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In dieser Sage nimmt Odin wie bei Sigmund seinem Liebling am Ende Leben und Sieg. Um durch die gefallenen Helden die Schaar seiner Einherjer zu mehren, stiftete er selbst unter Verwandten Streit. Wem Odin Gunst gewährt, den holt er sich. selber zum Opfer.

Beim Heer der Hunnen, das gegen König Frotho von Dänemark heranzieht, befindet sich Uggerus (an. Yggr) vates vir aetatis et supra humanum terminum prolixus, also deutlich der verkappte Odin. Als das Heer der Hunnen in Hungersnot gerät, verlässt es Uggerus und geht zu Frotho über, dem er die Pläne und Anschläge des Hunnenkönigs verrät. Wie in den andern Sagen zeigt sich Odin auch hier unbeständig, indem er seinen Günstling plötzlich aufgibt.')

Nach nordischer Sage hat Sigurd Vaterrache an den Söhnen Hundings zu vollbringen. Mit einer Flotte machte er sich auf. Ein gewaltiger Sturm überfiel sie gerade in der Nähe eines Vorgebirges. Auf dem Berge stand ein Mann, der sie anrief und Aufnahme forderte. Sie segelten ans Land, da ging der Mann an Bord und das Unwetter legte sich. Der Mann nannte sich Hnikar. Er wies Sigurd alle Vorzeichen, die für den Ausgang eines Kampfes Gutes verkünden, den Angang von Raben und Wölfen, von Recken. Den Sieg erringt, wer die Krieger keilförmig zu ordnen versteht. Hnikar war Odin, der seinem Lieblingshelden erschien und ihm den glücklichen Ausgang seines Unternehmens vorhersagte.2) Die keilförmige Schlachtordnung lehrte Odin seine besondern Günstlinge. Die Volsungasaga weiss noch von mehr Erscheinungen Odins zu erzählen. Als alter Mann mit grossem Barte trat er zu Sigurd, als er sich ein Ross auswählte, und wies ihm Grani, der von Sleipnir stammte. Beim Kampfe mit Fafnir nahte er wieder und sagte, wie er den Wurm angreifen sollte.")

Als Hadding einem Gegner mit Namen Thuning, der ihn mit einer Hilfsschaar von Biarmiern bekriegen wollte, entgegenzog und mit seiner Flotte an Norwegen vorbeifuhr, sah er am Ufer einen Greis, der eifrig mit dem Gewand winkte, dass man an der Küste

der Hedeninge sagenberühmte Geisterschlacht. Odins und Freyjas Einmischung scheint aber junge Erfindung in Nachahmung antiker Sagen. Bugge, Studien 99 ff.

1) Saxo V S. 238.

2) Reginsmól.

3) Volsungasaga Kap. 13 u. 15.

Odin belehrt die Helden.

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anfahren sollte. Hadding nahm ihn an Bord, obwol seine Gefährten nicht wollten, dass man sich damit verweile. Er empfing nun von diesem Fremdling die Anweisung zu einer neuen keilförmigen Schlachtordnung. Im Kampfe selbst stellte der Greis sich hinter die Reihen, zog aus der Tasche, die ihm vom Nacken hing, einen Bogen, der anfangs klein erschien, bald aber sich weiter ausdehnte, und legte an die Sehne zehn Pfeile zugleich, die, mit kräftigem Schuss auf die Feinde geschnellt, ebensoviel Wunden bohrten. Die Biarmier führten durch Zauberlieder ungeheure Regengüsse herbei, aber der Greis vertrieb durch Sturmgewölk den Regen. Hadding siegte und der Alte schied, indem er ihn ermahnte, glänzende Kriegszüge den ruhmlosen, ferne den nahen vorzuziehen, und ihm den Tod nicht durch Feindesgewalt, sondern durch eigene Hand weissagte.

Als König Frotho in Kriegen den Schatz seines Vaters aufgezehrt hatte und nicht wusste, wie er sein Kriegsvolk weiter erhalten sollte, da wurde er von einem herzutretenden Manne ermutigt, einen goldhütenden Wurm zu erlegen. Der Mann wies. ihm die Mittel dazu. Er soll seinen Schild und seinen Leib zum Schutze gegen des Drachen Gift mit Stierhäuten bedecken. Die Schuppenhaut des Drachen trotze zwar jeder Waffe, aber am Bauch sei eine Stelle, wo das Schwert eindringen könne. Frotho fuhr auf die Insel, wo der Wurm hauste, griff ihn an, als er von der Tränke nach der Höhle zurückkehrte, und erlegte ihn auf die angegebene Weise.') Ähnlich berät Odin Sigurd vor dem Kampf mit Fafnir.2)

Odins plötzliches Eingreifen rettet seine Freunde vor dem Untergang. So erzählt Saxo 3) von den ,,Hellespontischen" Brüdern, welche den Tod ihrer Schwester Swavilda an Jarmericus rächen. Der Rat der Zaubrerin Gudrun schlug des Königs Krieger mit Blindheit, dass sie die Waffen gegen einander erhuben und die Hellespontier mühelos sie erschlugen. Während des Getümmels kam plötzlich Odin unter die Kämpfenden und gab den Dänen ihr Gesicht wieder. Die hiebfesten Hellespontier hiess er durch Steinwürfe töten. Die Wolsungensage) erzählt: Auf Hamdir und Sorli biss im Kampf kein Eisen. Da kam ein hoher, alter,

1) Saxo II S. 61.

