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Welches, meine geliebten Freunde, ist das Gefühl, das Euch bei dem Anhören dieser schmucklosen und doch so bedeutungsvollen Worte ergriffen hat? Hat Euch nicht aus denselben der milde Hauch eines göttlichen Trostes und einer göttlichen Freude angeweht? Und habt Ihr es nicht empfunden, daß in denselben für die tiefsten Wunden des Herzens ein lindernder Balsam enthalten ist? Höchst einfach erzählen sie uns, nicht wie die Auferste= hung des Herrn selber geschah, sondern was diejenigen dachten, empfanden und erfuhren, die zuerst von dem großen Ereigniß die Kunde erhielten, und wie es natůr= lich ist, daß wir uns in ihre Stelle versetzen und die Gefühle, von welchen sie bewegt wurden, übertragen auf åhnliche Erfahrungen, die wir selber gemacht haben und noch machen werden, so bietet sich uns für unsere heutige Betrachtung ein Gesichtspunkt dar, der auf eine merkwürdige Weise alles Einzelne, was die Erzählung unsers Evange= lii enthält, umfaßt. Die frommen Weiber nehmlich mit ihrer Sehnsucht nach dem durch den Tod ihnen entrissenen Erldser regen zunächst in uns das Andenken an diejenigen auf, die auf dieselbige Weise unserer irdischen Umarmung entzo= gen worden sind; aber dasselbige große Ereigniß, welches ihren niedergeschlagenen Muth aufrichtete und belebte, muß auch uns zum Trost und zur Freude gereichen. Wenn ich nun von diesem Gesichtspunkte aus über den verlesenen Abschnitt der heiligen Schrift zu Euch reden will, so habe ich diesesmal für meine Betrachtung keine weitere Eintheilung, als daß ich Schritt für Schritt den Worten unsers Textes folgen werde. Den Hauptgedan

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ken aber, der sich durch das Ganze hindurchziehen und alles Einzelne verknüpfen wird, will ich so ausdrücken :

die Auferstehung des Herrn unser Trost und unsere Freude bei dem Andenken an unsere Todten.

Der Tag war geendet, an welchem der Fürst des Lebens blutend am Kreuze seinen Geist aufgegeben hatte, und auf ihn folgte ein Sabbath, ein Tag der Ruhe, an welchem die Freunde und Verehrer des göttlichen Meisters in einsamer Stille das schwere schreckliche Ereig niß bedachten und auch den Todten ruhen ließen, in dem Grabe, in das er gelegt worden war. Aber als der Sabbath vergangen, war, kauften die from men Weiber, die den Herrn geliebt hatten, Specerei, auf daß sie kámen und falbeten ihn, und sie kamen frühe zum Grabe. Es war ihrem Herzen ein füßes Bedürfniß die theuren Ueberreste dessen zu schmücken, der ihnen im Leben alles gewesen und nun, wie sie meinten, ihrem Anschaun, für das zeitliche Dasein auf immer entzogen war. So find auch wir, meine theuren Freunde, wenn ein geliebter Mensch uns sterbend verz lassen hat, zunächst um seine irdische Hülle beschäftigt, theils um sie zu schmücken für die wenigen Lage, an denen uns noch vergönnt ist sie zu schauen, theils um sie in den Schooß der Erde zu bestatten, und die unruhvolle Thätigkeit, in welche uns das verseßt, läßt uns nicht zu dem ganzen Gefühl des großen Verlustes kommen, den wir erlitten haben. Aber wenn nun das äußere Leben

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sein Recht erhalten hat und das innere fich freier Bewegen kann, dann folgt ein Gefühl unendlicher Leere und eine Sehnsucht, die uns unabläßig nach der geliebten Seele zieht, die von uns gegangen ist. So wurden auch die heiligen Weiber gezogen nach dem Grabe des Herrn. Über als fie auf dem Wege dahin waren, da ging die Morgenfonne auf als ein Bild des neuen verklärten Lebens, in welches, ohne daß sie es wußten, ihr Freund schon ges treten war. Sie aber, froh des göttlichen Zeichens, das ihnen in ihrer Trauer erschlen, und es betrachtend als ein Unterpfand der unvergånglichen Gnade Gottes, durch welche dem Menschen jeder dunkle Pfad des Kummers erhellt wird, wandelten weiter nach dem Ziele ihrer Sehnsucht. So kamen sie zu der Stätte, wo sie die Hülle des geliebten Todten zu finden hofften; aber ein banger Zweifel ergriff fie, als sie bedachten, daß das Grab mit einem großen Stein verschlossen war, und fie sprachen unter einander: wer wälzt uns den Stein von des Grabes Thür? Ach! meine geliebe ten Freunde, jedes Grab, das einen der Unsern deckt, ist auch verschlossen mit einem schweren Steine, den wie nicht heben können und der uns die irdische Wiedervereinigung mit unsern Gestorbenen unmöglich macht., Ge= löst sind die Bande der zeitlichen Liebe, welche uns an sie knüpften, geendet ist der frohe Wechselgenuß gegenseiti gen Gebens und Empfangens, in Trümmern liegt das ir dische Glück, das wir in ihrem Besike fanden; weit weg find sie gezogen aus unsern Armen, die sich so oft liebend aufthaten sie zu umfangen; vergebens will un--·

