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gegen die Menschen will ich auch gegen Gott ehrlich verfahren, und alles, was aus der früheren blasphematorischen Periode noch vorhanden war, die schönsten Giftblumen, habe ich mit entschlossener Hand ausgerissen, und bei meiner physischen Blindheit vielleicht zugleich manches unschuldige Nachbargewächs in den Kamin geworfen . . . . Die religiöse Umwälzung, die in mir sich ereignete, ist eine bloss geistige, mehr ein Act meines Denkens als des seligen Empfindelns, und das Krankenbett hat durchaus wenig Antheil daran, wie ich mir fest bewusst bin. Es sind grosse, erhabene, schauerliche Gedanken über mich gekommen, aber es waren Gedanken, Blitze des Lichtes, und nicht Phosphordünste der Glaubensbisse. ... (April, 21., 1851, S. 522). Dass ich schon längst eine grosse Abneigung gegen den deutschen Atheismus empfand, schon längst bessere Überzeugungen in Betreff der Existenz Gottes hegte und mit der Manifestation derselben eine geraume Zeit warten wollte, vielleicht um dem lieben Gott eine surprise zu machen

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Freunde, die in nicht zu entfernter Zeit Heine öfter besuchten, berichten von ihm Ähnliches (Zwölf Bilder nach dem Leben, v. Fanny Lewald, Berlin 1888, S. 255): „Ja, rief Heine, sehen Sie, dass es ein höchstes Wirken, ein höchstes Wesen gibt, darauf weist den Menschen seine ganze Natur hin. Geben wir, wie wir müssen, dies letzte Wirken zu, so müssen wir ihm auch eine Individualität geben und diese reich und edel ausstatten." ... Die Verfasserin bemerkt dazu: Ich hatte nicht die Überzeugung, dass Heine glaube, was er sage. Weshalb er es sagte, darüber war ich mir nicht im Klaren; vielleicht trachtete er sich selber zu überreden, vielleicht wollte er uns veranlassen, das Letzte vor ihm auszusprechen" (S. 257.) Nachdem Fanny Lewald mit Entzücken von Heine's Erklärungen der BibelErzählungen gesprochen hatte, sagte Heine: „Und doch müsste ich jetzt alles ganz neu schreiben, jetzt, wo ich die Poesie und die culturhistorische Bedeutung der Bibel wie auch ihren ethischen und religiösen Gehalt weit besser verstehe."

Der Neffe Heine's, Embden, theilt uns in seinem „Familienleben Heinrich Heine's (Hamburg 1892)" das vom 13. November 1851 datierte und im 3. Bureau" (am 20. Februar 1856)

hinterlegte Testament seines Onkels mit. Im §. 7 dieses Documentes heisst es unter anderem: „Seit 4 Jahren habe ich jedem philosophischen Stolze entsagt und bin zu religiösen Ideen und Gefühlen zurückgekehrt. Ich sterbe im Glauben an einen (uni) ewigen Gott, den Schöpfer der Welt, dessen Barmherzigkeit für meine unsterbliche Seele ich erflehe. Ich bedaure, hie und da in meinen Schriften über heilige Dinge ohne die ihnen gebürende Ehrfurcht gesprochen zu haben; aber ich war dazu mehr durch den Geist meiner Zeit als durch meine eigenen Neigungen (propensions) verleitet worden. Wenn ich hiedurch die guten Sitten und die Moral, welche die Grundlage (vrai essence) aller monotheistischen Religionen ist, beleidigt habe, so bitte ich Gott und die Menschen um Verzeihung."

Wenn man gesonnen ist, den „Schalk" in Heine noch so hoch anzuschlagen, so wird man doch zugeben müssen, dass eine in so feierlichen Ausdrücken abgegebene, seit Jahren öffentlich hinterlegte Erklärung, die darum wohl bestimmt war, auf die Nachwelt überzugehen, entweder durch ein damals wirklich bestehendes religiöses Gefühl oder wenigstens durch den Wunsch dictiert wurde, an ein solches glauben zu machen.

und

Man hat sich hie und da gewöhnt, die Naturforscher,Ch. Darwin und darunter vor allen die Anhänger Darwins, als religiösen Religion. Gefühlen feindlich gesinnt hinzustellen. Mögen sich einzelne Anhänger dieser Richtung auch immerhin in diesem Sinne ausgesprochen haben, so bleibt es doch schwer begreiflich, wie man im Princip, in Darwins Lehre eine Geneigtheit, religiösen Gefühlen als solchen entgegenzutreten, finden will. Eine der Grundideen Darwins ist doch ohne Zweifel die höchste Perfectibilität; wird diese nun bis zu den letzten Grenzen gedacht, so bleibt wohl die Berührung mit Überirdischem nahe genug.

