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Die Thätigkeit der Nornen.

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schaffende und Schicksal verkündende Frauen, sind mit einander verwechselt. Die Geschichte selber aber gleicht der griechischen Sage von Meleager. Dieser war noch wenige Tage alt, als die drei Moiren zu dem Bette seiner Mutter traten. Die eine verkündigte, er werde tapfer, die andre, er werde grossmütig sein, die dritte, er werde so lange leben, als der eben jetzt auf dem Herde liegende Brand vom Feuer nicht verzehrt sei. Seine Mutter hob diesen Brand sorgfältig auf. Als sie aber in der Folge erfuhr, dass Meleager ihre Brüder erschlagen habe, eilte sie im Drange der Rache mit dem Brande nach dem Feuer und liess ihn von demselben verzehren. Meleager starb nun schnell hinweg. Bei der auffallenden Ähnlichkeit und späten Abfassungszeit der Nornagests saga ist gelehrte Nachahmung sehr wahrscheinlich. Die Geschichte darf mithin fürs nordische Heidentum nicht verwertet werden. Bei Saxo Buch VI S. 272 wird vom König Fridlev erzählt, wie er in den Tempel der drei weisen Frauen (nymphae) trat, die dort auf Stühlen sassen. Denn es war Sitte, nach der Geburt eines Kindes die,,oracula parcarum“ zu erkunden. Nachdem der König, um seines Sohnes Olaf Zukunft zu befragen, feierliche Gelübde gethan hatte, verhiessen die zwei ersten dem Kinde Reichtum und Glück, die dritte der Schwestern aber Geiz. Aus deutscher Volkssage bieten sich zahlreiche übereinstimmende Geschichten dar. 1) Aber ihre Herkunft aus germanischem Heidentum ist wenig glaubhaft, vielmehr Zusammenhang mit antikem Parzen- und romanischem Feenglauben. Burchard von Worms gedenkt zuerst der Parzen. Auf den Färöern heisst noch heute das erste Gericht, das die Mutter nach der Geburt des Kindes zu sich nimmt, nornagreytur 2), Nornengrütze. Vermutlich ist damit eigentlich ein Opfer gemeint, das nach der Geburt den erwarteten Nornen angerichtet wurde.

Wurd wird oft gleichbedeutend mit Tod verwendet, man meinte also das Eingreifen der Schicksalsgöttin im Tode zu erkennen. So heisst es im Heliand: Wurd nahm ihn weg, Wurd nahte, Wurd ist vorhanden, und im Beowulf: Wyrd nahm ihn weg, Wyrd war ihm sehr nahe. In der Eyrbyggjasaga Kap. 52 erscheint ein urdarmáni, ein Mond der Urd, ein gespenstischer Halbmond,

1) Über Schicksalsfrauen im deutschen Volksglauben Mannhardt, German. Mythen, Berlin 1858, S. 541 ff.; Fr. Panzer, Beitrag zur deutschen Mythologie I, 1848, S. 1 ff., II 1855, S. 119 ff.

2) Nornagreytur in der antiquarisk tidskrift 1849, S. 308; färösk anthologi ved Hammershaimb og Jakob Jakobsen Bd. 2, 1891, S. 225.

welcher Menschensterben anzeigt. Die neuisländische Volkssage kennt ein Ungetüm namens urdarköttur, Katze der Urd, dessen Anblick Tod bringt (Jón Árnason, Þjóðsögur 1, 613).

Auf Island erhielt der Nornenglauben überhaupt besondere Ausbildung. Nach Volospó 19 erhebt sich Yggdrasil über dem Brunnen der Urd. Die Gylfaginning Kap. 16 berichtet, dass die Nornen täglich aus dem Brunnen die Esche begiessen, welche dadurch vor dem Vertrocknen und Faulen bewahrt wird. Im Brunnen werden zwei weisse Schwäne gehalten, von denen diese Vögel abstammen sollen. Zu diesem Bilde wirken die verschiedenartigen. Vorstellungen von heiligen Bäumen und Quellen, Wald- und Wasserfrauen, Schwanmädchen zusammen. Alle diese Gestalten finden in der höchsten der weisen Frauen, in Urd ihre Verkörperung. Nach dem Fafnirliede 13 gibt es Nornen verschiedener Herkunft, vom Asen-, Alfen- und Zwergengeschlecht. In der Volospó 8 wird die Ankunft dreier übermächtiger Mädchen aus Jotunheim erwähnt, wodurch das goldene Zeitalter der Götter seinen Abschluss findet. Wenn damit die Nornen gemeint sind, wird ihnen riesische Abstammung, Riesenart zugemessen. Neben Urd nennt die Volospó 20 in einer späteren Einschaltung Verdandi und Skuld, was Gylfaginning Kap. 15 wiederholt. Sonst kommen diese Namen nicht vor. Gelehrte, etymologische Spielerei und das Bestreben, eine Norne der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzustellen, veranlassten diese Namen. Verdandi ist Part. Praes. zu verda, werden, Urdr ward mit dem Praet. urdum desselben Zeitworts in Zusammenhang gebracht. Bei Skuld schwebt das Hilfsverbum skula, sollen, mit dem das Futurum gebildet wird, vor. Diese isländische Gelehrsamkeit ist von antiken Vorstellungen 1) beeinflusst und hat nichts mit dem Heidentum zu schaffen.

