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er sicherlich in hohes Altertum zurück. Dazu stimmt, dass Odin nach dem Zeugniss der Ynglingasaga in Schweden schon zur Zeit des Heidentums beim Winteropfer um Jahressegen und Wachstum angerufen wurde. Im faeröischen Liede vermag Odin in einer Nacht ein Getreidefeld aufwachsen zu lassen. 1)

2. Wode und Wodan.

Wie hängen nun Wode und Wodan zusammen? Beide Namen gehören zusammen, beide Gestalten sind im Norden nimmer auseinander gehalten. Nur in einer Sage, die allerdings schon alt ist, begegnete Odr, sonst konnten wir den deutschen Sagen von Wode im Norden immer nur solche von Odin gegenüber halten. Die Vorstellungen, welche mit Wode verknüpft sind, wurzeln durchweg im uralten Volksaberglauben. Wode und sein wütendes Heer erscheinen nur als eine offenbar uralte und allen Germanen vom Süden bis zum Norden bekannte besondere Form der unter einem Führer umziehenden Geisterschar, die dem Seelenglauben aller Völker zugehört. Hat die Schar einen Führer, so ist dieser entweder durch den Hang zu fassbaren Einzelgestalten, wie er in der Volkssage waltet, als besonderer Vertreter der Gesamtheit entstanden oder in Anlehnung an bestimmte örtliche und geschichtliche Vorkommnisse neu hinzugetreten, so wenn Könige, Helden, Feldherrn, Burgherrn aller Zeiten einander nach von der Volkssage mit der Führerschaft des Totenheeres betraut werden. Der letztere Fall kann bei Wode kaum in Frage kommen, dass etwa ein germanischer Gott zum Heerführer wurde und nach ihm die Schaar den Namen trug. Andererseits gehören Wode und das wütende Heer unlöslich zusammen. Die Sprache lehrt, dass *wódaz wütig und * wódjan wüten denselben Begriff als Eigenschaftswort und Zeitwort enthalten. Die Erklärung liegt nahe, dass die Germanen das Heer der Seelen als das wütende benannten, wie es auch das wilde heisst, womit auch sein Erscheinen in der Wut des Sturmes angezeigt ist. Aus dem gleichen Begriff, welcher den Namen der Geisterschaar schuf, leitete sich die Bezeichnung des Führers ab. Das Eigenschaftswort erhielt nach und nach den Rang eines Eigennamens. Wode ist als das wütende Heer in einer be

1) Ynglingasaga Kap. 8; Lokka táttur 10 bei Hammershaimb, færöiske kvæder 1, 140.

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stimmten Person verkörpert zu deuten, wie ja der Sturm auch als Riese persönlich wird, und diese auf dem allgemeinen, daneben in zahllosen Sonderbildungen fortwuchernden Aberglauben begründete Volkssage dürfte schon in der germanischen Urzeit entstanden sein.

Wie eine längere Form neben der verkürzten steht Wodan1) neben Wode. Man möchte zunächst geneigt sein, Wode als jüngere Verkürzung aus Woden, Wodan wie schwedisch Ode aus Oden, Odin zu nehmen, besonders da Wode nur aus späterer Überlieferung vorliegt. Und dann wäre auch der Schluss erlaubt, Wodan lebe in Wode noch fort. Nachdem aber gerade die alte nordische Überlieferung zwischen Odr und Odin unterscheidet, müssen Wode und Wodan entsprechend auseinander gehalten werden. Überblickt man die gesamten Nachrichten von Wodan-Odin, so ergibt sich, dass Wode allerdings in Wodan aufging, aber daneben zeigt Wodan ganz andere Züge, welche wir an Wode ver

1) Die urgermanische Form des Namens war wôdanaz, as. Wôdan, ags. Wóden, anorw. aisl. Openn Odinn, aschw. Opan; zu den nordischen Formen Noreen, An. Gr. 1. Aufl. § 167, 3b; ebenda 2. Aufl. § 228, 1. Über Suffix -ana Kluge, Nominale Stammbildungslehre § 20, Brugmann, Grundriss 2 § 67, S. 144. Im Althochdeutschen kommt zwar der Gott selber nicht vor, aber der Name teils als Appellativum wuotan, tyrannus, herus malus in Glossen, teils als Mannsname Wuotan in Urkunden; Belege bei J. Grimm, Myth. 1, 120; 3, 48 ff. Der ahd. Name ist natürlich vom Gott abgeleitet und zeigt, dass Wodan in der späteren Zeit des Heidentums auch im Süden nicht unbekannt war. Die Erklärung des Namens hat vom Begriff „, Wut“ auszugehen. J. Grimm, Myth. 1, 121 schlug vor das Verb. wadan wôd, an. vađa óit, waten, durchdringen. Wôdan sei demnach das allmächtige, alldurchdringende Wesen, qui omnia permeat. Die Ableitung ist viel zu geistig. Zimmer, ZfdA. 19, 172, 179f., Mannhardt, ebenda 22, 4 stellen den indischen Windgott Vâta als Urbild des german. Wodan auf. Ihnen folgen Mogk und E. H. Meyer. Doch vâta ist idg. neto, gr. dfins Brugmann, Grundriss 2 § 79, S. 210, eine Nebenform zu uento, Wind, und entspricht lautlich keineswegs Wodan. Im Anschluss an Zimmers Behauptung zeigt V. Rydberg, undersökningar i germanisk mythologi 2, 29 ff. das glänzende Bild des Vata-Vayu als Sturm- und Kriegsgott, natürlich um Wodans Gestalt als indogermanisch zu retten. Man lernt nur, wie sich eine solche Göttergestalt aus der Naturbeseelung, aus dem persönlich gedachten Sturm auch anderswo entwickeln kann. Kluge (bei Bradke, Dyâus Asura, Halle 1885, S. X Anm.) vermutet idg. uâtenós (lat. vates, air. faith), germ. wôdanaz, Herr des Gesanges. Gleich der Deutung J. Grimms nimmt auch die Kluges Wodan in seiner höchsten und letzten Entwicklung zum Ausgangspunkt, verzichtet auf die nächstliegende natürliche Anknüpfung und sucht eine künstliche auf. Das Rechte sah schon Adam von Bremen, wenn er sagt: Wodan id est furor.

missen. Wode ist ein Gespenst, Wodan ein Gott, in Wode ist nur die dunkle, nächtige Seite hervorgekehrt, bei Wodan die helle, lichte. Dem Wode wird kein andrer Dienst gespendet als den übrigen Seelengeistern, Wodan wird um Sieg und Heldentum angerufen und lenkt vom hohen Himmel die Geschicke der Völker. Aber in Wodan fehlt trotzdem nicht der dunkle Untergrund. Der Schluss liegt nahe: Wodan ist der vergöttlichte Wode. Helles Himmelslicht fiel auf den Sturmgeist, der als Gott in den Himmelssaal aufstieg und über die älteren Götter den Sieg davon trug. Wenn Wode gemeingermanisch ist, Wodan aber nur einzelnen Stämmen gehört, so darf das nicht etwa so ausgelegt werden, als wären in der christlichen Zeit die hellen und freundlichen Züge des Gottes verblasst, und nur die finstern übrig geblieben, ja vielleicht noch feindselig gesteigert und vermehrt worden. Die dunkle Seite in Wodans Wesen ist schon im Heidentum entwickelt und muss als die ursprünglichste gelten. Wode aber ist, wie besonders die reiche nordische Überlieferung vermuten lässt, teils in Wodan aufgegangen, teils lebte er in der alten Weise neben ihm fort und hat ihn so auch um Jahrhunderte überdauert. Somit muss an der Trennung zwischen Wode und Wodan festgehalten werden. Die Namen gehören freilich zusammen: Wodan ist nichts als eine durch Ableitungssilbe weitergebildete Form von Wode. Der Anlass hiezu entzieht sich unserem Ermessen, auch ob irgend ein anderer Sinn mit dem Namen Wodan sich etwa verband. Vielleicht soll damit nur eine Verschiedenheit des Gottes von dem im Volksbewusstsein fest wurzelnden Sturmgeist erzielt werden. Wodans Göttlichkeit, im Vergleich zu Wode dem Seelenführer, liegt namentlich in zwei Merkmalen: Wodan ist Herr des Sieges und damit des Völkergeschickes und des Geistes; die letztere Seite ist namentlich im Norden hoch entwickelt, darf aber wol auch für Deutschland vorausgesetzt werden. Kein Gott bei den verwandten Indogermanen gleicht Wodan mehr als Hermes-Merkur, der auf ähnliche Art wie Wodan aus einem Windgott zu einem Gott des Geistes sich entwickelte. Da Wode in die germanische Urzeit zurückreicht, nicht aber Wodan, der vielmehr erst in den Jahrhunderten nach Chr. auf Kosten älterer Götter zu Macht und Ansehen gelangte, da Wodans Kult von niederdeutschem Gebiet, aus den Völkern, die zur fränkischen und sächsischen Gruppe gehören, sich verbreitete, und in ihm offenbar eine neue Zeit höherer Kultur sich verkörpert, darf wol die Frage

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aufgeworfen werden, ob nicht Wodan etwa am Unterrhein, wo römische Kultur auf die germanischen Stämme herüberströmte, aus Merkur hervorging. Nicht eine Nachahmung römischen Vorbildes soll damit behauptet, nur die Vermutung, es könnte ein Anstoss zu Wodan durch die Bekanntschaft mit Merkur gegeben worden sein, ausgesprochen werden. Der Verkehr zwischen Germanen und Römern in den Rheinlanden brachte gegenseitige Mitteilungen mit sich. Die deutschen Götternamen wurden übersetzt und in der interpretatio romana von den Germanen gutgeheissen. 1) Merkur als Seelenführer, als stürmischer Liebhaber der Nymphen, als Beförderer der Fruchtbarkeit, gleicht dem Wode; nimmt man Merkur als Gott des Geistes hinzu, so entsteht Wodan. Die zweite Seite seiner göttlichen Thätigkeit kann Wodan nicht von Merkur bekommen haben. Der Hauptgott der Germanen, Tiuz, ist Kriegsgott. Diese Eigenschaft behielt er, auch als Wodan Heervater und Siegvater geworden war. Vielleicht darf demnach behauptet werden, aus Wode entwickelte sich am untern Rhein, als Germanen und Römer dort in ständigen feindlichen oder freundlichen Verkehr traten, als aus diesen Einwirkungen eine neue und höhere germanische Kultur sich erhub, der göttliche Wodan, welcher die geistige Thätigkeit von Merkur, die kriegerische Thätigkeit und seine Stellung als Himmelsgott von Tiuz, den er allmälig abzulösen bestimmt war, entnommen hat.

3. Wodan bei den Deutschen.

Tacitus berichtet von den Germanen, sie verehrten am meisten den Wodan. 2) Das trifft nicht auf alle Germanen zu, an

1) Die Übersetzung Wodans mit Merkur ist sehr treffend, da beide Götter einander wesensgleich sind. Merkur ist Windgott und stürmischer Liebhaber, Seelenführer, Förderer der Fruchtbarkeit, Gott der Erfindung und Listen u. s. f. Er trägt Hut und Stab, die Wünschelrute. Vgl. Roscher, Hermes als Windgott, Leipzig 1878, S. 104 ff. Nur die kriegerische Seite, das Heldentum, gehört Wodan allein.

2) Tac. Germ. 9 deorum maxime Mercurium colunt, cui certis diebus humanis quoque hostiis litare fas habent. Ann. 13, 57 im Krieg zwischen Hermunduren und Chatten wird das feindliche Heer dem Tiuz und Wodan zum Opfer geweiht. Im Gespräch zwischen Chrothild und Chlodowech, wo die heidnischen Götter dem Christengott gegenübergestellt werden (Gregor Tur. hist. Franc. 2, 29), finden sich zwar offenbar gelehrte Bezüge auf klassische Mythen; mit Mars und Merkur können aber auch Tiu und Wodan gemeint

andern Stellen zeigt Tacitus selbst ganz andre Gottheiten im Mittelpunkt des Kultes. Vermutlich sind die Germanen am Unterrhein gemeint, von denen die Römer am meisten wussten, so dass Wodan nur bei ihnen, bei den rheinischen oder istvaeischen, nicht auch bei den ingvaeischen und suebischen Stämmen als höchster Gott für die damalige Zeit angesetzt werden darf. Noch später sieht man Wodans Macht im Wachstum begriffen, aus dem Sturmund Totengott wird der Himmelsherr, der Gott des Krieges und der geistigen Kultur, der die andern uralten und einfacheren Gestalten des germanischen Götterhimmels in Schatten stellt. Am untern Rhein und von da landeinwärts, wo eine Menge römischer Kultur auf die Germanen überging, kam Wodan auf und hatte im 1. Jahrhundert n. Chr. bereits den Sieg errungen.') Um eine Vorstellung vom Wesen dieses Gottes zu gewinnen, müssen sorgfältig alle die Züge gesammelt werden, welche auf einen eigentlichen, dem Gott Wodan geweihten Dienst hinweisen, nicht bloss mit dem Aberglauben an den stürmenden Wode zusammenhängen. Die lichte, geistige Seite muss vor der finstern, nächtigen vorherrschen, wo der göttliche Wodan waltet, wenn auch der dunkle Hintergrund, auf dem er sich abhebt, nie ganz verschwinden kann. 2) sein. Dass Mercurius die interpretatio romana für Wodan ist, bezeugt ausser dies Mercurii Wodans dag Paulus Diaconus I, 9 Wodan sane, quem adiecta litera Gwodan dixerunt, ipse est, qui apud Romanos Mercurius dicitur. Jonas von Bobbio, vita Columbani illi aiunt, deo suo Wodano, quem Mercurium vocant alii, se velle litare. In einem alten aus dem 10. Jahrh. stammenden Bücherverzeichniss von Werlamacester (J. Grimm, Myth. 1, 110) heisst es: coluerunt Mercurium, Woden anglice appellatum. Bei Galfred von Monmouth lib. 6 sagt Hengist zu Vortigern: ingressi sumus maria, regnum tuum duce Mercurio petivimus. colimus maxime Mercurium, quem Woden lingua nostra appellamus. huic veteres nostri dicaverunt quartam septimanae feriam, quae usque in hodiernum diem nomen Wodenesdai de nomine ipsius sortita est. post illum colimus deam inter ceteras potentissimam, cui et dicaverunt sextam feriam, quam de nomine eius Fredai vocamus.

1) Über Wodans allmäliges Aufkommen vgl. Müllenhoff, ZfdA. 18, 251; 23, 8; 30, 219.

2) Auf einem Weihstein im obern Ahrthal bei Blankenheim steht

MERCVRI
CHANNINI

was Siebs Zfd Ph. 24, 1 ff. als Mercurio Channini liest und aus germanischer Sprache zu deuten sucht. Channini soll Dativ eines wg. Nom. Sing. zanniê sein, dessen Form ahd. as. *henno, afries. ags. *henna wäre. Dazu stellt sich der unerklärte mhd. Ausruf iâ henne! Henne der Teufel bei Agricola; sächs. fries. henneklêd, Totenkleid. Ob Freund Hein, der Tod, daraus etwa ver

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