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willen erröthet. Ein schöner Zug in dem früh sich entwickelte den Charakter der Menschheit! Holde Scham, frühe Gefährtin der Kindheit, bliebst du die treue Begleiterin des Menschen durch das ganze Leben, wie leicht, würde es ihm werden seine innere Reinheit, die Heiligkeit seines Wesens, zu bewahren! Wie viele Klippen würde er vermeiden an denen seine unbewahrte Tugend scheitert! Wohl dem, in welchem dieses heilige Gefühl in früher Zeit erweckt und wach erhalten worden ist. Und glücklicher Weisel ersticbt es nur in denen gänzlich, die sich ganz verwahrloset, verloren und verworfen haben; und wie oft lebt es auch in diesen von Neuem wieder auf. Mehr als man denken sollte, wirkt die Echam, die Abneigung, die Furcht vor der Schande im Kreises. der geselligen Verbindungen; und Vieles, wozu ausserdem Neis gung, ja Leidenschaft und Begierde hiuriffe, wird durch diese moralische Gegenkraft bezwungen und überwunden, oder wenigs Hens in Schranken gehalten und gebändiget. Aber auch mit dieser Erscheinung schließt sich der Kreis von Entwickelungen der mos ralischen Kraft im Kinde noch nicht. Die moralische Kraft, welche die Entwickelung der Scham begründet, bleibt, nicht in dieser negativen, verneinenden Richtung stehen, sie wendet sich. auch auf die entgegengesetzte, positive Seite: sie wendet sich auch nach dem Reinen, Heiligen, und erscheint so in ihrer Selbst. Aeufferung als heilige Scheu, oder als Schen vor dem Heiligen, und wird so. der erste Keim zur Religion. Eis gentlich liegt diese Schen vor dem Heiligen schon in der Scham verborgen;›gănz. dunkel keimt das Gefühl im Kinde auf, durch welchez es getrieben wird das heilige nicht zu verletzen, obwohl lezteres noch kein Gegenstand. seiner Erkenntniß und seines eizs gentlichen Strebens ist.:: „Aber das Kind fú hlt doch schon daß es etwas giebt was és achten soll; und in diesem Sollen wird! stillschweigend seine moralische Kraft aufgeregt. › Inzwischen kann das Heilige selbst eben so wenig ein Gegenstand: des kindlichen

Strebens werden ars & gend setwas Anderes woni Sad Rind nicht aufgeregt wird. Geweckt muß auch die heilige Schen", "auch das ursprünglichste Religions- Gefühl hit Kinde werden, weni der zarte Keim aufgehen und Früchte. Bringen soll. Daher sind Eltern nicht genug zu tadeln welche diese höchste Vulage Am Menschen imbebaut laffen.o aber die Kinder durch Ehrfurcht der Eltern gegen das Heilige zu gleicher Ehrfurcht geweckt werd den, da wäclyst die Himmelspflanze Religion sehr bald gedeihens boll auf. Das Kind wird von selbst, d. H. durch seine innere Natur Fur Anerkennung, zur Verehrung, zunächst aber zus Scheu des Heiligen","d. H. zur Furcht vor der Verletzung dess ferben, aufgeweckt; und diese Schen verliert sehr bald den Chas rakter der bloßen Abneigung (vor dem Unheiligen); und gewinne dagegen den der Hinneigung zu dem Helligen selbst, oder der Liebe zum Heiligen, 8. H. der wahren Religion. Das Kind lernt beten, und zwar nicht etwa, wachy gemeinter Weise} mit den Lippen plårren, sondern sein Herz kindlich zu Göté éral Heben und durch diese schöne Herzens-Erhebing în seine vertraute freindliche Nähe kommen n2% in welcher der Mensch immer bleiben! sollte. Der Weg ist nun gebählt, welcher den Menschen zut Gott führt; und wie wohl wäre ihn, wenn er ihn thsrichterr Weise nicht immer von Nenem verließel glüt monojumes #Was" im Kinde keimt und knospet, das entfaltet: sich Iniə Jugendalter zur Bluthe. Was im Kinde noch halb an den In stinct gebundenes Gefühl ist, das ist 'im Jingling und in dert Jungfrau zum freien Gemüthe herangereift: ? Die Opferliebe put der reinste Erguß der moralischen Kräft die fich im Kinde gleich.a sam nur noch spielend übte, sie bricht aus dem Herzen dein Futur gend gleich einer Flamme hervor, welche, das Irdische vernich tend, zum Himmel aufsteigt der ihre Heimath ist. Der Sohn, die Tochter, weihen sich, gutgeartet, der kindlichen Liebe und Dankhārs keit. Dankbarkeit, schönes Wort, welchem einer unserer ersten

Dichter und Menschenkundigen in einem Meisterwerke ble treffs lichste Lobrede gehalten hat*), sie ist es, die, noch mehr als der freie Gehorsam, die moralische Natur und Kraft des Mens schen beurkundet. Aus Dankbarkeit opfern Kinder den Eltern ihre Lage, ihre Kräfte, ihr Lebensglück. Der Sohn, die Tochs ter, fie entsagen den Genüssen, den Freuden der Jugend, fle unterziehen sich den hårtesten Arbeiten, sie opfern die Ruhe der Nächte auf, um arme, kranke, húlflose Eltern zu erhalten, zu pflegen, zu unterstüßen und Ihnen die Liebe, die Sorge, die Opfer wieder zu vergelten, die sie einst, als sie selbst noch bes dürftig, schwach und hülflos waren, von den Pflegern three Kindheit erhalten haben, Es ist nur Gerechtigkeit, was ihren Handlungen den Stempel der moralischen Kraft aufdrückt; aber die Gerechtigkeit ist zugleich die schönste Blüthe des Gefühls, welches schon dem Kinde, was Recht und Unrecht sey, andeus tet und, wenn auch nur in dunkler Ahnung, erkennen läßt. Und nicht selten ist es mehr noch als Gerechtigkeit, was Kinder den Eltern zum Opfer bringen. Es giebt harte, eigensinnige, vors urtheilvolle Eltern, welche das Unbillige, das Unnatürliche, das den innersten Gefühlen und den reinsten Trieben Widerstreitende von den Kindern verlangen, Wahl einer Lebens Weise, eines Berufs, einer Wirkungssphäre, welche ganz der Richtung des eingebornen Strebens entgegen ist; Aufopferung einer zarten Neigung, eines heiligen Herzenbundes, und dagegen Verbins dung für das ganze Leben mit Personen welche dem Liebe - bes gehrenden Herzen gleichgültig sind, oder gar abstoßend und wis derwärtig erscheinen: dieß sind Opfer welche nicht selten Eltern von Kindern begehren, und auch, wiewohl nach manchem heis

Goethe im Wilhelm Meister, Bd. 11, S. 187-189. Er scheint zwar im Ganzen mehr von der Trene zu sprechen: aber gerade fe ift der Dankbarkeit schönster Erweit.

