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ihr nicht soweit reicht wie bei Plotin. Denn wenn wir auch sehen, daß die Seelen auch bei Origenes keineswegs nur die Menschenseelen umfassen, sondern daß er auch bei Tieren und Pflanzen, ja bei einigen Metallen, sowie im Feuer und in den Quellen Seelen anerkennt, so besteht doch ein tiefgehender Unterschied zwischen rationabiles und irrationabiles animae: lettere stellen eine ganz andere Art von Seelen dar; sie gehören nicht zu den aus göttlichem Leben herabgesenkten Seelen 1). Es fehlt die eigentümlich plotinische Vorstellung gänzlich, daß das eine Leben der Seele von dem Göttlichen zu dem Jrdischen herabgeht, so daß das Haupt der Seele immer im Himmel bleibt, mögen auch die Füße im Schmuß waten, daß es eben nicht die ganze Seele ist, die einem sinnlichen Einzelwesen inkorporiert ist.

Die verschiedenartige Anschauung von der Entstehung der Sinnenwelt kommt auch in der von der Materie zum Vorschein. In Plotins System enthüllte sich uns gerade an diesem Punkt eine starke Dissonanz, insofern er die Entstehung des Kosmos wirklich anschaulich machen will und dies doch von seinem einzigen zu Grunde gelegten Seienden aus nicht kann. Aber jedenfalls hat die Materie bei Plotin nichts Stoffliches an sich; seine Auffassungen scheinen auf den Standpunkt hinzuweisen, der allein in dieser Beziehung Klarheit schaffen kann, auf den Standpunkt, der die Begriffe lediglich vom erkenntniskritischen Standpunkt aus als notwendig zum Verständnis der Welt erweist.

Origenes scheint einer massiveren Vorstellung zu huldigen. Er läßt den Stoff von Gott aus Nichts erschaffen und aus dem Stoff die Welt geformt sein. Das ist eine Anschauungsweise, die mit Plotin nichts gemein hat. Dabei darf man aber doch wiederum nicht verkennen, daß sich auch Origenes der Unzulänglichkeit dieser Vorstellungen wohl bewußt gewesen ist. Denn er gerade hat ja die Ansicht von der Ewigkeit der Schöpfung vorgetragen, daß der allmächtige Gott niemals ohne das All gewesen. sein könne, an dem seine Allmacht zur Bethätigung kommt, so

1) Dabei ist die Frage belanglos, ob eine vernünftige Seele auch einmal infolge besonderer Schlechtigkeit in ein Tier inkorporiert werden kann.

wie er niemals ohne den Sohn, ohne die Weisheit gewesen ist. Auch in der Definition der Materie selbst ist die philosophische Einsicht des Origenes nicht zu verkennen, wenn er sagt, daß sie nur propria ratione (dem Begriff nach) etwas neben den Qualitäten sei, daß sie aber niemals ohne Qualität existiere, oder wenn er ihr die Eigenschaft zuweist, aus allem in alles verwandelt zu werden.

Die persönliche Auffassung der Gottheit bei Origenes steht dem plotinischen Begriff der Notwendigkeit entgegen. Wohl noch im stärkeren Maß gilt dies von der gänzlich persönlichen Fassung der Seelen als Wesen, die mit einem selbständigen Willen begabt sind. Zwar redet ja auch Plotin von der Freiheit der Seelen, von Schuld und Tugendstreben, aber der Unterschied liegt hier in der Stimmung, in dem größeren Nachdruck, der auf das eine oder das andere Moment gelegt wird. Und da macht nun bei Origenes die Willensfreiheit das eigentlich Constituirende in dem Wesen der Seelen aus; er lehrt, daß die Seelen weder im Guten noch im Bösen irgend einer Notwendigkeit unterworfen seien. Allen Verschiedenheiten der Stellung und des Seins der Seelen liegt ihre eigene Entschließung zu Grunde1); das Gegenwärtige ist die Strafe oder Belohnung für das, was die Seele in früheren Welten gewesen ist. Ursprünglich sind alle Seelen gleich und ursprünglich gut geschaffen; aber dieses Gute war insofern doch kein Vollkommenes, als es nicht auf eigenem Entschluß beruhte. Damit erst wird der gottgewollte Zustand in der schließlichen Vollendung erreicht 2). Wie gewaltig den Origenes das Bewußtsein von der unendlichen Freiheit und Regsamkeit des sittlichen Willens beherrscht, das gelangt darin zu einem überraschend großartigen Ausdruck, daß sein Geist um dieses Dogmas willen auf den anderen großartigen Gedanken verzichtet, daß alle Kreaturen Gottes einstmals aus der Getrenntheit von ihm, aus dem

1) Freilich heißt es, daß gewisse Seelen von Gott zu Helfern der gefallenen Seelen gezwungen seien; aber das betrifft nur ihre Thätigkeit, nicht ihre Qualität.

2) Darum kann Origenes auch wieder sagen, daß es außer bei Gott überhaupt keine Urwesentlichkeit des Guten gebe.

Kreislauf von Schuld und Strafe zu ihm und zur bleibenden Seligkeit im Anschauen Gottes zurückkehren werden. Origenes verzichtet auf diesen Gedanken oder vielmehr er überbietet ihn durch sein Freiheitsdogma. Denn wohl wird der Zustand der Wiederherstellung von allem eintreten, aber er wird dann doch nicht das Ende der Entwicklung sein. Denn die Willensfreiheit bleibt der Seele; und so wird nach gewissen Zeitläufen das Ringen von neuem beginnen: es werden sich Seelen wieder von Gott entfernen und neue Welten werden entstehen müssen zu ihrer Strafe und Läuterung 1). Der Weltlauf hat kein Ende 2).

