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geben hat, die nach ihm gestorben sind und noch ster= ben werden, wollen wir uns nun wegwenden und

II. mit unserer Betrachtung bei der Menge verweilen, die ihn bei seinem Einzuge in Jerusalem begleitete. In einer anderen Stimmung und in einem anderen Verhältnisse sehen wir diese; aber auch von ihr können wir lernen; denn sie giebt uns ein ermunterndes und ein warnendes Beispiel.

1.) Ermunternd für uns ist nehmlich zuerst die gro= ße und warme Anhänglichkeit, welche sie dem Erlöser bewieß, und die Verherrlichung, die er von ihr in einem Maaße erfuhr, wie es ihm noch nicht unter den Menschen begegnet war. Wie wir, meine geliebten Freunde, auch urtheilen mögen von denen, die den Herrn bei seinem Einzuge in die Hauptstadt umringten, wie viel Grund wir auch haben mögen zu glauben, ihre Freude, ihr Preis und ihr Lob sei nicht aus einer ganz reinen gött= lichen, sondern zum Theil aus einer trüben weltlichen Quelle gefloffen, aus dem Wunsche den Gefeierten bald unter sich in allem Glanz und in aller Majestät eines irdischen Königs zu sehen, ganz in irdische Hoffnungen und Wünsche versunken konnten sie doch nicht sein, die ihm mit so freudiger Begeisterung zuriefen: gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! ein großes Gefühl seiner göttlichen Herrlichkeit hatte ge= wiß auch sie ergriffen. Das wird um so wahrscheinlicher, wenn wir bedenken, daß diejenigen, welche ihn so freudig als den Sohn Tavids, als den Messias begrüßten, auf dem langen Wege aus Galilåa sich zu ihm ge=

sammelt, ihn schon mehrere Tage lang begleitet, viele Worte göttlicher Weisheit von ihm vernommen und viele Thaten göttlicher Macht von ihm gesehen hatten. In seinen Reden und in seinem Betragen war gewiß nichts gewesen, was sie håtte veranlassen können auf ihn große Hoffnung für ihr irdisches Glück zu sehen; vielmehr hatte er unstreitig, so oft er zu ihnen redete, inmer ihren Sinn von dem Zeitlichen auf das Ewige gewendet und ihnen auch wohl das nicht verschwiegen, was ihm zu Jerusalem bevorstand. Und so war es gewiß hauptsächlich das Gefühl der großen göttlichen Gnade, die ihnen durch ihn in den Tagen ihres Zusammenseins mit ihm erschienen war, was sie in eine so freudige Begeisterung ausbrechen ließ; sie wünschten, daß dasselbige Gefühl, von welchem sie so innig bewegt waren, sich auch allen denen mittheilen möchte, zu denen er jekt kam, und auf welche Weise sich auch mit diesem Wunsche irdische Absichten verflechten mochten, das war doch der herrschende Gedanke, welcher fie trieb, daß der große Prophet, der unter ihnen wandelte, der lange verheißene und erwartete Messias sei, und daß er jeßt einziehe in die Hauptstadt des Landes in dem Namen des Herrn. Und eben deshalb, meine geliebten Freunde, kann und soll das Beispiel dieser Menschen eben so zur Anregung und Belebung unsers chriftlichen Gefühls dienen, als jede andere erfreuende und wohlthuende Erfahrung, die wir machen von der Verherrlichung des Erlösers unter den Menschen. Jene hatten ihn erst wenige Tage gesehen, sie konnten noch nicht eingedrungen sein in das rechte Verständniß seiner

