ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

vor jedem Heck, an jeder Grenze, zuletzt bei des Bräutigams Gehöfte oder der Klete ein Handtuch, oder einen Gürtel (joste) hinwerfen, welche die Knechte für den Bruder (Dewerys) und die unverheirathete Schwester des jungen Ehemanns aufhoben (M. Praetorius). Heutzutage macht der Führer des Brautwagens (Palags) gewöhnlich vor jeder Hecke und oftmals, wo es ihm sonst beliebt, Halt und behauptet, die Sielenstränge seien gerissen, bis man Strumpfband, Josten (Gürtel), Schnüre hervorsucht und ihm zur Ausbesserung des Schadens überliefert. Zumal der Thorweg des Hochzeithauses öffnet sich der Braut nicht eher, als bis sie nach langem Hin- und Herreden an die Thorhüter nicht unbedeutende Geschenke von Stomenis (d. h. Stücken Leinewand von Mannslänge) Handschuhen, buntgewirkten wollenen Bändern ausgetheilt und auch das Heck damit bebunden, anderswo ein Geschenk von ihrer Hände Arbeit für die Schwiegermutter übergeben hat. Beim Eintritt in die Klete hängt die junge Frau auf den Thürschlüssel einen Stomenis. Ist dann später die Ceremonie der Abnahme des Mädchenkranzes beendigt und ihr die Frauenhaube aufgesetzt, so wird sie von den Verwandten aufs herzlichste begrüsst und überreicht ihnen nun die mitgebrachten Geschenke, dem Schwiegervater Leinwand, der Schwiegermutter eine vollständige Bekleidung, den Schwägerinnen gestickte Ueberhemden (Marschkinelen), den Mädchen, die beim Ausflechten der Zöpfe geholfen haben, Handtücher. Gisevius erlebte den Vorgang als Augenzeuge folgendermassen: Die junge Frau umhalste alle Zunächststehenden und empfing feierlich den Segen der Schwiegereltern. Darauf öffnete sie ihren Kraitisschrank (Aussteuerlade), holte eine Menge Weisszeug, Linnen und Bänder hervor und mit denselben beladen fing sie bei den Eltern mit der Vertheilung der Gaben an. Alle in der Kletis Befindlichen wurden berücksichtigt, und von der Nutaka mit Stomenis (feinen Leinwandstücken von sechs und mehr Ellen Länge) beschenkt, deren sie jeglichem eines oder mehrere wie Schärpen um den Leib band.') Endlich musste die junge Frau (Marti) durch alle Gebäude, Ställe und Schoppen gehen und vor allen diesen Baulichkeiten tanzen und sie beschenken. Auf die Schwelle des Ochsenstalles, in die Scheuer, Pferdeund Schweinestall legt sie Geld, in den Schafstall einen Gürtel (Joste), in den Kuhstall ein Kopftuch, in die Jauje (Hitzriege zum Dörren des Getreides) einen Stritzel. Jedem Baum im Obstgarten, jedem Getreidefach in der Scheuer, jedem Thor, Heck, Brunnen musste sie etwas zuwerfen. Kam sie mit Tüchern und Gürteln nicht aus, so musste sie sich mit Geld auslösen, Geld auf die Orte und Schwellen legen. Diese Sachen wurden nachher aufgehoben und unter des Bräutigams Freunde vertheilt (M. Prätorius).

Aus Brand (Reisen 147-152) lernt man die lettische Sitte, wie sie sich am Ende des siebzehnten Jahrhunderts in Livland gestaltete, kennen. Wenn die junge Frau zum Hause des Bräutigams geholt wird, wird der Brautkast (Hochzeitlade) zum präsent mit sonderlichen Geberden voran

1) N. Preuss. Provinzialbl. IV 1847 S. 215.

geführet, welcher nun mit einigen bunten Kniebändern Linnyken (so nennen sie ein Stück sichern Leinwands von 4 Ehlen und dreyviertel Quart breit oben und unten gantz bunt), etliche Groschen an Geldt, alten Schuhen, bunten gestrickten Handschuhen, und dergleiehen Grillen angefüllet ist, so ihr ihre Eltern zum Brautschatz mitgeben und davon sie etliche bunte Bänder an die Gäste austheilet". Noch jetzt vertheilt die lettische Neuvermählte am Sonntag vor der Kranzabnahme Hochzeitsgeschenke an die Schwiegereltern und Geschwister des jungen Gatten.1)

