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Odins Namen.

Grimnir hiess ich in Geirröds Halle
Und bei Asmund Jalk,

Kjalar damals,

als ich die Kufen zog,

Bei den Thingversammlungen Thror,

Widur im Wirbel des Streits.

357

Von diesen Sagen ist uns nur die von Grimnir bekannt, wo Odin eben als Grimnir verlarvt bei Geirröd einspricht. Selten passt der Name so zur Sage wie hier.

Odins Art schildern trefflich die Verse:

Lasst uns Heervater bitten,

Der gern dem Gefolge
Dem Hermod gab er
Ein schneidiges Schwert

Dem einen gibt Sieg er,
Weisheit vielen

Dem Seemann Fahrwind,
Männliche Thatkraft

seine Huld zu gewähren,
sein Gold spendet;
Helm und Panzer,
schenkt er dem Sigmund.

dem andern Schätze,

und gewandte Rede;
dem Sänger Dichtkunst,
manchem Helden.')

Alles, was aus den einzelnen und verstreuten Überlieferungen zu erfahren war, enthalten diese Worte, die uns ein Gesamtbild Odins geben, des Gottes der Helden und Sänger.

Uhland (Schriften 7, 345) schildert Odins Art: Von allen Asen und von allen Wesen der Götterwelt äussert Odin weit die mächtigste und allgemeinste Wirkung in der Heldensage. Wie er die Wolsungensage vom Anfang bis zum Ende durchschreitet, so können wir durch viele andere Sagenreihen seine Spur verfolgen. Seine Erscheinung ist von der Art, dass er auch dort, wo sein rechter Name verschwiegen bleibt, doch immer leicht zu erkennen ist. Einäugig, alt und bärtig, in Hut und Mantel gehüllt, tritt er

1) Hyndl. 2 u. 3. Die Sage von Hermod ist nicht überliefert. Wahrscheinlich kommt ihr hohes Alter zu. In den Hókonarmól ist Hermod in Walhall und begrüsst mit Bragi den König. Bei Baldrs Tod wird Hermod, der ein Sohn Odins heisst, zur Hel entsandt, Baldr loszubitten; Gylfag. Kap. 49. In den ags. Stammtafeln steht Heremod unter Wodans Ahnen. Im Béow. 902 ff. u. 1710 ist Heremod ein dänischer König, in der Jugend durch Gottes Gunst über alle Helden erhoben, im Alter aber so unmild und blutgierig, dass ihn die eignen Leute verliessen. Die Sage wurde also bereits von Angeln oder Jüten nach Britannien geführt. Wie den Sigmund betrachtete die Sage auch Hermod als Abkömmling Odins. Der Gott begabte ihn und nahm ihn am Ende seiner Laufbahn nach Walhall.

unerwartet und ungekannt in die Königshalle, oder steht plötzlich an der Seite des einsamen Heldensohnes, oder verlangt vom Vorgebirge aus in das vorübersegelnde Schiff aufgenommen zu werden. Auch diese irdische Erscheinung steht in Übereinstimmung mit seinem göttlichen Wesen; einäugig ist er, weil er sein andres. Auge um einen Trunk aus Mimirs Weisheitsbrunnen zum Pfand gesetzt; alt erscheint er als der Vater der Götter und Menschen; verhüllt und unter andern Namen geht er auch in der Götterwelt aus, die Weisheit der Riesen und der unterirdischen Wolwen zu erkunden. Er nimmt auch die Gestalt eines bestimmten Menschen an, so diejenige des im Strom verunglückten Bruni, des Ratgebers Harald Hildetands. Als ein Bauer, Hrani, bewirtet er den König Hrolf Kraki.

So wie wir Odin in der Göttersage von zweierlei Seiten betrachtet, als den Forschenden und Kundigen und als den Wirkenden und Kämpfenden, so stellt er sich auch in seiner irdischen Thätigkeit nach beiderlei Beziehungen dar. In der ersteren tritt er als Gest auf, legt dem König Heidrek Rätsel vor, oder versucht noch als Nornagest die christlichen Könige, singt und sagt die Kunden aus der alten Heldenzeit. Er, der in Asgard mit Saga aus goldenen Schalen trinkt, ist auf Erden selbst ein Sagenerzähler und wie er selbst zu singen versteht, wie andere reden, so verleiht er auch Starkad die Gabe der Dichtkunst. Noch viel mannigfacher ist seine irdische Wirksamkeit in der andern Beziehung, als Kampf- und Heldengott. Er wird selbst Stammvater kriegerischer Geschlechter und unermüdlich geht er darauf aus, Helden zu erwecken und auszurüsten, Zwietracht und Kampf anzustiften. Er stösst das herrliche, aber streiterregende Schwert in den Baumstamm des Wolsungenhauses, teilt Starkad gute Waffen zu, hilft Sigurd das beste Ross auswählen, berät ihn und Frotho beim Drachenkampf, bringt den flüchtigen Hadding auf dem Rosse Sleipnir hoch über dem Meer nach seiner Heimat und stärkt ihn mit Speise, lehrt Hadding, Sigurd, Harald Hildetand und dessen Gegner Hring die keilförmige Schlachtordnung, prüft als Bauer Hrani die Kämpfer Hrolfs, die auf seinem Hofe eingekehrt, durch Frost, Feuer und Durst, er hat Utstein, dem Recken Halfs in der Jugend das harte Herz in der Brust gebildet (Fornald. S. 2, 51). Er trägt als Bruni zwischen verwandten Königen zwisterregende Botschaft. Er waltet der Blutrache und leiht dazu dem Dag seinen Speer. In der Schlacht erscheint er bald hilfreich,

