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licher ist als mein altes Leben. Diese Bürgschaft aber giebt mir eben nur und allein der religiöse Glaube, in dem ich die Gewißheit habe, daß ewiges, göttliches Leben mein Teil ist, und daß Gott, auch wenn ich scheinbar in der Nachfolge Jesu Christi und im Wandel nach seinem heiligen Gesetz der Liebe untergehe, doch für mich sorgt und mich zur siegreichen Ueberwindung kommen. läßt. Darum sagt der Herr Marc 8 35 -: wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es behalten, und Paulus Röm 835-39, daß nichts uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, und deren wir allein im Glauben gewiß sind. Der religiöse Glaube ist es also allein, der uns ein wahrhaft sitt= liches Leben ermöglicht; es giebt keine autonome Sittlichkeit, keine Heiligung aus eigener Kraft, sondern nur Heiligung im Glauben, und der Glaube ist es also, der, wie zuerst gezeigt, den Antrieb zum Guten, zum Heiligungsleben giebt, und der, wie jezt offenbar ist, allein auch die Fähigkeit und Freudigkeit verleiht, den Kampf der Heiligung und Selbstverleugnung zu kämpfen und darin nicht zu ermatten und zu erlahmen.

10.

Nur ein Punkt ist nun noch kurz zu erwägen, das ist das Verhältnis von Heiligung und Heilsgewißheit. So gewiß es ist, daß der Glaube Werke, neues Leben, Wandel in der Heiligung, Liebe wirken muß, ebenso gewiß gründet der Christ seine Heils gewißheit doch nie auf seine Heiligung, nicht darauf, daß er in der Kraft des Glaubens das Gesetz erfüllt, daß er Liebe übt; sein Heil gründet er immer und allein auf das, was Gott um Christi willen ihm erwiesen hat, oder kurz ausgedrückt auf Christus. Er gründet es auch nicht auf den Glauben; denn nicht um unseres Glaubens willen (propter fidem) werden wir gerecht vor Gott und haben wir das Heil, sondern um Christi willen durch den Glauben (propter Christum per fidem), d. h. aber, daß schließlich doch alles auf die Rechtfertigung ankommt, aber nicht auf die Heiligung, wie das in alter und neuer Zeit behauptet ist, und auch jetzt wieder,

auch wenn sie es leugnet, von der modernen Heiligungsbewegung angestrebt wird. Die Rechtfertigung aus Gnaden um Christi willen durch den Glauben, das ist der einzige Christentrost, wenn wir, die wir uns sagen müssen, daß unser Heiligungsleben stets lückenhaft bleibt, verzagen möchten. Wer es anders will, wer selbst auf seine Heiligung, seine Werke sein Heil gründen will, oder andere dazu anleitet, von ihren Werken den Rückschluß auf ihr Heil und ihre Heilsgewißheit zu machen, der untergräbt die Heilsgewißheit. Denn ist er ein ehrlicher Mensch, so wird er stets sagen: meine Heiligung ist unvollkommen! Und darin versinkt er in Verzweiflung, bleibt jedenfalls immer seines Heils ungewiß. Daran ändert es nichts, wenn die moderne Heiligungsbewegung sagt: Jesus Christus hat dir auch die vollkommene Heiligung erworben und will sie dir wie die Rechtfertigung als etwas Fertiges schenken, eigne sie dir nur durch den Glauben an! Denn jedem sagt eben sein Gewissen, wenn er nicht durch falsche Heiligungstheorien verblendet ist, daß er diese vollkommene Heiligkeit eben doch nicht besitt. Hier wird die carnificina conscientiae, wie Luther einmal sagt, nur auf ein anderes Gebiet verschoben, nämlich von der Wertung und Schäßung der Werke auf die Wertung des Glaubens; da fragt der Mensch freilich nicht mehr, wie in Rom: hast du Werke genug und sind deine Werke gut und heilig genug? er fragt: ist dein Glaube groß und fräftig genug? Was uns das Heil verdienen und des Heils gewiß machen soll, ist die Intensivität und Kräftigkeit des Glaubens. Das ist nur eine andere Art römischer Werkgerechtig keit; der Glaube ist daselbst zum Werk geworden (propter fidem!), aber er hat ganz seinen Charakter verloren als vertrauende Hingabe an den, der allein unser Heil ist.

Ueberall, wo man die Heilsgewißheit auf die Heiligung, auf die im Glauben gewirkten Werke gründen wollte, würde man ja auch, je weiter man in der Heiligung fäme, um so weiter von Jesus Christus abkommen; aber auch in der Heiligung ist es nicht Ziel und Absicht, von Christus immer unabhängiger zu werden, vielmehr nur immer abhängiger von ihm zu werden und zu bleiben, ihm sich immer

völliger zu unterwerfen und ihn immer vollständiger in sich herrschen zu lassen. Die Rechtfertigung wird niemals ein überwundener Durchgangspunkt, daß an ihre Stelle nach einer be= stimmten Zeit die Heiligung treten müßte oder könnte, so daß es dann schließlich für das endliche Heil und die Seligkeit doch auf die Heiligung ankäme. Die Rechtfertigung um Christi willen durch den Glauben bleibt immer und allezeit Ein und Alles.