Worte und seiner Zwecke, sie begriffen weder die Nothwendigkeit der Leiden, denen er entgegenging, noch glaub= ten sie an das Eintreten derselben, und doch mit dieser unvollkommenen Erkenntniß, gezogen von der Macht des göttlichen Gefühls, welches er in ihren Herzen angeregt hatte, breiteten sie Kleider auf den Weg, bestreuten den= selben mit Zweigen, und wurden nicht müde, ihm ihr Hosianna zuzurufen, ihm Glück und Heil von oben zu ers flehen. Wir, meine geliebten Freunde, kennen den Erldser anders und besser, und hat die lange geschichtliche Entwickelung seines Reiches den Sinn für seine göttliche Offenbarung geöffnet, uns bezeugen so viele Jahrhunderte die Gnade Gottes, welche durch ihn den Menschen er= schienen ist, uns steht er geistig nåher als jenen, die ihn körperlich schauten; sollte es uns nicht also noch mehr als jenen geziemen, ihn mit freudiger Begeisterung zu empfangen, so oft er kommt unter uns einzuziehen in dem Namen des Herrn? Nun ist er freilich der ewige König, der beständige Lenker und Regierer des göttlichen Reichs, welches er auf Erden gestiftet hat, und er ist immer nahe allen, die an ihn glauben; aber am nächsten tritt er uns doch an jenen großen und festlichen Tagen, wo seine Gläubigen sich versammeln, um irgend ein Ereigniß seines irdischen Lebens in festlicher Erinnerung zu feiern. Dann kommt er immer aufs Neue zu uns in dem Namen des Herrn. Das haben wir gewiß alle ge= fühlt in dieser Zeit, welche ganz besonders dem Andenken an seine Leiden gewidmet ́ift, und das werden wir vor allem fühlen an dem Tage, der noch in dieser Woche

zum Gedächtniß seines Todes uns um sein Kreuz versammeln wird. So zieht er also heute gleichsam wieder unter uns ein" in sein Leiden, wie er damals in die Stadt zog, die ihm den martervollen Tod bereitete, und wie damals die Menge ihn lobpreisend verherrlichte, so wollen auch wir ihn unter uns aufnehmen, nicht mit iener stürmischen Freude, sondern mit der stillen, der eine heilige Wehmuth beigemischt ist, aber doch mit jener tiefen und wahren Begeisterung, die aus der Betrachtung des unvergånglichen Heiles entspringt, das durch seinen Tod uns geworden ist.

Aber, meine andächtigen Zuhörer, wenn wir uns so das ermunternde Beispiel vor Augen halten, das einst Menschen in der Verherrlichung des Erlösers uns gege= ben haben, so müssen wir es doch gleich wieder fühlen, wie gar nichts dasselbige ist gegen das reine und unbefleckte Vorbild, das uns der Meister selber hinterlassen hat, sondern wie unmittelbar die Sünde die schönsten Aufwallungen des menschlichen Gefühls trübt und vernich= tet. So war es bei denen, die den Erlöser bei seinem Einzuge in Jerusalem verherrlichten, und darum können fie uns auch

2.) zu einem warnenden Beispiele dienen. Denn trotz der großen und freudigen Begeisterung, mit welcher sie ihn aufnahmen als einen göttlichen Gesandten und ihn als den Fürsten des Friedens in die Hauptstadt einführten, gerieth er dennoch nach wenigen Tagen in die Gewalt seiner Feinde, und von seinen begeisterten Verehrern regte sich auch nicht einer ein freies und küh

nes Wort für ihn zu sprechen, geschweige mit muthiger That der ihm drohendenden Gefahr zu begegnen und seine Rettung zu versuchen. Waren sie plötzlich anderer Meinung über ihn geworden durch die erbitterte Stims mung, die sie in der Stadt gegen ihn fanden, oder wag= ten sie nur aus Furcht ihre Ueberzeugung nicht laut werden zu lassen, oder konnten sie das traurige Ende, welches das Schicksal des Herrn nahm, mit ihren Erwartungen von ihm nicht in Uebereinstimmung bringen, immer war es ihr unståter und wankelmüthiger Sinn, der sie von ihm entfremdete, der die glühende Begeiste= rung schnell erkåltete und an ihre Stelle eine dumpfe Gleichgültigkeit treten ließ. Ach! meine geliebten Freunde, was wir so mit Betrůbniß an ihnen wahrnehmen, das wiederholt sich noch immer mehr oder weniger in jedem menschlichen Leben. Es ist dem an eine sinnliche Natur gebundenen Geiste des Menschen nicht gegeben, sich lange auf der Höhe eines großen Gefühls und einer reinen Begeisterung zu erhalten, sondern auf die Stunden geistiger Erhebung und Entzückung folgen andere, in denen das irdische Leben wieder herantritt mit seinen Bedürfnißsen, mit seinen Forderungen und Ansprüchen und allmåhlig die Flamme abkühlt und auslöscht, die so warm und so glånzend in dem Herzen gebrannt hat. Nur einzelne Augenblicke und Stunden haben wir, in denen wir uns ganz über das Zeitliche emporschwingen und in dem Göttlichen und Ewigen leben können; dann faßt uns der Strom des Frdischen wieder und führt uns in seinen Fluthen mit fort. Und so soll es sein. Nicht vor der Zeit, ehe es

Gott

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