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hängig. Der gellende Ton des Gjallarhornes verkündigt das Ende; laut bläst er in die Lüfte. Die Weltesche erzittert und der alte Baum rauscht.')

Vom Heimdallsgaldr hat Snorri (Gylfag. Kap. 27) zwei Zeilen bewahrt, worin der Gott sagt:

Mädchen neun waren Mütter mir,

Ich lag neun Schwestern im Schooss.

Im Hyndlalied steht mehr über Heimdalls wunderbare Geburt und Kindheit:

36

38

Einer wurde

Strotzend von Kraft

Es gebaren den Sprossen,
Neun Riesentöchter

Gjalp gebar ihn,

Es gebar ihn Eistla
Es gebar ihn Ulfrun
Imd und Atla

[393) Die Erdkraft wars,
Eiskaltes Meer

[404) Es ward einer geboren,
Die Erdkraft wars,

Als Herrscher, sagt man,
Der allen Geschlechtern

in der Urzeit geboren,

aus dem Stamm der Götter;

den speerberühmten 2)
am Rand der Erde.

Greip gebar ihn,
und Eyrgjafa,
und Angeyja,
und Jarnsaxa.

die den Edlen ernährte,
und des Ebers Blut.]

besser als alle,

die den Edlen ernährte;

sei der hehrste er,

vereint durch Verwandtschaft.]

Neun Riesenmädchen sind genannt mit Namen, welche auf die Eigenschaften der Meereswogen hinzudeuten scheinen, Gjalp die Brausende, Greip die Umkrallende, Eistla die rasch Dahinstürmende, Eyrgjafa die Sandspenderin, Ulfrun die Wölfische, Angeyja die Bedrängerin, Imd die Dunstige, Atla die Furchtbare,

1) Vol. 27, wozu Bugge, Studien 579 und Vol. 46.

2) Über die Bedeutung des Wortes nadd-gofugr, eigentlich berühmt durch Spitze (naddr bedeutet eine kleine Spitze oder einen spitzen Keil, dann Nagel, Geschoss u. s. w.) Roediger, ZfdPh. 27, 8 f.

3) Str. 39 ist ins Hyndlalied eingeschaltet aus dem zweiten Gudrunlied 22. Dort passen die Verse allein, da darin von den Bestandteilen eines Zaubertrankes die Rede ist. Damit fallen alle mythologischen Deutungen von selbst.

4) Str. 40 ist stark verderbt. Sie kann auch auf Thor gehen, als Sohn der Jord (så vas aukenn jarþar megne) und Gemahl der Sif (sif sifjapan sjotom gorvollom).

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Jarnsaxa die mit dem Eisenschwerte (die schneidende Kälte). Auch der Meeresgöttin Ran sind neun Töchter zugeschrieben. 1) Die Neunzahl bezieht sich auf den Seemannsaberglauben über die Aufeinanderfolge von Wellen verschiedener Stärke und Färbung, wie er noch heute vorkommt. Darf man die neun Mütter Heimdalls mit den neun Wogenmädchen gleichsetzen, so wäre der Gott als Sohn der Meereswellen bezeichnet und vielleicht zu deuten als der am Himmelsrand übers Meer aufleuchtende Tag. Die Strophen entstammen der kleinen Volospó, welche in Trümmern ins Hyndlalied eingesprengt ist. Dieses Gedicht ist ziemlich jung. Will man die mythische Deutung gelten lassen und versteht man unter den Riesinnen am Himmelsrand Wogenmädchen, so wäre wol ost- oder südisländischer Ursprung der Sage anzunehmen, da für die dort Ansässigen der Tag aus den Meereswogen auftaucht. Denkt man aber unter den neun Riesinnen Bergbewohnerinnen, dann könnte die Sage in Norwegen entstanden sein: am Himmelsrand auf Bergen wird der junge Tag geboren.

Heimdall wird einmal der dümmste der Asen (heimskastr úsa) genannt.) Ob dieser Vorwurf in alter Sagenüberlieferung begründet war, ob Heimdall zu den ,,Vertretern des Stumpfsinns" im Götterkreis etwa gleich Hoenir gehörte, oder ob nur ein boshaftes Wortspiel mit seinem Namen vorliegt, lässt sich nicht entscheiden. Heimdall heisst bei den Skalden Feind des Loki (Lokadólg), Sucher des Halsbandes der Freyja (mensøkir Freyju), Besucher der Wogenklippe und des Singasteines (tilsøkir Vágaskers ok Signasteins). Dort nämlich kämpfte er mit Loki um das Brisingamen, das Halsband der Göttin. Dabei waren beide in Robbengestalt. 3) Der Skald Ulf Uggason behandelte diese Sage in einem längeren

1) Die Töchter der Ran SE. 1, 500; ihre Namen sind freilich von denen der Heimdallsmütter durchaus verschieden. Über den Seemannsglauben der heutigen Isländer Jón Arnason, þjóðsögur 1, 660; deutsch bei Lehmann-Filhés, Isländische Volkssagen, Neue Folge, Berlin 1891, S. 35. W. Müller, Geschichte und System der altdsch. Rel. S. 229 deutete zuerst die Heimdallsmütter als Töchter der Ran, was Müllenhoff, Schmidts Zeitschrift f. Geschichte 8, 251 billigte.

2) Im sögubrot af nokkrum fornkonungum Kap. 3 (Fornaldar sögur 1, 373); auch im Corpus poeticum boreale 1, 125. Kauffmann, Beiträge 18, 173 knüpft weitgehende Folgerungen daran. Nach Bugge, Studien 37 Anm. 1 muss statt,,heimdallr“ „havār“ gelesen werden; Hod, Baldrs Bruder sei gemeint.

3) Skáldsk. Kap. SE. 1, 264.

Gedicht, wovon nur wenige Verse erhalten sind: der erfahrene berühmte Wächter des Götterpfades rang am Singastein mit dem verschlagenen Sohne des Farbauti, bevor der mutige Sohn der neun Mütter die schöne Meerniere (das aus Bernstein oder Perlen bestehende Geschmeide) gewann.) Die zu Grunde liegende Sage erschliesst Müllenhoff 2) also: „,,Nach einer schon aus dem 10. Jahrh. durch die Húsdrápa vollständig bezeugten nordischen Überlieferung stahl Loki das Brisingamen und verbarg es hinter oder auf einer Meeresklippe fern im Westen, wie man der nordischen Anschauung gemäss annehmen muss, aber Heimdall, der allezeit am Rande des Himmels wachende Hüter des Zugangs zum Reiche der Götter, schlich sich hinzu in Robbengestalt und brachte es nach einem Streit mit dem in gleiche Gestalt verwandelten Loki der Freyja wieder." Müllenhoff deutet:,,Der Morgenröte tritt die Abendröte gegenüber. Mit der Abendröte hat Loki der am Morgen erschienenen Göttin das Halsband gestohlen. Der Gott aller Frühe bringt es zurück. Die Robbengestalt ist nur Hülle der wahren Gestalt der zwei Götter." Die alte Feindschaft kommt beim letzten Weltkampfe zum Austrag, wo die beiden wieder einander gegenüber stehen. Darein ist eine wunderliche Schwertsage verflochten.

Heimdall wird ein Schwert zugeschrieben,,,hofud", Haupt genannt. Damit hat es eine besondere Bewandtniss, die zweifellos im verlorenen Heimdallsgaldr erklärt wurde. Thatsache ist, dass die Skalden in ihrer Bildersprache die Begriffe ,,Heimdalls Schwert" und ,,Haupt" gleichwertig gebrauchen. Das geht deutlich aus Snorris Worten hervor:,,Heimdalls Schwert heisst Haupt, so ist gesagt, dass er von einem Manneshaupte durchbohrt wurde. Davon ist im Heimdallsgaldr geredet und dann wird,,Haupt" der Tod Heimdalls genannt; denn das Schwert ist des Mannes Tod."3) Die Skalden haben aus dem Wortspiel Nutzen gezogen; sie setzen ,,Haupt", den Namen für den Begriff Schwert ein, und dadurch entsteht eine recht dunkle und schwierige Kenning. Statt einfach zu

1) SE. 1, 268.

2) ZfdA. 30, 228.

3) Über Heimdalls Schwert SE. 1, 100; 264; 538; zur Deutung Müllenhoff, ZfdA. 30, 252 ff., wo folgender Wortlaut als ursprünglich angesetzt wird: [Heimdallar sverit hofuð heitir, svá er sagt, at hann var lostinn manns hofiti igognum.] um þat er kveit í Heimdallar galdri, ok er síðan kallat hofut migtur Heimdallar: svertit heitir manns migtur.

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sagen: Heimdall wurde vom Schwerte durchbohrt, heisst es: Heimdall wurde vom Haupt durchbohrt. Nach beliebter Skaldenart wird mit dem Begriff „Haupt", der ja nur unter ganz bestimmten Verhältnissen Schwert ausdrücken kann, gespielt. Grettir will einmal sagen: ich werde mein Haupt bergen; dafür gebraucht er das verschrobene Bild: ich werde ,,Heimdalls Schwert" bergen.1) Wird nach dem verlorenen Liede Heimdall von „,Haupt" durchbohrt, so kann damit nur gemeint sein: er fällt durch seine eigene Waffe. Im letzten Kampf ficht Loki, der alte Feind des Gottes, mit Heimdall und beide töten sich gegenseitig. Danach muss man annehmen, Loki führt in diesem Kampfe,,Haupt", das auf irgend welche Weise in seine Hand kam. Götter und Helden erliegen oft nur einer einzigen, bestimmten Waffe, die ihnen selbst gehörte, die der Gegner listig sich erwarb. Vielleicht war es auch mit Heimdall so. Müllenhoff hat sich bemüht, das Rätsel mit Hilfe dieser Sage zu lösen. Sein Ergebniss entbehrt freilich überzeugender Beweiskraft. Aber vorläufig ist es die einzige, annehmbare Auslegung. Die verlorene Sage, aus welcher die seltsame Kenning,,Haupt“ gleich,,Heimdalls Schwert" geflossen ist, erschliesst er so: Hauptschwert, das überlegene, vorzüglichste Schwert heisst Heimdalls Waffe. Er führt es lange, bis es in die Hand seines Feindes, des Loki übergeht. Mit gewechselten Waffen fechten die Gegner den letzten Kampf aus, und vom eigenen Schwert durchbohrt fand Heimdall den Tod. So mag im verlorenen Lied erzählt wor den sein.

