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sich, der sich für weise hält. Weder mit Güte noch mit Gewalt bekam der Bauer mehr Belehrungen aus dem Meermännchen heraus, als hier erzählt ist; nur unter der Bedingung, dass der Bauer es wieder an dieselbe Stelle in der See hinausfahren wollte, wo er es heraufgezogen hatte, und es dort auf seinem Ruderblatt hocken liess, wollte es alle seine Fragen beantworten, aber sonst auf keinen Fall. Nach drei Nächten willfahrte ihm der Bauer. Als nun das Meermännchen auf dem Ruderblatt sass, fragte es der Bauer, welche Ausrüstung die Fischer haben müssten, um beim Fange Glück zu haben. Das Meermännchen antwortete: Von gekautem und geknetetem Eisen soll man Angeln schmieden. Die Angelschmiede soll stehen, wo man das Brausen von Wasser und See hören kann, und die Angelschnur soll aus grauem Ochsenleder und einem Zaum aus roher Pferdehaut gemacht sein. Als Köder soll man Vogelgekröse und Flunderfleisch nehmen, mitten am Haken Menschenfleisch, und wenn du dann nicht viel fischst, kann dein Leben nicht mehr lange währen. Verkehrt gebogen muss die Angel des Fischers sein. Da fragte der Bauer, über welche Dummheiten das Meermännchen gelacht habe, als er seiner Frau geschmeichelt und den Hund geschlagen habe. Das Meermännchen antwortete: Über deine Dummheit, Bauer; denn der Hund liebt dich, wie sein Leben, die Frau aber wünscht deinen Tod und ist dir untreu. Der Erdhügel, den du verfluchtest, ist dein Schatzhügel, denn grosser Reichtum liegt darunter; deshalb warst du unklug, Bauer, und deshalb lachte ich über dich. Die schwarzen Schuhe aber werden dein Leben lang halten, denn dir sind nur noch wenige Tage vergönnt; drei Tage werden sie wol halten. Damit stürzte sich das Meermännchen vom Ruderblatt ins Wasser und sie trennten sich. Aber alles, was das Meermännchen gesagt hatte, bewährte sich später.

4. Wald- und Feldgeister.1)

Über das Fortleben der Seelen in Pflanzen wurde bereits berichtet. Aus solcher Beseelung folgt, dass der Wald besonders als Aufenthalt zahlreicher Geister galt. Die Etymologie des Wortes

1) Vgl. Mannhardt, Wald- und Feldkulte. I. Der Baumkultus der Germanen, II. Antike Wald- und Feldkulte, Berlin 1875 u. 1877; Mythologische Forschungen, Strassburg 1554.

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Hexe (Waldunholdin) wies auf den Wald. Aber auch sonst finden. wir überall in Deutschland und Skandinavien, wo Wälder aufragen, Sagen von Waldleuten, Wildleuten, Holzleuten, Moosleuten. Nur in der norddeutschen Tiefebene gehen auch diese Gestalten im allgemeinen Begriff der Unterirdischen auf. In Oberdeutschland wird von den saligen Fräulein, den wilden Leuten, Waldfänken und Schrätlein erzählt, in Mitteldeutschland von den Holz-, Moos-, Buschfräulein, im Norden vom skougmann, skogsrå, von der skogsfru und skogssnufa. In Schleswig ist von der Hollunderfrau (Frau Elhorn), in Schoonen ebenso von der Hillefroa die Rede, in Schweden von der Askafroa (Eschenfrau) und Löfviska (Laubfrau); da sind also Bäume persönlich gedacht. Die Vorstellung von der Baumseele hat sich nach verschiedenen Seiten hin entfaltet. So lebt die Seele im Baume als ihrem Leibe, den sie nicht verlassen kann. Der Baum ist wie ein menschlicher Körper gedacht, er blutet, wenn er verwundet wird. Wie der Leib so ist der Baum die Hülle der Seele, die einerseits fest daran gebunden, andererseits aber auch als ungebunden frei erscheint. Der Baumgeist tritt aus der Pflanze heraus, entschwebt dem Baume, der dann weniger als Körper, vielmehr als Wohnsitz eines geisterhaften Wesens gilt. Im Rauschen des Windes, in den wundersamen Lauten, welche die Stille des Waldes durchhallen, in spukhaften tierischen und menschlichen Gestalten macht sich der Baumgeist bemerklich. Der Wald ist erfüllt von einer ungezählten Schar gespenstischer Wesen, die bald elbisch, bald riesisch, je nach den örtlichen Verhältnissen, nach den elementaren Zuständen erscheinen. Im hochstämmigen, sturmbewegten, schaurigen Bergwald werden mehr Riesen hausen, im lichten, freundlichen, sonn- und mondbeglänzten Hain treiben Elbe ihr Wesen. Wie die Natur sich dem Menschen gibt, so bildet er seine Sagen. Die wilden Leute, die Moos- und Holzleute, die Waldmänner und Waldfrauen erinnern oft in ihrer Gestalt an ihren Ursprung. Sie haben behaarten Körper, altes, runzliges Gesicht und sind ganz in Moos gehüllt. Langes flatterndes Haar, grosse herabhängende Brüste eignen den Elbinnen, welche seltener die anmutige Seite hervorkehren. Die Waldelbe sind aufs engste mit den Windelben verknüpft. Der Sturmwind, der wilde Jäger, hat es besonders auf die Moosweiblein abgesehen. Braust er durch den Wald, so jagt er die Holzfräulein. Manchem Jäger oder Holzhauer sind die schutzflehenden Weiblein schon begegnet; und es war alter Brauch, die Baumstümpfe mit Kreuzen zu bezeichnen,

damit die verfolgten Elbinnen darauf Rast und Schutz vor dem wilden Jäger fänden. Den Waldgeistern wird grosser Einfluss auf Sendung von Seuchen und auf deren Heilung beigemessen. In Gestalt von Würmern, Schmetterlingen oder Ungeziefer kriechen die schädigenden Elbe aus den Bäumen heraus und in den Körper der Menschen hinein. Um sie wieder los zu werden, verwünscht man sie in den tiefen Wald, ins Gehölz, in den Baum oder Busch zurück. Sympathetische Kuren suchen die Seuchen in den Baum zurückzubannen, darein zu verpflöcken. Die Waldgeister wissen aber auch Heilgeheimnisse, welche sie zuweilen den Menschen mitteilen. Zur Pestzeit laufen Holzfräulein aus dem Wald und empfehlen bestimmte Kräuter, deren Genuss vor der Pest schützt. Wildmännlein können mit List gefangen werden, indem man sie berauscht, dann geben sie verborgene Kunde, ähnlich wie das Meermännlein. Auf diese Art erfuhr ein Tiroler, was gegen die Pest nütze. Wate hat nach der Gudrun 529 von einem wilden wibe die Heilkunst erlernt. Im Eckenlied 174 ff. gräbt das von Fasolt gejagte wilde Fräulein eine Wurzel und bestreicht damit den wunden Dietrich und sein Ross, wovon Weh und Müdigkeit schwinden. Ein Wichtlein rühmt sich einem Bauern gegenüber, es hätte ihm für Menschen und Vieh heilsame Kräuter zeigen können. Die Waldgeister sind ihrer elbischen Art gemäss auf kleine Kinder aus, welche sie stehlen. Sie streben ferner Verbindung mit den Menschen an. Der Waldmann ist auf Weiber lüstern und stellt . ihnen nach. Burkhard von Worms weiss von Waldfrauen (agrestes feminae, quas silvaticas vocant), die nach Belieben sichtbar und unsichtbar sind und sich mit ihren Liebhabern ergötzen. Die rauhe Else wie die skogssnufa naht sich dem am nächtigen Feuer liegenden Wolfdietrich und begehrt nach seiner Minne. Nach einer badischen Sage verliebt sich ein Jäger in ein schönes wildes Weib, das in einer Höhle wohnt, und erlangt ein Kind von ihr. Eine wilde Frau aus dem Unterberg, die ungemein schönes und langes Haar hatte, nahm einen Bauern, der sich in sie verliebte, zu sich in die Lagerstätte (Deutsche Sagen No. 50). Die Waldgeister zeigen sich den Menschen gern dienstbar und gehen sogar allmälig in Hausgeister über. Sie helfen zur Erntezeit den Arbeitsleuten, sie verdingen sich dem Bauern für ständig, besorgen das Vieh im Stall und bringen dem ganzen Hauswesen Glück und Gedeihen. Mit der Dienstleistung der wilden Leute ist meist die Geschichte vom Todansagen verknüpft. In vielen Wendungen ist sie bezeugt. Ein

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Hausgenosse hört auf dem Heimweg oder sonst irgendwo eine Stimme, welche ihn auffordert, einem ihm bisher unbekannten Wesen den Tod eines andern anzusagen. Wie er daheim verwundert das Erlebniss berichtet und die ihm aufgetragenen Namen ausspricht, da verschwindet mit lautem Wehruf der Knecht oder die Magd, welche bis dahin unbekannter Herkunft beim Hausherrn in Dienst standen. Die Wildleute riefen dadurch ihren Genossen, welcher sich zu den Menschen verdingt hatte, in ihre Gemeinschaft zurück. Denn der Alb muss weichen, sobald sein Name genannt worden ist. Die Waldgeister haben die Waldtiere in Hut und Pflege, so gehören die Gemsen in Tirol den wilden Leuten, die schwedische skogsfru ist Herrin der Jagdtiere und der Jagd. Sie fordert eine Spende vom Jäger. Tiergestalt wird bei den Waldgeistern verhältnissmässig selten erwähnt. Die Holzfrauen sitzen zuweilen als Eulen auf den Bäumen; die seligen Fräulein auf hoher Alpspitze beschützen in Geiergestalt die Gemsen. Die Tiroler Fanggen erscheinen als Wildkatzen. Die dänische und schwedische Waldfrau trägt Tierfelle und Kuhschwanz, also halbtierische Gestalt.

Der Zusammenhang der Waldleute mit Seelen und Maren ist deutlich ausgesprochen. Der Baumgeist wird in manchen Sagen aus der Seele eines Menschen, welcher darunter begraben liegt, abgeleitet. Die Seele des Verstorbenen geht in den Baum über und erfüllt ihn gleichsam mit menschlichem Leben, so dass Blut in seinem Geäder umläuft und beim Anhieb herausfliesst. Aus dem Munde eines im Kampfe gefallenen Königs erwächst eine hohe Eiche. Wenn jemand eines gewaltsamen Todes stirbt, haust die Seele des Erschlagenen bei Tage im nahen Baum, bei Nacht schweift sie in einem gewissen Bannkreis um den Blutbaum umher. In einem Waldschlosse bei Nürnberg wurden drei Jungfern verflucht und vom Blitze getötet; ihre Seelen fuhren in drei grosse Bäume. Ein Jäger hatte sich an einer Eiche erhängt. Der Herr, der seine Leiche fand, befahl, den Baum zu fällen. Aber Blut quoll unter den Axthieben hervor und rote Adern durchzogen den Stamm. Da verbrannten die Leute Stamm und Leichnam. Seitdem pirscht der Tote mit seinen Hunden gespenstisch im Walde umber. So lässt sich die Seele überhaupt in Tier- oder Menschengestalt ausserhalb des Baumes in dessen Nähe sehen. Der Baum gilt ferner als Lebensbaum, als Sitz des Schutzgeistes eines Menschen, gleichsam als sein Doppelgänger in der Pflanzenwelt. So lange der Baum grünt und blüht, gedeiht der Mensch, wenn der

Baum verdorrt oder stürzt, geht der Mensch zu Grunde. Fortreisende verknüpfen oft ihr Leben mit einem in der Heimat eingepflanzten Baume. Wie der einzelne einen Schicksals- und Geburtsbaum hat, so auch die ganze Sippe. Die Dorflinde, der schwedische vårdträd mag damit zusammenhängen. Der Hausbaum ist auch Sitz des Hausgeistes, des Ahnherrn, der seine Nachkommen beschützt. In allen diesen Vorstellungen spielen Baumseelen und Menschenseelen in einander, aus dem einen Aberglauben fliesst der andre, der Baumgeist und Waldgeist tritt von dem Augenblicke ins Leben, wo das Bewusstsein vom seelischen Ursprunge entschwindet.

Aus dem Kreise des Marenglaubens stammen die Züge, dass die wilden Leute in Südtirol gelegentlich dem Wandrer auch aufhocken und sich dabei so furchtbar schwer machen, dass mancher der Last erlag oder doch krank wurde, ferner dass ein Moosweibchen einen Bauer anfällt und dergestalt drückt, dass er, obgleich stark von Natur, krank und elend wurde.

Wie Bäume und Wälder von Geistern beseelt waren, so auch Getreide und Felder. Korngeister 1) spielen in Bräuchen und Sagen der Bauern eine grosse Rolle. Meistens erscheinen sie in Tiergestalt; als Hasen, Hirsche, Rehe, Schweine, Ziegen und Böcke, Katzen, Hunde, Wölfe hausen sie im Kornfeld, als Mann, Frau oder Kind schreiten sie durchs Gefild. Das nämliche Wesen, das im Wachstum des Waldes wirksam ist, zeigt sich auch im Leben des Korn- und Flachsfeldes und der Graswiese regsam. Mit den Bäumen wächst die Gestalt des Waldgeistes gerne ins Riesenhafte, im Felde überragt der Alb selten das gewöhnliche menschliche oder tierische Maass. Die Namen sind ohne Weiteres klar: Roggenwolf, Getreidewolf, Kornhund, Roggenhund, Heupudel, Kornkatze, Haferbock, Roggensau und Kornmutter, Kornfrau, Kornmume, Roggenmume, Hafermann, Getreidemann, der Alte, das Kornkind, das Ährenkind. Die Kornweiber gelten auch als Kinderscheuchen. Die Feldgeister verleugnen ihren Ursprung aus den Windelben (und im Winde leben die Seelen fort) nicht. Wenn der Wind das Getreide wogen macht, dann wird gesagt: die Kornmutter geht über das Getreide, die Wölfe laufen im Getreide, die wilden Schweine laufen drauf, die Wetterkatzen sind drinn.

1) Vgl. Mannhardt, Roggenwolf und Roggenhund, Danzig 1865, 2. Aufl. 1866; Die Korndämonen, Berlin 1867.

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