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VI.

Daß wir alle als Jünger Christi denselben Schmerz in uns tragen sollen, der sein Leben bewegte.

Am zehnten Sonntage nach Trinitatis 1821.

Der chriftliche Glaube, welcher uns alle vereinigt, ifst

nicht allein darum für uns die Grundlage alles Hohen und Herrlichen, was sich unter uns erzeugt und gestaltet, weil er in Geboten und Lehren die Richtschnur eines heiligen Gottgefälligen Lebens enthält, sondern noch vielmehr deshalb, weil er uns in der That und Wahrheit an einem großen Musterbilde das Ziel schauen läßt, auf welches alle unsere Bestrebungen und Anstrengungen ge= richtet werden müssen. Von allem, was hoch unter den Menschen genannt und was herrlich unter ihnen geprie= sen wird, ist das Höchste und Herrlichste in demjenigen erschienen, der aus des Vaters Schooße kam die sündige Welt zu erlösen und das Himmelreich auf Erden zu gründen. Sein heiliges Bild steht über der Menschheit als ein glänzendes Gestirn, welches über alle Völker und Zeiten die leuchtenden und wärmenden Strahlen aus

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gießt und allen Wanderern die sichere Straße zeigt, auf
welcher sie allein aus der Nacht des Irrthums und der
Sünde zu wahrem Lichte gelangen und aus dem Löde
zum Leben hindurchdringen können. In seinem Wandel
schauen wir eine bewundernswürdige Einigung von Kräft
und Milde, von Ernst und Freudigkeit, von Hoheit und
Demuth, von Lebendigkeit und Ruhe, und seitdem er un
ter den Menschen erschienen ist, fehlt es ihnen nicht mehr
an dem Anschauen der göttlichen Gerechtigkeit und Wahr-
heit, nach welcher sie sich bis dahin vergeblich gesehnt
hatten, sondern aus seiner Fülle können sie alle nehmen
Gnade um Gnade, und ganz unmöglich ist es,
daß, so
lange fie ihn haben, sie jemals wieder zurücksinken
können in die alte Finsterniß und Rohheit, aus welcher
er sie errettet hat. Wenn wir nun voll Bewunderung und
Ehrfurcht sein heiliges Leben betrachten, um das unsrige
danach zu bilden, so finden wir alle Aeußerungen desselben
begleitet von jener innigen Wehmuth, welche das Erb=
theil aller hohen Menschen gewesen ist, die in ihrem Ge-
müthe die Sehnsucht nach etwas höherem getragen haben
als diese Erde geben kann; unter der Thorheit, unter der
Sünde und dem vielfachen Elend der Menschen konnte
der Gottmensch nicht anders wandeln als voll heiligen
Schmerzes. Dieser Schmerz aber, wie er das Grundge=
fühl seines irdischen Lebens war, mußte nothwendig sich
auch denjenigen mittheilen, die unmittelbar von ihm erregt
und von seinem Geist angeweht wurden, und so zieht sich
auch durch das Leben seiner Günger in allen verschiedens
artigsten Aeußerungen desselbigen dieselbige heilige Weh-

muth, von welcher der Herr erfüllt war, ja noch jekt können diejenigen, die am meisten von seiner Fülle in sich aufgenommen haben, am wenigsten frei bleiben von dem Schmerze, der, weil er in dem Erlöser gewesen ist, auch nothwendig mit zu dem Wesen einer wahrhaft christlichen Gesinnung gehört, Steht sein heiliges Bild vor uns als das höchste Ziel alles unsers Strebens und has ben wir keinen größeren Wunsch, als ihm ähnlich zu werden, so müssen wir auch sein Kreuz auf uns nehmen und die Schmerzen mit ihm theilen, die er getragen hat. Darüber laßt uns nun nach Anleitung unsers Evange liums näher nachdenken.

Lucă 19, 41-48

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Und als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an und weinete über sie und sprach: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet; aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wa-. genburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ångsten, und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkennet hast die Zeit, darinnen du heimgesuchet bist. Und er ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die darin

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nen verkauften und kauften, und sprach zu ihnen: mein Haus ist ein Bethaus, ihr aber habt es gemacht zur Mördergrube. Und er lehrete täglich im Tempel. Aber die Hohens priester und Schriftgelehrten und die Vornehmsten im Volk trachteten ihm nach, daß sie ihn umbråchten. Und funden nicht wie sie ihm thun sollten; denn alles Volk hing ihm an und hörete ihn.

Das verlesene Evangelium zeigt uns den Erlöser in einem der bewegtesten Augenblicke seines Lebens, in dem vollen Erguß seines von tiefem Schmerze ergriffenen Gefühls, und, wie immer, so steht er auch hier vor uns als das heilige Vorbild, welchem wir nachfolgen sollen. Des= halb wollen wir nun mit unserer Betrachtung nicht allein bei dem Zustande verweilen, in welchem er sich befand, sondern davon die Anwendung auch auf unser Verhalten machen. Je lebendiger wir nehmlich ihm angehören, de sto gewisser muß es uns sein

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daß wir alle als seine Jünger denselben< Schmerz in uns tragen sollen, der sein Leben bewegte.

Das werden wir aber nur dann mit rechter Klarheit erkennen, wenn wir nicht nur die Nothwendigkeit, sondern auch das Heilsame dieses Schmerzes für uns nachweisen,

I. Von dem Ersten werden wir uns überzeugen, wenn wir nach Anleitung unsers Textes auf dasjenige sehen, was dem Erlöser seinen Schmerz erregte,

II. Von dem Zweiten, wenn wir an seinem Worte und Beispiele lernen, wozu dieser, Schmerz uns treiben und spornen soll.

1. Zuerst also fragen wir: welches war der Schmerz, der das Leben des Erlösers bewegte? Unser Text zeigt uns den Erlöser auf der letzten Reise, die er in die Hauptstadt seines Volks that, und in der Stunde, wo er die Stadt erblickte, in welcher ihm geordnet war den martervollen Tod zu finden. Als er nun nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an und weinete über sie und sprach: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dies fer deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient; aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Nicht also war es der Gedanke an das schwere Geschic, dem er selber entgegen ging, an die Schmach und Verfolgung, an die Qual und den blutigen 'Tod, welche. seiner warteten, nicht war es dieser Gedanke, welcher ihm Thrånen auspreßte, sondern ein höherer Schmerz füllte feine Seele, den er mit sich getragen hatte durch sein ganzes Leben,

der Schmerz über die Sünde der Welt. Jeht wo er die Stadt sahe, in der er vergebens so viele

Wor=

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