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fer Mund fie begrüßen, vergebens will unser Auge fie schauen in dem weiten Raume der Schöpfung; kein antz wortender Laut von ihnen begegnet unserer Klage, kein irdisches Zeichen verkündigt uns, daß auch sie das Gefühl unendlicher Sehnsucht theilen, mit welchem wir zu ihnen gezogen werden. Wo sollen wir sie suchen in der fichtbaren und unsichtbaren Welt? Sind sie hinüber ges rettet in das Land eines ewigen Friedens, von welchem eine dunkle Ahnung in unserer Seele weissagend spricht? Oder haben sie nur geendet den irdischen Lauf gleich ans dern vergånglichen Dingen, die um und neben uns fallen, um in andern zeitlichen Formen und Verbindungen wies der zu erscheinen, und ist mit dem zeitlichen Tode auch ertödtet in ihnen das Leben des Geistes, das, als sie unter uns weilten, so frei und selbstständig war? Und wenn ihnen durch Gottes Gnade beschieden ist in hdheren Gebieten des Daseins freier und seliger die Schwingen des Geistes zu regen, werden wir einst, wenn der Tod unsere irdische Wallfahrt geendet hat, sie wiederfinden in den Wohnungen des Lichts, und wird das Band der Liebe, das in der Zeit geknüpft war, auch da seine vereinigende Kraft behalten, wo keine Zeit und kein Raum mehr ist? Das sind die bangen und schweren Zweifel, die fich, so lange wir einer höheren Erleuchtung durch den Glauben entbehren, drückend auf unsere Seele legen,, die sogar oft wieder den Frieden vernichten, den wir schon in Stunden großer Erhebung gefunden hatten; dann treibt es uns in unserer Einsamkeit und Verlaffenheit hin zu der Ståtte, wo unsere Geliebten ruhen, und

weinend sprechen wir dann mit jenen heiligen Weibern wer wålzt uns den schweren Stein, von des Grabes Thür?:

Aber Gottes Gnade ist reicher und mächtiger als wir bitten und verstehen, und während wir zweifelnd an der dunklen Pforte stehen, die aus der Zeit in die Ewigkeit führt, hat långst sein Sohn, der Auferstandene, den Stein hinweggewålzt, der ihn in der Behausung des Los des einschloß und der unserm Blicke das höhere Leben perbirgt. Nur eines erleuchtenden Strahles göttlicher Gnade in unser Herz bedürfen wir, um wahrzunehmen, daß schon alles und mehr noch geschehen ist, als wir begehren. So begegnete es den Freundinnen des Herrn. Denn als sie in banger Verlegenheit vor dem Grabe standen und nach einer Hülfe sich umsahen, siehe! da war der schwere Stein schon hinweg genommen, und eine große Ahndung. dessen, was schon die steigende. Morgensonne ihnen ver= kündigt hatte, durchbebte ihr Herz. Noch wußten sie freilich nicht, auf welche wunderbare Weise der Gez kreuzigte von seinem Vater verherrlicht worden war, sondern sie gingen hinein in das Grab, in der Meinung dort seinen Leichnam zu finden; aber er war nicht mehr da, sondern statt seiner ein Jüngling in langem weißen Gewande, der ihnen zurief: entfehet Euch nicht; Ihr suchet Jesum von Nazareth den Gekreuzigten; er ist auferstanden und ist nicht hie; fiche da die Ståtte, da sie ihn hinlegten. › So war der Herr den Banden des; Grabes entstiegen, und hatte, wie er oft seinen Jüngern vorher verkündigte, ge=

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