aussicht hat auch die Gemeinde getheilt. Denn als sie vernahm, dass der Verfolger den Namen Jesu bekenne, da hielt sie sich misstrauisch zurück und selbst Ananias sprach sich voller Bedenken aus. Aber χάριτι θεοῦ εἰμὶ ὅ εἰμι“ so fährt der Apostel fort. Kein Ringen zwischen Leben und Tod, sondern das Leben bricht mit Macht aus dem Schóosse des Todes hervor 94). „Пoλ☎ μᾶλλον ἡ χάρις τοῦ θεοῦ καὶ ἡ δωρεὰ ἐν χάριτι τῇ τοῦ ἑνὸς ἀνθρώπου Ἰησοῦ Χριστοῦ περισσεύει, καὶ ὑπερπερισσεύει εἰς ζωὴν alvtov Röm. 5. Was zögerst du, so spricht Ananias; stehe auf, lass dich taufen. Und er empfängt die Taufe zur Vergebung seiner Sünden, er tritt in die xaivótys der (w ein. Ein neuer Mensch κατὰ θεὸν κτισθεὶς ἐν δικαιοσύνη taucht auf; τὰ ἀρχαῖα παρῆλθεν, ιδού, καινὰ γέγονεν τὰ πάντα. Ist jemals im ganzen Umfange der christlichen Geschichte der Begriff der neuen Geburt so recht voll und ganz verwirklicht worden: es ist in dem gegenwärtigen Falle geschehen. Sonst wird er immer nur in irgend einem Grade, nur in approximativer Weise wahr. Ueberall hat es sonst eines erneuerten ἀποθέσθαι τὸν παλαιὸν ἄνθρωπου bedurft, überall sonst eines stetigen ανανεοῦσθαι ἐν πνεύ ματι νεός, ἐνδύσασθαι τὸν καινὸν ἄνθρωπον: hier ragte Nichts von dem Alten in die neue Periode hinein; die Brücke ist abgebrochen, der Faden der Continuität ist entzwei. Wer urtheilt. wohl anders, wenn er sein prüfendes Auge auf dem Paulusleben ruhen lässt! Nur die Vergangenheit trägt die Mahlzeichen der Sünde, die Gegenwart ist rein und λws rein. Er kann vergessen was dahinten ist, denn jetzt sind seine Hände fleckenlos. Und woher dieser Effekt? Wer hätte sich dessen von dem exτρωμα versehen, das „ὡςεὶ ἴσον θανάτῳ” am Boden liegt? Ja von dem Herrn ist Solches geschehen und wunderbarlich ist es

34) Vgl. AG. 9, 22: Σαῦλος μᾶλλον ἐνεδυναμοῦτο.

vor unsren Augen! Paulus hat die nãoa paxpodopía gerühmt, ἣν ἐν ἐμοὶ πρώτῳ Ἰησοῦς Χριστὸς ἐνεδείξατο" (1 Tim. 1, 16): aber eine andre Seite kehrt er zumeist noch entschiedener hervor. Und welche? Er preiset „, tò úñeрßálλov μéjedos tŷs duváμεως αὐτοῦ εἰς ἡμᾶς τοὺς πιστεύοντας κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ xpáτous tys loyúos autou" Ephes. 1, 19; 3, 7. Und diesen Preis, den er nach obenhin opfert, den verkündigt er der Welt und spricht: ἔγειραι ὁ καθεύδων καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν καὶ ἐπιpaбoet oot 6 Xptatós, Eph. 5, 14. Aber das Medium, welches φαύσει σοι Χριστός, zu dem Zweck dieser Machtentfaltung gedeiht, worin ist dasselbe zu sehen? Das Wort des Verherrlichten, „Ich bin Jesus, den du verfolgst", ist der Träger dieser Kraft, ist der Faktor des Effekts. Wir leugnen es nicht und können es nicht leugnen, irgendwie hat der Geist, der die Gemeinde durchgeht, zu dieser Wirkung cooperirt. Kein geringes Contingent hat namentlich Ananias zum Erfolge contribuirt. Nur überschätzen darf man diesen Beitrag nicht. Bengel hat eine hochbedeutsame Bemerkung gemacht. Periculo non vacant, qui sine communione hominum idoneorum quaerunt viam coeli. ouyxaτáßaois admiranda est, quod Dominus nobiscum agit per similes nostri". Gewiss hat er darin Recht. Aber entsetzt hätte er sich vor der -Aufstellung, dass die wesentlich wirksame, dass die durchschlagende Kraft von der Gemeinde ausgegangen sey. Nimmermehr hätte er sich darin zu finden vermocht. Aber sie leuchtet auch Niemand ein, selbst ihren eignen Vertretern nicht; und sie kann es nicht. Sie spinnen sich in diese Anschauung ein, echauffiren sich dafür und geben ihr durch verschiedene Mittel ein kleidsames, gefälliges Gewand. Und sie ist doch nichts andres, als eine Auskunft, zu welcher sie sich genöthigt sehen. Wohin sonst sollen sie sich auch flüchten, wenn der Glaube an den Auferstandenen und an das Sedet ad dextram Dei in ihrem

Bekenntniss fehlt? wenn sie darauf aus sind, diesem Glauben ein Fundament und einen gewichtigen Zeugen zu entziehen? 95) Uns ist natürlich gar viel daran gelegen, dass grade dieser Zeuge uns erhalten bleibt. Nennt er sich selbst den čoxaτos áνTov, nun wir wissen, seine Dignität hebt ihn auf eine viel höhere Stufe empor. Aber unser Interesse ist hierin nicht erschöpft. Steht nemlich die Realität dieser Manifestation des Verherrlichten fest, so vollzieht sich von selbst ein Rückschluss andrer Art. Wir gewinnen einen Einblick in die dóga, in die der Herr durch Todesleiden eingegangen ist, und wohl einen andren, als wie ihn das Gesicht des Protomartyr vermittelt hat. Stephanus hat ihn gesehen wie er ist in seiner Herrlichkeit: hier wird er handelnd offenbar; er handelt ἐκ δεξιῶν δυνάμεως, er, der υἱὸς θεοῦ óprodels av duvάust. Wir sehen das Haupt der Gemeinde; wir sehen den König des Reichs!

