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selbst als „Schande für England" bezeichnet wurde, die Anwendung der „,Kitty" (Brustpresse) für die wehrlosen Frauen zur Steigerung des Ertrages von Zöllen und Abgaben, die ganze Wirtschaftsgeschichte dieses höchstbesteuerten, reichsten Landes der Welt mit der ärmsten Bevölkerung, das Anbinden der um ihre Befreiung vom Joch Englands kämpfenden indischen Rebellen" vor englische Kanonenmündungen! Dieses Urteil wird bestätigt durch Herrn Bryan, den früheren amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen, der, nachdem er längere Zeit Indien bereist hatte, in seiner Schrift „Die englische Herrschaft in Indien" folgendes schreibt:

„Während der Brite sich gerühmt hat, den Lebenden den Frieden zu bringen, hat er Millionen zum Frieden des Grabes geleitet; während er die Ordnung hervorhebt, die er geschaffen hat unter streitenden Völkerschaften, hat er das Land durch legalisierte Plünderung ausgefogen. Plünde rung ist ein hartes Wort, aber kein Drehen und Deuteln kann das gegenwärtige System seiner Schändlichkeit entkleiden. Wie lange wird es dauern, bis das Gewissen des christlichen (?) englischen Volkes das Flehen verstehen wird, das von dem gefesselten Indien aufsteigt?"

Ich erinnere weiter, um nur einige Beispiele zu geben, an die von englischen Offizieren (unter Wellington) befohlene Plünderung der Stadt Badajoz

(6. April 1812) im Halbinselkriege, wo zwanzigtausend Soldaten auf die unglückliche Stadt und ihre Klöster, Frauen und Besiß, zum Plündern und Schänden losgelassen wurden. (Colonel Maxwell, ein englischer Kriegsteilnehmer, hat dies voll Grausen geschildert.) Ich erinnere an die zwecklose Niederbrennung und Plünderung Washingtons im Englisch-Amerikanischen Kriege 1812 bis 1814, an die Niedermehlungen im Sudan durch Lord Kitchener, der sogar den toten Mahdi noch verstümmeln ließ, an die jahrhundertelang durchgeführte Versklavung Frlands, die jedem ans Herz greift, der einmal dies Land bereist hat und vergleichen konnte, wie nahe hier englischer Erobererreichtum neben grenzenLosem irischem Elend steht. Ich erinnere an den nur aus häßlichsten Erwerbsinstinkten geführten Opiumkrieg gegen China, an den den Spaniern abgetroßten Assientovertrag, der den furchtbaren, grausamen Handel mit schwarzem Elfenbein" zum englischen Monopol machte, an die Qualen der Burenfrauen und -kinder in den südafrikanischen Konzentrationslagern, an die zwecklosen Zerstörungen in Antwerpen und Rumänien in diesem Kriege unter dem Motto: „England zahlt alles!" Die ganze Kriegs- und Kolonialgeschichte Englands ist - und das geben auch Engländer, wie ihr Histo

rifer Sir John Seely, zu mit Blut und mit Tränen der Unterdrückten geschrieben. Und diese Leute magen es, uns Barbaren und Mörder zu nennen, weil wir in rechtmäßiger Selbstverteidigung für Haus und Herd, von Weib und Kind die Waffen ergriffen haben und dabei in Einzelfällen den geseglosen Widerstand der von ihnen aufgehezten belgischen Franktireurs mit Strenge niederschlugen!

Doch genug hiervon, beschäftigen wir uns noch etwas mit den anderen Vorkämpfern für „Recht und Menschlichkeit", mit Frankreich und Rußland.

Frankreich hat den Frankfurter Vertrag, der die durch Ludwig XIV. geraubten Provinzen des Deutschen Reiches wieder mit uns verband, nie wirklich anerkannt. Und doch war dies ein Vertrag wie jeder andere! In Schule und Theater, in Presse und Parlament ist vierundvierzig Jahre lang der Revanchekrieg gelehrt und gepredigt worden. Eine ganze Generation ist mit diesen künstlich genährten Gefühlen aufgewachsen. Herr Poincaré hat sich stets als das Werkzeug betrachtet, das diese heiligen Ziele" Frankreichs verwirklichen sollte. Frankreich war immer bereit, jedem Feinde Deutschlands Waffenhilfe zu leisten. Troß der De

mütigung von Faschoda im Jahre 1898 bot es im Burenkriege England sofort seine Hilfe gegen Deutschlands eventuelle Intervention an. Es war bereit, sich mit Haut und Haar England zu verschreiben, wenn England ihm nur im Kriege gegen Deutschland Hilfe leisten wollte. Es gab seine Milliarden an Rußland, um dort den Krieg gegen Deutschland zu rüsten, es rief bei dem serbischen Konflikt auf die Frage, ob es neutral bleiben wolle, unserem Botschafter pathetisch zu: „Frankreich wird seine Schuldigkeit tun." Schrie aber nachher, als wir die Konsequenzen zogen, die Schnelleren waren und eher die feindliche Grenze überschritten als die Franzosen die unsere, daß Deutschland Frankreich „überfallen“ habe! Der einzige flare und fluge Kopf und Patriot, der Frankreichs Schicksal voraussah, Herr Jaurès, wurde daher mit Wissen und Willen der Kriegstreiber ermordet. Sein Mörder wartet noch heute nach zweieinhalb Jahren auf seinen Richterspruch! Frankreichs Staatslenker wollten den Krieg, erhofften von ihm alles, und der pathologische Wutrauschzustand, in dem sich Frankreich seit dem ersten Fehlschlagen seiner Hoffnungen in diesem Kriege befindet, erklärt sich aus dem Vorhandensein eines Untergefühls, daß — der Krieg möge enden, wie er wolle

Frankreichs

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Schicksal durch ihn und durch die Schuld der Rebanchepolitiker besiegelt ist. Ein Land mit dürftiger, stagnierender Bevölkerung* und dem Ballast eines ungeheuren, der eigenen Volkszahl nicht entsprechenden Kolonialbesiges kann die Blutopfer dieses furchtbaren Krieges nicht mehr überwinden. Wir erkennen die Tapferkeit und den Heroismus der französischen Armee voll an, wir würdigen den Geist, der ihre Truppen an der Marne, bei Verdun und an der Somme immer wieder zum Sturmangriff führte. Wir bedauern, daß eine deutsch-französische Verständigung, die der Welt am ehesten vielleicht einen dauernden Frieden hätte geben können, nie möglich war und ist.

* „Temps" veröffentlichte am 18. Januar 1917 nach einer Zusammenstellung des Abgeordneten Honnorat folgende Zahlen über die Geburten und Todesfälle in den nicht beseßten Gebieten Frankreichs: 1913: 604 454 Geburten, 588 809 Todesfälle, 1914: 594 222 Geburten, 647 549 Todesfälle, 1915: 382 466 Geburten, 644 301 Todesfälle. Demnach ist die Zahl der Sterbefälle in den beiden lezten Jahren gegen das Normaljahr 1913 um je gegen 60 000 gestiegen, während die Zahl der Geburten 1914 um rund 10 000, 1915 um 226 000 zurückging. Das Heeresgebiet ist hier nicht einbegriffen, in welchem, wie Honnorat hervorhebt, beinahe alle Todesurkunden für die auf dem Schlachtfeld Gefallenen ausgefertigt werden.

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