2) Volsungasaga Kap. 18.
3) Saxo VIII S. 415.
4) Volsungasaga Kap. 42.

einäugiger Mann und riet, man solle sie mit Steinen zu Tode werfen. Wie Odin seine Feinde mit Blindheit schlägt und verwirrt, so nimmt er solche Verwirrung von seinen Freunden, vernichtet den gegen sie geübten schädlichen Zauber und greift mit gutem Rate ein.

Als der dänische König Hrolf mit grösserem Gefolge auf der Kriegsfahrt nach Uppsala sich befindet, kommen sie zum Gehöft eines Bauern namens Hrani, der ihnen Nachtherberge anbietet. Auf Hrolfs Zweifel, ob er sie alle aufnehmen könne, entgegnet Hrani lachend: Nicht weniger Männer hab ich manchmal kommen sehen, da wo ich gewesen bin. Hrani prüft die Ausdauer der Gefährten Hrolfs durch Kälte, Durst und Feuer und rät dem König, alle, die nicht geduldig ausdauern, zurückzuschicken, so dass schliesslich Hrolf nur mit seinen zwölf Recken nach Schweden reitet. Auf der Rückkehr sprechen sie wieder bei Hrani vor. Der Bauer bietet dem König Waffen, Schild, Schwert und Brünne zum Geschenk. Hrolf will nichts annehmen, worüber Hrani sich erzürnt. Nicht bist du so weise, wie du dir däuchst, sagt Hrani. Hrolf und seine Helden reiten weiter, obwol die Nacht finster ist. Noch sind sie nicht weit gekommen, da sagt Bodwar: Zu spät besinnen sich Unkluge. So geht es mir jetzt; es ahnt mir, dass wir nicht weislich gehandelt haben, indem wir uns selbst den Sieg versagten. König Hrolf erwidert: Dasselbe ahnt mir; dieser Mann mag Odin gewesen sein, und in Wahrheit er war einäugig. Sie kehren um, aber Bauer und Hof sind verschwunden. So erzieht und kräftigt der kampfwerbende Gott die Helden und verleiht kühnen Rat. Aber wie Hrolf sein Waffengeschenk ausschlägt, entzieht er ihnen den Sieg und in der letzten Schlacht kämpft er selber im Heere der Feinde. Bodwar bemerkt, dass allerlei Gespenster gegen Hrolf und seine Helden kämpfen. „Aber Odin kann ich nicht erblicken, und doch zweifle ich nicht, dass er hier unter uns schwebt, der treulose Sohn Herjans!" Auch nach Saxos Bericht ist Odin unter den Feinden. Bjarco erblickt ihn, als er durch die Armbeuge seiner Gattin Ruta schaut.')

1) Hrolfssaga Kraka (Fornaldar sögur I) Kap. 38 ff. 47 ff. Saxo II S. 106. Bjarco fragt Ruta:

Et nunc ille ubi sit, qui vulgo dicitur Othin,

armipotens, uno semper contentus ocello?

dic mihi, Ruta, precor, usquam si conspicis illum?

Hierauf lässt ihn Ruta durch den eingestemmten Arm spähen. Bjarco sagt:

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Dem Berserker Framar hatte Odin beständigen Sieg und Unverwundbarkeit verliehen. Aber im Zweikampf mit Ketil Hæng biss dessen Schwert auf Framar ein. Sterbend sagte er: Baldrs Vater trog; auf ihn zu trauen ist kein Verlass. Also auch in dieser späten Sage kehrt der alte Vorwurf von Odins Unbeständigkeit wieder.')