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Ben und schweren Kampfe, erhalten. U3 noch das Kloster selnė Tyranney ausübte, und da, wo es dieselbe noch ausübt, wiel viele Opfer sind ihm gefallen und fallen ihm vielleicht noch im mer. Aber zum Glück sind nicht alle. Eltern von dieser Artza Biele überlassen den Kindern frei und ungehemmit, oder auch räthlich und thatlich fördernd, die Wahl ihrer Lebenspflichten und ihres Lebensglücks. Welche schönere Pflicht und welches reinere Glück könnte aber der Mensch erwählen als die Pflicht Gott zu dienen und das Glück durch das Leben in ihm selig zu seyn: mit Einem Worte, die Religion. Diese Wahl ist der Triumph der moralischen Kraft. Denn welche Stávke gehört dazu, den Reizen und Lockungen des Lebens zu widerstehen, welches i gerade der Fugend in den schönsten Farben strahlt, und das ver=” Langende fehnsüchtige Herz mit der Fülle seiner Güter und Freuden lockt und fesselt. Hier kostet es schweren Kampf Wis derstand zu leisten und sich den Schlingen zu entziehen, welche die Welt dem jugendlichen Herzen überall in den Weg legt. Auch ist es nicht die Sache Wieler, sich diesen Gefahren weltlicher Knechtschaft mit reiner Kraft der Freiheit, init reiner moralischer Kraft entgegen zu stellen, den harten Kampf glorreich zu bester i hen und den Sieg des Geistes über das Fleisch davon zu tragen. Aber wir reden auch nicht von Denen die da unterliegen obet? nicht einmal in den Streit eingehen mögen, vielmehr sich willlg und mit Neigung ziehen lassen wohin fie der Strom der Welt und des Lebens reißt. Sondern von Denen ist die Rede, in desi ren Brust der göttliche Same der Religion, schon in der Kindheit zum Keimen erweckt und erschlossen, num in der Blüthenzeit der? Jugend auch seine Blüthe entfaltet damit fie für das Leben diess seits und jenseits die herrlichsten Früchte trage. Es ist nichts nothwendig (wiewohl höchst no thig) daß sich der Mensch? zur Religion entschließe; aber es ist möglich; und diese Möglichkeit verbürgt die moralische Kraft. - Der Mensch kann Gort

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dienen, weil er ihm dienen soLI; und die Stimme dieses Sols lens ergeht eben sowohl an die Jugend als an das Alter. Die grenzenlose Sehnsucht, das unbestimmte Verlangen, welches; Die Jugend zieht und das jugendliche Herz erfüllt: es ist nicht blos. auf den Besitz irdischer Liebe und überhaupt irdischen Glücks ges richtet; sondern diese Sehnsucht, dieses Verlangen, hat, dem Menschen selbst unbewußt, ein höheres Ziel: eine Heimath, aus. welcher das Herz nicht wieder wandern darf; ein Leben, von keinen Stürmen bedroht, von keinem Winterschlaf des Todes vernichtet; eine Liebe, die Wandel und Wechsel - los dem Hers zen volle Gnüge giebt; ein Glück, das alle Träume der Kinds heit, alle Phantasien der Jugend zur Wirklichkeit bringt; einen Frieden endlich, dem die heißen Kämpfe der Leidenschaften nichts anhaben, und der wie ein ewiger Frühling das Herz. in heiterer Jugend erhält. Dieß Alles besißt und gewährt blos die Religion und ihr Gegenstand, den das Herz, selbst ohne es zu wissen und zu wollen, sucht. Die moralische Kraft, und nur fie allein, die Kraft der Liebe, lehrt den Menschen diesen Gez genstand, finden, zu welchem selbst der göttliche Wegweiser den Weg nur zeigen, nicht für den Menschen und an seiner Statt gehen kann, wie dieses, noch bei Vielen eine falsche Meinung nach unrichtiger Auslegung und baarem Mißverstand der göttlichen Worte, ist. Je früher du deine moralische Kraft, geübt, je reiner du sie ausgebildet hast — und nur in der Liebe, in der Selbst-Entäusserung erscheint fie rein ausgebildet — desto` früher, desto sicherer, desto vollständiger wirst du die Liebe, das Leben finden, in welchem allein dein Leben geborgen ist. Es ofe fenbart sich unmittelbar in dir durch die von dir selbst, durch deine eigene Anstrengung, hervorgelockte Kraft der Liebe und des Lebens, und alle aussere Offenbarung des Göttlichen bleibt dir fremd, fremd für das Verständniß wie für die lebendige Gewißs heit, wenn du nicht in dir und aus dir selbst dieses Verständniß

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