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ten. Was will der Mensch kund thun und lehren, das er nicht erst gelernt hatte? Wo ist ein Begriff in ihm wirklich, der nicht ursprünglich an ein eben so wirkliches Außersihm geknüpft wäre? Kurz, wir können die duffere und innere Wirklichkeit nicht trennen: das Bewußtseyn hält sie zusammen: es ist der Vermittler zwischen dem Ich und dem Nicht-Ich. Das Bewußtseyn hat nichts in sich, was nicht wirklich wäre; oder: Alles, deffen wir uns bewußt sind, ist wirklich. Und so kommen wir wieder auf unsern frühern Satz zurück, daß in dem Bewußtseyn der natürliche Standpunkt aller Betrachtung ist. Wir has ben durch alles Bisherige nur nachgewiesen, daß alle unsere Bes griffe ihre Wurzel in der Wahrnehmung, in der Erfah= rung, in dem Erleben des Wirklichen haben, dessen Sammelplatz das Bewußtseyn ist. Was das Bewußtseyn vers bürgt, ist gewiß. Und so ist es denn auch gewiß, daß der Bes griff der Kraft kein leerer, kein abstrakter Begriff ist: denn er ist blos die Bezeichnung alles dessen, was wir in uns und aus ßer uns als wirklich und wirksam wahrnehmen. Wir wollen nun dieses Wirkliche und Wirksame vom Standpunkte des Bewußts seyns aus, auf dessen Grund alle Wahrnehmung aufgetragen ist, näher kennen lernen.

S. 3.

Innere und aussere Wahrnehmung und Erfahrung. Die Erfahrung ist die Summe unserer Wahrnehmungen. Wahrnehmung ist. Alles, was in den Bereich unseres Bewußt= feyns kommt. Wir nehmen den Himmel wahr mit seinen Ges stirnen, die Erde mit Allem, was sie hat und trägt; wir nehmen uns selbst wahr als leibliche Gestalten im Raume, wir nehmen uns aber auch wahr als innerlich beharrend in der Zeit, und zwar in der Zeit vorstellend, fühlend und handelnd, handelnd

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bald nach Trieben, Gelüsten und Begierden, bald nach vorgestellten und vorgesetzten Zwecken. Aller dieser noch so verschiez denen Wahrnehmungen Mittel- und Einigungs - Punkt ist das Bewußtseyn: denn das Bewußtseyn ist eben die Einheit, in 'wels che alles Mannichfaltige der Wahrnehmung zusammentritt; es ist, wie Kant, dieß ausdrückt, die Einheit der Appercep tion. Aber eben darum lehrt uns auch das Bewußtseyn das Mannichfaltige als folches, d. h. als Verschiedenes, unterscheis den. Und hier tritt vor Allem ein Grund- Unterschied hervor. Es ist der Unterschied des Aeusseren und des Inneren, oder der aufseren und der inneren Wahrnehmung und folglich auch Erfahrung. Wir sind uns eines andern Zustandes bewußt, indem wir aufferlich oder von aussen, und eines andern, indem wir ins nerlich oder von innen afficirt werden: denn jede Wahrnehmung ist mit Affektion verknüpft. Wir nennen daher äussere Wahrnehmung diejenige, wo wir unsere Affection auf ein Anderes als wir sind, beziehen, oder bestimmter, sie von einem Anderen als wir sind, ableiten; dagegen innere Wahrnehmung, wo wir unsere Affection von oder aus uns selbst, d. h. aus dem Jnbegriffe unseres Wesens, herleiten. Zu diesem Inbegriffe gehört aber ́nicht sowohl unsere leibliche als vielmehr unsere psychische Seiz te: denn obschon beide in ein und dasselbe Ich zusammen fallen, so sind wir doch genöthiget, an diesem Ich das Leibliche als Aeusseres, das Psychische als Inneres zu unterscheiden. Alle Wahrnehmungen also, deren ganzer Inhalt innerhalb der Grenzen unseres inneren Ichs liegt,` find innere, und ihr Ganzes ist innere Erfahrung; was außerhalb dieses Kreises llegt, ist äussere Wahrneh= mung und Erfahrung. Beide Arten der Wahrnehmung und Erfahrung haben übrigens gleiche Gültigkeit, Gewißheit und Dignitat: denn sie sind beiderseits in Einem Bewußtseyn enthalten. Nach dieser Feststellung von ausserer und ins

nerer Wahrnehmung und Erfahrung wollen wir nun den Gegene stand, um dew sich unsere ganze Untersuchung bewegt: den Bes griff der Kraft, als bezeichnend ein wirkliches und wesentliches In- uns und Außersuns, verfolgen.

S. 4.

Der Begriff der Kraft in Verknüpfung mit innerer Erfahrung.

Man spricht: „ein schwaches Kind, ein schwaches Weib, ein schwacher Greis,“ dagegen: „ein kräftiger Jüngling, ein kräftiger Mann.“. Man spricht ferner:,, ich fühle mich heute recht schwach, oder auch:,,ich fühle, daß meine Kraft tags lich zunimmt.“ Kurz, man setzt die Kraft der Schwäche oder der Ohnmacht entgegen. Sind etwa Schwäche und Ohnmacht auch abstrakte Begriffe? nein, sind von wirklichen Lebenszuständen und von dem Gefühl dieser Zustände hergenoms men, oder vielmehr sie bezeichnen diese wirklichen Zustände und ihr Gefühl. Dasselbe ist der Fall mit dem Begriffe der Kraft: er bezeichnet einen Lebens - Zustand, und das Gefühl, die Wahrnehmung, die Erfahrung dieses Zustandes. Der Kräftige vermag zu wirken, und er vermag es eben durch die Kraft: sie ist das wirkliche, nicht das abstracte, Vermös gen, der wirkliche, nicht der abstracte, Grund der Wirksamkeit; sie ist so gewiß wirklich, oder wahrhaft vorhanden, als das Leben selbst; oder wollt ihr euer Leben, diese unmittelbarste und gewiffeste aller Wahrnehmungen und Erfahrun gen, auch zum abstracten Begriffe machen? Ja, wodurch wirken wir Idenn, als durch unser Leben und seine mannichfaltige Einrichtung? Wir müssen uns gestehen, daß alle Kraft → nicht als Begriff, sondern als wirkliches Wesen in unserm Leben, als wirklichem Wesen, wohut. So mannichfaltig die Erscheinungen unseres Lebens sind, so mannichfaltig ist auch die

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Kraft, durch die wir wirken. Wir sprechen daher mit vollem Recht auch von einer Kraft des Denkens, nicht als von einem Abstracto, sondern als von einem wirklichen agens, ebens so von einer Einbildungskraft, von einer Erinnes rungskraft, endlich von einer Willenskraft: denn zu allen diesen Wirksamkeiten unseres Lebens gehört ein Wirkens des; und dieses Wirkende, wie wollt ihr es anders nennen als Kraft? Aber am Ende ist das Wirkende in allen diesen Fällen unser Ich. Ist dieses Ich ein abstracter Begriff? Wovon sollte er abgezogen seyn, als von dem Mittelpunkte unseres Wesens und Lebens, von unserm Ich selbst? Also unser Ich selbst ist die Kraft aller Kräfte, die in uns und aus uns (nicht: außer uns) wirksam sind; unser Ich selbst ist eine wesentliche, wirkliche, lebendige Kraft; und der Erweis des Daseyns dieser Kraft ist ihre innere Erfahrung von sich selbst.

S. 5.

Der Begriff der Kraft in Verknüpfung mit äuss serer Erfahrung.

Nicht blos das äussere Menschenleben, sondern das ganze äuffere Leben überhaupt bewegt sich um den Begriff der Kraft: denn es bewegt sich um Wirksamkeit und das in der Wirksams keit Wirkende. Was zuerst das Menschenleben betrifft, so kannst du den Fuß, den Arm, die Hand, die Zunge nicht regen ohne das, was dieß Alles in Bewegung setzt, und das ist die Kraft. Der Landmann, der Handwerker, der Künstler, der Schiffer, der Krieger, und wer nur immer in der Welt etwas beginnt und ausrichtet, was vermögen sie ohne Kraft, d. h. ohne das, wodurch sie wirken? Ist ihr Wirken ein Abstractum? Nuu, so ist es auch das nicht, was ihr Wirken hervors bringt denn das Hervorbringende muß eben so wirklich seyn als das Hervorgebrachte, wenn es auch nicht mit Augen gese

hen, mit Händen gegriffen werden kann. Weil du das nicht fiehst, was die Hand oder den Fuß bewegt, willst du darum das Bewegende langnen oder zum abftracten d. h. gehaltlosen, leeren Begriffe machen? Im Gegentheil, wenn wir zu der Wirkung das-Wirkende hinzudenken, wie wir müssen, so wird nicht sowohl von der Wirkung und dem Wirklichen, oder von dem was da ist und erscheint, etwas abgezogen, als viels mehr etwas, ein bestimmtes wirkliches Et was, als ein nothe wendig Gefordertes, wenn auch nur im Gedanken, hinzuges sekt, oder vielmehr vorausgeseht. Das Vorausgesetzte muß aber sogar eher wirklich seyn, als das, was uns die Ers scheinung, oder die sinuliche Wahrnehmung, als wirklich zeigt. Die Kraft, welche wir zur Bewegung der Hand oder des Fußes voraussehen, hat ihre Wirklichkeit nicht. durch unsere Voraussehung, sondern eben so gewiß obue dieselbe, als die Bewegung, welche wir erblicken, nicht durch unsere Wahrneh mung zu Stande kommt. Bewegung und Bewegendes, Wirkung und Kraft, find an sich unzertrennlich, ja die Wirkung ist nichts als die erscheinende Kraft oder die Aeusserang der Kraft. Gerade durch die Wirkung wird die Wirklichkeit der Kraft bestätiget, wie im Menschenleben, so in allem äusseren Leben und Wirken überhaupt. Wenn der Stier den Pflug, das Roß den Wagen zieht, wenn der Wind das Schiff treibt, das Wa die Mühle, wenn das Schießpulver die Mauer oder den Felsen sprengt, wie willst du das Ziehende, Treibende, Sprengende anders nennen als Kraft? Und so blicke um dich in der ganzen äusseren Welt, du findest dich überall im Reiche der Kraft oder der Kräfte, nicht als abstracter Begriffe, sondern als der Bedingungen des äusseren Erscheinens und Wirkens, und du mußt dir, bist du anders unbefangen, gestehen, daß der wahre, wez senhafte, wirkliche Grund der ganzen äusseren Wirklichkeit, die Kraft ist: denn das Wort wirklich hat entweder keinen

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