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aber bie Erfahrung daß es Menschen giebt, die einen gewal figen Willen haben, oder die Kraft der Selbstbestimmung iy hohem Maße befizen, die man aber darum nichts weniger als moralische Menschen nennt. Ein solcher Mensch war be kanntlich Napoleon, der Mann der Thaten. Gleich wohl kann, was wir moralisch nennen → gut wäre der eigentliche Ausdruck durchaus nur aus dem Willen entspring gen: denn nicht bloß die guten Thaten, sondern auch die gue ten Gedanken und Gefühle werden vom Willen gewect and getragen. Welches Ingredienz oder Element bedarf denn nun noch der Wille, um als moralische Kraft zu erscheinen Daß noch ein anderes Element zu ihm treten muß, wenn er nicht, statt schöpferische, als zerstörende Kraft erscheinen soll, liegt am Lage: denn ein formloser (blinder, unverständle ger) Wille, so sehr er die Kraft des Anfangens in sich trägt, bringt es doch zu keinem Anfange, weil mit diesem die Grenze (Form) bereits gegeben ist: er wirkt also nicht schaffend, sons Dern, wiefern er keine Form anerkennen will, zerstörend. Es ise der reine Freiheitstrieb, der sich in einem solchen Willen auss spricht. Und so scheint denn aus dem eben Gesagten sehr nas türlich das Element hervorzugehen, dessen der Wille bedarf, um als moralischer Wille zu erscheinen und zu gelten, näms Lich eben die geistige Form, der Gedanke. Und gewiß ist ein denkend-wollender Mensch eine achtungswürdige Erschei nung: denn der Gedanke ist, wie der Wille, ein schöpferisches Vermögen. Der Gedanke ist der Baumeister der Welt. Alleint der Gedanke, und der Verstand überhaupt, schließt, wie wir schon früher bemerkt und erwiesen haben, das Heilige nicht in fich; und ohne das Element der Heiligkeit ist der Wille als morąs lische Kraft undenkbar, obschon er an sich nichts in sich hat, was der Heiligkeit entgegen ware, eben so wenig wie der Ges danke, der fich, gleich dem Willen, sehr wohl mit dem Heis

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figen verträgt. Aber etwas nicht ausschließen oder zurückweis fen heißt noch nicht: damit erfüllt seyn oder es in sich eins schließen. Wir haben gesehen, daß ein sehr kräftiger Wille darum noch nicht moralisch genannt wird. Und eben so ist es mit dem Verstande beschaffen. Der eminenteste Verstand kann einem höchst umoralischen Menschen einwohnen. Sehen wir denn nicht sehr häufig, daß die größten Verbrecher sich eben so durch Willensstärke als durch Verstandesschärfe auszeichnen? Gleiche wohl find gerade sie das treue Abbild vom Gegentheil der Moralitat, und ihre noch so mächtige, und noch so rageshell vom Verstande geleitete Willenskraft befizt nichts von dem Elemente der Heiligkeit, welches wir suchen. Es muß etwas ganz Anderes, vielleicht etwas von uns bisher gar nicht Beachtetes feyn, dieses Element der Heiligkeit, weil weder das Wesen des Geistes (die Freiheit), noch die Form des Geistes, (der Gedanke), noch heide als Intelligenz und Wille vereiniget, uns dent Charakter der Heiligkeit darzustellen im Stande find. Aber haben wir denn nicht das Wesen der Heiligkeit bereits ausges sprochen, indem wir (§. 10. am Schluß) sagten daß es die 10. am in sich selbst bewahrte, Freiheit sey? Haben wir nicht diefe gleichsam in sich selbst zusammengehaltene Freiheit dem Feuer der Vesta, diesem Bilde alles Reineu und Heiligen, verglichen? Wohl ist dieß geschehen, und wir widerrufen nicht was wir gesagt haben, bemerken aber auch zugleich, daß dort nicht angegeben ist was denn eigentlich die Freiheit, als die Urkraft, die unausgesetzt bestrebt ist aus sich selbst herauszus treten (als Wille), in sich selbst zusammenhalt. Die Erfahrung wenigstens belehrt uns, so weit wir die Freiheit, als Selbstbestimmungsfähigkeit, kennen, daß unsere Freiheit, unser Wille, fich nur gar zu gern aus dem Gebiete der Freiheit entfernt und unter fremde Herrschaft begiebt. Gleichwohl ist auch unser Wille ein Sproffe vom Ur-Willen, feiner Art

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und fentes Geschlechts." Kurz, was die Fretheit betrifft, so ist sie uns rein aus dem Urquell zugetheilt worden, und es giebt im Reiche der Freiheit keine Grade, keine Stufen wie in der Natur: sondern alle freie Wesen, bis zum höchsten hinauf, müffen sich in Bezug auf Freiheit gleich seyn, eben weil die Freiheit an sich maß los ist. Wie nun aber? woher der Hang, den wir doch offenbar in uns finden, uns in man