Auffällig ist, dass in unsern Sonnenliedern nicht die Braut die Gaben austheilt, sondern die Sonne und der Abendstern, welche hier wohl als Brautmutter (Brautgeleiterin) und Brautführer gedacht sein müssen. Das weist auf eine locale Verschiedenheit der Hochzeitsitte zurück, wie wir sie bei den Südslaven noch lebendig finden. Bei den Serben im Banat erhält nämlich die Braut zur Vorhochzeit (prsten-jabuka) ein Geschenk an Hemden, Strümpfen, Schuhen und Kleidern. Auf der Hochzeit schenkt die junge Frau dem Kum (dem ersten Beistand) ein Hemd, dem Starisvat (zweiten Beistand), den Deveri (Brautführern) und andern Gästen ein Tüchlein, Handtuch oder Fusssocken, die Mutter des Bräutigams theilt an alle Verwandten und Gäste Hemden und Tücher aus.) In Syrmien vertheilt auch die Svekra, die Mutter des Bräutigams die Geschenke. Sie schmückt die Basspfeife und die Pferde mit schönen Tüchern und Handtüchern und steckt auf das Dach des Hauses eine Ruthe und ein Handtuch, welches derjenige als Botenbrod empfängt, welcher zuerst den herannahenden Brautzug anmeldet. Während endlich der jungen Frau der Brautschleier abgenommen wird, überreicht die Svekra persönlich oder durch den Dudelsackpfeifer dem Kum, Starisvat und Dever vorbereitete Präsente.) In der Militärgrenze erfolgt die Vertheilung der Geschenke durch die junge Frau im Verein mit den Deveri, welche die Gaben auf blankem Säbel tragen.) Im eigentlichen Serbien vertheilt am zweiten Hochzeittage der Tschausch, die lustige Person, unter Spässen die aus Tüchern, Hemden u. s. w. bestehenden Geschenke der Braut, welche angeblich unter der Last keuchend zwei Jünglinge herbeitragen, indess die noch Verschleierte sich ohne Unterlass verneigt.")

Mit den in unseren Liedern 13. 14. 15. ausgesprochenen Gedanken berühren sich nach zwei verschiedenen Richtungen hin ein serbisches und ein finnisches Lied. Das serbische6) erzählt, wie der Morgenstern seinem Bruder, dem Monde, den Blitz erfreite und Hochzeitgäste einlud als Kum den Herrgott, als Prikum, Starisvat und Djeweri die Heiligen Johannes, Niclas, St. Peter,

1) Die dabei gesungenen Lieder s. Latweeschu tautas dseefmas I. Lpzg. 1874 n. 497–510. S. 41. Rajacsich, Leben, Sitten und Gebräuche der in Oestreich lebenden Sudslaven. Wien 1873 S, 168. 183. 184.

*) Rajacsich 158. 163. 164.

Rajacsich 148.

*) Talvj, Volkslieder der Serben II 17.

Talvj a a. O. II 91. Vuk I 131.

Pantaleon, als Brautmaid die feurige Maria, als Wagenführer St. Elias. Dann fängt er an Hochzeitsgaben auszutheilen, dem Herrgott die Himmelshöhen, St. Johannes die Winterkälte, St. Peter die Sommerhitze, der Maria lebend Feuer, dem Elias Pfeil und Donner.

Wenn sich hier sowohl der Blitz (Perun-Perkun), doch als Braut, und die Vertheilung von Hochzeitgaben wiederfinden, spinnt eine in der vierteu Kalewalarune enthaltene Episode den Gedanken, dass die Sonne bei Abend die Waldesbäume und das Antlitz der Menschen mit goldenem Schein wie mit leuchtendem Schmuck umkränze, episch fort. Eine Mutter heisst ihre Tochter in das Vorrathshaus am Berge gehen und den bunten Deckel der besten Kiste heben. Dort werde sie einen Schmuck finden, den sie anlegen möge, um dem vornehmen Freier zu gefallen, sieben blaue Röcke und sechs goldne Gürtel, die des Mondes Tochter webte und der Sonne Tochter nähte. Als sie einst, so erzählt die Mutter, in ihrer Jugend im Busch am Berge Himbeeren suchte, habe sie am Saum des Waldes die Mondestochter weben, die Sonnentochter spinnen hören; sie sei ihnen genaht und habe sie sanft gebeten:

Gieb dein Gold, o Mondestochter, Gieb dein Silber, Sonnentochter, Diesem Mädchen ohne Mittel, Diesem Kinde, das dich bittet."

