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Mythologie verdankt man dem Venetianer Noël Conti (Natalis Comes), der in seinem Werke,,Mythologiae sive explanationis fabularum lib. X., Venedig 1568" eine Erklärung der religiösen Mythen des Alterthums in 10 Büchern schrieb. Nach seiner Ansicht sind alle Lehren der Philosophie in den Mythen verborgen und auch von Plato und Aristoteles unter dieser Hülle überliefert worden.

Seit jenen beiden Vorgängern ist das Religionswesen der Alten in der verschiedensten Weise beleuchtet worden, wobei man nicht selten eigenthümliche Ansichten mit der kirchlichen Überzeugung von der Ur-Offenbarung und der Entstehung der Mythologie aus der missverstandenen und entstellten biblischen Offenbarung auf die mannigfaltigste Weise verquickte. Es soll im Nachstehenden versucht werden, die Hauptrichtungen anzugeben, nach denen die Mythologie bisher bearbeitet wurde.

Vielen Anklang fand von jeher die nach dem Messenier Euhemeros benannte Anschauungsweise, die darauf ausgieng, die Mythen, welche die Götterlehre behandeln, als historische Thatsachen hinzustellen. Entweder geschah dies in der Weise, dass man die Götter als Helden darstellte, die einst wirklich existierten, oder dass die Götter Dienste und Culte bedeuten, die sich untereinander befehden und verdrängen; daraus erhellt, dass die Mythologie überhaupt eine Geschichte der alten Religionen darstelle, welche hiebei nicht nach ihren inneren Motiven, sondern nach ihrem äusseren Verhalten erwogen werden.

Als Vertreter der ersteren Richtung mag der Abbé A. Banier (Mythologie ou les fables expliquées. Paris, 1738, 3 Voll. 4.) gelten; ihm schliesst sich noch ein neuerer französischer Bearbeiter der Mythologie A. C. Moreau de Jonnés (Les temps mythologiques, Paris 1876) im wesentlichen an; die zweite Richtung vertritt besonders St. Croix (Recherches historiques et critiques sur les mystères de Paganisme, Paris 1784).

Die kirchliche Lehre der Ur-Offenbarung erlebte ihrerseits gleichfalls verschiedene Abänderungen. Einerseits nimmt ein sogenanntes Urvolk mit einer reineren Gotteserkenntnis an, welche aber früh unter den verschiedenen Völ

man

kern auf die mannigfaltigste Weise entstellt verbreitet worden sei, während die reinere Lehre nur unter der Priesterkaste und den Eingeweihten festgehalten, jedoch in den verschiedenartigsten Umhüllungen den Nachfolgern überliefert wurde. Anderseits dachte man sich diese alten Überlieferungen als von der Priesterkaste rein zur Täuschung der grossen Masse und zu dem Zwecke erfunden, die Privilegien und das Anschen der Kaste beizubehalten.

In der verschiedensten Weise wurde die Etymologie auf die überbrachten Götternamen und sonstigen Mythen angewendet. Schon alte Dichter spielen mit Namen und Herleitungen. Vor allen wurde nach der gerade herrschenden Richtung bald diese, bald jene Sprache zur Herleitung der Namen benutzt. Bei der Unkenntnis, welche so lange über Sprachenbildung und allem, was damit zusammenhängt, herrschte, hielt man lange Zeit, und zwar bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die hebräische Sprache für die Mutter der übrigen und man suchte sich aus ihr die Kenntnisse über den Ursprung der Götternamen und Mythen zu verschaffen; viele Bücher wurden geschrieben, um zu beweisen, wie die griechische, die lateinische und alle anderen Sprachen vom Hebräischen abzuleiten seien. Erst Leibniz wies auf das Verfehlte dieses Gedankens und der hieher bezüglichen Forschungen hin (Max Müller, Wiss. d. Sprache, I. S. 108 ff.). Mit der irrigen Ansicht, dass die hebräische Sprache die Mutter aller übrigen sei, hängen die Versuche jener Gelehrten zusammen, welche in der griechischen Mythologie Spuren nicht profaner, sondern heiliger Personen aufsuchten. So glaubte Bochart im Saturn Charakterzüge des Noah, und in seinen drei Söhnen Jupiter, Neptun und Pluto die drei Söhne Noah's zu erkennen (Geographia sacra, lib. I.); so hielt er den Nimrod für den Bacchus, den Magog für den Prometheus; Vossius (de theologia gentili et physiologia christiana, Amstelodami 1668) stellt ebenso die Minerva mit Naamah, der Schwester des Tubalkain, zusammen u. s. w.; Huet sucht (Demonstratio evangelica, Parisiis 1607) die Echtheit der Bücher des alten Testamentes dadurch zu beweisen, dass er sich bemüht zu zeigen, wie fast die gesammte Götterlehre der heidnischen Nationen von Moses entlehnt sei. Auf ihn werden als auf ihr Urbild Zoroaster, Or

pheus, Apollo, Vulcan und Faunus zurückgeführt, und des grossen hebräischen Gesetzgebers Schwester, Miriam oder sein Weib Zippora sind in den Augen des französischen Bischofs die Vorbilder aller heidnischen Göttinnen. Selbst in der neuesten Zeit sind Bestrebungen in dieser Richtung nicht ganz aufgegeben; zu solchen neigt (in seinem Werke über Homer) auch Gladstone, indem er in der griechischen Mythologie ein getrübtes Bild der heiligen Geschichte der Juden zu entdecken sucht; so will er z. B. im Jupiter, im Apollo und in der Minerva die verschwommenen Umrisse der drei Personen der Dreieinigkeit erkennen (Max Müller, Sprachw., II. S. 375).

Als nun später die Hieroglyphen erforscht, die indischen Veden gelesen, die Keilschriften entziffert wurden, suchte man in diesen neuen Quellen Aufklärung über die uns beschäftigenden Dinge. Die nähere Kenntnis von Ägypten, Phönikien und Indien führte aber auch dazu, die Mythen dieser Länder als Hilfsmittel zur Erklärung der Mythen anderer Völker zu benützen, wie man denn sogar so weit gieng, die Lehren des alten und neuen Testamentes in den indischen Sagen vorgebildet zu finden.

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Eine wichtige Anregung für das Religionsgefühl hat sich Todtenuns beim Anblick des Todes ergeben und wir müssen wiederholt darauf hinweisen, dass gerade im erschütternden Um- schiedenen stande, dass der vor kurzem noch blühende, kräftige Mensch Animismus, plötzlich ausathmet und mit demselben das Weggehen eines Fetischis. Theiles seines Selbst und die Leblosigkeit (Bewegungslosigkeit) Zauberei, des hinterbleibenden Theiles eintritt, der tiefwirkende Ein- Mysterien.) druck besteht. Dieser, und das hieraus folgende so häufige Sich beschäftigen mit dem Todten, ist sonder Zweifel die Ursache, dass den Hinterbliebenen im Traume und in Visionen die Gestalt des Dahingegangenen erscheint, und dass man die Verpflichtung fühlt, für ihn und sein ferneres Heil zu sorgen. Was immer mit der Ansicht von einem Leben nach dem Tode, der Fortdauer der abgeschiedenen Seele, also mit dem Glauben an eine Unsterblichkeit, zusammenhängt, mag hierin, so weit es mit natürlichen Anregungen in Verbindung steht, seinen Ursprung gefunden haben. Hierin wurzelt auch alles, was unter dem Namen Animismus (Tylor), Seelencult u. s. w. bekannt ist. Zwischen Seelen" und „Geistern" wäre

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aber der Unterschied zu machen, dass im Sinne des Animismus die „Seelen" bestimmten Individuen während ihres Lebens angehört haben, während die „Geister", von den Seelen sonst nicht verschieden, ein allgemeiner Besitz sind. Seelen" werden nicht nur in einzelnen Menschen, sondern auch in einzelnen Pflanzen, einzelnen Thieren, während des Lebens wirkend gedacht; ihnen verdankt das Leben im allgemeinen den Ursprung. Wenn die Seelen und Geister, sie mögen nun Menschen oder Dingen angehören, frei herumschweifen, so spricht man von Spiritismus; sobald sie einzelnen Gegenständen eingekörpert sind, von Fetischismus. Die Fetische, vom Portugiesischen feitico, bezauberte Sache, wahrscheinlich von der Wurzel facticius, bezeichnen aus Stein oder Holz gearbeitete Gegenstände, welche den Menschen theils Objecte der religiösen Verehrung, theils Zaubermittel sind. Fetische finden wir bei den verschiedensten Völkern*), und sie bezeichnen jedenfalls den niedersten Grad des Seelencultus. *) Vielleicht, ja sogar wahrscheinlich, tragen ursprünglich alle die unbeholfenen Götterbilder den Charakter des Fetisch und es mag bei diesen primitiven Zeichen oft inniger gebetet worden sein, als bei den vollendetsten Werken der Kunst.

Fetische finden sich, wenigstens im Anfange der Geschichte, bei fast allen Völkern; lange sogar bei den Hebräern: man erinnert sich, dass Rahel, als sie mit Jakob floh, die Theraphim ihres Vaters stahl (1. B. Mose, XXXI. 19 und 30).

Noch jetzt ist bei den Negern im Westen von Afrika, bei den Damaras und Dinkas, unter den niederen amerikanischen Stämmen (Dakotas), bei den turanischen Stämmen Nord-Asiens, bei den Hindus u. S. W. der Fetisch und ähnlicher Cultus weit verbreitet (Tylor, Anfänge der Cultur, Leipzig 1873, II., S. 157 ff.).

Ein Brahmane, der in den englischen Schulen zu Madras seinen Glaubeu verloren hatto, sagte zu Hübner (à travers l'Empire brittannique, Paris 1886, I., 464): Die Brahmanen, welche nicht in englischen Collegien studiert haben, sind alle Gläubige". Sie verfertigen Idole und glauben darnach aufrichtig (sincèrement) an die Gottheit ihrer Arbeiten.

"

Nicht völlig hieher gehörig, aber genau verwandt mit unserm Gegenstande ist der folgende Vorgang, dem Hübner (1. c. 470) beiwohnte: Bei einer sehr feierlichen Gelegenheit und in Gegenwart einer sehr grossen Volksmenge bildeten junge Leute in gerader, unbeweglicher Haltung Spalier. Sie stellten Idole der Hindu-Mythologie vor. Ihr Gesicht war entweder vergoldet oder blau, grün oder roth lackiert. Vermöchten sie das Rollen ihrer grossen schwarzen Augen völlig zu hemmen, so müsste man sie für ebensoviele Statuen halten. Bei einer früheren ähnlichen Gelegenheit fiel

Mit dem Fetischismus hängt genau zusammen, was immer mit Zauberei (Schamanismus), mit Magie, Mysterien und Ähnlichem in Verbindung steht.

Eigenthümlich ist dem Animismus und Verwandtem besonders, dass er sittlichen Gedanken und Motiven ferne bleibt. (Chantepie de la Saussaye, I. 42.) Ebensowenig kennt er eine religiöse Lehre, ein Lehrgebäude. Er ist, bei den Griechen wenigstens, in seiner glänzendsten Form, in den Mysterien, auf Pracht, auf Schaustellung, besonders aber auf Trostspendungen hinsichtlich der Fortdauer nach dem Tode angewiesen, worauf eine ganze Reihe von Äusserungen von Aristoteles, Plutarch, Isokrates, Pindar, Sophokles und Cicero hinweisen, die wir des Näheren besprechen werden, wenn von den griechischen Mysterien eingehender gehandelt werden wird. Was bei den Griechen klar am Tage liegt, lässt sich natürlich bei anderen Völkern, deren Literatur weniger bekannt ist, oder bei denen überhaupt keine solche besteht, nicht mit derselben Gewissheit behaupten; doch dürfte es nicht zu kühn sein, anzunehmen, dass den verwandten Formen des Religionswesens ein ähnlicher Ursprung zugrunde liegt.

Vielleicht gehen wir nicht zu weit, wenn wir die Vermuthung aufstellen, dass die bei so vielen Völkern bestandenen geheimen Culte, die theils gefürchtet, theils von den Gewalthabern verfolgt wurden, häufig auf dem Seelencult und was damit zusammenhängt, fussten.

Nicht oft genug kann darauf hingewiesen werden, dass die beiden Hauptanregungen des religiösen Gefühles, die durch die Eindrücke des Universums und durch jene hervorgebracht werden, welche durch den Anblick des Todes in uns entstehen, zwar der grösseren Klarheit wegen bei ihrer Besprechung scharf auseinandergehalten werden müssen, dass sie aber in der Wirklichkeit sehr oft ineinander greifen. Es dürfte in Wahrheit kaum einen Volksstamm geben, kaum eine selbst noch so vorgeschrittene Religionsform bestehen, in welcher sowohl der Einfluss der Natureindrücke, als auch das, was man Animismus" genannt hat, ohne alle Einwirkung eines jener vermenschlichten Götterbilder todt zur Erde. Durch den Lack, mit dem man ihm Gesicht und mehrere Körperstellen überstrichen hatte, war die Transpiration verhindert und so der Tod herbeigeführt worden.

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