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bald seinen eignen Günstlingen verderblich. So schwingt er dem greisen Sigmund den Speer entgegen und erschlägt den König Harald mit der Keule. Er lässt sich von denen, die er begabt und auszeichnet, wie von Harald und von Sigurd, König Ragnars Sohne, für dessen Heilung die Seelen aller von ihnen Erschlagenen verheissen, er weckt eine Welt von Kämpfern und rafft sie heerweise dahin. Er entsendet die Walküren zu Jünglingen, um den schlummernden Heldengeist anzufachen; er beruft die Totwunden durch ihre Botschaft zu sich. Es ist überall derselbe Grund, warum Odin Helden und Heldenstämme pflegt, waffnet, wunderbar begabt, warum er sie anfeindet, aufreizt, verderbt. Nicht leere Lust am Tode der Tapfern treibt ihn, er bedarf ihrer, der Kampferprobten zu jenem grössten und ungeheuren Kampfe, welcher der Welt und den Göttern selbst Untergang droht.

So lebt Odin in der Vorstellung nordischer Skalden des 9. und 10. Jahrhunderts, sein Geist belebt und erregt in gleicher Weise Götter und Menschen.

V. Heimdall.

Heimdall ist eine rätselhafte Gestalt. Was von ihm überliefert ist, klingt märchenhaft. Das Dunkel, das über ihm schwebt, war bisher noch nicht befriedigend zu lichten. Eine Hauptschwierigkeit, mit welcher die Erklärung zu kämpfen hat, liegt in den mangelhaften Nachrichten über sein Wesen und die mit ihm verknüpften Sagen. Von letzteren sind nur unverständliche Auszüge und Anspielungen bekannt. Es hält schon schwer, nur die breiteren Grundlagen dieser Überreste mit annähernder Wahrscheinlichkeit zu erschliessen; sie mit Sicherheit auf ihren Ursprung zurückzuführen ist vollends unmöglich. Von Heimdall war ein Gedicht vorhanden, der Heimdallargaldr, auf welches Snorri zweimal (SE. 1, 102 und 264) verweist. Der Skald Ulf Uggason erwähnt Heimdall in der Husdrápa (zwischen 975 und 980). Ausserdem begegnet Heimdall in den Eddaliedern. Also waren Sagen über ihn im 9. und 10. Jahrhundert jedenfalls vorhanden. Über den Kreis der norwegisch-isländischen Skalden drang Heimdall nicht hinaus, nirgend sonst ist eine Spur von ihm nachweisbar.

Heimdall wird als ,,der über die Welt Glänzende" ) oder ,,der Hellglänzende" 2) erklärt, als Lichtgottheit. Wie Baldr heisst auch er gern der weisse, leuchtende As. Als den Gott, dem überall die Frühe, der Anfang angehört, bezeichnete ihn Uhland (Schriften. 6, 14). Darum ist er der geborene Feind Lokis, der das Ende der Welt herauf führt. Das Geheimniss, das um ihn webt, lässt ihn vielleicht bedeutungsvoller erscheinen, als einen hohen, später verdunkelten und zum Markwart des Himmels erniedrigten Lichtgott. In Heimdall soll eine besondere Seite des Tiuz sich verkörpern. Ist Tiuz, der Herr des Tages- und Himmelslichtes überhaupt, so wird in Heimdall nur ein Teil der Lichtmacht persönlich, das Frühlicht, der anbrechende Tag. Mit dieser Auffassung lassen sich zur Not einige der überlieferten Züge in Einklang bringen. Andere sehen in Heimdall nur den vergöttlichten Regenbogen. Aus dem durch die Welt leuchtenden Bogen sei der Wächter dieser Götterbrücke erwachsen, der lichte weithinschauende As, der in den Himmelsbergen, den Wolken wohne.3)

Seiner Erscheinung nach steht Heimdall nahe zu Tiuz und seinen Sprösslingen. Er ist mit dem Schwerte bewehrt und reitet ein Ross mit goldglänzender Mähne. So ritt er zu Baldrs Leichen

1) Heimdallr, die schwache Form Heimdali in der Vísa der Grettissaga (Islendinga sögur 1, 231). Der Name zerlegt sich in heimr, Welt und *dallr, ein verlorenes an. Eigenschaftswort, das im Ags. deall, stolz, berühmt erhalten ist; so Bugge, norræn fornkvæði S. 68; J. Grimm, Myth. 3, 81. Als lichtester der Götter wird Heimdall in der Prymsk. 14 bezeichnet:

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Heimdall beisst
Unklar ist sein

Man darf nicht übersetzen: „Er wusste wol die Zukunft wie andre Wanen" und schliessen: also war Heimdall eigentlich ein Wane (Mogk, Grdr. 1, 1057), sondern,,wie sonst die Wanen", eine Konstruktion, die bekanntlich im Griech. ganz gewöhnlich ist; vgl. Gering, Glossar S. 8 s. v. annarr. auch Vindhler SE. 1, 266 u. 500, d. h. der den Wind stillt. Name Hallinskíđi SE. 1, 100. Seltsamer Weise stehen die Namen Heimdali und Hallinskíði auch unter den Bezeichnungen des Widders (SE. 1, 589 u. 588), ohne dass ein Grund dafür ersichtlich ist. Über Heimdall Uhland, Schriften 6, 14; Müllenhoff, Schmidts Zeitschr. f. Geschichte 8, 250 ff.; ZfdA. 30, 245 ff. 2) Kögel, Indogerman. Forschungen 4, 313 erklärt hai-mo als m-Ableitung neben hai-do, Glanz, hai-dro, glänzend, heiter. Vgl. fries. hêmliacht, HellLicht; somit ist Heimdallr der Hellstrahlende, nicht der über die Welt Strahlende.

3) So erklären E. H. Meyer, Myth. 228 und Noreen, fornnordisk religion, mytologi och teologi S. 7 den Gott.

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brand.') Snorri entwirft aus den vereinzelten Zügen dieses Gesamtbild von ihm:

Heimdall heisst einer; er wird der weisse Ase genannt und ist gross und heilig. Er wurde von neun Jungfrauen geboren, die alle Schwestern waren. Er führt auch den Namen Hallinskidi und Gullintanni. Seine Zähne sind von Gold; sein Ross heisst Gulltopp. Er wohnt bei der Brücke Bifrost an dem Orte, der Himinbjorg heisst. Da er der Wächter der Götter ist, so sitzt er dort am Rande des Himmels, um die Brücke gegen die Bergriesen zu hüten. Er bedarf weniger Schlaf als ein Vogel und sieht bei Nacht ebenso gut als bei Tag, hundert Meilen weit. Er kann auch hören, dass das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wächst, sowie überhaupt alles, was einen Laut von sich gibt. Er besitzt das Horn, welches Gjallarhorn heisst, und seinen Ton kann man in allen Welten hören.2)

Unter den himmlischen Hallen, welche das Grimnirlied aufzählt, wird Himinbjorg als die dem Heimdall geweihte bezeichnet; in behaglichem Hause trinkt dort der Wächter der Götter vergnügt den guten Met. Snorri (Gylfag. Kap. 17) fügt hinzu: Dieser Saal steht am Rande des Himmels am Brückenkopfe, wo Bifrost den Himmel erreicht. Unter ,,Himinbjorg", den Himmelsbergen sind wol Berge zu vermuten, die hoch in den Himmel hineinragen.3) Bedenkt man, dass die Riesen im Hochgebirge hausen und von hier aus nach dem Reiche der Himmlischen spähen, so begreift man, dass über und auf den höchsten Gipfeln von den Göttern ein Wächter eingesetzt ist, der täglich aufs neue mit dem anbrechenden Lichte die Nachtun holde verscheucht und endlich, da das Unheil nimmer abzuwenden ist, mit Horneston zum Kampfe ruft.

Über sein Wächteramt, das ihn zum ständigen Ausharren in allen Unbilden des Wetters zwingt, spottet Loki, in Urzeiten sei ihm ein leidiges Loos auferlegt worden, immer müsse er mit feuchtem Rücken sein und wachen als Wächter der Götter.) Als Wächter führt Heimdall ein Horn. Sein Ertönen ist vom Weltbaum ab

1) Nach Ulf Uggason, Húsdrápa und Gylfag. Kap. 49.

2) Gylfag. Kap. 27.

3) Himmelberge sind hohe, in die Wolken reichende Berge, oft als Eigennamen wie an. himinfjoll, altdeutsch himilinberg, Himmelsberg u. a. Vgl. J. Grimm, Myth. 2, 662 Anm.

4) Lokas. 48.

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