Gold gab mir des Mondes Tochter,

Silber mir die Sonnentochter,

Gold mir an die schönen Schläfen,

Auf das Haupt mir schimmernd Silber,
Mit den Blumen ging behend ich,

Freudig nach dem Haus des Vaters.

Trug es einen Tag, den zweiten,

Aber schon am dritten Tage

Nahm das Gold ich von den Schläfen,

Und das Silber mir vom Haupte,
Bracht' es hin zum Haus am Berge,
That es sorgsam in die Kiste,

Hat bis heute dort gelegen,

Hab' es nie mehr angesehen.')

p. Der Sonnenbaum.

a) Sonne Rose, Rosenstock, Sonnenbaum. Ebenso durchsichtig wie die Vorstellung als Apfel ist die Auffassung der Sonne als Rose, welche deutlich ihren Anlass fand in der rosigen Farbe des Morgenroths, von der schon Homer das Bild der rosenfingrigen d. h. von Rosen an ihren Fingern, (den ersten fächerartigen Sonnenstrahlen) umgebenen, Rosen mit ihren Fingern ausstreuenden Eos entlehnt. Vgl. Hallers Morgengedanken:

Die frühe Morgenröte lacht,

Und vor der Rosen Glanz, die ihre Stirne zieren,
Entflieht das blasse Heer der Nacht.

Die Rosen öffnen sich und spiegeln an der Sonne
Des kühlen Morgens Perlenthau.

Vgl. in einem Gedicht von der Morgenröthe:

Das Lächeln, das sie hold umschwebt,

Hat sie aus Himmelslicht gewebt.

Die Rosen, damit sie sich schmückt,

Hat sie im Paradies gepflückt.

Grube, Buch der Naturlieder. Lpzg. 1851. p. 59 bei Schwartz S. M. St. 208.

1) Kalewala R. 4 V. 119-166. S. 20 Schiefner.

Eine Reihe unserer Märchen erzählt von dem Mädchen, das in den Brunnen fällt und unten auf eine schöne Wiese geräth; hier schüttelt sie einen Apfelbaum, so dass der reife Apfel herabfällt (der Sonnenapfel zum Vorschein kommt), hier melkt sie eine rothe Kuh (rothe Kühe Lichtstrahlen s. u.), hier räumt sie einen Backofen (das am Morgen wie von innerem Feuer sich röthende Himmelsgewölbe (s. o. S. 215 ff.), indem sie das Brod [den runden Kreis der allnährenden Sonne vgl. o. S. 102] herausholt. Sie befreit einen Schafbock von der Last seiner Wolle, oder findet in einem verschlossenen und verbotenen Zimmer einen goldenen Bock (s. unten); sie wäscht schwarze Wolle (die dunkele Decke der Nacht) weiss und gelangt endlich durch ein goldnes Thor im Augenblicke, wenn der Tag anbricht, helles Taglicht vor sich, schwarze Nacht hinter sich, am ganzen Leibe vergoldet, und Goldstücke, Perlen oder Rosen aus dem Munde lachend zu den Ihrigen zurück. In dieser Märchengestalt ist längst die Morgenröthe erkannt.1) Unter dem Kranz von Rosen, mit welchem die Sonne im lettischen Liede 27 den Gerstenacker täglich umkleidet, ist nach alledem sicher die Morgenröthe zu verstehen. Die Beziehung zum Saatfeld ist hier genau die nämliche wie die des Helios in den homerischen Versen Od. III 3, wo der Sonnengott Morgens am Himmel emporsteigt

ἵν ̓ ἀθανάτοισι φανείη

καὶ θνητοῖσι βροτοῖσιν ἐπὶ ζείδωρον άρουραν.

Der Garten aber, in dem neun Röslein wachsen (78), der goldne Rosengarten (79), die neun Rosenstöcke, auf denen die Sonnentochter ihren Rock trocknet (75), stehen dem Apfelbaum mit neun Seitenästen (72) gleich und bedeuten die Strahlen der Sonne, auf denen oben als Spitze die Blume des Sonnenballes prangt. Vgl. Fr. Rückert: „Die Sonn' ist eine gold'ne Ros' im Blau“ und H. Heine (Buch der Lieder): „Ueber mir in dem ewigen Blau prangte die Sonne, die Rose des Himmels, die feuerglühende." Aus dieser Rose d. i. der Sonne ist abgeleitet sowohl der goldene Rosengarten, als der in die Wolken gewachsene Rosenstock in 83. 84.