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mannich faltige Gebundenheit zu verlieren, die bei freien Wesen zur Unheiligkeit wird? Daher offenbar, daß ims das Band fehlt, welches die Freiheit in sich zusammenhält. Ein Band? als lerdings; denn was auseinander treten oder fallen kann, muß zusammengehalten werden, und das Zusammenhaltende nennt man das Band. Wir haben auch bereits, und zwar ganz früh, einen Wink über das Band, von dem hier die Rede ift, gegeben, indem wir (§. 8. am Schluß) als den höchsten aller Triebe, und' als das höchste aller Gefühle - beide aber, Trieb und Gefühl, haben mit der Freiheit die Innerlich keit gemein -die Liebe genannt haben,,,als in welcher nid durch welche das Leben bestimmt sey sich selbst und feinen Mittelpunkt (Gravitationspunkt) zu finden und zú erkennen. Wir sind also durchaus genöthigt, in der Urkraft, die, als solche, keine Schranke, folglich auch kein Beit fammenbleiben, kennt, ursprünglich ein sie zusammenhalt tendes Band anzuerkennen; und schon die Kinderzunge der alten Mythologie lallt es uns entgegen daß dieß die Liebe sey. Wir müssen aber hier unter Liebe das wahrhaft heilige Streben verstehen, in dem, was Eins ist und seyn soll alle Trennung zu verhüten, und in dem in der Trennung Begriffenen, Zus sammenhalt und Einheit wiederum herzustellen. Dieser Zug als lein belehrt uns von dein was der Freiheit, so hoch und -hehr fie ist, an Vollkommenheit mangelt, und was allein diesem Mangel abzuhelfen im Stande ist. Und somit besißen wir in

der Liebe das wahre Element der Heiligkeit, welche das wesents liche Ingredienz der moralischen Kraft ist; und was in der Urs traft ursprünglich und eingewurzelt ist, das lebt für uns als Geboto

S. 13.

Die Liebe, als daß belebende Prinzip der geistië gen Kraft.

Wir mögen uns, oder vielmehr die philosophischen Schulen mögen sich, strauben so sehr und so lange als möglich, den Geiste das Leben, als einen bedingten Zustand, abzusprechen ; aber ein Geist ohne Leben, oder ein unlebendiger Geist, ist eit Unding. Ueberhaupt, wenn anerkannt werden muß daß der Geist, in seiner tiefsten Innerlichkeit, als die Kraft des Anfangens, der Urheber ist von Allem was da ist, und daß kein Seyn ohne den Geist denkbar: wie wollten wir im Geiste die Quelle auch alles Lebens finden, wenn er das Leben nicht in ihm selber hätte? Es ist in diesem Augenblick nicht von Menschengeiste die Rede, sondern vom höchsten Begriffe des Geistes, zu dem wie uns erheben können pom Begriffe des Schöpfer Geistes; jes doch, wenn wir uns schon den Menschengeist nicht ohne Leben denken können, wie viel weniger den Schöpfergeist ? Nun habeir wir zwar als das Wesen der geistigen Kraft, wie sie dem Menschen einwohnt, die. Freiheit, die Quelle des Willens, anerkannt, und als Form dieser geistigen Kraft den Gedank Len; allein wir sind genöthiget gewesen, um die Freiheit, als eine wirkliche und wirksame Kraft, als die Kraft des Aufangêns, in ihrer Selbsterhaltung, in ihrem Bestand und ihrer Wesenheit festhalten zu können, in ihr selbst ein Prinzip des Lebens anzuerkennen, welches ihr wesentlich einwohnt und unzertrenns bar von ihr ist, und zwar ein Prinzip: des; inneren Lebens, da sie selbst ja durch und durch innere, und von innen !heraus

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wirkende Kraft ist. Denn wie sollte es en ensseres (die Welt) geben, wenn ihm nicht ein Inneres (der Geist) gegens über stünde, von welchem jenes Aeussere gehalten und getragen wird? Allerdings kann das Innere nicht wieder von etwas Ariz derem gehalten und getragen werden, sondern es muß sich selbst halten und tragen. Und diesen Träger des Inneren, des Geis stes, haben wir in der ihm einwohnenden Liebe, als: def Quelle alles Lebens, gefunden. Die Liebe also ist das gesuchte Prinzip, und zugleich das Prinzip der Heiligkeit, oder so zu fagen, der Integrität des Geistes. Das höchste Wesen des Geistes ist eben seine Heiligkeit, sein inneres, unverletzliches, unantastbares Bestehen, das, wovor wir niederfallen und anbez ren müssen: denn das Vergängliche und Veränderliche können wir nicht anbeten; wir demüthigen uns nur vor der unzerstörbas ren Macht, vor der über alle Veränderung erhabenen, bei wela cher ist kein Wechsel des Lichts und der Finsterniß. Wir Mens schen wachen und schlafen; aber der Geist in seiner Ur- Reinheit, in seinem Ur - Seyn gedacht, darf dem Wechsel von Thätigkeit und Ruhe nicht unterworfen seyn *). Aber es ist nicht blos die reine und unveränderliche Thätigkeit, mit welcher wir uns begnügen können, wenn wir vom geistigen Urwesen reden; es fst nicht genug, wenn wir sagen, das (absolute) Ich setzt sich selbst (als Ur- Willen und Ur - Gedanken): denn ein Ur- Wille, der nichts will als sich selbst, und ein Urgedanke, der nichts denkt als sich selbst und den Willen, der ihn erzeugte, ist und bleibt etwas Unwirksames, Unschöpferisches, und noch dazu ein Etwas das uns kalt läßt, ja abstößt. Und deshalb ist die geie

* Der Mensch, in seinem sich selbst falsch verstehenden und vom Biel abirrenden Streben, hat auch ein perpetuum mobile her vorzubringen gesucht. Dieses perpetuum mobile kann nicht das Werk seiner Hånde seyn, er selbst aber ist das Werk des ers Ben und unveränderligen Bewegers.

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