Gemeingermanisch sind Schicksalsfrauen und die Wurd, die ja auch im Norden allein lebensvoll hervortritt. Schon die Dreizahl der Schicksalsfrauen ist verdächtig, die Nornen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind aber zweifellos den Parzen nachgeahmt.

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1) Vgl. z. B. Isidors etym. 8, 11, 92 tria fata finguntur propter trina tempora: praeteritum . . . praesens . futurum.. quas parcas tres esse voluerunt, unam quae vitam hominis ordiatur, alteram quae contexat, tertiam quae rumpat. Die Stelle war im Mittelalter hinlänglich verbreitet, mit Unrecht leugnet J. Grimm, Myth. 377 Anm. ihre Beziehungen zur isländischen Nornendreizahl; muss er doch selbst S. 378 zugestehen, dass nur Wurd ausserhalb des Nordens vorkommt, von den zwei andern aber nicht eine Spur.

Die Schicksalsfrauen der Schlacht.

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4. Walküren. ')

Zur Zeit, da die Germanen ins Licht der Geschichte treten, vollzieht sich ihr Schicksal im Kampfe. Sieg oder Unsieg entscheidet über das Volk. Darum steht neben der Norn die besondere Schicksalsfrau der Schlacht. Wie jene das Schicksal im Allgemeinen lenkt, so gebietet diese übers Waffenglück, über Sieg oder Tod auf dem Walfeld. Allen Germanen gemeinsam ist die Vorstellung von Kampfgöttinnen. In Wirklichkeit kämpften oft germanische Frauen in Waffen unter den Heeren. Daher finden wir auch zahlreiche Frauennamen auf wig, hild, gund, hadu, mit ger, brünne, helm u. s. w. zusammengesetzt, die das Bild der kampflich gerüsteten Frau uns vorführen. Die Vorstellungen von Kampfgöttinnen und weiblichen Kämpferinnen mögen mit einander aufgekommen sein, sie erwuchsen unter gegenseitiger belebender Wechselwirkung. Die Draugen gefallener Kriegerinnen 2), Schicksalsfrauen, Schutzgöttinnen vermischten sich zum Bilde der Walküre. Benennungen solcher Wesen begegnen häufig in den alten Quellen. Bei den Deutschen hiessen sie idisi, bei den Nordleuten dísir, als hehre weise Frauen. Bei den Angelsachsen treffen wir sigewif, bei den Nordleuten sigrmeyjar, sigrfljóð, also siegspendende Frauen. Nord. geirvif und hjálmvitr bezeichnen Speerschwingerinnen und Helmträgerinnen. Auch Fylgjur und Hamingjur zeigen sich im Waffenschmuck, vielleicht weil sie Disir sind, und darunter vorzugsweise Kampffrauen verstanden wurden. Das Wort Walküre gehört Nordleuten (valkyrja) und Angelsachsen (welcyrie) allein an. Vermutlich ist es in einer der beiden Sprachen, wol der nordischen, geprägt und von der andern entlehnt, kaum aus dem Urgermanischen übernommen. Die Bedeutung ist klar: wal ist der Haufe Erschlagener, dann der einzelne im Kampfe Getötete, kyrja die Kieserin, Wählerin. Die Walküren wählen die Männer aus, die dem Tode erliegen sollen (kjósa feigd á menn) und verleihen Sieg (ráda sigri), so schildert Snorri ihr Amt. Sieg

1) Vgl. Golther, Der Valkyrjenmythus in den Abhandlungen der Münchener Akademie der Wissenschaften, 1. Klasse, 18. Band, 2. Abth. S. 401 ff.

2) Merkwürdig ist die Stelle bei Burchard von Worms (J. Grimm, Myth. 3, 409), welche Hexen als kämpfende Weiber zeigt: credidisti quod quaedam mulieres credere solent, ut tu cum aliis diaboli membris in quietae noctis silentio clausis januis in aerem usque ad nubes subleveris, et ibi cum aliis pugnes, et ut vulneres alias, et tu vulnera ab eis accipias.

oder Unsieg, Leben oder Tod steht bei der Schicksalsfrau, die dem einen furchtbar und schauerlich, dem andern hell und freudig erscheint.

In einem angelsächsischen Segen1) gegen Hexenschuss wird das Treiben walkürenhafter Frauen anschaulich beschrieben: „Laut waren sie, ja laut, da sie über den Hügel ritten, sie waren hochgemut, als sie über Land (d. h. durch die Lüfte) ritten. Schirme dich nun, wenn du ihre Feindschaft bestehen willst: heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist! Ich stund unter dem Lindenschilde, unter dem lichten Schilde, da die mächtigen Weiber ihr Heer ordneten und ihre sausenden Speere entsandten. Ich will ihnen einen andern fliegenden Speer von vorne entgegensenden: heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!" Die Krankheit ist als ein Hexen- oder Elbengeschoss (hægtessan, ylfa gescot) gedacht, die Hexen aber sind im epischen Eingang des Spruches als Kampfjungfrauen geschildert. Laut jauchzend, wol geschart, Speere schleudernd, reiten sie durch die Lüfte heran, der Angegriffene deckt sich mit dem Schilde und wirft ihnen seinen Speer entgegen. Die,,mächtigen Frauen" (mihtigun wif) lassen sich also auf einen förmlichen Kampf mit dem Gegner ein.

Der Merseburger Zauberspruch von den Idisi 2) zeigt, dass auch die Deutschen solche kampf- und siegbetreibenden Frauen kannten:,,Einst setzten sich Idisi hierher und dorthin. Die einen hefteten Hafte, die andern hemmten das Heer, noch andre klaubten an den Fesseln: entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!" Dem Spruche liegt die Anschauung zu Grunde, dass Idisi durch die Luft gezogen kamen und sich auf dem Walfelde niederliessen, wo der Kampf zwischen zwei Heeren bereits entbrannt war. Ein solches Feld mochte Idisiaviso Idisenwiese heissen, wie J. Grimm das von Tacitus überlieferte Idistaviso bessert. Nun beginnen sie, in drei Haufen geschart, alsbald ihre Thätigkeit, indem sie, wie die germanischen Frauen, in Wirklichkeit an den Ereignissen sich. beteiligen. Die erste Gruppe hinter dem befreundeten Heere legt den gefangenen Feinden Fesseln an. Nach solcher Handlung mögen auch die nordischen Walküren Hlokk (ahd. hlancha, Kette) und

1) Vgl. Grein-Wülcker, Bibliothek der ags. Poesie 1, 317; Wülcker, Kleinere ags. Dichtungen. Halle 1882, S. 33; zur Erklärung Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 93 f.

2) Zur Erklärung des Spruches vgl. Müllenhoff und Scherer, Denkmäler 23, S. 43 ff.; Kögel, Litteraturgeschichte I, 1, S9 f.; v. Grienberger, Zfd Ph. 27, 433 ff.

Die Thätigkeit der Walküren.

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Herfjotr (Heeresfessel) heissen. Die zweite Gruppe hemmt das Vordringen des feindlichen Heeres, entweder dadurch, dass die Idisi gleich den germanischen Frauen sich der gegnerischen Schlachtreihe gerüstet und Speere schleudernd entgegen warfen, oder dass sie durch irgendwelche Zauberhandlung den Sturmlauf der Feinde plötzlich hemmten und in panischen Schrecken (an. herfjoturr) verkehrten. Die dritte Gruppe endlich erscheint hinter dem Heer der Feinde, um den Gefangenen, der sich hier befindet, zu befreien. Die Idisi nesteln an den Banden und sprechen dazu den lösenden Zauber, der die Fesseln abspringen macht. Solche,,leysigaldr" enthalten die nordischen Hóvamól 148 und der Grógaldr 10, womit bewirkt wird, dass die Bande von Händen und Füssen fallen. Der Gefangene, auf dessen Befreiung der Spruch hinzielt, glaubt somit an die hilfreichen Idisi, deren thätiges, unmittelbares Eingreifen den Freunden Sieg und Freiheit, den Feinden Unsieg und Fesselung bringt.

Im Beowulf 697 heisst es: Der Herr verlieh ihm Glück im Kampfe, das Gewebe des Kampfglückes (wigspéda gewiofu). Der Ausdruck entspringt der Vorstellung, dass das Schicksal der Schlacht von höheren Mächten gewoben werde. Ebenso erklären sich die nordischen Bilder Siegesgewebe (sigrvefr) und Speergewebe (darradar vefr). Darauf gründet sich das bekannte Lied der Njálssaga Kap. 158 (corpus poeticum boreale 1, 281 ff.), das sich auf die 1014 zwischen Brian König von Irland und seinem Sohne Sigtrygg gelieferte Schlacht von Clontarf bezieht. Der Dichter des Liedes malt die allgemeine Vorstellung des Schicksalsgewebes ins einzelne aus und gefällt sich in grausigen Schildereien. Ein Mann zu Caithnes in Schottland sah zwölf Frauen in eine Kammer reiten und darin verschwinden. Durch ein Fenster beobachtete er, wie die Frauen ein Gewebe aufgespannt hatten, wobei Menschenhäupter als Gewichte, Menschendärme als Aufzug und Einschlag, Schwerter als Spule und Pfeile als Kamm dienten. Bei ihrem Geschäfte sangen sie unter anderm: ,,Mit Schwertern schlagen wir dieses. Siegesgewebe. Hildr, Hjorthrimul, Sangridr, Svipul kamen zu weben mit gezogenen Schwertern. Schaft wird zerkrachen, Schild zerbersten, die Axt in die Rüstung dringen. Winden wir, winden wir das Gewebe des Speeres! Folgen wir dem König (dem siegreichen Sigtrygg)! Blutige Schilde wird man sehen, da Gunnr und Gondull dem Könige halfen. Winden wir, winden wir das Gewebe des Speeres, das der junge König vor sich hatte! Voran

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