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einer Seefahrt. Sie ruft seinen Schutz an. Ihr Vater Hogni will sie dem Hodbrodd vermählen. Helgi erkämpft sich selber die Braut. Wie er mit einer gewaltigen Flotte übers Meer segelte, überfiel sie ein gefährliches Unwetter. Es leuchtete in den Wolken und Blitze fuhren in die Schiffe, da sahen sie in der Luft neun Walküren reiten und erkannten Sigrun. Der Sturm legte sich alsbald. Wie der Streit entbrannte, kamen vom Himmel bebelmte Jungfrauen und schirmten Helgi. Also überall wacht die Walküre über dem Geliebten und entscheidet über den Ausgang des Kampfes. Das verlorene Lied von Helgi dem Haddingenheld erzählte von der Walküre Kara, die im Kampf als Schwan über ihm schwebte. In der Schlacht wider Hromund schwang Helgi das Schwert zu hoch und verwundete die Geliebte auf den Tod. Da war das Glück von ihm genommen und er erlag dem Feind.

Saxos Erzählungen von solchen walkürenhaften Jungfrauen entsprechen genau den eben angeführten. Thorild, die Wittwe des Schwedenkönigs Hunding hasste ihre jungen Stiefsöhne Regner und Thorald, würdigte sie zum Hirtendienst herab und suchte sie in mancherlei Gefahren zu verwickeln. Da machte sich Svanhvit, die Tochter Haddings mit ihren Schwestern, die sie zum Gefolge erkoren hatte, nach Schweden auf, um den Untergang jener edlen Sprösslinge abzuwehren. Sie fand die Jünglinge, welche zur Nachtzeit die Herden hüten mussten, von mancherlei gespensterhaften Wesen umschwärmt. Regner trat zur Jungfrau und sagte, sie seien Hutknechte über die Herde des Königs. Svanhvit aber sagte: Von Königen, nicht von Knechten stammst du, das verrät mir der leuchtende Glanz deiner Augen. Sie riet den Jünglingen, eiligst von diesem unheimlichen Wege zu weichen, damit sie nicht dem nächtlichen Spuk zur Beute würden. Regner erwiderte, er fürchte keine gespenstische Macht. Vergebens suchte die Jungfrau seinen Mut wankend zu machen. Svanhvit bewunderte die Entschlossenheit des Jünglings, und indem von ihrer jungfräulichen Gestalt das Dunkel wich und ein wunderbarer Lichtglanz sich über sie verbreitete, bot sie Regnern als Brautgeschenk ein herrliches Schwert dar, mit dem er die Nachtgespenster bekämpfen könne und das er auch in Zukunft als Held würdig gebrauchen solle. Regner kämpfte nun die ganze Nacht hindurch mit diesem Schwert gegen die Ungetüme. Später wurde Regner König von Schweden und Svanhvit seine Gemahlin. Noch einmal beschützt ihn Svanhvit in einem Kriege, als der Feind die

Die Walküre beschirmt ihren geliebten Helden.

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schwedischen Schiffe anzubohren versuchte. Als Regner stirbt, folgt ihm sein Weib in kurzem aus Kummer.

Svanhvit ist eine Walküre, welche die schlummernde Kraft jugendlicher Heldensöhne weckt. Ihre Erscheinung ruft den hindämmernden Jüngling auf, er empfängt von ihr das wunderbare Heldenschwert und wird mit ihr in unzertrennlicher Liebe verbunden. Auf ihren Luftrossen schwebend erweisen die Walküren ihre schützende Gegenwart gegen dämonische Wesen, die ihren Günstlingen zu schaden drohen. 1)

Im Heldenzank des ersten Liedes von Helgi dem Hundingstöter Str. 39 schilt Sinfjotli den Gudmund einen weibischen Wicht. Er sei eine Hexe gewesen, habe zum Weib verwandelt Kinder geboren, er häuft die denkbar ärgsten Schmähungen auf ihn. Da heisst es auch:

Eine Walküre warst du, widriges Scheusal,
Ekel und boshaft, in Allvaters Hause;
Die Einherjer mussten alle sich schlagen,
Verderbliches Weib, um deinetwillen.

Nirgends sonst begegnet die hier auftauchende Vorstellung, dass die Walküren unter den Einherjern Zwist und Schlägereien veranlassten. Damit fällt ein schlimmes Licht auf die Schenkinnen in Walhall. Ob etwa nur vereinzelte Auffassung des Urhebers des Liedes oder allgemeinere Anschauung vorliegt, ist beim Mangel andrer Zeugnisse unmöglich zu entscheiden.

