ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gelobt, alle, die sich wider ihn vergingen, zu begnadigen, wenn sie ihm ein Rätsel vorlegen könnten, das er nicht zu erraten wisse. Nun beging Gest der Blinde, ein reicher und mächtiger Mann, einen Frevel gegen den König, indem er ihm die Schatzung vorenthielt. Als Heidrek ihn vorlud, opferte Gest dem Odin, dass er ihm aus der Bedrängniss helfe. Da nahm Odin Gests Gestalt an und trat vor den König. Er legte ihm viele Rätsel vor, die Heidrek alle löste. Endlich fragte Gest, was Odin Baldr ins Ohr raunte, ehe er auf den Holzstoss gehoben wurde. Da erkannte Heidrek den Frager und hieb mit dem Schwert nach ihm. Odin aber schwang sich als Falke davon. Ebenso spricht Odin bei den bekehrungseifrigen christlichen Norwegkönigen vor. So verschiedenartig die Berichte im einzelnen auch sind, die Grundlage bleibt überall dieselbe. Als Olaf Tryggvason einst zur Osterzeit beim Gastgebot auf Ogvaldsnes sich befand, kam dahin eines Abends ein alter, einäugiger Mann mit herabhängendem Hute; dieser Mann wusste von allen Ländern zu sagen und gab Bescheid auf alle Fragen des Königs, der an seinen Reden grosses Ergötzen fand und lang in den Abend sitzen blieb. Er erzählte von König Ogvald, der in der Nähe im Hügel bestattet liege. Noch vieles andre sagte er von Königen und alten Kunden. Als der König schon im Bette lag, musste der Gast noch erzählen, bis der Bischof zum Schlafen mahnte. Wie der König erwachte, verlangte er nach dem Manne, aber er war nicht mehr zu finden. Den Köchen hatte er Fleisch gegeben, das sie für Olaf zubereiten sollten. Der König aber befahl, den Vorrat wegzuschaffen und sagte, das werde kein andrer Mann gewesen sein als Odin. Es solle ihm aber keineswegs gelingen, ihn zu betrügen. Olaf der Heilige befand sich beim Gastmahl in Wik, da trat vor ihn grüssend ein unbekannter Mann, der um seinen Namen befragt sich Gest nannte und beim Hofgefolge verweilen zu dürfen bat. Er trug kurzen Rock und über das Antlitz hängenden Hut, war blödsichtig und gebartet. Der König machte wenig aus dem Ankömmling, wies ihm den Sitz abseits der Gäste an und hiess die Leute wenig mit ihm verkehren. Abends aber berief er ihn vor sein Bett und fragte, was er von Kurzweil verstehe. Da ward unter ihnen vieles von den Königen der Vorzeit und ihren Thaten gesprochen. Auf Gests Frage, welcher von den alten Königen Olaf am liebsten gewesen sein möchte, gab dieser zur Antwort,. ein Heide möchte er überall nicht sein, doch am liebsten noch

Odin als Gast der Könige.

343

Hrolf Krakis fürstliche Milde haben, unbeschadet des Festhaltens am Christenglauben. Gest sprach weiter: Warum wolltest du nicht sein wie der König, der Sieg hatte wider jeden, mit dem er Streit führte, dem an Schönheit und Fertigkeit keiner in Nordlanden gleich kam, der ebenso andern wie sich selbst in Kämpfen den Sieg zu geben vermochte und dem die Dichtkunst zu Gebot stand, wie andern Männern die blosse Rede? Der König erhob sich da, griff nach dem Messbuch und wollte damit nach Gests Haupt schlagen. Du, sprach er, der schlimme Odin möchte ich zuletzt sein. Gest aber fuhr wieder dahin, woher er gekommen war, und der König lobte Gott, dass dieser unreine Geist, der in Gestalt des schlimmen Odins erschienen war, keine Trugrede vorzubringen vermochte, die irgend einen Schatten auf die glänzende Blume seines heiligen Glaubens geworfen hätte. Ein anderer grosser, unbekannter Mann, der bei Olaf dem Heiligen zu Sarps borg Aufnahme begehrt, nennt sich Toki, Sohn Tokis, des Sohnes Tokis des Alten. Noch im Alter sieht man ihm an, dass er an Wuchs und Schönheit ein stattlicher Mann gewesen. Sein Benehmen ist gefällig, er weiss über alles Bescheid und der König, der ihm einen Ehrensitz angewiesen, ergötzt sich sehr an seinen Reden. Er erzählt, wie er bei den Königen Half und Hrolf Kraki geweilt und die Stärke ihrer Recken erprobt habe. Toki erklärt, primsignet (d. h. mit dem Kreuze bezeichnet), doch nicht getauft zu sein. Er sei hergekommen, um getauft zu werden. Er verscheidet hernach in weissem Taufgewand. Hieran reiht sich endlich auf Olaf Tryggvason bezogen die Sage von Nornagest. In Drontheim kommt einmal bei Tagesneige zum König Olaf ein grosser bejahrter Mann, der auf sein Befragen angibt, er heisse Gest. Gast sollst du hier sein, spricht der König, wie du heissen magst. Gest meldet von sich, er stamme aus Dänemark, er sei primsignet, nicht getauft, seine Kunst sei, die Harfe zu spielen oder Sagen zu erzählen zum Ergötzen der Leute. Seine Kunst bethätigt er, indem er die Sage von Sigurd, in dessen Gefolge er geweilt habe, vorträgt. Dann erzählt er noch, warum er Nornagest genannt sei. Drei Nornen traten an seine Wiege, während über ihm zwei Kerzen brannten. Zwei sagten ihm Glück voraus, die dritte aber rief zürnend: Ich schaffe dem Knaben, dass er nicht länger leben soll, als die Kerze, die neben ihm angezündet ist. Sofort wurde die Kerze ausgelöscht und soll erst an Nornagests Todestage wieder entzündet werden. Nornagest verlangt

