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und den von ihm umlaufenden Sagen entstammen. Weshalb er Bjorn heisst, ist nicht bekannt. Seine Namen Hlorridi und Vingnir werden aus der Blitzflamme und dem Schwingen des Hammers gedeutet. Thor wird Pflegesohn oder Pflegevater des Vingnir und der Hlora genannt, natürlich im Zusammenhang mit den erwähnten Beinamen.')

Thor und Alwis.

Wie Thor die Riesen mit Gewalt meistert, so bezwingt er den Zwerg Alwis 2) mit List und geistiger Ueberlegenheit. Der Zwerg Alwis kommt zur Nachtzeit auf die Erde, um die ihm verlobte Maid abzuholen. Da tritt ihm Thor entgegen und fragt nach seinem Begehren. Alwis will zu Wingthor, um von ihm die Tochter zu empfangen. Thor war nicht daheim, als andere seine Tochter versprachen; er erkennt das Verlöbniss nicht an. Dem scheltenden Zwerg gibt Thor sich zu erkennen, worauf jener demütig seine Werbung wiederholt. Thor will die Tochter vergeben, wenn Alwis ihm Auskunft aus allen Welten erteile. Nun wird das Lied, wie sonst noch manche Eddagedichte lehrhaft, indem Alwis Bescheid gibt, wie Erde, Himmel und Gestirne, Wolken, Wind und Windstille, Meer, Feuer, Baum, Nacht, Saat und Bier bei Menschen, Asen, Wanen, Jotunen, Alfen und Zwergen benannt seien. Am Schluss gesteht Thor, er habe niemals mehr Weisheit in einer Brust gefunden. Doch überlistet ist der Zwerg, da er oberhalb der Erde von Tag und Sonnenschein überfallen wurde. Denn dadurch erstarrt er zu totem Gestein. Die Tochter Thors, welche im Gedicht nicht vorkommt, wird die in der Snorra Edda genannte Thrud sein. Wie in den Söhnen Modi und Magni Eigenschaften des Vaters, Macht und Mut persönlich werden, so auch in der Tochter Thrud seine Stärke. Im Skaldenlied Bragis findet sich eine Anspielung auf eine verlorene Sage, wonach aber Hrungnir der Riese die Thrud geraubt hätte. Ob die Zwerggeschichte

1) Die Namen mit Erklärungsversuchen bei Finn Magnusen, Lex. myth. 636 f. Vgl. SE. 1, 252 ff.; 553; 555. SE. 1, 252 fóstri Vingnis ok Hlóru. Gudbrand Vigfússon, corpus poeticum boreale II 464 stellt skaldische Umschreibungen Thors zusammen.

2) Alvismál; Uhland, Schriften 6,46 ff.; Finnur Jónsson, Litteraturshistorie 1,165 ff. In Bragis Ragnars drápa heisst der Schild „ilja blaþ þjófs þrúþar“ Fuss-Sohlenblatt des Diebs der Thrud, weil Hrungnir den Schild unter die Füsse wirft; vgl. Gering, kvæþabrot Braga ens gamla, Halle 1886, S. 15.

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nur ein späterer Ableger der alten Riesensage ist, steht dahin. Dem Kraftwesen Thors entspricht der Kampf gegen räuberische Riesen jedenfalls besser, als die Überlistung von Zwergen. Aber wenn einmal Thor die Trolle und Riesen schlägt, kommt die Sage auch leicht dahin, lichtscheue bleiche Erdzwerge ihm gegenüber zu stellen. Uhland deutet sinnig Thors Tochter als das Saatkorn, das den Unterirdischen überantwortet wird, beim fruchtbaren Gewitterregen aufkeimt und dadurch zum Lichte zurückkehrt. Aber in solchen Sinnbildern ist der Ursprung dieser späten zu Thors Art wenig passenden Geschichte nicht zu suchen.

5. Thor im neueren Volksglauben.

Thors Andenken blieb im nordischen Volke bis auf die Gegenwart erhalten, in der Volksweise von Tord af Havsgard, welche norwegisch, schwedisch und dänisch vorliegt, in der telemarkischen Sage von Urebö, worin eine Felswüste auf Thors Hammerschlag zurückgeführt wird. Am meisten Erinnerungen scheint Schweden zu bieten. 1) Vor allem aber hält die Bezeichnung des Donners im Ostnordischen die Erinnerung an Thor fest. Während im An. der Donner mit pruma bezeichnet wird und das gemeingermanische Wort nur im Namen des Gottes weiterlebt, weist dän. torden schwed. tordön auf þorduna d. i. Thors Getöse zurück. Im Schwed. ist ein zweites Wort für Donner åska aus åsaka, neben welchem die Mundart toraka bietet. åka bedeutet Fahren. Der Donner ist also Thors oder des Asen Fahrt. Noch jetzt also erkennt die Sprache Asathor an, der in den Wolken dahinfährt.