Geschichtliche Zeugnisse melden von germanischen Frauen, welche gewappnet in den Reihen der Männer mitkämpften. 2) Die nordischen Frauen waren besonders kampflustig. In der Wikingerzeit standen Schiffe öfters unter dem Befehl von Frauen und Mädchen, welche wie Männer gerüstet die Führerschaft übernahmen. So kamen im 10. Jahrh. nordische Schiffe von einer rotblonden Maid befehligt nach Irland. Die nordischen Sagen sind voll von solchen Schildmädchen. Am berühmtesten ist die Herwor der isländischen Sage und Alfhild bei Saxo. In der

1) Saxo II nach Uhland 7, 202 ff.

2) Zeugnisse für die hier erwähnten bewaffneten Germanenfrauen und für die nordischen Schildjungfrauen sind gesammelt bei Golther, Der Valkyrjenmythus in den Abhandlungen der Münchener Akademie I. Kl. 18. Band, 2. Abth. S. 406 ff.

Brawallaschlacht kämpfen mehrere Schildmädchen mit. Von Alfhild wird anmutend berichtet, wie sie der Held Alf bezwingt. Da kehrt sie zur Frauentracht zurück und wird sein Weib. Man sieht im Schildmädchen, dem gar nichts Wunderbares anhaftet, eine Gestalt der Dichtung aus dem wirklichen Leben herauswachsen. Das Schildmädchen ist von der Walküre genau zu scheiden. Nur die Waffen sind beiden gemeinsam, aber nicht die Art. Die Schildmagd hüllt sich trotzig in Männergewand und verteidigt ihr Magdtum, die Walküre reitet durch die Luft und übers Meer, um den erkorenen Liebling zu grüssen und zu schirmen. Die irdische, Helden liebende Walküre, die Wunschtochter Odins, steht gleichsam in der Mitte zwischen der echten Walküre, die nur zu Odin oder Walhall gehört, die ein göttliches Wesen ist, und der Schildmagd. Wol aber mag sie aus letzterer hervorgegangen sein. Heldentum nimmt Odin in Dienst; wie die tapferen Helden, freilich erst nach dem Tode, Walvaters Wunschsöhne werden, so hebt er die Kampfjungfrau schon im Leben zur Schar seiner göttlichen Schlachtlenkerinnen. Er befreit sie aber wol vom Schenkamt und verwendet sie nur in Schlacht und Sieg, gleichwie der irdische König Gefolgsleute hat, die er nicht zu ständigem Herrendienst, sondern nur zu Kriegsdienst verpflichtet.

In der nordischen Dichtung ist Odins Saal und Reich im Himmel gedacht, was schon daraus hervorgeht, dass Walhall unter den andern Himmelsburgen aufgezählt wird. Odin hat einen Hochsitz, von dem aus er die ganze Welt übersehen kann. 1) Diesen Hochsitz, Hlidskjalf, nimmt auch Freyr im Skirnirliede ein. Hlidskjalf wird einmal allgemein nach Asgard, in die Götterwelt verlegt, einmal auch nach Walaksjalf, worunter wahrscheinlich nur ein andrer Name für Walball zu verstehen ist. Dass der höchste Gott, und als solchen kennt den Odin ja die nordische Dichtung, im Himmel thront, muss schon an und für sich angenommen werden. So ist alles Dunkel vom Walgott genommen, er strahlt im Abglanze irdischen Prachtlebens. Als Walhall wird auch eine irdische Königsburg, die Atlis bezeichnet, weil sie an Pracht der Götterhalle nicht nachsteht, und die Dingbude eines mächtigen Häuptlings auf Island.)

1) Hlidskjalf Thürbank von hii, Thüre, Thor und skjalf, ags. scylfe, mnds. schelf, engl. shelf. Über Hlidskjalf die Prosaeinleitung zum Grimnirlied, Gylfag. Kap. 9 und 17.

2) Die Halle valholl in der Atlakvipa 2 und 15, die Dingbude Sturlunga IV Kap. 48; V K. 12 und 30.

Schildmädchen. Odin als Walvater.

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Odin fordert Opfer.

Was in der Schlacht fällt, ist Odins Opfer. Mit Speerwurf wurde das Heer dem Gotte zugeeignet. Den ersten Weltkrieg, den zwischen Asen und Wanen, hatte Odin eröffnet, indem er seinen Speer ins Heer schleuderte. ') Es war alter Brauch, den Speer über die Schar der Feinde zu schiessen, um sich selber das Glück zuzuwenden (til heilla sér). 2) In der Schlacht, die am Ende des 10. Jahrh. zwischen dem Schwedenkönig Eirik und seinem Neffen Styrbjorn vorfiel, weihte sich Eirik, um den Sieg zu erlangen, dem Odin und gelobte, nach zehn Jahren ihm als Opfer zu sterben. Da nahte ihm ein grosser Mann mit einem Schlapphut und gab ihm einen Rohrstengel. Den solle er übers feindliche Kriegsvolk werfen mit den Worten: Odin hat euch alle! Mit diesem Wurfe kam Blindheit über Styrbjorn und sein Heer und ein Bergsturz erschlug sie. 3)

