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Unter dem Goldhelm in schöner Brünne mit weissem Schilde reitet er an der Spitze der Götter und Helden zum letzten Kampf. In der Hand hält er den Speer Gungnir, ein Zwerggeschmeide mit der Eigenschaft, dass er niemals im Stosse innehält. Die Wölfe und Raben, die Tiere des Walgefildes und Sturmes, begleiten ihn. Sleipnir, der Springer, ist der beste und rascheste Hengst, er ist grau von Farbe und hat acht Füsse. Damit soll wol die grosse Geschwindigkeit angezeigt werden. Einmal heisst es von Odin, dass er behelmt mit dem Schwert in der Hand auf dem Berge stand. Auf seinen Wanderfahrten trägt Odin tiefhängenden Hut und blauen Mantel. Häufig wird seine Einäugigkeit hervorgehoben.

Draupnir, der Träufler, ist ein kostbarer Ring, der Reichtum mehrt.') Im Skirnirlied erscheint er in Freys Besitz. Skirnir bietet ihn der Gerd:

21 So geb ich den Ring dir, gerötet vom Feuer,
In dem Odins Sohn zu Asche ward;

Von ihm tropfen acht ebenso schwere

Jede neunte Nacht.

Anderwärts gilt Draupnir als Eigentum Odins, dem ihn Zwerge zugleich mit dem Speer Gungnir schmiedeten. Dem Ringe eignete von Anfang an das Vermögen, sich zu vermehren. Andererseits heisst auch Baldr Besitzer des Draupnir. In der Edda wird dies so gewendet, dass Odin diesen Ring auf Baldrs Scheiterhaufen legte; daraufhin habe er erst die wunderbare Eigenschaft der Vermehrung erhalten. Baldr sandte ihn aus der Hölle an Odin zurück. Der Ring, wie immer man ihn auslegen will, als Sinnbild der Fruchtbarkeit oder der Sonne, gehörte sicherlich einst von rechtswegen Freyr oder Baldr, d. h. dem alten Himmelsgott, und ging erst von ihm auf Odin über.

Im Norden gab es drei Hauptopferzeiten: im Anfang und in der Mitte des Winters um Fruchtbarkeit und Wachstum, im An

wird in den folgenden Sagen, welche sein Eingreifen in die Geschicke der Menschen zeigen, geschildert. Mantel, Hut, Ross gehören schon dem deutschen Wodan, wahrscheinlich auch Speer und Helm.

1) Draupnir findet sich schon bei Kormak, corpus poet. 2, 66. In den Eddaliedern kommt zwar der Name nicht vor, aber Skírn. 21 bezieht sich deutlich darauf. Über Draupnir Skáldsk. Kap. 3 und Gylfag. Kap. 49 (nach dem Text des Codex Wormianus und Regius). SE. 1, 260 heisst Baldr ,,Draupnis eigandi".

Odins Rüstung. Draupnir. Das Siegesopfer an Odin.

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fang des Sommers um Sieg. An den Höfen der Könige und Häuptlinge wurde jedenfalls das Siegesopfer an Odin gerichtet. Jarl Hakon, der bereits getauft war, fiel wieder zum Heidentum zurück. Auf einer Heerfahrt in Gautland stellte er ein grosses Opfer an. Da flogen zwei Raben vorbei und krächzten laut; da meinte der Jarl zu wissen, dass Odin das Opfer angenommen habe und dass nun passende Zeit zum Schlagen sei.1) Angang eines schwarzen Raben gilt für Helden, die zum Kampfe ziehen, glückverheissend, wol weil Odin ihn sandte.2) Beim Opfermahl des Drontheimer Jarls Sigurd wird zuerst Odins Becher um Sieg und Macht für den König getrunken, darnach Njords und Freys Becher um Fruchtbarkeit und Frieden. 3) Also wie die Angelsachsen Woden um Sieg und Heldentum opfern, geschieht es auch im Norden, dass Odin um Sieg angerufen wird. Als König Olaf der Heilige in Drontheim weilte, erfuhr er, dass die Bauern noch Trinkgelage nach heidnischem Brauch hielten; alle Minne wurde dem Thor geweiht und dem Odin und der Freyja und allen Asen.) In der jungen Bósasaga K. 12 wird bei der Hochzeit Thors, Odins und Freyjas Minne getrunken. In der Verwünschung werden gleichfalls Odin, Thor und Freyr angerufen.) Die Dreiheit Wodan, Donar, Tiu oder Freyr als dessen Vertreter scheint überhaupt uralt zu sein.

Walhall und die Walküren.

In Gladsheim, in der Welt der Wonnen ragt Odins Saal, die goldglänzende, weite Halle, Walhall.") Dorthin wählt der Gott täglich sich die Helden, welche den Waffentod erlitten. So war der Glaube der Heidenleute, dass alle die nach Walhall fahren sollten, die an Wunden starben. Am hohen Saal bilden Speere

1) Ólafssaga Tryggvasonar (Heimskringla) Kap. 28.

2) Reginsmól 20.

3) Hákonar saga góða (Heimskringla) Kap. 16 u. 18.