IV. Wodan - Odin.

I. Wode und das wütende Heer.

Über das ganze germanische Gebiet geht die Sage von einem gespenstischen Heere, das in stürmischen Nächten durch die Lüfte

1) Tord af Havsgard, Grundtvig, Danmarks gamle folkeviser I ff. Die Sage von Urebö bei Faye, norske sagn 3 ff. Schwedische Thorssagen in ziemlicher Anzahl führt Lundgren, språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverige S. 41 ff. an. Das meiste findet sich bei Hyltén - Cavallius, Wärend och Wirdarne, Stockholm 1864.

braust. Die Erscheinung wird teils als Heerzug, teils als Jagdtross gedacht. Der einsame Wanderer scheut seine Begegnung, denn oft wird er auf Nimmerwiedersehen in die wilde Schaar entrückt. Dem Umzug wird manchmal besondere Bedeutung beigemessen, wie allen Geistererscheinungen. Krieg und sonstige schwere Ereignisse werden dadurch angezeigt, aber man schliesst auch auf fruchtbare Jahreszeit. Im Geisterheere ziehen die Seelen derer, die gewaltsamen Todes verstarben oder auf denen Fluch und heidnisches Wesen lastet, also gefallene Krieger, Gerichtete, Ungetaufte u. dgl. In höchstes Altertum reicht diese Vorstellung hinauf und bis auf die Gegenwart hat sie sich erhalten. Gern setzt die Sage der Schaar einen besonderen Führer, der zuweilen dann auch allein umreitet, etwa als wilder Jäger, der der Windsbraut, einem Weibe oder einem gespenstischen Eber nachjagt. Der allgemeine Aberglauben vom Seelenheere kann zu zahllosen besondern Sagen ausgebildet werden, die nach Ort und Zeit sehr verschieden sich gestalten müssen. Aber die Grundlage bleibt gleich und unverändert, Seelen, die mit oder ohne Anführer im Sturme dahin brausen oder auch im ruhigen Windzug wie Nebelstreifen mit wunderbarer Musik vorübergleiten. Mit Göttern und Helden aller Zeiten ist die Geisterschaar verwebt. Hier kommen nur die Sagen in Betracht, in denen von einem wütenden Heere die Rede ist oder von Wodes und Hackelbernds Umzug, wo also Wodan auf irgend eine Art mit der Erscheinung verknüpft ist. Auch diese besondere Sagenform ist allen Germanen bekannt. Schon im Mittelalter ist in Deutschland die Benennung,,wütiges", ,,wütendes Heer" nachweisbar und sie hat sich bis in die Gegenwart erhalten.') Daneben aber ist aus derselben Grundanschauung

1) Der Ausdruck ist zuerst aus dem 12. Jahrh. zu belegen, in des Pfaffen Konrad Rolandslied S. 204, 16 heisst Pharaos vom Meer verschlungenes Heer sin wôtigez her; in Konrads von Heimesfurt „Urstende“ aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh. werden die Juden, welche den Heiland überfallen, daz wuetunde her genannt. Im Moritz von Craon 1563 und in Strickers Karl 6810 steht daz wüetende her. Michel Behaim im Gedicht von den Wienern 176, 5 redet von,,schreien und wufen als ob es wer das wutend her". Zingerle, Findlinge 2, 128,,des tûvels wütendez her". Im Gedicht von Heinrich dem Löwen nach der Handschrift von 1474 (Massmann, Denkm. deutscher Spr. u. Litt. S. 132) heisst es:,,da qwam er under das woden her, da die bösen geiste ir wonung han." Bei Geiler von Kaisersberg wird das wütede oder wütische heer (Omeiss 36 ff.), bei Hans Sachs I, III, 696 das wüetend her er

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auch der Name des Führers gebildet. Dem oberdeutschen Wuotes heer, mitteldeutschen Wudes heer entspricht auf niederdeutschem Gebiet Wode, im Norden Oden.') Man muss demnach auf einen Sturmgeist Wode schliessen, dessen Name zu Wodan ebenso sich verhält wie im Norden Od, der Gemahl der Freyja, zu Odin. Zu Grund liegt das germanische Beiwort wôdaz 2), wütig, rasend. Als der Wütige, als Wode wurde offenbar schon in Urzeiten der Sturmwind persönlich gedacht. Mit besonderen Eigenschaften ausgestattet haftet diese Gestalt fest im Volksglauben. In Westfalen jagt Hakelberg oder Hakelbernd, der Mantelträger.") Die verstreuten Züge der einzelnen Sagen vereinigen sich zum Bilde eines Reiters, der auf schwarzem oder weissem Rosse, mit breitem

wähnt. Bei v. d. Hagen Gesamtabenteuer Nr. 55, 1290 begegnet die Beschwörung: bi deus salter ich dich swer und bi wutungis her.

Also darf die Bezeichnung wütiges, wütisches oder wütendes Heer als ziemlich alt erachtet werden. woden her, wutungis her sind nur abgeschliffene participia praesentis vgl. Weinhold, Mhd. Grammatik § 219 und 401 und dürfen nicht persönlich im Sinne von Eigennamen ausgelegt werden.

1) Auf schwäbisch-alemannischem Gebiet begegnet das Wuetes oder Muotesheer, auch schlechthin's Wuetes genannt; vgl. E. Meier, Sagen aus Schwaben 1, 103 ff.; Birlinger, Volkstümliches aus Schwaben 1, 89 ff.; Wuetes heer auch in Bayern, Panzer, Bayer. Sagen 2, 67; Schmeller, Wb. 2, 1056; Wotn mit Frau Holke in Östreich, Vernaleken, Mythen und Bräuche in Östreich 23 ff. Wudesheer in der Eifel, Wolfs Zeitschrift f. Myth. 1, 316. Die nds. Sagen vom Wode bei Müllenhoff, Sagen der Herzogtümer SchleswigHolstein und Lauenburg 372 ff.; Bartsch, Sagen aus Mecklenburg 1, 3 ff. Alle norddeutschen Sagen zusammenfassend bespricht W. Schwartz, Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum, 2. Aufl. Berlin 1862. In Schweden heisst es beim Sturm: det är Odens jagt, Oden far förbi, Oden jagar. Der Volksglaube kennt auch Odens Pferd und Hunde; vgl. Hyltén-Cavallius, Wärend och Wirdarne S. 214 ff.; Lundgren, språkliga intyg om gudatro i Sverige S. 29 ff. Das älteste Zeugniss steht im Reinfried von Braunschweig um 1300 (Bartsch's Ausgabe 479), wo es von einer Ritterschaar heisst, sie fuhr ,,rùschent sam daz Wuotes her". Aus dem Anfang des 16. Jahrh. bietet die Zimmersche Chronik (Baracks Ausgabe 4, 787a),,Wuotes her".

2) Got. wods, wütend, besessen; an. or wütend; ags. wôd, toll, wütend; ahd. wuot (Otfrid I 19, 18 gote-wuoto, der Wüterich, von Herodes). Wod als Eigenname des Thüringerkönigs steht im ags. Gedicht Widsid 30.

3) Die Sagen von Hakelberg oder Hakelbernd bei Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen Nr. 203, 265, 281. Kuhn, Märkische Sagen S. 23. P. Zimmermann, Die Sage von Hackelberg, dem wilden Jäger, in der Zeit

Schlapphut bedeckt1) und in einen Mantel gehüllt, zur Nachtzeit durch die Lüfte fährt.

Was in deutscher Überlieferung mehrfach vom wilden Jäger in irgend welcher Gestalt berichtet wird, ist im Norden an Odins Namen geknüpft, weshalb zu vermuten, dass es einst von Wode galt. Der gespenstische Reiter spricht zuweilen bei einem Schmiede vor, um sein Ross beschlagen zu lassen. In Winter 1208 wohnte ein Schmied zu Nesjar. Es geschah eines Abends, dass ein Mann geritten kam, ihn um Herberge bat und sein Pferd beschlagen liess. Der Hauswirt war bereit. Sie standen lange vor Tag auf und begannen zu schmieden. Der Hauswirt fragte: Wo warst du vorige Nacht? Der Gast antwortete: In Medaldal, nördlich in Thelemark. Der Schmied wollte das nicht glauben, weil es unmöglich sei. Er begann nun zu schmieden, doch es ging nicht vorwärts, wie er wollte. Da sagte der Gast: Schmiede du so, wie es von selber werden will. Da wurden grössere Hufeisen daraus, als der Schmied je zuvor gesehen hatte. Sie passten aber genau dem Pferde und er beschlug es. Da sprach der Gast: Du bist ein unverständiger und unweiser Mann. Warum fragst du nichts? Der Schmied sprach: Was für ein Mann bist du oder woher bist du gekommen oder wohin willst du gehen? Er antwortete: Von Norden bin ich aus dem Lande her gekommen und hier habe ich nun mich lange in Norwegen aufgehalten, und ich habe jetzt vor, südwärts ins Schwedenreich zu fahren, und lange bin ich jetzt auf Schiffen gewesen, aber nun muss ich mich auf einige Zeit ans Pferd gewöhnen. Der Schmied sprach: Wohin gedenkst du heut Abend? Südwärts nach Sparmork, sagte er. Das kann nicht wahr sein, sagte der Hauswirt, denn das kann man kaum in sieben Tagen reiten. Der Gast bestieg das Pferd. Der Hauswirt sprach: Wer bist du? Er antwortete: Hast du den Odin nennen hören? Hier kannst du ihn jetzt sehen, und wenn du dem nicht glaubst, was ich gesagt habe, so sieh nun, wie ich mit meinem Pferde über den Zaun setze. Das Pferd hufte da; er gab ihm die Sporen und setzte über den Zaun, ohne ihn zu berühren. Sieben Ellen hoch war der Zaun. Darauf sah der

schrift des Harzvereins 12, 1879, 1 ff. hakolberand, Mantelträger als altsächsischen Beinamen des Wode erklärt J. Grimm, Myth. 875.

1) Die schwäbische Sage kennt das Gespenst als Schimmelreiter, Breit-, Lang-, Schlapphut, E. Meier, Sagen aus Schwaben 1, 93, 99.

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