Herzog Leopold von Braunschweig, Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Flusses, Hält dich und theilet mit dir ewig sein strömendes Reich. Ruhig schlummerst du nun beim stilleren Rauschen der Urne, Bis dich stürmende Fluth wieder zu Thaten erweckt; Hülfreich werde dem Volke! so wie du ein Sterblicher wolltest, Und vollend' als ein Gott, was dir als Menschen mißlang. Dem Ackermann. Flach bedecket und leicht den goldenen Samen die Furche, Guter! die tiefere deckt endlich dein ruhend Gebein. Fröhlich gepflügt und geså't! Hier keimet lebendige Nahrung Und die Hoffnung entfernt selbst von dem Grabe sich nicht. Anakreons Grab. Wo die Rose hier blüht, wo Reben um Lorbeer sich schlingen, Wo das Turtelchen lockt, wo sich das Grillchen ergeßt, Welch ein Grab ist hier, das alle Götter mit Leben Schön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons Ruh. Frühling, Sommer und Herbst genoß der glückliche Dichter; Vor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geschüßt. Goethe's Gedichte. I. Bd. 22 Die Geschwister. Schlummer und Schlaf, zwei Brüder, zum Dienste der Göt ter berufen, Bat sich Prometheus herab seinem Geschlechte zum Trost, Aber den Göttern so leicht, doch schwer zu ertragen den Menschen, Ward nun ihr Schlummer uns Schlaf, ward nun ihr Schlaf uns zum Tod, . Beitma a ß. Eros, wie seh' ich dich hier! In jeglichem Händchen die Sanduhr! Wie? Leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit? ,,Langsam rinnen aus einer die Stunden entfernter Geliebten; Gegenwärtigen fließt eilig die zweyte herab.“ Wa r 11 u n g. Wecke den Amor nicht auf! Noch schläft der liebliche Knabe; Geh', vollbring' dein Geschäft, wie es der Tag dir gebeut! So der Zeit bedienet sich klug die sorgliche Mutter, Wenn ihr Knäbchen entschläft, denn es erwacht nur zu bald. Einsamkeit. Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen, Gebet Jeglichem gern, was er im Stillen begehrt! Schaffet dem Traurigen Trost, dem Zweifelhaften Belehrung, Und dem Liebenden gönnt, daß ihm begegne sein Glück. Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten, Jeglichem, der euch vertraut, tröstlich und hülflich zu feyn. Erkanntes Glú ď. Was bedächtig Natur sonst unter viele vertheilet, Erwählter Fels. Hier im Stillen gedachte der Liebende seiner Geliebten; Heiter sprach er zu mir: Werde mir Zeuge, du Stein! Doch erhebe dich nicht, du haft noch viele Gesellen; Jedem Felsen der Flur, die mich den Glücklichen nåhrt, Jedem Baume des Wald's, um den ich wandernd mich schlinge; Denkmal bleibe des Glücks! ruf' ich ihm weihend und frch. Doch die Stimme verleih' ich nur dir, wie unter der Menge Einen die Muse sich wählt, freundlich die Lippen ihm küßt. Ländlich ́e s G l û Æ. Seyd, o Geister des Hains, o seyd, ihr Nymphen des Flusses, Wir dem gebahnten Pfad folgend beschleichen das Glück, Philome e l e Dich hat Amor gewiß, o Sängerin, fütternd erzogen; Geweihter Plak. Wenn zu den Reihen der Nymphen, versammelt in heiliger Sich die Grazien heimlich herab vom Olympus gesellen; Der Park. Welch ein himmlischer Garten entspringt aus Oed' und aus Wüste, Die Lehrer. Als Diogenes still in seiner Tonne sich sonnte, und Calanus mit Lust stieg in das flammende Grab, Welche herrliche Lehre den raschen Sohu des Philippus, Wäre der Herrscher der Welt nicht auch der Lehre zu groß! Versuchung. Reichte die schädliche Frucht einst Mutter Eva dem Gatten, Koftest du, Lydia, fromm, liebliches büßendes Kind! Daß der Himmel dich nicht deinem Geliebten entzieh. |