Zur bessern Begründung meiner Behauptung muss ich etwas weiter ausholen und zunächst nachweisen, dass die Sonne mit ihren Strahlen vielfach als ein sich verästelnder Baum gedacht ist. So ruft Rückert dem Schmetterlinge, dem Paradieses vogel, zu:

Streife nicht am Boden, schwebe

Dort hinan im Siegeslauf,

Wo im Blauen unbegrenzet

Blüht der Sonne goldner Baum.2)

Dieselbe Anschauung enthält ein kleinrussisches Volksräthsel3): „Es steht ein Baum mitten im Dorfe, in jeder Hütte ist er sichtbar" (Aufl. die Sonne

1) Grimm Myth. II 1054. Des Verfassers Germ. Myth. 430-440 Schwartz S. M. St. 257.

2) Der Schmetterling im Herbste. Bausteine zu einem Pantheon. Gedichte. 1836. I 70. 3) Afanasieff poet. Naturansch. d. Russ. I 517 Anm. 2.

und ihr Licht1) Hiezu stimmt ferner ein norwegisches Volksräthsel, dessen Mittheilung ich S. Bugge verdanke:

Der stend eitt tré i Billings bergje

dæ driuper ùt ivi eitt hav, hennes greiner lyse som gull, du gjeter dæk idag.

d. i. Da steht ein Baum auf dem Billings berge

Der tropft (vgl. o. S. 101) über ein Meer
(0. S. 97)
Seine Zweige leuchten wie Gold;
Das rätst du heute nicht.

Aufl. die Sonne. Dieses Räthsel erläutert den engl. Ausdruck sun-beam Sonnenstrahl, zu dem auch eine niederdeutsche Beschwörung stimmt (in een scone Exempel v. 117 in Willems Belg. Museum I 326:

noch bemane ic u meere

by der Zonnen boom en by der manen.

Steckt etwa auch in altnord. sól-gran n. Sonnenstäubchen gran. n. Fichte, so dass der Ausdruck als totum pro parte zu fassen wäre? Oder liegt diese Synekdoche nicht vor und muss an gran n. Korn, unbedeutendes Gewichtstheilchen gedacht werden?1) Wie dem auch sei, jetzt werden wir auch im Aachener Kinderreim den Sonnenbaum gewahr werden:

[blocks in formation]

Bliebe noch irgend ein Zweifel hinsichtlich des Sonnenbaums, so löst ihn die folgende Sage. „Die Bramanen erzählen: der sehr geliebte König Vicramaarca dachte eines Tages über die Kürze des Lebens nach und wurde darüber sehr traurig, bis ihm sein Bruder zum Troste folgenden Rath gab. In der Mitte der Welt ist der Baum Udetaba, der Baum der Sonne, welcher mit Sonnenaufgang aus der Erde hervorspriesst, in dem Maasse, wie die Sonne steigt, in die Höhe steigt, und sie mit seinem Gipfel berührt, wenn sie im Mittag steht, worauf er wieder mit dem Tage abnimmt und sich bei Sonnenuntergang in die Erde

1) W. Schwartz in seinem Aufsatz „der rothe Sonnenphallus der Urzeit in der Zs. f. Ethnologie 1874 S. 178 führt eine Stelle aus dem Talmud an, wo der mehrfach vorkommende Ausdruck Lichtsäule der Sonne, des Mondes für das Licht der aufgehenden Sonne und des aufgehenden Mondes folgendermassen erläutert wird: „Unter Lichtsäule der Sonne wird verstanden das Aufgehen der Morgenröthe, welche durch bricht, wie eine aufrechte Palme „Die Lichtsäule des Mondes steigt säulenartig auf, wie ein Stab, die Lichtsäule der Sonne dagegen zerstreut und hierhin und dorthin".

2) J. Müller und W. Weitz, die Aachener Mundart, Aachen und Leipzig 1836 S. 278. Vgl. Germ. Myth. 326 Anm. 1a. Die Himmelsthür wird offengehn, Kommt Jesus aus der Schule. Kocht Maria Apfelbrei, setzen sich alle Engelchen bei, nackt und bloss, alle auf Marien Schooss.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »