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wahrscheinlich Pferde zum Opfer.') Am feierlichsten wurde dem allwaltenden herrschenden Gott, dem alles gehorcht, bei den Semnonen), dem ältesten und edelsten Stamme des Suebenvolkes gedient. Ein Hain von uralten heiligen Schauern durchweht war ihm geweiht. Nur mit Fesseln durfte man den Wald betreten, wer fiel, durfte nicht aufstehen, sondern musste sich hinauswälzen. Der schrecklichen, strafenden und rächenden Gewalt des Gottes, der Herr über Leib und Leben ist, dessen heilige Rechte niemand verletzen darf, geschieht mit diesem Brauch, durch welchen jeder wie ein Opfer hilflos in des Gottes Hand sich stellt, volle Genugthuung. Es ist ein Bundesheiligtum, das zu bestimmter Zeit von den einzelnen verbündeten Stämmen beschickt wird, um dem Gotte ein feierliches Menschenopfer darzubringen. Der Glaube verlegt den Ursprung des Volkes dorthin. Die Semnonen und durch sie auch ihre Stammverwandten betrachteten sich demnach offenbar als Abkömmlinge des Allwaltenden. Im Kriege, den Hermunduren und Chatten3) um den Besitz der heiligen Salzquellen führten, opferten die Sieger dem Tiuz, und Wodan alle Männer und Pferde des feindlichen Heeres. Bei den Norwegern galt im 6. Jahrhundert das Menschenopfer als Höchstes; den ersten Kriegsgefangenen gaben sie dem Tiuz, den sie damals noch für den vornehmsten der Götter hielten4). Auch die Goten weihten dem Tiuz, dem Lenker der Schlachten, der blutige Opfer forderte, das Leben der Gefangenen, dem Gotte gehörten die ersten

1) Tac. Germ 9 Herculem ac Martem concessis animalibus placant. 2) Tac. Germ. 39 vetustissimos nobilissimosque Sueborum Semnones memorant; fides antiquitatis religione firmatur. Stato tempore in silvam auguriis patrum et prisca formidine sacram omnes eiusdem sanguinis populi legationibus cocunt caesoque publice homine celebrant barbari ritus horrenda primordia. est et alia luco reverentia: nemo nisi vinculo ligatus ingreditur, ut minor et potestatem numinis prae se ferens. si forte prolapsus est, attolli et insurgere haud licitum: per humum evolvuntur. eoque omnis superstitio respicit, tanquam inde initia gentis, ibi regnator omnium deus, cetera subiecta atque parentia.

3) Tac. An. XIII, 57 sed bellum Hermunduris prosperum, Chattis exitiosius fuit, quia victores diversam aciem Marti ac Mercurio sacravere, quo voto equi viri, cuncta viva occidioni dantur. et minae quidem hostiles in ipsos vertebant. Zur Erklärung der Worte vgl. J. Grimm, Myth. 999 Anm.

4) Prokop, bell. got. 2, 15 von den Thuliten d. h. den Skandinaviern: θύουσι δὲ ἐνδελεχέστατα ἱερεῖα πάντα καὶ ἐναγίζουσι. τῶν δὲ ἱερείων σφισι τὸ κάλλιστον ἄνθρωπος ἐστιν, ὅνπερ ἂν δοριάλωτον ποιήσαιντο πρώτον. τοῦτον γὰρ τῷ Ἄρει θύουσιν, ἐπεὶ θεὸν αὐτὸν νομίζουσι μέγιστον εἶναι.

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Beutestücke, an den Baumstämmen seines Haines wurden die eroberten Waffen aufgehängt.1) Abzeichen des Kriegsgottes war das Schwert, bei dem die Quaden wie beim Gotte selber Eide schwuren.2) Vielleicht ist die Sage vom Marsschwert, worin Attila das Zeichen der Weltherrschaft sah, gotischen Ursprungs. 3) Denn gotische Lieder erzählten von Attila, als wäre er ein germanischer Heerkönig gewesen. Man würde begreifen, dass des Tiuz Schwert dem Menschen, der es als des Gottes erkorener Liebling führte, steten Sieg und gewaltige Macht verlieh. Nach Tacitus tanzten Jünglinge kunstvoll zwischen Schwertern und feindlich drohenden Speeren. Als Brauch der Zünfte hat sich der Schwerttanz bis ins späte Mittelalter herab erhalten. Die Tänzer führten kunstreiche Fechterschläge aus, ahmten den Schwertkampf nach und bildeten aus den zusammengehaltenen Klingen mannigfache Figuren. Der Tanz verlangte Übung und Gewandtheit. 4) Die Beziehung des Tiuz zum Schwert lässt vermuten, dass dieses Heldenspiel ihm zu Ehren geschah. Die weissen Rosse, die auf Staatskosten in Hainen gehegt, nur zum Dienste der Gottheit, nie zu dem der Menschen gebraucht werden, aus deren Wiehern Priester und König oder Fürst weissagen, waren wol Eigentum des Himmelsgottes.) Wenigstens haben die im Norden aus Tiuz abgezweigten

1) Jord. Get. 5 quem Martem Gothi semper asperrima placavere cultura. nam victimae eius mortes fuere captorum, opinantes bellorum praesulem aptius humani sanguinis effusione placandum. huic praedae primordia vovebantur, huic truncis suspendebantur exuviae.

2) Amm. Marc. XVII, 12 von den Quaden: eductis mucronibus, quos pro numinibus colunt, iuravere se permansuros in fide.

3) Jord. Get. 35 cum pastor quidam gregis unam buculam conspiceret claudicantem, nec causam tanti vulneris inveniret, sollicitus vestigia cruoris insequitur, tandemque venit ad gladium, quem depascens herbas incauta calcaverat, effossumque protinus ad Attilam defert. quo ille munere gratulatus, ut erat magnanimis, arbitratur se mundi totius principem constitutum et per Martis gladium potestatem sibi concessam esse bellorum.

4) Tac. Germ. 24 genus spectaculorum unum atque in omni coetu idem. nudi iuvenes, quibus id ludicrum est, inter gladios se atque infestas frameas saltu iaciunt. exercitatio artem paravit, ars decorem, non in quaestum tamen aut mercedem: quamvis audacis lasciviae pretium est voluptas spectantium. Vgl. Müllenhoff, Über den Schwerttanz (in den Festgaben für Gustav Homeier) Berlin 1872; weitere Litteratur gibt John Meier in Pauls Grundriss II 1, 835.

5) Tac. Germ. 10 proprium gentis equorum quoque praesagia ac monitus experiri. publice aluntur isdem nemoribus ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti; quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps

Götter Freyr, Baldr, Heimdall besondere Rosse. Wahrscheinlich gehörten schon dem Tiuz Schwert, Goldhelm und Ross, er war gerüstet wie ein Königsheld. Dem Hufe des göttlichen Rosses. war vielleicht einst die Wunderkraft zu eigen, Quellen zu öffnen, ein Zug, der in vielen späteren Sagen und Legenden vorkommt.') Dass die Friesen dem Tiuz dienten, wird durch einen inschriftlichen Fund, aus dem man aber nicht zu viel herauslesen darf, bestätigt.2) Der unter Severus Alexander am Hadrianswall in Britannien stehende friesische Keil (cuneus Frisiorum) war aus germanischen Söldnern gebildet, die vorwiegend aus den friesischen Ländern stammten. Leute aus Twenthe setzten dem Mars Thingsus einen Weihstein. Die germanische Form des Beiwortes ist etwa pingsaz und stellt sich natürlich als Ableitung zu ping. Die Grundbedeutung des Wortes ist Versammlung, besonders Gerichtsversammlung, ferner Ort und Zeit derselben. Unter Thingleuten sind

civitatis comitantur hinnitusque ac fremitus observant. nec ulli auspicio maior fides, non solum apud plebem, sed apud proceres, apud sacerdotes; se enim ministros deorum, illos conscios putant.

1) Panzer, Beitrag zur deutschen Mythologie 1, 291. Chr. Petersen, Hufeisen und Rosstrappen im Archiv der schlesw.-holst.-lauenb. Gesellschaft für vaterländ. Geschichte Band 19, 194 ff.

2) Im November 1883 wurden zu Housesteads am Hadrianswall in England zwei Altäre und ein hoher giebelartiger Aufsatz gefunden mit bildlichen Darstellungen und Inschriften versehen. Die Reliefbilder sind durchaus römisch und so auszulegen. Eine mit Helm, Speer und Schild bewaffnete Kriegergestalt, zu ihrer Rechten ein Vogel, steht in der Mitte eines bogenförmigen Halbrunds. Auf beiden Seiten sind nackte Figuren mit Kränzen und Stäben angebracht. Es ist Mars mit der Gans und zwei Viktorien oder Eroten. Eine Beziehung auf germanische Vorstellungen, wie Hoffory in dem Relief des Aufsatzes sie findet, ist unstatthaft. Die Inschriften der Altäre lauten: Deo Marti et duabus Alaisiagis et numinibus Augustorum Germani cives Tuihanti cunei Frisiorum Ver. Ser. Alexandriani v[otum] s[olverunt] [[ibenter] m[erito]. Deo Marti Thingso et duabus Alaesiagis Bede et Fimmilene et numinibus Augustorum Germani cives Tuihanti v. s. l. m.

Hierzu vgl. die Abhandlungen von Hübner, Westdeutsche Zeitschrift 3, 120, 287; Mommsen, Hermes 19, 232; Scherer, Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1884, 571; Brunner, Zeitschrift der Savignystiftung (1884) 5, 226; W. Pleyte, mededeelingen d. kon. akad. van wetenschappen (afdeel. letterkunde) 3, 2, 110; F. Möller, Westd. Zeitschrift 5, 321; M. Ihm, Bonner Jahrbücher 1883, 173 ff.; R. Schröder, Rechtsgeschichte 1, 17, 36; Hoffory, Gött. Nachrichten 1888, 426; Weinhold, ZfdPh. 21, 1; Jäckel ebenda 22, 257; Hübner, Römische Herrschaft in Westeuropa, Berlin 1890, 57 ff.; Heinzel, Wiener Sitzungsberichte phil. hist. Klasse Bd. 119, 50 ff.; Kauffmann, Beiträge 16, 200; Siebs, ZfdPh. 24, 434 ff.

Mars Thingsus. Ziuwari.

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aber auch die Angehörigen eines Verbandes verstanden; þingmanna lid, der Thingleute Schar, heissen die von den anglischen und dänischen Königen in England im 11. Jahrhundert zur Landesverteidigung gehaltenen Mietstruppen. Soll mit dem Beiwort Tiuz in seiner Eigenschaft als Gott der Gerichtsversammlung bezeichnet werden,,,als Befehlshaber und Praesident des in Heer und Thing versammelten Volkes" (Scherer)? Römische Truppenteile weihten ihren Schutzgöttern Inschriften, den genii legionis, cohortis, alae, vexillariorum. Diesen Brauch ahmten die Tuihanten offenbar nach und setzten dem Mars ihrer Truppe einen Stein. Der Mars ihres Verbandes war aber nicht der römische Gott, sondern der ihres Volkes. Den heimischen Glauben behielten die Germanen in römischen Diensten bei. Der Mars, der die friesische Truppe beschützt, - nichts anderes will das Beiwort besagen ist damit deutlich vom römischen unterschieden und nach der üblichen interpretatio romana wol als der germanische Tiuz zu betrachten. In der Heimat und in der Fremde, an der Dingstätte und im Lager wurde der waltende Tiuz, von den Friesen angerufen.

Am Ende des 8. Jahrhunderts taucht die Benennung CyuuariSuapa auf.) Als Ziuleute sollen sich die Schwaben, die Abkömmlinge der Semnonen, bezeichnet haben. Ihr Hauptsitz Augsburg hiess auch Ciesbure, Burg des Ziu. Die Möglichkeit ist nicht abzuleugnen, dass dasjenige Volk, dem einst das erminonische Heiligtum gehörte, das vor den übrigen dem Himmelsgott als dem Vater des Stammes zunächst stand, am längsten seinem Dienste treu blieb und in der neuen Heimat einen Ziutempel unterhielt. Neuerdings wird aber die Echtheit der Nachricht angefochten. Im karolingischen Zeitalter entstand eine fabelhafte Chronik von Augsburg. Die Stadt ist eine Gründung der Schwaben, die lang vor den Römern da gesessen haben sollen. Das Römerheer, die legio Martia, erlitt eine schwere Niederlage bei Augsburg. Ziesburg

1) Die Glosse Cyuuari suapa steht in der Wessobrunner Handschrift (Müllenhoff-Scherer, Denkm. 3. Aufl. II 1 f.) aus dem Ende des 8. Jahrh.; Laistner vermutet urspr.: recia suapolant reciuuari suapa. Civitas Augustensis id est Cieshure, findet sich in einem alten Verzeichniss von Städtenamen der Germania prima Bouquet, recueil des historiens des Gaules et de la France II, 10; Bachlechner, ZfdA. 8, 587; Chroniken deutscher Städte 4, 281 Anm. 7. Verwertet wurden die Schwaben als Ziuleute von J. Grimm, Myth. 180; Müllenhoff, Schmidts Zeitschr. 8, 247 und öfters. Zur Frage sehr beachtenswert L. Laistner, Württb. Vierteljabrshefte für Landesgeschichte N. F. 1892, 2 ff.

scheint in Anlehnung an Eresburg ersonnen: während Karl die Eresburg bezwang, brach sich die römische Macht an der Ziesburg. Dem Augsburger war für dies Martis der schwäbische Ziestag und der bairische Ertag geläufig, so mochte er sich das Verhältniss Ertag, Eresburg: Ziestag, Ziesburg ausdenken. Als Bewohner der von der legio Martis belagerten Stadt ergaben sich dem gelehrten Chronisten Marticolae Ziuuari. Vielleicht ist dieser Ausdruck jedoch überhaupt gar nicht über die Wessobrunner Handschrift hinausgelangt, wo er aus ,,Recyuuari" Riesser, Bewohner des Riess, verschrieben zu sein scheint. Mindestens ist der „hieratische" Namen der Schwaben und der ihrer „Ziuburg" mit Vorsicht aufzunehmen, weil er vielleicht nur durch Schreiberirrtum und gelehrte Fabelei im Ausgang des 8. Jahrhunderts zu Stande kam und mit der Heidenzeit und dem echten Götterglauben der einst dem Tiuzkult zugethanen Semnonen-Sueben nichts mehr zu schaffen hat.

Tacitus erzählt von der göttlichen Abstammung der drei Hauptstämme der Germanen1). Tuisto, der Sohn der Erde hat wol den Himmel zum Vater. Da Himmel und Erde an ihm Teil haben, da er ihr beider Wesen in sich vereint, heisst er der Doppelte, Zwiefältige, vielleicht aber auch Zwitter 2), wenn etwa Mannus von ihm allein entsprang. Mannus ist der Urmensch, Erzeuger der Menschheit. In dieser Genealogie bezeichnet aber Mannus den Gott als Menschen. Der Grundgedanke scheint zu sein, ein Gott in Menschengestalt zeugte die Stammväter, nach deren Namen.

1) Germania 2 celebrant carminibus antiquis, quod unum apud illos memoriae et annalium genus est, Tuistonem deum terra editum et filium Mannum originem gentis conditoresque. Manno tris filios assignant, e quorum nominibus proximi oceano Ingaevones, medii Herminones, ceteri Istaevones vocentur. Bei Plinius hist. nat. 4, 99 Germanorum genera quinque: Vandili, quorum pars Burgundiones, Varinnae, Charini, Gutones; alterum genus Ingvaeones, quorum pars Cimbri, Teutoni et Chaucorum gentes; proximi autem Rheno Istvaeones quorum pars Cimbri (l. Sigambri?); mediterranei Hermiones, quorum Suebi, Hermunduri, Chatti, Cherusci; quinta pars Peucini, Bastarnae supra dictis contermini Dacis Plinius, an welchen Tacitus wahrscheinlich sich anlehnt, weiss nichts von den Stammesheroen. In der um 520 verfassten fränkischen Völkertafel erscheinen aber tres fratres, Erminus, Inguo et Istio. Müllenhoff, Abhandlungen der Berliner Akademie 1862, S. 532 ff.

2) Zur Wortbildung von Tuisto oder Tuisco vgl. Brugmann, Grdr. II 468 und 507; got. tris auseinander; mhd. zwis, aisl. tvisvar 2mal; ahd. zwisk, zwiski, zweifach; aisl. tvistr, zwiespältig; engl. twist zweifädiger Strick; nhd. zwist; gr. dis, lat. bis < duis. Zur Auslegung Wackernagel ZfdA. 6, 19; Müllenhoff, ebenda 9, 261. Schade, Altdeutsches Wörterbuch 2. Aufl. S. 974 f. weist auf mundartliches nhd. twister, „Zwitter" hin.

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