Gissur weihte die feindliche Schlachtordnung dem Untergang mit den Worten: Erschreckt ist euer König, dem Tod verfallen euer Herzog, hinfällig eure Kriegsfahne, gram ist euch Odin. Lasse so Odin mein Geschoss fliegen, wie ich vorhersage. 4)

Dag opferte Odin um Vaterrache; da lieh Odin dem Dag seinen Speer. Im Walde traf Dag den Helgi und durchbohrte ihn; Helgi stieg zu Odins Sälen auf. 5)

In der Geschichte von Wikar ist das Opfer an Odin durch Zeichnung mit dem Speer am deutlichsten. 6) Wikar und seine Schiffsgefährten müssen wegen widrigen Windes einmal lange liegen. Da befragen sie das Loosorakel. Es ergibt sich, dass Odin einen Mann aus ihrer Schar verlangt. Das Loos trifft den König Wikar selber, wodurch alle bestürzt sind. Starkad schlägt vor, das Opfer nur andeutungsweise zu vollziehen. Er steigt unter einer Föhre auf einen hohen Block, biegt einen schwanken Ast herab und knüpft daran dünne Kalbsdärme.,,Nun ist dir hier ein Galgen bereitet, König, der nicht lebensgefährlich bedünken wird." Wikar

1) Vol. 24.

2) Eyrbyggja Kap. 44.

3) Styrbjarnar þáttr Kap. 2; Fms. 5, 250.

4) Hervararsaga Kap. 28 (Fornaldar sögur 1, 105).

5) In der Helgakvipa Hund. II.

6) Gautrekssaga Kap. 7 (Fornaldar sögur 3, 31 ff.); nach Uhland, Schriften 6, 359.

steigt auf den Block und legt sich die Schlinge um den Hals, Starkad nimmt einen Rohrstab, den ihm sein Pflegvater Hrossharsgrani, der verhüllte Odin in der Nacht gegeben, stösst damit nach. dem König und spricht: Nun geb ich dich dem Odin! Alsbald wird der Stab zum Speer, der den König durchbohrt, der Block fällt unter seinen Füssen, die Kalbsdärme werden zum starken Weidenstrang, der Ast schnellt empor und hebt den sterbenden König ins Gezweig.

Wikar, den Odin auf so grausame Weise als Opfer zu sich nahm, war dem Gotte schon vor seiner Geburt verlobt worden. Alfrek, König in Hordaland, hatte zwei Frauen. Unter dem Namen Hott (Hut) kam Odin zu Geirhild und versprach ihr, König Alfrek werde sie allein zur Ehe haben, aber sie müsse in allen Dingen Odin anrufen. Alfrek bestimmte, die Frau zu behalten, welche das beste Bier zu brauen vermöge. Sie wetteiferten im Brauen, Signy rief Freyja an, Geirhild Odin. Dieser gab seinen Speichel statt der Gähre und verlangte als Lohn, was zwischen Geirhild und der Kufe sei (das Kind im Mutterleib). Geirhilds Bier bestand die Probe. Im selben Halbjahr ward Wikar geboren. König Alfrek sagte sein Schicksal voraus, indem er zu Geirhild sprach: Hangen seh ich an hohem Galgen dein Kind verkauft an Odin.1)

Dass ein Kind wie Wikar Odin förmlich verlobt wird, kommt auch sonst vor. Eywind Kinnrifa war ein zauberkundiger Opferer, den König Olaf der Heilige zu bekehren trachtete. Aber weder freundliche noch harte Worte, weder Versprechungen noch Drohungen machten auf Eywind Eindruck. Da liess der König ein Becken voll glühender Kohlen auf seinen Leib setzen. Da gestand Eywind, er sei eigentlich kein rechter Mensch, sondern habe von seinen kinderlosen Eltern nur unter der Bedingung erzeugt werden können, dass er zeitlebens dem Thor und Odin diene. So sei er diesen vor der Geburt versprochen, nach der Geburt geweiht worden und habe diese Weihe später selber erneuert; so mannigfach den Göttern hingegeben, könne und wolle er ihnen nicht absagen. Damit starb er treu seinem Gelübde.2)

Siwardus des dänischen Königs Ragnar Lodbrok Sohn wurde in einer Schlacht schwer verwundet und in einen naheliegenden Ort gebracht, um dort geheilt zu werden. Kein Heilmittel half,

1) Hálfssaga Kap. 1, Fornaldar sögur 2, 25 ff.
2) Jüngere Olafssaga helga Kap. 204.

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