Doch einen Einwurf könnte man vielleicht noch erheben, den, daß wenn unsere Heiligung auch nicht der Realgrund, so doch wenigstens der Erkenntnisgrund unserer Heilsgewißheit sei, d. h. daß wir durch unser Heiligungsleben nicht bloß die Gewißheit gewinnen dürften, sondern sogar sollten, daß wir das Heil besäßen und im rechten Glauben ständen. Ich sehe auch dafür weder in der christlichen Erfahrung noch in der Schrift irgend einen Grund, auch nicht in jenen Stellen, die von einem Gerichtet werden nach den Werken reden, oder wenn Christus sagt: daran wird Jedermann erkennen, daß ihr meine rechten Jünger seid, daß ihr Liebe unter einander habt. Denn was jene Stellen vom Gerichtet werden nach den Thaten anbetrifft, so ist der, der einmal danach urteilt, Gott, nicht der Mensch, der Gläubige selbst. Gott, vor dem alles offenbar ist, kann im abschließenden Gericht auf das Werk sehen, das auf Grund der Gabe des Glaubens entstanden ist; Jesus Christus, wenn er wiederkommt zum messianischen Gericht, sucht die Frucht, die erwachsen ist, nicht die Wurzel. Und doch, schon beim Propheten Jerem 5 3 heißt es, daß Gottes Augen auf den Glauben, die Treue sehen. Wir selbst aber werden nie darauf gewiesen, daß wir auf unsere Werke, auf unsere Heiligung sehen sollen, um zu erkennen, ob wir wirklich mit dem Herrn verbunden sind und ob unser Glaube wahr und ächt ist. Und dann jene Stelle, wo Jesus Christus sagt, daß man an der Liebe zu einander seine wahren Jünger erkennen soll, hier ist doch von einem Urteil anderer Leute die Rede und nicht von einer Selbstbeurteilung. Andere mögen und sollen an unserer Nächsten- und Bruderliebe unsere Stellung zum

Zeitschrift für Theologie und Kirche. 10. Jahrg., 6. Heft.

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Herrn, dem Urquell aller Liebe erkennen; wir selbst aber können immer und allein nur durch das Vertrauen auf unseren einigen Heiland Jesus Christus unseres Heils gewiß werden, sein und bleiben.

Denn auch nicht bewahrt wird das Heil und die Heilsgewißheit durch die Heiligung, durch die guten Werke; es heißt auch hier wie Heiligung im Glauben so Erhaltung im Glauben. Nur im Glauben haben wir den stetigen Zufluß der göttlichen Heilskräfte Christi selbst, der in allen Versuchungen und Anfechtungen, woher sie kommen mögen, aufrecht erhält. Nur im Glauben wird alles das wirksam bei uns, wodurch Christus uns im Heil und in der Heiligung erhalten will, wie Gebet, Gebrauch des göttlichen Worts und der Sakramente, Gemeinschaftsleben in der Kirche, und nur wenn wir im Glauben beharren, sollen wir heilig und unbefleckt und unklagbar vor Gott bleiben (Col 1 22 23).

Was ist also Heiligung im richtigen evangelischen Verstande? Sie ist Heiligung im Glauben, die im Glauben geübte Darstellung wirklicher evangelischer Frömmigkeit. Sie ist der Wandel des Gläubigen in dem heiligen Willen Gottes in Jesu Nachfolge. Ihr Wesen ist eben darum Wandel in der Liebe. (So schon Baier, nach Anleitung von Apologie II, 45, Konkord. Form. Sol. decl. IV, 10.) Sie vollzieht sich in der Abkehr von der Sünde, der Welt, dem eigenen Ich und in der Hinkehr zu Gott und Jesus Christus, der als die persönliche Darstellung des ewigen sittlichen. Gesetzes uns erschienen ist, beides in freiem Gehorsam des erlösten Gottesfindes und immer begleitet von der täglichen Reue und Buße, die aus dem Glauben geboren ist. Geübt wird sie innerhalb der Gemeinschaft des Reiches Gottes, nicht in absonderlichen Werken und nach sogenannten evangelischen Ratschlägen, sondern in der treuen gewissenhaften Erfüllung des Berufs, den Gott einem jeden gegeben hat und in dem ein jeder bezeugen soll, daß Jesus Christus in ihm eine Gestalt gewonnen hat und daß er nicht mehr sich selbst lebt, sondern dem, der ihn erlöst und selig gemacht hat. Das ist evangelische Heiligung, Heiligung im Glauben!

Theologische Randglossen

zu Naumanns „Demokratie und Kaisertum“.

Von

Martin Rade,

Privatdozent in Marburg.

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1.

Selten ist dem theologischen Nachdenken eine praktisch-politische Strömung so energisch zu Hilfe gekommen wie der theologischen Ethik der christliche Sozialismus der jüngsten Vergangenheit. Nicht daß die Wissenschaft diese Hilfe begehrt oder auch nur mit Freuden begrüßt hätte. Im Gegenteil, sie brachte im ganzen. dieser Bestrebungen das Vorurteil entgegen, daß weder für die Theorie noch für die Praxis Etwas dabei herauskommen werde. Und der Gang der Dinge scheint ihr Recht zu geben. Der Stoeckersche Sozialismus ist „kirchlich“ geworden, d. h. er hat sich aus der freien Arena eines nur durch das Bekenntnis zur evangelischen Idealkirche begrenzten Meinungsaustausches in die geschlossene Gesellschaft der Kirchlich-sozialen Konferenz gerettet, sofern er nicht andererseits als kleine politische Partei noch lokale Bedeutung behalten hat. Aus der theologischen Diskussion ist diese Richtung heute so gut wie ausgeschieden. Und der Naumannsche Sozialismus hat zwar nicht aufgehört, dem christlichen Ethifer Aufgaben und Fragen zu stellen, aber an der Lösung dieser Aufgaben und Fragen will Naumann selber nicht mehr Anteil nehmen. So wenigstens habe ich sein Buch „Demokratie

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