Vor allem liegt hier daran, das „Glaubensbekenntnis" Darwins selbst zu kennen.

Hinsichtlich der religiösen Überzeugungen von

Charles Darwin finden wir in dem von seinem Sohne herausgegebenen „Leben“ des grossen Gelehrten eine Reihe von Bemerkungen. (Leben und Briefe von Ch. Darwin,"

herausgegeben von seinem Sohne Francis Darwin, aus dem Englischen von J. Victor Carus, Stuttgart 1887, I. Bd., S. 281 ff.) Ihnen zufolge hat Darwin, wenn er nicht besonders aufgefordert ward, sein Schweigen hierüber zu brechen, sich in seinen Werken der Bemerkungen über diese Fragen sorgfältig entschlagen, weil er das Bewusstsein in sich trug, religiösen Fragen kein zusammenhängendes, systematisches Nachdenken gewidmet zu haben, und in seinen älteren Tagen bei seiner sehr geschwächten Gesundheit sich nicht mehr für fähig hielt, ihm bisher so fremd gebliebenen Anschauungsweisen eine tiefe Erforschung widmen zu können; doch glaubt er der Ansicht Raum geben zu sollen, dass die Entwicklungstheorie mit dem Glauben an einen Gott völlig vereinbar sei, dass er aber darauf aufmerksam machen müsse, dass „ver„schiedene Personen verschiedene Definitionen von dem ,,haben, was sie unter Gott verstehen".

„Die Wissenschaft habe nichts mit Christus zu thun, „ausgenommen insofern, als die Gewöhnung an wissenschaft,,liche Forschung einen Mann vorsichtig macht, Beweise anzu„, erkennen."

Darwin glaubt nicht, dass jemals irgendeine Offenbarung stattgefunden habe, so wie er auch den Wundern grossen Widerstand entgegensetzt. Übrigens liessen sich alle diese Fragen nicht vollständig beantworten.

Einestheils schien ihm die Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dass das grossartige und wunderbare Weltall,,mit uns bewussten Wesen" durch blossen Zufall entstanden sei, der Hauptbeweis für die Existenz Gottes zu sein; auf der anderen Seite konnte er mit dem Einwurf nicht fertig werden, dass mit der Existenz eines solchen Gottes die ungeheuere Masse von Leiden, welche in der Welt verbreitet sind, kaum zu vereinbaren wäre.

Wiederholt kommt er darauf zurück, dass die Religion eines Menschen und der Glaube an die Unsterblichkeit,,eine wesentlich private Angelegenheit" sei, dass er sich nicht anmassen" dürfe,,,auch nur das geringste Licht auf solche abstruse Probleme zu werfen, dass das Geheimnis des Anfangs aller Dinge für uns unlösbar" sei, und dass er sich bescheide, ein Agnostiker zu bleiben“.

Als Quintessenz der Ansichten seines Vaters in dieser Beziehung führt der Sohn folgenden Auszug aus einem Briefe von 1879 an (An Mr. J. Fordyce adressiert und von ihm in seinen Aspects of Scepticism" 1873 veröffentlicht):

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Was meine eigenen Ansichten sein mögen, das ist eine „Frage, welche für niemand von irgendeiner Bedeutung ist, als für mich selbst. Da Sie aber fragen, so darf ich wohl sagen, dass mein Urtheil häufig schwankt..... In den äussersten Zuständen des Schwankens bin ich niemals ein „Atheist in dem Sinne gewesen, dass ich die Existenz eines „Gottes geleugnet hätte. Ich glaube, im allgemeinen (und „desto mehr und mehr, je älter ich werde), aber nicht immer, dass Agnostiker*) die correcteste Bezeichnung für meinen Seelenzustand sein würde."

