft einschaukelnden Wiege,

Und das Kästchen darauf scheint ein geräumiger Sarg. Recht so! Zwischen der Wieg' und dem Sarg wir schwanken und fchweben

Auf dem großen Kanal forglos durch's Leben dahin.

9.

Feyerlich sehn wir neben dem Doge den Nuncius gehen;

Sie begraben den Herrn, einer versiegelt den Stein. Was der Doge sich denkt, ich weiß es nicht; aber der Andre Lächelt über den Ernst dieses Gepränges gewiß.

10.

Warum treibt sich das Volk so, und schreit? Es will sich ernähren,
Kinder zeugen, und die nähren, so gut es vermag.
Merke dir, Reisender, das, und thue zu Hause desgleichen!
Weiter bringt es kein Mensch, stell' er sich, wie er auch will

11.

Wie sie klingeln die Pfaffen! Wie angelegen sie's machen, Daß man komme, nur ja plappre, wie gestern so heut! Scheltet mir nicht die Pfaffen; sie kennen des Menschen Be dürfniß!

Denn wie ist er beglückt, plappert er morgen wie heut!

12.

Mache der Schwärmer sich Schüler, wie Sand am Meere der Sand ist

Sand; die Perle sey mein, du, o vernünftiger Freund!

13.

Süß den sproffenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling, Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand; Süß voll Blüthen zu sehn die neulebendigen Zweige,

Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick. Aber füßer, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;" Und dieß vielfache Glück läßt mich entbehren der May.

14.

Diesem Ambos vergleich' ich das Land, den Hammer dem Herrscher;

Und dem Volke das Blech, das in der Mitte sich krümmt, Wehe dem armen Blech! wenn nur willkürliche Schläge Ungewiß treffen, und nie fertig der Kessel erscheint.

15.

Schüler macht sich der Schwärmer genug, und rühret die Menge, Wenn der vernünftige Mann einzelne Liebende zählt. underthätige Bilder sind meist nur schlechte Gemahlde: Werke des Geist's und der Kunst sind für den Pöbel nicht da.

16.

Mache zum Herrscher sich der, der seinen Vortheil verstehet: Doch wir wählten uns den, der sich auf unsern versteht.

17.

Noth lehrt beten, man sagt's; will einer es lernen, er gehe Nach Italien! Noth findet der Fremde gewiß.

18.

Welch ein heftig Gedränge nach diesem Laden! wie emsig Wågt man, empfängt man das Geld, reicht man die Waare dahin!

Schnupftaback wird hier verkauft. Das heißt sich selber erkennen! Nieswurz holt sich das Volk ohne Verordnung und Arzt.

19.

Jeder Edle Venedigs kann Doge werden; das macht ihn Gleich als Knaben so fein, eigen, bedächtig und stolz. Darum sind die Oblaten so zart im katholischen Welschland ; Denn aus demselbigen Teig weihet der Priester den Gott.

20.

Nuhig am Arsenal stehn zwey altgriechische Löwen;

Klein wird neben dem Paar Pforte, wie Thurm und Kanal. Kâme die Mutter der Götter herab, es schmiegten sich beide Vor den Wagen, und sie freute sich ihres Gespanns.

Aber nun ruhen sie traurig; der neue geflügelte Kater
Schnurrt überall, und ihn nennet Venedig Patron.

21.

Emfig wallet der Pilger! Und wird er den Heiligen finden?

Hören und sehen den Mann, welcher die Wunder gethan? Nein, es führte die Zeit ihn hinweg: du findest nur Reste, Seinen Schedel, ein Paar seiner Gebeine verwahrt. Pilgrime sind wir Alle, die wir Italien suchen;

Nur ein zerstreutes Gebein ehren wir gläubig und froh.

22.

Jupiter Pluvius, heut erscheinst du ein freundlicher Dämon; Denn ein vielfach Geschenk gibst du in Einem Moment: Gibst Venedig zu trinken, dem Lande grünendes Wachsthum; Manches kleine Gedicht gibst du dem Büchelchen hier.

23.

Gieße nur, trånke nur fort die rothbemåntelten Frösche,

Wäre das durstende Land, daß es uns Broccoli schickt. Nur durchwäss're mir nicht dieß Büchlein; es sey mir ein Flåschchen

Reinen Araks, und Punsch mache sich jeder nach Lust.

24.

Sanct Johannes im Koth heißt jene Kirche; Venedig
Nenn' ich mit doppeltem Recht heute Sanct Markus im

25.

Roth.

Hast du Bajå gesehn, so kennst du das Meer und die Fische. Hier ist Venedig; du kennst nun auch den Pfuhl und den

26.

Frosch.

Schläfft du noch immer? Nur still, und laß mich ruhen; erwach' ich,

Nun, was soll ich denn hier? Breit ist das Bette, doch leer. Ist überall ja doch Sardinien, wo man allein schläft;

Tibur, Freund, überall, wo dich die Liebliche weckt.

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Alle Neun, fie winkten mir oft, ich meine die Musen;

Doch ich achter' es nicht, hatte das Mädchen im Schoos. Nun verließ ich mein Liebchen; mich haben die Musen verlassen, Und ich schielte verwirrt, suchte nach Messer und Strick, Doch von Göttern ist voll der Olymp; du kamst mich zu retten, Langeweile! du bist Mutter der Musen gegrüßt.

28.

Welch ein Mädchen ich wünsche zu haben? Ihr fragt mich. Ich hab' sie

Wie ich sie wünsche, das heißt, dúnkt mich, mit Wenigem

Viel.

An dem Meere ging ich, und suchte mir Muscheln. In einer Fand ich ein Perlchen; es bleibt nun mir am Herzen verwahrt.

29.

Vieles hab ich versucht, gezeichnet, in Kupfer gestochen,
Del gemahlt, in Thon hab' ich auch manches gedruckt,
Unbeständig jedoch, und nichts gelernt noch geleistet;

Nur ein einzig Talent bracht' ich der Meisterschaft nah: Deutsch zu schreiben. Und so verderb ich unglücklicher Dichter Ju dem schlechtesten Stoff leider nun Leben und Kunst.

30.

Schöne Kinder tragt ihr, und steht mit verdeckten Gesichtern, Bettelt: das heißt, mit Macht reden an's männliche Herz. Jeder wünscht sich ein Knäbchen, wie ihr das Dürftige zeiget, Und ein Liebchen, wie man's unter dem Schleier sich denkt.

31.

Das ist dein eigenes Kind nicht, worauf du bettelst, und rührst mich;

O, wie rührt mich erst die, die mir mein eigenes bringt!

32.

Warum leckst du dein Mäulchen, indem, du mir eilig begegnest? Wohl, dein Züngelchen sagt mir, wie gesprächig es sey.

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