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stimmen, ohne daß im geringsten von Neigung oder Abneigung, oder auch von einem Zwecke, die Rede ist. So z. B. wenn die Einbildungskraft oder die Phantasie Gegenstände der Furcht oder des Schrecks erzeugt, und der Mensch hiedurch zu bes stimmten Handlungen angeregt wird. Daß auch hier der Wille gebunden sey, liegt am Tage. Sodann wird bei Menschen, welche vorwaltend den Verstand in sich thätig seyn lassen und ihu gleichsam zum Herrscher ihres Lebens gemacht haben, so daß man sie deshalb Verstandes - Menschen nennt, der Wille, immerfort lediglich im Dienste des Verstandes stehen, wo dann blos Ordnung, Zusammenhang, Consequenz, logische Strenge die Motive find welche das Thun und Lassen bestimmen. Wenn aber der Verstand Despor des Willens ist, kann, dieser uns möglich für frei erklärt werden. Endlich kann die Willkühr schlechthin den Willen bestimmen. Der Mensch mag sich eben

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nicht binden lassen, er will ganz ungebunden seyn und bleis ben, immer freie Haud haben. Diese Freiheit um der Freiheit willen, diese reine Ungebundenheit ist ganz das Gegentheil der göttlichen Freiheit welche die moralische Kraft ertheilt: fie ist der höchste Grad des Egoismus, der seine ganze Kraft an sich behalten, sich ihrer nicht entäußern, kurz, der von keiner Selbst- Hingabe, von keiner Liebe etwas wissen will. Dieser Selbstgenuß der Freiheit spricht sich durch rein willkührliches Handeln aus, das eben so blind d. h. eben so verstandes z aber auch eben so vernunft-widrig ist als das Handeln nach bloßer Neigung. In allen diesen Fällen also ist an einen freien Willen nicht zu denken.

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zein auch die Vernunft kann

den Willen bestimmen; und in diesem Falle ist, oder wird vielmehr, der Wille allerdings frei, d. h. lediglich von dem Element der wahren Freiheit, dem heiligen Wesen selbst, ab hängig. Dieß ist aber, wie sich von selbst ergiebt, abermals keine Freiheit, die der Wille seiner Natur nach besaße, sondern

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es ist die zugetheilte Freiheit, welche durch das lebendige Einwohnen der moralischen Kraft dem ganzen Menschen zu Gute kommt. Und dieß ist der Punkt, welcher jetzt den Gegenstand unserer Betrachtung ausmacht. Ehe wir aber den Willen, unter dem Einflusse der moralischen Kraft, weiter vers folgen, dürfen wir die Gelegenheit nicht aus der Hand lassen die sich uns zu Beseitigung der alten Streitfrage über menschliche Freiheit darbietet. Es ergiebt sich nämlich aus allem bisher Dargelegten daß Diejenigen nichts weniger als Unrecht haben, die dem Menschen die Freiheit absprechen, weil man sie ihnen aus dem Willen und seiner Natur Herleiten will. Sie behaupten alsdann gar nicht mit Unrecht daß einer von zwei Fällen nothwendig Statt finden müsse. Entweder, sagen sie, muß man auch den Thieren die FreiHeit zuschreiben, wiefern dieselbe in dem Vermögen der SelbstBestimmung des Willens bestehen soll, weil wir ganz offenbar auch an den Thieren, wenigstens den mehr entwickelten der höheren Klassen, vorzüglich der Säugthiere `auf den höchsten Stufen, deutliche Spuren der Selbstbestimmung in ihren Les bensthätigkeiten wahrnehmen, und sogar genau bemerken können daß sie einen eigenen Trieb zur Freiheit besitzen und die Gefangenschaft wie einen Feind ihres Lebens hassen. Ein ficherer Beweis daß ihnen die Freiheit gleichsam das höchste Gut ift. Oder, (fügen sie hinzu): wenn wir diesen Freiheitstrieb der Thiere zum bloßen Instinct machen, und auch die Selbstbestimmung in ihrem Naturleben nur in die Rubrik der Reaction auf Reize bringen wollen, so können wir auch bei dem Menschen einmal den Freiheitstrieb nicht höher stellen als bei den Thieren: denn er ist ja immer nur Trieb, also Natur-Regung; sodann aber auch dürfen wir des Menschen Selbstbestimmung bei allem Handeln, da sie ja nie ohne Motive erfolgt, und also an dieselben gebunden ist, auch nicht für

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Freiheit erklären, sondern der Wille, im Menschen wie im Thier, ist eine Naturkraft, und der Mensch wie das Thier ist nichts weiter als Naturwesen." Die Erfahrung und das. tägliche Leben der Menschen, wenigstens der meisten, spricht ganz für diese Behauptung; und man müßte eine besondere Vorliebe für die Inconsequenz besitzen, wenn man den Mens schen in der Regel sich nur als bedingtes Wesen betragen fieht, und gleichwohl aus seinem überall bedingten Thun und Lassen auf seine Freiheit schließen, oder diese hierauf grúns den wollte. Auf diesem Wege also find die Gegner der Freis heit nicht zu überwinden oder zu bekehren. Es ist vielmehr weit besser gerade zuzugeben daß der Wille nicht frei sey, wie wir denn selbst dieß darzuthun uns bemühten, aber das gegen die Sache der Freiheit desto kräftiger auf dem Gebiet der Vernunft oder des Bewußtseyns und der moralischen Kraft zu vertheidigen. Einem nicht freien Wesen könnte das Les: bensgefeß der Freiheit, welches wir gar wohl vom Freis: heits-Triebe unterscheiden müssen, nicht gegeben seyn. Der Freiheits-Trieb ist allerdings Naturtrieb: er ist aber auch gea gen das Gesetz gerichtet indem er sich allem Gesetzlichen ents: ziehen will; und gerade wer diesem Triebe am eifrigsten folgt, ist am allerwenigsten frei. Nicht als ob der Trieb selbst irre führte: denn die Natur ist stets mit der Vernunft im Eins flange; sondern weil das Ziel dieses Triebes nur auf dem Die Thiere sind von