4) Die jüngere Olafssaga helga Kap. 101 (Fornmanna sögur 5, 233).
5) Skírnesmól 33

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Beim Fluch auf Eirik ruft der Skald Egil Freyr, Njord und den Landas (Thor) Aber auch Odin und alle andern Götter: reipr se rogn ok Openn. Gudbrand Vigfusson, corpus poet. 2, 72.

an.

6) Walhall ist geschildert in den Grímnesmól; vgl. auch Vafþrúpnesmól 41; Gylfag. Kap. 14, 20, 24, 30-41. Bragar. 1.

das Sparrengerüst, Schilde decken als Schindeln das Dach, auf die Bänke sind Brünnen gelegt. Westlich am Eingangsthor hängt ein Wolf, darüber schwebt ein Adler. Fünfhundertundvierzig Thüren hat Walhall, aus jeder mögen zugleich achthundert Streiter hervorgehen. Beleuchtet wird die Halle am Abend durch den Glanz der Schwerter. Vor Walhall steht der Hain Glasir, dessen Laub von lauterem Gold erglänzt. Ausser Walhall erhebt sich in Gladsheim Wingolf, die Halle der Göttinnen, ein treffliches und schönes Haus. Vielleicht ist darunter Folkwang, das Volksgefilde zu verstehen, wo Freyja waltet, die täglich die Hälfte der gefallenen Helden sich wählt. Nach Wingolf und Walhall werden die Einherjer gewiesen.') In Kampfspiel und Gelage verbringen die Helden ihre Tage. Odin selber nährt sich nur von Wein, seine Tischkost gibt er seinen Wölfen. Auf seiner Schulter sitzen zwei Raben, die ihm alle Begebenheiten, die sie sehen oder hören, ins Ohr sagen.) Sie heissen Hugin und Munin. Diese sendet Odin früh am Morgen aus, um durch alle Welten zu fliegen; um die Frühstückszeit kehren sie zurück. Die Einherjer aber essen vom Fleische des Ebers Saebrimnir, den der Koch Andhrimnir im Kessel Eldhrimnir siedet. Täglich wird er gesotten, aber abends ist er doch wieder heil. Sie trinken Bier, das die Walküren ihnen zutragen. Unverständlich ist die Ziege Heidrun, welche auf Walhalls Dach stehend die Triebe von den Zweigen des Baumes Laerad nagt, aus deren Zitzen Milch rinnt. Sie füllt die Krüge mit klarem Met, nimmer versiegt das Nass. Auch der Hirsch Eikthyrnir steht dort, aus dessen Hörnern es in den Höllenbrunnen Hvergelmir rinnt, woraus alle Ströme stammen. Ziege und Hirsch samt dem Baum, dessen Triebe sie benagen, sind wahrscheinlich den Tieren an der Weltesche gleichzustellen. 3) Das Gefilde von Walhall, das

1) Vingolf begegnet nur SE. I 38, 62, 84. Eine Strophe, wo der sterbende Hadding singt: ,,Sehen kann ich Fjolnirs Mädchen (die Walküren), euch hat Odin mir gesandt; gern wollte ich nach Vingolf folgen und mit den Einherjern Bier trinken" bei Finn Magnusen, Lex. Myth. 557. Zur Deutung des Namens ,,Halle der Liebenden?" Braune, Beiträge 14, 369; Finnur Jónsson, arkiv f. nord. filologi 7, 280; Kauffmann, ZfdA. 36, 32.

2) J. Grimm, Myth. 135 Anm. macht auf eine merkwürdige Ahnlichkeit aufmerksam. Basil und Gregor dem Grossen gab eine weisse Taube, die auf der Schulter oder auf dem Haupte sass, Worte der Weisheit ein. Nach einem Kindermärchen (Nr. 33) setzen sich zwei Tauben auf des Pabstes Schulter und sagen ihm alles ins Ohr, was er vorzunehmen hat.

3) Über Heidrun und Eikthyrnir Bugge, Studien S. 506 ff.; H. Falk, aarböger for nordisk oldkyndighed og historie, 2. Reihe, 6. Band, 1591, S. 250

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Reich des Todes, betritt man durch die heilige, alte Pforte Walgrind, die Totenpforte, die einen kunstvollen Verschluss hat. Um nach Walball zu kommen, müssen die Scharen der Gefallenen einen wogenden Strom durchwaten. Die Welt des Todes ist also wie auch sonst die Unterwelt von einem Fluss umgeben. Thund, der Angeschwollene, heisst der Strom.,,Odin heisst Walvater, weil alle, die auf der Walstatt fallen, seine Wunschsöhne sind. Diese nimmt er auf in Walhall und Wingolf und sie heissen dann Einherjer." So sagt Snorri. Es ist zweifelhaft, ob er damit eigene Gedanken oder ältere Überlieferung vorträgt. In keinem Gedichte wird das Verhältniss der Einherjer zu Odin als das von,,Wunschsöhnen" d. i. Adoptivsöhnen dargestellt.') Vielleicht ist der Begriff nur aus der Benennung Walvater, Vater der Erschlagenen, die also eben im Tod und durch den Tod dieses Vaters Söhne werden, entnommen. Vater meint ursprünglich Urheber, der bildliche Ausdruck wäre allzu wörtlich ausgelegt worden. Zwar wird es nicht überall als Grundsatz ausgesprochen, aber doch zweimal angedeutet, dass Walhall nur Helden, Edelingen und Freien sich aufthut.2)

Die Walküren.