Ich finde keinen inneren Widerspruch darin, daß Origenes diesen Gedanken gehabt hat und doch für gewöhnlich im Hinblick auf das Ende bei dem Zustand der Ruhe und des Vollendetseins verweilt. Aber auch dabei tritt eine nicht unwesentliche Verschiedenheit zu Plotin hervor. Hier scheinen die Rollen des Philosophen und des Theologen fast vertauscht. Es ist die Sprache der Mystik, in der Plotin von dem lezten Ziel spricht, das die Seele erreichen kann, von dem Einswerden mit dem Ureinen, frei vom Körper, frei von jeder individuellen Bestimmtheit über alle Schranken, ja über das Denken selbst erhaben, das auch nur ein beschränktes Sein darstellt gegenüber dem unsagbaren, undenkbaren Entzücken, welches das Aufgehen in die Gottheit bedeutet. Auch für Origenes ist das Einssein mit Gott resp. auch mit Christus das höchste Ziel. Aber er ist kein Mystiker. Nicht nur läßt er, wie wir sahen, die Seele doch in ihrer Individualität bestehen 3), sondern der Zustand der Seligkeit selbst ist ein anderer. Origenes

1) In Hieronym. ad Avitum erhalten.

*) Man wird bei dieser Ausführung an die große Conception Heraklit's von dem ewigen Werden erinnert. Ich weiß nicht, ob irgend ein anderer christlicher Denker diesen Gedanken wieder aufgenommen hat. Es spricht aus ihm ein ungemein starker sittlicher Wille und ein unermüdlicher Thätigkeitsdrang.

3) Die vielerörterte Frage, ob dabei der Körper gänzlich abgestreift ist, kommt hier nicht in Betracht. Die Nachrichten scheinen mir zuverlässig, welche ihn von einem völligen Verschwinden der Materie reden lassen. Auf der an= dern Seite mag er auch wieder von einem „Körper“, aber einem gänzlich vergeistigten gesprochen haben. Beides ist möglich; er hat noch nicht für alle Fragen feste Antworten und läßt dem Leser häufig genug selbst die Entscheidung.

ist hier viel mehr griechischer Denker, dem die Erkenntnis das Höchste in der Welt ist, als Plotin. Wir merken es der Schilderung am Schluß des 2. Buches an, wie unersättlich sein. Durst nach Erkennen ist. Stufenweise wird er bei den abgeschiedenen Seelen befriedigt, indem sie zu immer höheren Regionen aufsteigen. Sie werden dann erkennen alle Geheimnisse des Himmels und der Erde, der Natur und der Geschichte, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, des Irdischen und Ueberirdischen. Sie werden Gott ähnlich werden im Anschauen und Erkennen Gottes.

Nur in kurzem Ueberblick haben wir uns an einem der wichtigsten Punkte die Systeme vergegenwärtigt, welche der Ausdruck der Spekulation, der ethischen und religiösen Ziele ihrer Schöpfer sind. Origenes ist vom Neuplatonismus selbst noch nicht beeinflußt, aber wir sahen, wie stark schon die Verwandtschaft seiner Gedanken mit dem neuplatonischen Weltaufbau ist. Aber bei allem tritt der christliche und der eigenartige Charakter der Persönlichkeit des Origenes doch noch deutlich genug zu Tage. Origenes, freier, starker, gleicherweise christlich wie philosophisch-wissenschaftlich bestimmter Geist hat es verstanden, in einer Glaubenslehre beide Interessen zu verbinden. Bei seinen theologischen Nachfolgern sehen wir nur zu oft, daß sie entweder einem starren Biblicismus und Realismus sich ergeben und alle Verbindung mit der Wissenschaft, mit der Philosophie aufgeben, oder daß sie fast alle christliche Bestimmtheit — gerade in der Gottesvorstellung

verlieren und die neuplatonische Weltanschauung und ihre religiöse Stimmung zu der ihren machen.

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Zufällig mit den Bestrebungen der Theosophie bekannt geworden, wandte ich mich an einen hervorragenden Führer der Bewegung um Auskunft. Darauf erhielt ich folgenden Brief. „Die theosophische Bewegung wirkt überall dort auf der ganzen Erde, wo Menschen nach wahrer Aufklärung streben und von Wohlwollen zu einander erfüllt sind, gleichviel ob sie einen Mitgliederschein der Theosophischen Gesellschaft als Organisation besizen oder nicht. Die ganze Entwicklung des Weltalls von Gott zu Gott zurück ist theosophische Bewegung im weitesten Sinne des Wortes. Der Teil der geistigen Evolution, zu dessen Trägerin die 1875 gegründete Theosophical Society bestimmt ist, besteht in der Bildung eines Kernes zur Verbrüderung der Menschheit ohne irgendwelchen Unterschied der Rasse, Nation 2c. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf der ganzen Erde, das mit diesem Hauptzweck der Theosophischen Gesellschaft einverstanden ist und seine Verwirklichung mit anstrebt, ist dadurch ein Mitglied der geistigen Gemeinschaft der Theosophischen Gesellschaft.

1) Das Wort Theosophie selbst bezeichnet zwar nur den idealen Zustand der erreichten Erkenntnis des Einen im All. Der Name für die Lehre also für das, was darstellbar ist, heißt theosophische Lehre oder Weltanschauung. Allein der Kürze wegen ist im folgenden gewöhnlich der Ausdruck Theosophie für die gesamte Bewegung gebraucht.

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