von Olaf Taufe und Aufnahme unter sein Gefolge, was ihm zu Teil wird. Eines Tages zündet er das Licht an, lässt sich ölen und stirbt, als die Kerze niedergebrannt ist.

Ihren vollen Nachdruck behauptet diese mehrgestaltige Gestsage nur in denjenigen Darstellungen, nach welchen der alte Odin selbst herantritt und nicht in einen menschlichen, wenn auch mit wunderbarem Geschick ausgestatteten Wanderer umgewandelt ist. Gast war Odin oft, wenn er als Wanderer Einkehr hielt. Wafthrudnir (19) redet ihn als Gast (gestr) an. Die Begriffe,,Wanderer“ und „Gast" nahmen bei Odin besondere Bedeutung an und erhielten den Rang von Namen des Gottes. Sehr schön ist Odins Einkehr bei den christlichen Königen, die sich von der Erinnerung ans alte Heldentum und seine Sagen nicht lossagen können. Das unwiderstehliche Hinneigen zu des Gastes Reden, die plötzliche, meist durch bischöflichen Zuspruch erregte Entrüstung, mit der Olaf der Heilige dem Gest das Messbuch an den Kopf wirft, zeugen dafür. Weniger glücklich ist der Gedanke, den sagenkundigen Gast in Taufkleidern sterben zu lassen. Da nimmt es sich für Odin doch besser aus, wenn er als übler Geist erscheint. In den Gestsagen gehen noch einmal die berühmtesten der alten Helden, Hrolf Kraki mit seinen Kämpen, Half und seine Recken, Starkad, die Wolsungen, Ragnars Söhne im Zauberspiegel vor der Seele der ,,gekristneten" Nordlandskönige vorüber; noch einmal hält Odin selber das Heldentum seiner Lieblinge einer neuen Zeit gegenüber, dann verschwindet der Heldenvater Odin als ein unheimlicher Nachtgeist. Dass er den Königshof besucht, hat guten Sinn. Denn dort wurde er im Heidentum am meisten geehrt.

Anders als Odins Einzelwanderungen auf Erden sind seine Fahrten mit Loki (Lodur) und Hönir aufzufassen.') Diese wandernde Götterdreiheit unterliegt dem Verdachte, antikem Vorbild, den wandernden Göttern Juppiter, Neptun, Merkur nachgeahmt zu sein. In der Volospó ist ausserdem Anlehnung an die den Menschen erschaffende christliche Dreieinigkeit unverkennbar. In den Sagen, welche so eingeleitet sind, Iduns Raub und Andwaris Ring, spielt Odin auch gar keine besondere Rolle, sondern Loki ist der Handelnde.

Odin, dem Hort aller Weisheit, der den zur Dichtkunst begeisternden Trank erwarb, verdankt auch jeder einzelne die

1) Vol. 17/8; Bragar. Kap. 2; Skáldsk. Kap. 5. Vgl. Bugge, Studien S. 16.

Odin erweckt Dichter. Wie Odin sein Wissen gewann.

345

geistige Begabung. Nach dem Hyndlaliede (3) gibt Odin den Männern Beredtheit und Verstand, den Skalden Liedeskunst. Odins Gabe heisst schon bei den Skalden die Dichtkunst '); als Träger des Odinsmetes bezeichnet sich der Skald. Starkad, der in seiner Jugend von Thor mit feindlichen, von Odin mit günstigen Geschicken bedacht wurde, erhält von Odin zum tapfern Geist die Liederkunst, dass er ebenso fertig dichten als reden könne.2) Dasselbe wird von der Ynglingasaga (Kap. 6) an Odin gerühmt, der also einen Teil seines eigenen Wesens auf seinen Günstling überträgt.

Wie Odin sein Wissen gewann.

