I II. · Von dem Zustande der Religion und ie Religion der ersten Menschen nach der be. gangenen Sünde, scheinet von einem nicht sehr weitläuftigen Umfange gewesen zu seyn. · Šie erkannten Gott als ihren Schöpfer, beteten ihn demüthig und dankbar an, und hofften, daß der Mos. von Gott verheissene Weibessaame ihrem Elende 3,15. ein Ende machen, und sie wieder in einen seligern Zustand versehen würde. Ausserdem brachten sie Gott die Opfer, welche ohne Zweifel von ihm selbst waren eingeseßt worden. *) Denn Moses erzählt, daß sogleich die beyden ersten Söhne Adams, Cain und Abel, ihre Opfer Gott gebracht; aber mit sehr ungleichem Erfolge. Denn €. 4. weil *) Gott hatte aus weisen Ursachen den ersten Menschen gedrohet, wenn sie sein Gebot übertreten würden, solle ten fie sterben. Nun da sie gesündiget hatten, wollte fie Gott nicht sogleich sterben, sondern zuerst durch dies selben das menschliche Geschlecht auf Erden fortpflanzen laffen. Nun war ein Mittel nöthig, ihnen auf eine inDie Sinne fallende lebhafte Weise zu verstehen zu geben, was der Tod wäre, den sie verdienet hätten, und sie doch zugleich hinlänglich zu trösten. Was war aber hierzu ge schickter als ein Opfer? Geseßt, Udam mußte ein Lamm nehmen, dasselbe schlachten und mit Feuer verbrennen: so konnte ihm dabey folgender Unterricht fehr leicht gegeben werden: Siebe, wie dieses Lamm ftirbt: fo folls * weil Cain kein frommes Herz hatte: so konnte er auch mit seinem. Gebet und Opfer Gott nicht gefallen. Abel hingegen war ein guter und gottes fürchtiger Mensch. Deswegen war sein Opfer Gott angenehm. Dieses verdroß Cain, und ob er gleich von Gott selbst gewarnet wurde, schlug er doch, von dem Neide aufgebracht, seinen Bruder todt. Die Unruhe seines Gewissens ward hierüber so groß, daß er ganz verzweifelnd ausrief: Meine Sunde ist grösser, als daß sie mir könnte vergeben werden. Er gieng hierauf zwar be gnabigt, doch wie es scheint, voll Furcht und Unruhe, von Gottes Angesicht. Unter seinen Nachkommen ist die Gottesfurcht noch mehr er. lofchen. Die vornehmsten unter denselben find folgende: 1. Hanoch. 2. Irad. 4 Methusael 5. Lamech. 2.13% solltest du sterben; wie dieses. Lamm nach dem Bilder sind doch wohl das beste Mittel, die Der lettere nahm zuerst zwo Frauen. Bon seinem zweyten Sohne, Jubal, und dessen Nachkommen, ward die Musik erfunden. Ein andrer von seinen Söhnen, Thubalkain, ward ein berühmter Künstler in Eisenwerk. Ueberhaupt scheinen seine Nachkommen an Ueberfluß und Reichthum über die Maase gewachsen zu seyn. Mos. Die Wollust nahm daher unter ihnen dergestalt überhand, daß sie die heilige Schrift nur schlecht hin Kinder der Menschen nennt, das ist, Leute, die den bösen Begierden einer verderbten Natur zu folgen, und wie der größte Theil der Mens E. 5. schen eitel und üppig zu leben gewohnt sind. .7. $3.24. Adam hatte nun ohne Zweifel noch viele an bere Kinder gezeugt. Einer von seinen Söhnen Seth, ist um verschiedener frommer Nachkommen, vornehmlich aber um des Noa willen, sehr merk würdig. Denn es gefiel Gott, diesen frommen Mann mit seiner Familie zu erhalten, da er die übrigen Menschen durch Waffer vertilgte. Noa stammt aber von Seth folgender massen, ab: 6. Henoch. 7. Methusalah. 1. Seth, 2. Enos. 3. Kenan. 4. Mahalaleel. 5. Jared. 8. Lamech. Unter den Nachkommen dieser Männer fist der rechte Gottesdienst noch am längsten erhalten wor. den. Ja Henoch war von einer so ausneh menden Frömmigkeit, daß ihn Gott wunderba rer Weise und nicht durch den natürlichen Tod I hinwegnahm. Indessen begiengen die Kinder die Mof. ser zum Theil frommen Männer, den Fehler, daß sie sich mit den Töchtern der im Grunde verderb. ten Familien der übrigen Menschen verheyrathe. ten. Denn durch diese Vermischung geschah es, daß das ganze menschliche Geschlecht mit den abs scheulichsten Lastern dergestalt angesteckt wurde, daß durch kein Mittel der Besserung Religion und Tugend unter ihnen hergestellet werden konnte. Damit nun durch einen frommen Mann ein ganz neues Geschlecht der Menschen auf Erden ents springen und ausgebreitet werden möchte: so er wählte Gott sich hiezu den rechtschaffenen Noa, famt seinem Hause. Er befahl ihm daher, hun. dert und zwanzig Jahre lang den übrigen Men fchen Busse zu predigen; dann aber ein sehr grosses Schiff zu seiner Erhaltung zu bauen. nun die Wasser, die theils aus dem Abgrunde der Erden hervorbrangen, theils in langwierigen Regen sich ergossen, sehr groß wurden, gieng Noa mit seinem Weibe, mit seinen drey Söhnen, Sem, Ham und Japhet, nebst ihren Weis bern in das Schiff. Von allen Thieren, die nicht im Wasser leben konnten, hatte er auf Gottes Befehl einige zu sich in das Schiff genom Jahr Alle übrigen Menschen und Thiere auf der der Erde turben im Wasser. Das geschahe um das 1656. Jahr nach Erschaffung der Welt 1056. Als Welt III. Geschichte von der Sündfluth achdem die Wasser auf der Erde sich wieder verlaufen hatten, gieng Noa mit allen den Seinen, und mit den Thieren aus dem Schiffe. Seine erste Beschäftigung war, daß er einen Altar bauete, und Gott seinen gnädigen Erhalter ein. Opfer brachte. Dieses gefiel Gott, und er gab dem Noa und seinen Nachkommen die gnå. dige Verheissung: Die Menschen sollten durch Wasser nicht mehr vertilgt werden. Der Res genbogen am Himmel sollte das Zeichen seyn: daß Gott dieses sein Wort gewiß halten würde. Sodann fegnete er den Noa und seine Kinder, und verbot ihnen Menschenblut zu vergiessen, und die Glieder lebendiger Thiere ganz roh im Blute zu effen. Denn so wild und grausam mögen die Menschen vor der Sündfluth gewesen seyn, daß sie dergleichen zu thun pflegten. Noa bauete benn also mit seinen Söhnen die Erde von neuem.. QUB er unter andern auch Weinstöcke gepflanzt, und von dem Safte der Trauben, wie glaublich, aus Versehen zu viel genossen hatte, ward er trunken und lag entblößt. Ham, sein jung fter Sohn, sahe das, und spottete seines Va. Darüber ward diesem muthwilligen Mens C.10. ters. V. 11. schen der våterliche Segen entzogen; und dieser Fluch des Vaters zeigte sich noch spåt an seinen Kindern. Indessen vermehrten sich die Nachkommen des Noa geschwind. Sie machten daher den Anschlag, |