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nicht vorbei eilen; mur nicht kosten von ihr in diesem Augenblikte, sondern nur in sie schauen; denn sie ist auch, wie jede reine Quelle, ein Spiegel, in welchem das Bild der Welt und unsër eigenes, ja selbst das der Gottheit, wiederstrahlt. Jedoch ents halten wir uns der Versuchung, in Bildern weiter auszusprechen, was sich am leichtesten in ihnen ausdrücken läßt. Wir stellten oben den Sah auf: „Im Bewußtseyn haben wir den natürlis chen Standpunkt unserer Betrachtung," d. h. der menschlichen Betrachtung überhaupt. Das Wort,,Betrachtung“ bezeichnet genau den Akt, den wir zu vollziehen haben, wenn wir überz haupt etwas erkennen wollen, was es auch immer sen. Die gemeinste Erfahrung giebt den Beleg hiezu. Um ein Gemåhlde, eine Gegend, einen Menschen u. f. w. zu erkennen, muß man Alles dieß zunächst betrachten. Allerdings bezieht sich dieser Ausdruck lediglich auf das Auge; allein was beim Sehen nöthig st, nämlich das Auffassen, ist zu jeder Art der Erkenntniß uöthig; und so erlauben wir uns diesen Ausdruck, der von der Thätigkeit des vorwaltendsten Sinnes hergenommen ist. Das Fundament aller Erkenntniß liegt demnach in der Betrachtung, oder wenn man lieber will, in dem Auffassen des Gegenstandes der Erkenntniß. Es braucht nicht erwiesen zu werden, daß hier Der Betrachtende, außer seiner Aufmerksamkeit, nichts, der Gez genstand aber Alles giebt. Der Betrachtende ist also reinweg ein Empfänger: er nimmt den Gegenstand auf. Dies fes Aufnehmeu nun läßt sich ohne eine Hingabe an den Gegenstand' gar nicht denken: denn in dem Augenblicke der Aufnahme muß alle entgegengesette, d. h. alle Selbst-Thätigkeit schweigen, überhaupt alle eigentliche. Thätigkeit, indem der Moment der Aufnahme ein Afficirt werden, und, wenn man will, ein Leiden ist, obwohl nur ein Leiden im Gegensatze des Thuns. Jemehr der Betrachter selbstgeschäftig ist, etwa denkend, bevor er den Gegenstand gehörig aufgefaßt hat, desto we

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niger wird er ihn erkennen, d. h. das am Gegenstande finden, was demselbeu eigenthümlich angehört. So geht es manchen Personen, z. B. beim Lesen eines Schriftstellers. Noch ehe fie dessen Gedanken ganz aufgefaßt haben, kommen fie mit ihren eigenen Gedanken oder auch Phantasien dem Autor entgegen, und amalgamiren, vielleicht ohne es zu wissen, ihre Zugabe mit feiner Gabe, und legen ihm so einen falschen Sinn unter, ers kennen also, oder verstehen ihn nicht. Wer demnach irgend Etwas, z. B. die Natur, rein erkennen und verstehen will, muß sich diesem Gegenstande ganz hingeben, sich aller eigenen Zuthat enthalten, und nur in sich aufnehmen was er empfängt. Je reiner er aufnimmt, desto reiner nimmt er wahr, desto vollstándiger erkennt er. Denn wie ist Erkenntniß ohne Wahrnehmung möglich? und wie ein Wahrnehmen ohne ein Auffassen? Es ist demnach, um bei dem Beispiele der Natur steheń zu bleis best, nichts eitler und zugleich vermessener als eine Natur cons struiren zu wollen. Unser Geist ist kein (reell) schaffender Geist, sondern ein geschaffener, der nichts aus sich selbst hervorbringen, nichts Ursprüngliches bilden, sondern nur nachbilden kann, was er außer sich und in sich (als Idee) vorgebildet findet. Wir erzeugen keine Idee, sondern wir empfangen sie, wir erfinden keine Wahrheit, sondern wir finden sie, wenn wir forschen, d. h. suchen. Wir haben ursprünglich nichts, sondern wir empfangen Alles. Jede Wissenschaft, jede Kunst wird uns gegeben. Die mythische Philosophie der Griechen (wenn wir von keiner göttlichen Offenbarung etwas hören wollen) belehrt uns hier abermals besser als es unsere construirenden Philosophen thun. Die Musen, die Löchter des Licht-Erzeugers und des Gedächtnisses, find die Geberinnen aller Wissenschaft und Kunst. Vater Homer schafft seine Gesänge nicht, sondern er empfängt sie. Eine gemachte

Poesie ist keine. Was ist denn das Genie? Der Dichter selbst antwortet darauf:

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Est Deus in nobis; agitante calescimus illo."