Odin hat sein Wissen nicht von Uranfang eingeboren, vielmehr erworben. Mehrfache Sagen erzählen, wie er zur Weisheit kam, wie er von weisen Wesen erfragte, was ihm Not that. Übermenschliches Wissen schreibt der Volksglaube der Geisterwelt zu, Seelen, Elben und Riesen. Odin verschmäht es nicht, in besonderen Fällen von diesen Rat zu holen; wie der menschliche Zauberer sie zu bestimmten Zwecken sich dienstbar macht, so handelt auch der Gott. Die Wolwa sang er aus dem Grabe auf, dass sie ihm Zukünftiges melde. Von Wassergeistern, die für die weisesten gelten, von Riesen, an denen urzeitliches Wissen haftet, erkundet Odin, was ihm frommt. Der überlegene Geist eignet sich das in der Natur gebotene Wissen forschend an, er belebt so den tot und unbenutzt lagernden Weisheitshort. Darin ruht der Grundgedanke der Sagen, wie Odin Weisheit gewann. Doch mögen auch allerlei andere mythische Bestandteile eingemischt sein; klügelnder Verstand des Skalden, nicht reine und ursprüngliche dichterische Empfindung hat die hieher gehörigen Vorstellungen ausgebaut.

Sökkvabek (Sinkebach, Sturzbach) heisst der Saal, wo kühle Wogen drüber hinrauschen. Dort trinken Odin und Saga alle Tage aus goldenen Geschirren.3) Snorri zählt Saga als die zweite

1) Ulf Uggason nennt die Dichtkunst Grímnis gjof, SE. 1, 250; den Dichter Yggs ol-beri SE. 1, 466.

2) Gautrekssaga Kap. 7 Odinn mælti: ek gef honum skáldskap, at hann skal eigi seinna yrkja enn mæla. Entsprechend bei Saxo VI 278 Othinus Starcatherum non solum animi fortitudine, sed etiam condendorum carminum peritia illustravit.

3) Grímnesmál 7; Gylfag. Kap. 35; der Name kommt häufig bei den Skalden vor, bei Kormak corpus poet. 2, 334 und öfters; vgl. Sveinbjörn

der Asinnen auf, die im Range also gleich auf Frigg folgt. Da letzterer Fensalir, die geräumigen Meeressäle zugewiesen sind, also beide in der Wassertiefe hausen, ist vielleicht Saga nur ein andrer Name der Frigg; die Überlieferung hebt freilich die Gemeinschaft beider auf. Auch ist der Wohnsitz beider nicht völlig gleich, denn Sökkvabek deutet auf einen Wasserfall, Fensalir auf den Meeresgrund. Da die Sonne für Norweger und Isländer im Meer zu Rast geht, Odin und Frigg aber Himmelsgottheiten sind, verlegte die mythologische Anschauung ihren Sitz auch ins Meer. Ins Meer stieg Odin hinab zur Gattin, die er in vielen Dingen zu Rate zog. Bei Saga spielt aber noch eine andere Vorstellung herein. Sie scheint ursprünglich die Wasserelbin, die im Sturzbach wohnt. Aus Quellen und Stromwirbeln wurde seit Alters Weissagung geschöpft, oft auch erschien Alb oder Albin, um Kunde zu gewähren. So kann Odins Zusammensein mit Saga auf des Gottes Verkehr mit einer Bachnixe zurückzuführen sein, die er, sei es um Weisheit zu trinken, sei es um der Liebe zu pflegen, besucht.

Muss es bei Sága zweifelhaft scheinen, was Odin bei ihr holt, so spricht die Sage von Mimir1) umso deutlicher, dass Odin nach seinem weisen Rat verlangt. Die Wolwa sagt zu Odin, sie wisse sein Auge im weitberühmten Quell des Mimir verborgen. Allmorgenlich trinkt Mimir aus Walvaters Pfand. Ein Strom ergiesst sich mit schäumendem Sturze aus Walvaters Pfand. Snorri erklärt das verpfändete Auge Odins damit, dass der Gott zu Mimirs Brunnen trat, worin Weisheit und Verstand verborgen war. Odin

Egilsson, Lex. poet. 678. Der Name hat langes á, Sága, wie der Genitiv Ságu z. B. in Sagunes Helg. Hund. 1, 40 lehrt. Damit ist jeder Zusammenhang mit saga, Gen. sogu, den J. Grimm, Myth. 863 und Mogk, Pauls Grdr. 1, 1079 behaupten, ausgeschlossen Sága ist unerklärlich und mit dem Namen bleibt uns auch ihr eigentliches Wesen, warum Odin zu ihr geht, verborgen. Wer Saga für richtig hält, denkt daran, dass Odin geschichtliche Weisheit bei ihr schöpft, dass er Weisheit trinkt.

1) Über Mimir Vol. 27-29; 46; Sigrdr. 13, 14; Vafpr. 45; Fjolsv. 14; Gylfag. Kap. 12; Ynglingasaga Kap. 4; Mimirs Freund heisst Odin schon bei den Skalden des 10. Jahrhunderts SE. 1, 233 Anm. 19, 238, 240. Über Mimir handelt vortrefflich Uhland, Schriften 6, 197 ff.; vgl. auch Weinhold, Die Riesen des germ. Mythus (Wiener Sitzungsberichte 26, 1858) S. 243 ff. u. Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 5, 101 ff. Über den Namen, dem kurzes ? zukommt und der mit Murov, memor urverwandt ist (ags. mimor, mimerian) Sievers, Beiträge 6, 286, 314, 354f.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »