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obenan; er heisst auch Asathor oder Wagenthor, weil er auf einem Wagen zu fahren pflegt. Er ist der stärkste der Asen, stärker als alle Götter und Menschen. Er herrscht in Thrudwang (Feld der Stärke) oder Thrudheim (Welt der Stärke). Seine Halle hat den Namen Bilskirnir.') In diesem Gebäude sind 540 Gemächer, es ist das grösste Haus, von dem Menschen wissen. Thor hat auch zwei Böcke und einen Wagen. Die Böcke heissen Tanngniost (Zahnknisterer) und Tanngrisnir (Zahnknirscher). Thor benutzt diesen Wagen, wenn er nach Jotunheim fährt, und die Böcke ziehen den Wagen. Er besitzt ferner drei Kleinode: das eine ist der Hammer Mjolnir (Zermalmer), den Reifriesen und Bergriesen kennen, sobald er in die Luft sich erhebt; und das ist nicht zu verwundern, denn Thor hat mit dieser Waffe schon manchen Schädel ihrer Vorfahren und Verwandten zerschmettert. Das zweite Kleinod ist der Kraftgürtel: wenn er diesen anlegt, wächst ihm die Asenkraft ums doppelte. Das dritte Kleinod, das überaus wertvoll ist, sind die eisernen Handschuhe; diese kann er nicht entbehren, wenn er den Schaft des Hammers fasst. Niemand ist jedoch so weise, dass er alle seine grossen Thaten aufführen könnte, wenn ich auch soviel davon zu berichten weiss, dass der Abend hereinbrechen würde, ehe ich alles, wovon ich Kunde besitze, zu Ende erzählt habe.

Von Mjolnir berichten Skáldsk. K. 3, dass der Zwerg Brokk ihn geschmiedet. Man könne damit werfen, soweit man wolle, ohne je das Ziel zu verfehlen. Der Hammer kehrt von selbst in die Hand des Werfenden zurück und kann so klein gemacht werden, dass man ihn unter dem Rock zu tragen vermag. Nur der Handgriff ist etwas zu kurz ausgefallen. Die Asen erklären den Hammer für das beste der von Brokk verfertigten Kleinode, er sei der wirksamste Schutz gegen die Riesen.

In der nordischen Dichtung erscheint Thor als Sohn Odins; er musste sich diesem unterordnen, sobald er zum ersten der Götter geworden war. Thors Frau heisst Sif.2) Sie reicht beim

1) Bilskirnir, der einen Augenblick (bil) leuchtende (skirnir), der Blitz. Thor hiess als Gewittergott Herr des Blitzes, gramr, stýrandi bilskirnis vgl. SE. I 252, 256; bilskirnir später als Eigenname gefasst ergab aus der erwähnten Verwendung,, Bilskirnirs Beherrscher" leicht örtlichen Begriff; vgl. Noreen, fornnordisk religion S. 6.

2) Über Sif Hárb. 45; Lokas. 53, 54; Skáldsk. Kap. 3. Uhlands Auslegung (Schriften 6, 45):,,Sif die schönhaarige Göttin ist das Getreidefeld,

Thors Weib und Kinder.

263 Gelage der Götter dem Loki den Becher voll Metes, der aber rühmt sich, selbst mit ihr, der Strengen und Keuschen, Buhlschaft getrieben zu haben. Der Riese Hrungnir will sie mit Freyja entführen. Sifs prächtiges Haar hatte Loki aus Bosheit abgeschnitten. Thor fasste den Loki und wollte ihm alle Knochen zerschlagen. Da schwur er den Eid, er wolle der Sif von den Zwergen aus Gold neues Haar anfertigen lassen, das wachsen sollte, wie natürliches Haar und so geschah es, dass Sif goldenes Haar trägt. Von Sif hat Thor die Tochter Thrud, die Hrungnir zu entführen suchte. Sif ist Sippe, nach nordischem Sprachgebrauch Blutsverwandtschaft und Verschwägerung. Als Schirmer dieser Bande erscheint Thor, weiht er doch die Ehe mit dem Hammer ein. Die persönlich gedachte Sippe wurde ihm daher zur Frau gegeben.

In Thors Söhnen Modi1) (Zorn) und Magni1) (Kraft) werden wie in der Tochter Thrud des Vaters Eigenschaften persönlich. Vater Magnis heisst Thor vielleicht ursprünglich auch nur bildlich als der Ursprung der Kraft, als der kräftigste der Asen. Von Magni wird erzählt, dass ihn Thor mit Jarnsaxa (der mit dem eisernen Schwerte) erzeugte. Drei Nächte alt war er doch schon so stark, dass er allein den auf Thors Halse lastenden Fuss Hrungnirs herunterwerfen konnte. In der neuen Welt werden Modi und Magni den Hammer Mjolnir an des Vaters Stelle führen. Von Modi ist gar nichts weiter bekannt. Über Thrud berichtet das Lied vom Zwerg Alwis. Thor wird zweimal Meilis Bruder genannt. Von diesem Meili, dessen Vater Odin ist, meldet keine

dessen goldener Schmuck im Spätsommer abgeschnitten, dann aber von unsichtbar wirkenden Erdgeistern wieder neu gewoben wird“ ist nicht begründet. Zu Sifs Haar vgl. den Pflanzennamen (adiantum) capillus Veneris, Frauenhaar, Marienhaar bei J. Grimm, Myth. 280; Blaas, Germania 23, 155 ff. Zur oben vorgetragenen Ansicht E. H. Meyer, Germ. Myth. S. 204; Noreen, fornnordisk religion S. 6. Dass Sif Snorra Edda I 585 unter den Namen der Jord steht, darf nicht zu so weitgehenden mythologischen Deutungen missbraucht werden. Einmal Fagrskinna 65, 1 heisst eine Riesin Sif. In der neuisländischen Volkssage (Jón Árnason, Þjodsögur íslenzkar I 216) ist Sifa ein Trollenweib. Schwerlich gehört die Riesin irgendwie zu Thors Frau. Dass Sif in die Zeit der späteren, allegorischen Namengebung falle und keine Verehrung beim norwegischen Volke genoss, sagt auch Mogk, Das angebliche Sifbild im Tempel zu Gudbrandsdalir, Beiträge 14, 90 f.

1) Magna faper Hárb. 9, 53; vgl. Skáldsk. Kap. 1; Vafþr. 51; Hym. 35 faper Mopa. Meili Hárb. 9 und beim Skald Thjodolf in der Haustlong (SE. I 278).

Sage. Die Mutter Thors ist die Erdgöttin, Jord oder Fjorgyn 1), die im Eichwald Verehrte.

Thors Beruf, die bewohnte Erde und das Reich der Götter durch Bekämpfung der Riesen zu schirmen, ist in bestimmten Ausdrücken 2) der Gedichte angezeigt. Im Hymirlied heisst er Freund der Menschen, Zerschmettrer der Felsbewohner, der der Thursen Tod berät, der Riesin Betrüber, des Wurmes Alleintöter. Ahnliche Benennungen legen ihm die Skalden bei, Freund der Götter ist er bei Ulf Uggason, Landesgott bei Egill. Im Harbardslied 23 sagt Thor: Thursenweiber schlug ich tot im Osten, die böswillig auf die Berge stiegen. Gross wäre die Anzahl der Riesen, wenn alle lebten, nicht Menschen gäb es in Midgard mehr. Im Lied von Thrym 17: bald werden die Thursen thronen in Asgard, holst du dir nicht deinen Hammer zurück. In solcher Thätigkeit tritt uns Thor in den meisten der folgenden Sagen entgegen; stets bereit, feindliche Riesenmächte mit Donner und Blitz zu zerschmettern, fährt er auf seinem Bocksgespann krachend in die Bergwildniss. Wenn es um die Felsen blitzt und donnert, stürmt und hagelt, dann ist Thor an der Arbeit und schlägt die Unholde.

Bei Saxo 3) ist Thor wie bei den Skalden geschildert. Er führt eine grosse Keule, gegen die nichts Stand hält. Er bekämpft

1) Jorp Gylfag. Kap. 9 und 36; Fjorgyn Vol. 56; Hárb. 56; Fjọrgynn als Beiname Odins Lokas. 26; Gylfag. Kap. 9. Zu Grunde liegt ein german. Adj. *ferguniaz, *ferguniò zu *fergu-, idg. perqunios zu perqu-, lat. quercus. Vgl. aind. Parjanya; kelt. erkunia, griech. έozúvios dovuós der Eichwald. Gemeint ist die Gottheit, die im Eichwald haust, im Eichwald verehrt wird. Man denke an die Donarseichen und an Zevs pnyovatos. Himmel und Erde, das uralte Götterpaar, bei den Germanen im Eichwald verehrt, ist mit den im Nordischen erhaltenen Beinamen gemeint. Thor als Sohn der Erde dürfte jüngeren Ursprungs sein und ist erst nach der Lostrennung von Tiuz möglich. Vgl. H. Hirt, Indogerm. Forschungen I 479 ff. Dass Hlóbyn Vol. 55 nicht Thors, sondern Widars Mutter ist, behauptet Kauffmann, Beiträge 18, 135 ff.

2) Hym. 11 vinr verlipa; 18 brjótr bergdana; 19 purs rapbane; 14 gýgjar grøtir; 23 orms einbane; in der Húsdrápa banda vinr, bei Egill landass; weiteres sammelt Gudbrand Vigfusson, corpus II 464.

3) Saxo II S. 71 Regnerus sagt: se, Thor deo excepto, nullam monstrigenae virtutis potentiam expavere, cujus virium magnitudini nihil humanarum divinarumque rerum digna possit aequalitate conferri. Der Sinn ist: Regner sei ebenso unerschrocken gegen alle dämonischen Wesen wie der unvergleichliche Thor. Saxo III S. 118 Othinus und Thoro helfen dem Balderus im Kampf gegen Hötherus. Thoro inusitato clavae libratu cuncta clypeorum ob

Thors Kämpfe mit den Riesen.

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und bändigt Riesenungeheuer. Wenn man ihn um Hilfe anruft, ist er sogleich zur Stelle, wie die Asen nur Thors Namen aussprechen dürfen, um ihn bei sich zu haben. Als Urheber der Bergstürze wälzt er Felsblöcke zermalmend aufs Heer der Feinde. Seine Freunde gelten als seine Söhne. Saxo gewährt auch einen Zug, den wir sonst vermissen. Halfdan ist ein Thorsheld, ein Sohn Thors. Während sonst nur Freyr, Tyr und Odin an der Spitze der Heldengeschlechter stehen, während sonst allein Odin in menschlicher Gestalt zu seinen erkorenen Lieblingen herabsteigt, thut es hier auch einmal Thor.

4. Sagen von Thor.

Das Gesamtbild des Gottes tritt aus den Skaldengedichten uns entgegen, welche die Thätigkeit Thors im Kreise der Asen zeigen. Wenn auch manche Züge von den Skalden neu hinzugebracht wurden, im Grunde herrscht doch dieselbe Auffassung Thors, wie im Volksglauben. Nur ist Thor weniger als der Schützer der Sterblichen, vielmehr als der Schirmer der Götter

stacula lacerabat. Nichts konnte ihm widerstehen: ni Hötherus, inclinata suorum acie celerius advolans, clavam praeciso manubrio inutilem reddidisset. quo telo defecti divi subitam dedere fugam. Saxo VI S. 274 tradunt enim quidam, quod a gigantibus editus [Starcatherus] monstruosi generis habitum inusitata manuum numerositate prodiderit, asseruntque, Thor deum quatuor ex his, affluentis naturae vitio procreatas, elisis nervorum compagibus avul sisse, atque ab integritate corporis prodigiales digitorum eruisse complexus, ita ut, duabus tantum relictis, corpus, quod ante in giganteae granditatis statum effluxerat ejusque formam informi membrorum multitudine repraesentabat, postmodum meliore castigatum simulacro brevitatis humanae modulo caperetur. Hieran schliesst Saxo eine Auseinandersetzung des Inhalts, die Götter seien Menschen mit Zauberkunst begabt gewesen. Zur interpretatio romana: ea enim, quae apud nostros Thor vel Othini dies dicitur, apud illos Jovis vel Mercurii feria nuncupatur. Saxo VII S. 324 dem Haldanus hilft im Kampf gegen die Schweden ein mächtiger Kämpe, dessen Hilfe Haldanus anrief: accito Thorone, etwa im Nordischen hann hét á þór. Der wälzt einen zermalmenden Felsblock auf die Schweden. Ursprünglich war natürlich vom Gott die Rede, der als Urheber der Bergstürze gilt; vgl. Uhland, Schriften 6, 114. ob cujus facti virtutem [Haldanus] Bierggrami cognomen accepit, quod vocabulum ex montium et feritatis nuncupatione compactum videtur. igitur apud Sveones tantus haberi coepit, ut magni Thor filius existimatus, divinis a populo honoribus donaretur ac publico dignus libamine censeretur.

und der von ihnen geordneten Welt gezeichnet. Immer erneuern die Riesen ihre Angriffe auf die Welt, unablässig hat Thor zu thun, um sie niederzuhalten.

Thor und Thrym.

Am Ende des 9. Jahrhunderts wurde in Norwegen das beste aller Eddalieder, das Lied von Thrym1) gedichtet. Wild war Thor, als er erwachte und Mjolnir vermisste. Er klagt dem listigen Loki seine Not: noch ahnt es keiner auf Erden noch im Himmel

der Ase ist seines Hammers beraubt! Sie gingen zu Freyja, um ihr Fluggewand zu borgen. Damit flog Loki nach Riesenheim. Auf dem Hügel sass Thrym und fragte Loki nach Zeitung von Asen und Elben. Auf Lokis Frage nach dem Hammer erwiderte Thrym, er sei acht Meilen tief in der Erde geborgen; nicht gebe er ihn heraus, es sei denn, das Freyja zur Frau ihm gebracht werde. Mit diesem Bescheid kam Loki zurück. Sie stellten an Freyja das Ansinnen, mit dem Brautschleier zur Reise nach Riesenheim sich zu schmücken. Aber zornig wies sie es ab. Alle Götter und Göttinnen gingen zu Rat, Heimdall sprach: Schmücken wir Thor mit dem Brautschleier und mit Freyjas Halsband; lasst Weibergewänder ihm ums Knie wallen, Schlüssel am Gürtel klirren, die Brust ziert ihm mit bunten Steinen. Thor zögerte, weibisch würden ihn dann die Asen heissen. Da sagte Loki: Bald werden die Thursen thronen in Asgard, holst du dir nicht deinen Hammer wieder. Da liess sich Thor verkleiden. Als Magd begleitete ihn Loki. Sie bestiegen das Bocksgespann, die Berge barsten, es brannte die Erde, als Thor ins Thursenland fuhr. Thrym liess alles festlich zum Empfang zurichten; denn er ist reich. Am Abend beim Mahle ass Thor einen Ochsen und acht Lachse, alles Würzwerk und trank drei Tonnen Metes. Thrym verwunderte sich ob solcher Gefrässigkeit. Doch Loki, die findige Magd sagte, acht Nächte hindurch habe Freyja aus Sehnsucht

1) Prymskvipa; die daraus hervorgegangene Volksdichtung Tord af Havsgard in Sv. Grundtvigs Danmarks gamle folkeviser Bd. I Nr. 1; dazu Bd. IV, 550 ff.; vgl. Uhland, Schriften 6, 57 ff. Versuch einer Auslegung; Finnur Jónsson, litteraturs historie 1, 159 ff. Der Name des Riesen ist vom Hauptwort prymr, Getöse genommen. Ausserhalb des Liedes begegnet der Riese Prymr nur in den Verzeichnissen von Jotunnamen SE. I 549; II 470, 553, 615. Auch in norwegischer Volkssage findet sich eine Erinnerung an den Raub des Hammers, Faye, norske folkesagn S. 3 ff.

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