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Könnte Raphael reden und Michel Angelo, könnte es Mozart und Beethoven, Pindar und Shakespear, ja selbst! Keppler und Newton, sie würden sagen: wir haben nichts er funden, Alles ge-funden, nichts er-dacht, Alles er-schant. Nur erst das Erschaute, Wahrgenommene, kommt in den Bereich des Gedanken und des Begriffs; der Ausbildung muß die Empfängniß vorhergehen. Alles menschliche Denken ist nichts Ur- Anfängliches (Originelles); es ist nur ein Uebersetzen des Vernommenen in den Verstand, der allerdings ein thätiges, aber nur ein verarbeitendes Vermögen ist, nicht für einen rohen Stoff, nach der Ansicht Kant's, sondern für ein schon Ge= ordnetes und Gebildetes, welches er nur, nach der ihm von außen zukommenden gesetzlich beftimniten Anregung, mid nach der ihm gewordenen, jener entsprechenden, gesetzlichen Einrichtung, die man füglich eine harmonia praestabilita nennen kann, in seine Begriffs Deconomie überträgt, oder sich, zu -weiterem Gebrauch für das Reich der Zwecke, verständiget. Denn ganz richtig hat Kant den Verstand das Vermögen der Zwecke genannt. Durch den Verstand orientiren wir uns in der moralischen und physischen Welt, als den Gegenständen alles unseres Handelns. Nur unsere Handlungen schaffen wir, nicht die Welt, in der wir handeln. Diese finden wir vor schon bei dem ersten Erwachen unseres Bewußtseyns. Es ist das Bewußtseyn, welches uns von der Welt Kunde giebt, die fich allmählig erweitert, in dem Maße wie die Morgendámmerung des Bewußtseyns zum Tage wird und der Lichtkreis dieser inneren Sonne unseres Lebens sich erweitert. Hiezu, nẩmlich daß es ju uns Tag wird, tragen wir gar nichts bei,

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so wenig als wenn auch nicht in Leibniß'ens Sinne, dazu, daß außer uns die Sonne aufgeht; sondern les ist Ordnung, Einrichtung unseres Wesens und Lebens, daß, dieß ge= schieht. Wir sind hiebei gleichsam) nur die Zuschauer. Es ist eine ganz falsche Meinung, die man hat, daß wir durch eigene freie! Thätigkeit, (die nur eine vorsätzliche und zweckmäßige Willenst- Thätigkeit seyn könnte,) gleichsam durch gewisse geistige Schöpfungs - Acte, zu denen wir, nach`und nach und fin freier Uebung erstarkten, zum Bewußtseyn der Welt und unserer selbst, ja sogar zum Gottes - Bewußtseyn gelangen. Dießt Alles fällt uns, so zu sagen, zu, kommt nicht aus uns heraus, sondern geht in uns ein, und wir haben hiebei nichts zu thun, alslaufzunehmen was da kommt, weil wir dazu aufgeregt werden. Denn nicht einmal wir selbst regen uns zu dieser Aufnahme auf, sondern wir stehen unter Erregungs- Gesetzen, denen wir uns nicht entziehen können, und mit Einem Worte: sunser innerer Mensch wird eben so, was seine Einrich tung anlangt, unwillkührlich entwickelt und gebildet wie unsere äussere Gestalt; und die Krone dieser inneren Bildung, die wir uns nicht selbst geben, ist das Bewußtseyn. Mit dem · Bewaßtseyn erwacht auch die Person oder das moralische freie Wesen in uns, als das Ziel unserer ganzen Einrichtung', und nun beginnt erst unser freies Wirken in einer ausseren und inneren Welt, die uns gleichsam angeschaffen ist als die Werk-stätte, in der wir, wirken, in der wir durch uns selbst : etwas werden sollen. Es verfolge sich doch nur ein Jeder bis - zu den frühesten Erinnerungen der Kindheit! Nichts ist geschicks, ter, den Stolz und Düukel des Menschen, namentlich in Beziehung auf Wiffeuschaft, zu beugen, ja zu zermalmen, als die Rückkehr zur Erinnerung an unsere ersten geistigen Anfänge. Wir sind Schüler und Lehrlinge von Hause aus. Alles wird an uns entwickelt, und entwickelt sich an uns, nichts entwickeln

wir selbst. Jedes Gefühl, jeder Trieb, jede Vorstellung ents faltet sich unwillkührlich, und tritt wie aus vorgebildeter Knospė hervor. Nichts thun wir selbst dazu, wir lassen Alles gesches. hen und müssen Alles geschehen lassen. Wir lernen sehen und hören, schmecken und tasten, nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Eben so lernen wir auch reden. Die Sprache wächst gleichsam aus uns heraus, wie die Blätter' aus den Baumen wachsen, doch nicht ohne den aufseren und bildenden Sonnenstrahl der fremden Rede. Es ist eben auch hier eine prästabilirte Harmonie bemerklich. Wie die Sprache, so die Gedanken. Sie gehören uns, und doch auch nicht. Offenbar wird der Mensch in der ersten Zeit seiner geistigen Entwickelung durch duffere (Sinnes -) Empfindungen und innere Gefühle von Bedürfnissen des organischen Lebens zu sich selbst geweckt, und sein erster, wenn auch noch so dunkler Begriff ist Er Selbst. Aber dieser Begriff ist wie ein Funke, der das Bewußtseyn dér Ausfenwelt entzündet. Diese Welt steht wie mit Einem Schlage vor ihm da. Hier ist kein langsames Sammeln und Ordnen, sondern ein unmittelbares Gewahrwerden im Lichte des Bewußtfeyns. Alle Strahlen der Empfindungen und Gefühle laufen in diesen Brennpunkt zusammen. Und so geht es fort das ganze Leben hindurch. Wenn das Geschäft des Erinnerns und Einbildens beginnt, so ist es in das Gewebe der Empfindungen und Gefühle unzertrennlich verflochten. Die erwachenden Triebe mis schen sich mit ein, und selbst der Gedanke wird zuerst an der Hand eines Triebes, des Lerntriebes, geleitet. Das erste Denten des Menschen ist ein Lernen. Und ist alles folgende Denken etwas Anderes? Der Mensch lernt unausgeseßt, jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick, sein ganzes Leben hindurch. Wo bleibt nun das absolute, das Gegenstand - freie Denken? Der Faden, den wir denkend spinnen, er hat seinen Stoff am schon Gewußten, dieses aber am schon Erfahrenen und Gelern

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