95) Neander hat richtig gesehen und zutreffend geurtheilt, wenn er hierin die Wurzel einer Bewegung fand, die in seinen Tagen anhob, von deren modernen Extravaganzen er freilich keine Ahnung gehabt. In eine Polemik trat er nicht ein. Er erkannte eine Kluft, so breit und so tief, dass keine Verhandlung ihm rathsam oder nur möglich erschien.

3. Der König des Reichs.

Gott

Wäre darin der ganze Effekt des erzählten Vorgangs beschlossen, dass der Mann des Unglaubens ein gläubiger Jünger wird, μὴ γίνου ἄπιστος ἀλλὰ πιστός“: dann dürfte das Urtheil über das Unterfangen der Kritik ein milderes seyn. Ein Vorwurf fiele ihr allerdings unter allen Umständen zur Last, und das Gewicht desselben ist schwer. Was irgend in Menschenkräften steht, was die Sprache vermag, was die Versicherung und die Betheuerung leisten kann: der Apostel verflicht es zum Erweise, dass er empirisch Reales berichte. Das ist der Ton, in welchem er davon erzählt: ἀλήθειαν λέγω ἐν Χριστῷ, οὐ ψεύδομαι, συμμαρτυρούσης μοι τῆς συνειδήσεως ἐν πνεύματι ἁγίῳ“; εἰδοὺ ἐνώπιον τοῦ θεοῦ ὅτι οὐ ψεύδομαι; τὁ θεὸς καὶ πατὴρ τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ οἶδεν ὅτι οὐ ψεύδομαι“. und die Wahrheit ruft er als seine Zeugen an: und die Theologen finden in sich den Muth zu einem Zweifel oder zum Widerspruch? Aber versuchen wir es einmal von dieser Erwägung abzusehen. Gelingt es, so greift in der That eine äusserst bedenkliche Frage Platz. Die christliche Gemeinde, zumal zu der Zeit, da sie der Geist in ungebrochener Kraft durchging: war sie zu schwach oder war sie mächtig genug, wenn es ein hartes Herz, das Herz eines Verfolgers zu brechen galt? Sie steht uns zu hoch, diese erste Gemeinde, als dass die Antwort anders als bejahend lauten kann. Ein Gemüth zum Glauben an Jesum zu neigen, selbst ein starres und widerstrebendes Gemüth, dazu hätte ihr Vermögen zu der Zeit sicher ausgereicht. Aber Be

kebrung, ist das der Begriff, welcher den Effekt im vorliegenden Falle erschöpft? Wurde Paulus durch das Erlebniss bei Damask nur ein μadytys motós und weiter nichts? Wir wissen, er selbst hat sich anders darüber erklärt. Nichts geringeres datirt er von dieser Stunde, als das von dem Herrn ihm überantwortete Apostolat 96). Vielfach hat seine Erinnerung den Moment vorübergehend gestreift; mehrfach hat sie auf demselben in seinen Apologien beruht: aber immer und überall ist diess der Gesichtspunkt ihrer Reflexion. Nicht den Hirten weist sie auf, welcher dem Verirrten nachgeht, bis dass er ihn finde, auf dass er ihn rette; wohl aber den König des Reichs, welcher das „σκεῦος ἐκλογῆς τοῦ βαστάσαι τὸ ὄνομά μου ἐνώπιον τῶν ἐθνῶν υἱῶν τε Ισραήλ" zu treffen, zu gewinnen weiss. Was hat der Apostel dem Synedrium in seiner Vertheidigungsrede dargethan? Er habe nicht umbin gekonnt, zu den Heiden zu gehen, denn dazu sey er berufen, ἐκλήθη, ἐτέθη εἰς ταύτην τὴν διακοvíav, er, der dróstodos tãv švov, und das eben dort, auf dem Wege gen Damask. Und welches ist die Ueberzeugung, zu welcher seine πειθώ den Agrippa und den Festus εὐξάμενος τῷ De geleiten will und allem Anschein nach auch in der That geleitet hat? Dass er gebunden worden sey im Geiste, „ δύναμαι ἃ εἶδον καὶ ἤκουσα μὴ λαλεῖν; er könne es nicht lassen, das ἀπαγγέλλειν μετανοεῖν, die μαρτυρία μικρῷ τε καὶ μsyaλ, in diese Schranken habe ihn das Erlebniss dort bei Damaskus gestellt 97).

96) Bengel: Epocha apostolatus Paulini cum hoc ipso conversionis articulo incipit".

97) Zur Vergleichung dürften ausserdem die Stellen Galat. 1, 15. 16; 1 Timoth. 1, 12-14; 1 Cor. 15, 8-10 zn empfehlen seyn. Ueberall ist es „der Apostel“, nicht „der Bekehrte", welcher sich bezeugt. In dieser Weise hat sich das Phänomen auch im Bewusstseyn der Gemeinde re