In Walhall thun die Walküren Dienst. Sie reichen den Trank herum, bringen den Einherjern Bier, haben das Tischgerät und

1) Nur SE. I 84 Gylfag. Kap. 20 heissen die Einherjer óskasynir. Lokas. 16 óskmegir geht nicht auf sie; zu der dunkeln Strophe Bugge, Beiträge 13, 188 ff. Übrigens müsste der Ausdruck gleich verstanden werden als filius adoptivus, was durch óskmogr, óskasonr übersetzt wird.

2) Die Stelle in den Bjarkamol (Saxo II S. 81)

en, maxime Rolvo,

magnates cecidere tui, pia stemmata cessant.

non humile obscurumque genus, non funera plebis
Pluto rapit vilesque animas, sed fata potentum

implicat et claris complet Phlegethonta figuris

muss wol so in die nordische Mythensprache aus den antiken Verzierungen umgesetzt werden: O grosser Hrolf, deine Edelinge fielen, dahingestreckt liegen die treuen Geschlechter. Nicht niederes Volk von dunkler Herkunft, nicht Leichen des Pöbels und wertlose Seelen rafft Walvater dahin, der Mächtigen Schicksal verflicht er in der Schlacht, mit ruhmvollen Helden erfüllt er Walhall. Also tapfere, edelgeborene Helden versammelt Odin in seinen Saal. Dazu Hárb. 24

Zu Odin kommen die Edlen, die das Eisen wegrafft,

Und der Tross der Knechte zu Thor.

die Bierkrüge in ihrer Obhut. Odin sendet sie aber auch in die Schlacht aus, dort wählen sie die Männer aus, die dem Tode erliegen sollen, und verleihen den Sieg. Immerfort reiten sie, Wal zu kiesen und Kämpfe zu entscheiden. Die Walküren oder Walmädchen'), die Wählerinnen der kampftoten Helden, reiten auf ihren Rossen durch die Lüfte und übers Meer. Meist erscheinen sie geschart, zu drei, sechs, neun, zwölf. Mit Helm und Schild, in fester Brünne, mit funkensprühenden Speeren, von leuchtenden Blitzen umspielt reiten sie auf ihren Wolkenrossen dahin durch die Lüfte; schütteln sich die Rosse, so fällt von den Mähnen fruchtbarer Thau in die Thäler und Hagel ins hohe Gehölz. Die Walküren sind von leuchtender Schönheit. Der Skald Hornklofi 2), welcher ein Lied dichtete, in dem eine Walküre und ein Rabe Zwiesprache über des Königs Harald Thaten halten, nennt die Walküre eine strahlende lichthaarige Maid (mey hvíta haddbjarta). Wenn Odin nicht selber an den Kämpfen teilnimmt, dann entsendet er die Mädchen als seine Stellvertreterinnen. In ihren Namen kommt ihr Wesen zum Ausdruck. Neben gewöhnlichen kriegerischen Frauennamen wie Hild und Gud, Reginleif, Thrud stehen besondere wie Geirolul die Speerträgerin, Skogul die Hochragende, Goll die Schreierin, Hrist die Schüttelnde, Hrund die Stossende, Skeggold Beilzeit (d. h. Kriegszeit), Herfjotur Heerfessel (der lähmende Schrecken, der einen plötzlich befällt), Mist die im Nebel Hausende u. drgl. Auch Skuld, die Jüngste der Nornen, reiht sich den Walküren ein. Bei feierlichem Aufzug, zum Leichenbrand Baldrs ist Odin von seinen Raben und von den Walküren begleitet. 3) In Odins Mädchen vereinigen sich mehrere Gestalten, die gesondert auch sonst vorkommen: die Schicksalsfrauen, indem sie des Volkes wichtigstes Geschick, die Schlacht entscheiden, Sturmgöttinnen als Vervielfältigung der Gemahlin Odins, nach nordischem Berichte der Freyja, seelische Geister, Fylgjen, die dem Todgeweihten sichtbar werden, irdische Weiber, welche beim prächtigen Gelage in des Königs Halle den Trank herumreichen, Frauen, die in der kampfbewegten Wikingerzeit wirklich die Waffen der Männer anlegten und von deren

1) Valmeyjar begegnet nur SE. I, 420. Zur Schilderung ihrer Erscheinung Vol. 31; Helg. Hjorv. 28; Helg. Hund. II 15, 6; ihre Namen Vol. 31; Grímn. 36; SE. I 557 wo sie Odins meyjar heissen; Njálssaga Kap. 157. 2) Gudbrand Vigfusson, corpus poeticum boreale 1, 255 ff. 3) So Ulf Uggason in der Húsdrápa.

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