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Wege der Vernunft zu erreichen ist. Natur frei; sie besitzen aber auch nur die Freiheit der Nas, tur: d. h. die Ausgeschlossenheit vom Gesetze, eben darum aber auch von dem Reiche des Geistes. Der Mensch soll in dieses Reich aufgenommen werden, aber eben darum solt: er auch das Gesetz erfüllen. Ob er es (den Umständen nach). vermag, ist hier nicht die Frage; aber eben so wenig ist es überhaupt eine Frage ob ihm mit dem Geseze auch die Freis

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heit gegeben sey:: denn es wäre ein Widerspruch, ein Gebot erhalten zu haben um es nicht zu erfüllen, indem ja ohne Freiheit die Gebot-Erfüllung unmöglich ist. Aber eben so klar ist es daß die Freiheit, welche der Mensch zur Gebot. Erfüllung bedarf, mit jener Freiheit, die ihm durch die Ges bot - Erfüllung zu Theil werden soll, micht Eine und Dieselbe seyn kann. Sie unterscheiden sich wie Einsatz und Gewinn, wie Anwartschaft und Erfüllung. Es ist umsonst, dieses Verhältniß aus bloßer Begriffs - Beschaffenheit entwickeln zu wolLen: es ist ein lebendiges, es ist ein Verhältniß halb der Lebens - Entwickelung, welche der Moment nicht ¡lösen kann, und halb der Lebens-Bedingung, welche eben auf die dem Menschen verliehene Freiheit gestellt ist. Es ist aber auch nicht nöthig neugierige Blicke auf das noch nicht Vorhandene zu werfen: die Aufmerksamkeit auf die Thatsachen ist. gmigend. Unser Bewußtseyn enthält im Element der Heis ligkeit auch das der Freiheit; die moralische Kraft macht uns wenigstens momentan frei, sobald wie sie in uns hervor= gerufen haben und so lange wir fortfahren in und mit ihr zu wirken. Wir erfahren also in unserm Leben selbst und durch Aufmerksamkeit auf die innere Begründung desselben, objectiv das Wesen, und subjectiv den Zustand desselben; und unfer eigenes Wesen, in welchen Zuständen immer es sich befins de, zeigt durch die Art und Weise seiner Wirksamkeit und Beziehungs - Fähigkeit daß es nur dann muß, wenn es in den Zwang einwilliget. Wollen wir eine sicherere Bürgschaft. dafür daß der Mensch frei ist auch wenn er seinen Willen der Sklaverei hingiebt? Dabei also müssen wir stehen bleiben, und daran können wir auch genug haben: daß zwar der Wils le, als Thatkraft, bloße Naturkraft ist und“ anɛsich selbst der Freiheit ermangelt, daß aber der den Willen als Werkzeug seiner Zwecke gebrauchende Mensch der Herr

seines Willens und folglich frei ist, wiewohl nur frei um zù wählen zwischen dem Guten und Bösen, zwischen dem Wege der zum Leben, und dem der zur Hölle führt. Es ist zu verwundern daß wir nicht aufmerksamer auf diese Beschaffenheit unseres Wesens und unserer Verhältnisse sind; oder vielmehr es ist nicht zu verwundern, indem das Gewahrwerden und Bewußtseyn der Lage in welche wir als freie Wesen gesetzt find, eine so sorgfältige Pflege des religiösen Sinnes und Gefühles erfordert, als heutzutage nicht eben bei Vielen gefunden wird, da der Welt-Trieb jetzt mehr als früherhin die Herrschergewalt besitzt.

Jedoch, wenn nicht unsere ganze Aufgabe sich immerfort um den eben abgehandelten Gegenstand bewegte, so würden diese eingeschalteten Bemerkungen über die Freiheit als nicht zum Plaze gehörig anzusehen seyn. Allein Wille und Freiheit stehen in zu nahem Verkehr, als daß wir nicht, eben um keine Verwechselung zu begehen und falsche Folgerungen herbeizus ziehen, die Grenzen beider auf das bestimmteste abmarken sollten. Wir wissen nun mit Entschiedenheit was wir vom Willen an sich zu erwarten haben, und es bleibt uns nur übrig zu zeigen wie der Wille durch die moralische Kraft gesteigert werden kann. Es sey uns vergönnt den Eingang in diese Darstellung mit einem der Sache sehr verwandten Naturbilde zu machen. Das Eisen, dieses kräftigste unter allen Metallen welche der Mensch zu seinem Nutzen verwendet, dieser Besieger der Erde und der Erden-Bewohner, es bleibt nur Werks zeug, ermangelnd der inneren Kraft und Thätigkeit, so lange es nicht einer fremden und höheren Kraft theilhaftig und durch dieselbe gleichsam veredelt worden ist. Und diese höhere Kraft ist die Kraft des Magnets, welche, dem Eisen einverleibt, auch ihm nun die Fähigkeit des Anziehenz und Abstoßens ers theilt, und in das todte Metall gewissermaßen Sinn und Seele

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