Hord wollte den Grabhügel des Kämpen Soti erbrechen, um seine Schätze zu gewinnen. Er fuhr in einen dichten Wald, in dem der Hügel lag. Auf einer Lichtung erhub sich ein grosses, schönes Haus, davor stand ein Mann in blauem Mantel, welcher Hord begrüsste. Er nannte sich Bjorn und sagte: Ich war deinen Blutsfreunden hold, das sollst du von mir geniessen. Ich weiss, dass du Sotis Grab erbrechen willst. Wenn es euch nicht gelingt, dann komm zu mir. Hord ritt nun weiter zu Hroar und sie versuchten, den Hügel zu öffnen. Doch soviel sie gruben, am nächsten Morgen war der Hügel wieder ganz. Da ritt Hord zu Bjorn zurück. Der gab ihm ein Schwert, das solle er in die Hügelwand stossen. So glückte es auch. Nach vollbrachter That konnten sie Bjorn nimmer finden und die Leute glaubten fest, es sei Odin gewesen.2)

Sinfjotli war an Gift, das ihm seine Stiefmutter Borghild zu trinken gab, gestorben. Sigmund trug ihn eine weite Strecke in seinen Armen und kam zu einem schmalen und langen Meerbusen; am Ufer lag ein kleines Schiff und darin war ein Mann. Der erbot sich, den Sigmund über den Meerbusen zu fahren. Als aber Sigmund die Leiche ins Bot getragen hatte, war kein Platz mehr darin. Da sagte der Mann, Sigmund möge zu Fuss um den Meerbusen herumgehen. Darauf stiess der Mann mit dem Boote ab und war sogleich verschwunden. Hier ist angespielt auf den Volksglauben, dass die Seelen auf einem Schiff ins Gebiet der Unterwelt fahren, auf die nordische Sitte, die Gestorbenen auf

Si potero horrendum Friggae spectare maritum,
quantumcunque albo clypeo sit tectus et altum
flectat equum, Lethra nequaquam sospes abibit:
fas est belligerum bello prosternere divum.

Vgl. Uhland Schriften 7, 144, 151, 154, 160. Ob im Namen Hrani rani, Schweinsschnauze, svinfylking, caput porcinum d. h. keilförmige Schlachtordnung, als deren Erfinder Odin gilt, anklingt, steht dahin; vgl. Bugge, norrön fornkvæði S. 339.

1) Ketilssaga Hængs Kap. 5; Fornaldar sögur 2, 132, 135, 139.

2) Harðarsaga Grimkelssonar Kap. 15.

einem Schiffe den Wogen zu überlassen. Der Ferge wird aber Odin selber sein, der ja auch als Harbard in solcher Eigenschaft erscheint. Er nimmt so den Sinfjotli, der nach Walhall eingeht, selber in Empfang.')

Odin gewährt Fahrwind und Reichtümer.

Die alte Natur des Windgottes bricht bei Odin noch durch, wenn er um gute Schifffahrt angerufen wird. Hallfred thut ein Gelübde an Odin und Thor, wenn er Fahrwind aus Norwegen nach Island erhält.2) Im Hyndlalied 3 heisst es, Odin gibt dem Seemann Fahrwind. In den Hóvamól 153 sagt Odin:

Einen neunten [Zauber] kenn ich, wenn Not mir dräut,
Im Meere zu schirmen mein Schiff:

Den Wind beschwör ich

auf wogender Flut

Und singe in Schlummer die See.

Als Hnikar zu Sigurd an Bord kommt, legt sich alsbald das Unwetter. Sonst tritt aber diese Seite Odins in den nordischen Gedichten nicht weiter hervor.

Dass Odin Reichtümer spendet, erwähnt das Hyndlalied 3. Auch die Ynglingasaga K. 7 sagt, Odin habe um alle verborgenen Erdschätze gewusst und sie zu bannen verstanden. Nach späterer schwedischer Volkssage, die aber verdächtig scheint und vielleicht auf gelehrtem Wege Odin für den Teufel einsetzte, konnte man am Donnerstag Abend auf dem Kreuzweg sich in Odins Gewalt geben und empfing dann Geld von ihm. Auch wurde Odin zu Gast geladen. Er fuhr in einem grossen von Rappen gezogenen Wagen vor, nahm die zugerichtete Mahlzeit ein und liess dafür Geld zurück.) Aus alter Zeit liegen keine Sagen vor, welche Odin als den Spender von Reichtümern zeigen.

Odins Liebesabenteuer.

Odin hat mehrfach Liebesabenteuer erlebt, wie schon die Geschichte von Rind zeigte. Im Harbardslied rühmt er sich, wie er

1) Frá dauða Sinfjotla; Volsungasaga Kap. 10. J. Grimm, Myth. 790 ff. 2) Hallfreðarsaga Kap. 5 (Fornsögur hrsg. von Gudbrand Vigfusson und Th. Möbius S. 91). Ein Beiname Odins ist farmaguit Gylf. Kap. 20, farmatýr Grimn. 45, Eyvind SE. II 160, d. h. Gott der Frachten, Schiffslasten. Vielleicht ist auch hier Odin als Beschützer der Schifffahrt und des Handels gleich Merkur bezeichnet; W. Müller, System der altds. Religion 157; J. Grimm, Myth. 3, 55; Simrock, Myth. 169; E. H. Meyer, Myth. 233.

3) Hyltén-Cavallius, Wärend och Wirdarne 218 ff.

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