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So viel diese Äusserung auch an Bestimmtheit, nach mehrfacher Richtung hin, zu wünschen übrig lassen mag, so bleibt wohl darüber kein Zweifel, dass derjenige, welcher nie das Dasein Gottes geleugnet hat, religiösen Anschauungen und Gefühlen nicht entfremdet werden kann.

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Religion.

Ein anderer hoher Priester der Wissenschaft, L. von Ranke und Ranke, zeigt in jeder Stelle seines jüngsten, grossangelegten Werkes der Weltgeschichte“, wenn er von religiösen Entwicklungen handelt, wie innig und warm er dergleichen Empfindungen von Menschen und Völkern auffasst. Gleich auf der ersten Seite des angeführten Werkes finden wir die Stelle: Das Göttliche ist immer das Ideale, das den Menschen vorleuchtet; dem menschlichen Thun und Lassen wohnt zwar noch eine ganz andere, auf die Bedingungen des realen Daseins gerichtete Tendenz inne, aber es strebt doch unaufhörlich nach dem Göttlichen hin." Deutlicher als in den letzten Worten konnte der Altmeister der historischen Wissenschaft wohl kaum der Überzeugung Ausdruck geben, dass die religiöse Empfindung dem Menschen angeboren, sein tiefes Bedürfnis sei.

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*) Weit verbreitet in philosophischer und in populärer Form ist die agnostische Ansicht, für welche das Object der Religion nicht zu entdecken und nicht zu erkennen ist, die aber darum auf die Pflege religiöser Stimmungen und Gefühle nicht verzichten zu müssen glaubt." (P. T. Chantepie de la Saussaye, I., 1. c. S. 53. Freiburg i. B., 1887.)

Arneth, Hellenische u. römische Religion.

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Nachdem wir die Überzeugung zweier Führer in jenen Wissenschaften kennen gelernt haben, die der jetzigen Richtung auf geistigem Gebiete ihr Gepräge vor allen anderen aufgedrückt haben, wird es uns interessieren, die Ansicht jenes Mannes kennen zu lernen, der mehr als wohl irgendein anderer unserer Zeitgenossen auf die Umgestaltung der Geschicke unseres Welttheiles eingewirkt hat. Es ist begreiflich, dass der Mensch, so lange er strebt, seine Ansichten über wichtige Gegenstände von Zeit zu Zeit in mehr oder weniger grosser Ausdehnung ändert. Es kann daher niemanden wundern, wenn Männer, besonders wenn dieselben sehr erregbarer Natur sind und Äusserungen in sehr verschiedener Lebenszeit und noch überdies zum Theil in solchen Augenblicken gethan haben, wo die Aufregung hie und da eine grosse war, mit sich selbst nicht jedesmal in strengem Einklange zu stehen scheinen. Nichtsdestoweniger wird sich in der Regel der rothe Faden finden lassen, der ihre Meinungs- und Gefühlswelt durchzieht, und ein Unterschied gemacht werden müssen zwischen bloss zufälligen Einfällen und Ideen, die häufig und bei wichtigeren Gelegenheiten wiederholt zum Vorschein kommen. Alles dies ist gewiss bei Bismarck in Erwägung zu ziehen, wenn man sich ein Bild seiner Anschauung über die uns beschäftigende Frage machen will: aus den verBismarck schiedensten Lebensphasen des Reichskanzlers liegen AusReligion. Sprüche und Mittheilungen vor, die der gewiss als leidenschaftlich zu denkende Mann theils mündlich, theils schriftlich, theils im Momente der Erregung, theils in der vollkommenen Ruhe der brieflichen Mittheilungen gethan hat. Hier kann es nicht daran liegen, den verschiedenen Schattierungen der religiösen Ansichten des genannten Staatsmannes nachzugehen; für uns war an dieser Stelle nur wichtig, zu sehen, ob Bismarck als Mensch und als Staatsmann von der Nothwendigkeit religiöser Empfindungen durchdrungen ist, und auch seine Überzeugung in diesem Sinne ausgesprochen hat. Ein paar Äusserungen, die der Reichskanzler bei verschiedenen Gelegenheiten gethan hat, und die wir den ,,Studien zu seinem Charakterbilde" von Moritz Busch (Leipzig 1884) entnehmen, werden diesen Beweis wohl vollständig erbringen.

und

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