Hohe und niedere Kinder Heimdalls heissen die Menschen. Man erinnert sich, dass schon die Germanen zur Zeit des Tacitus die vornehmsten Volksstämme als Abkömmlinge des höchsten Gottes betrachteten. An die Vorstellung, dass Heimdall der Stammvater des Menschengeschlechtes sei, knüpfte um 900 ein norwegischer Dichter an und erzählte, wie Heimdall unter dem Namen Rig die Welt durchwanderte, bei drei Ehepaaren nach einander einkehrte und die drei Stände, Knechte, Bauern, Jarle, die vortrefflich und anschaulich geschildert werden, erzeugte. Aus dem Adel erhebt

1) In der erst um 1300 niedergeschriebenen, mit romantischen und fabelhaften Bestandteilen versetzten Grettissaga, in welcher auch die vísur meist jung sind, heisst es: verd ek Heimdala at hirita hjor; bjorgom svá fjorvi. Die fragliche Strophe, da sie auch in der Landnáma (Islendinga sögur 1, 231) steht, ist aber vermutlich eine der wenigen älteren. Vgl. Gudbrand Vigfusson, Corpus poet. bor. 2, 114.

sich der König, in welchem die menschliche Ständeordnung gipfelt. Das Gedicht scheint zur Verherrlichung Haralds des Schönhaarigen verfasst, der das norwegische Königtum zu bisher ungekanntem Ansehn brachte. In Norwegen herrschte also jedenfalls im 10. Jahrhundert der Glaube, dass Heimdall die Menschen erzeugt und in Stände geordnet habe. Das Bestehende wird auf göttliches Gesetz zurückgeführt.')

Das Geheimniss, in das Heimdall gehüllt ist, würde vielleicht ähnlich wie bei Baldr aus fremden Einwirkungen Aufhellung erfahren. Der Schwertgott auf den Himmelsbergen mahnt an den das Paradies mit dem Schwert hütenden Engel. Heimdalls Kampf mit Loki vergleicht sich dem Kampfe Michaels mit dem Drachen oder Satan. Auch dass Heimdall bläst, wenn Surtr naht, erinnert an das Horn des Engels beim jüngsten Gericht.) Nicht Heimdalls Wächteramt und Hornblasen an und für sich soll aus fremden Einflüssen erklärt werden, aber dass er am Eingang des Himmels wacht und zum Gericht bläst. Dass an eine nordische Göttergestalt christliche Engelsvorstellungen sich anschlossen, ist sehr wol möglich. Ist einmal die Frage über fremde Einflüsse in der nordischen Mythologie entschieden, so dürfte wol auch Heimdalls Gestalt deutlicher vor uns treten.

VI. Balder.

1. Seine Art und Erscheinung.

Baldr, der Leuchtende 3) weist schon in seinem Namen auf seinen Ursprung, er ist ein Lichtgott wie Heimdall und Tiuz. Er

1) Vol. 1 bittet die Wolwa um Gehör allar helgar kinder meire ok minne mogo Heimdallar. Über die Rígsþula Finnur Jónsson, Litteraturshistorie 1, 186 f.

2) So J. Grimm, Myth. 3, 81; Bugge, Studien 17 behauptet: St. Michael wird zu Heimdall umgewandelt, ohne den Gedanken weiter auszuführen. Die Deutungen E. H. Meyers, Völuspa 17, 21, 26 treffen schwerlich das Richtige; doch verdient die Vergleichung der Geburt Heimdalls mit der Christi Beachtung. H. Falk, aarböger f. nord. oldkyndighed 2, 6 (1891), S. 270 Anm. glaubt, man habe Heimdall mit einem Widderkopf sich vorgestellt. Deshalb heisse der Widder auch heimdalli und andererseits der Gott nach dem Widder hallinskidi. Des Widders Haupt ist seine Waffe, sein Schwert, daher ist ,,hofuit Heimdallar sverd". Der widderköpfige Heimdall ist dem corniger Ammon, dem gehörnten Juppiter, nachgeahmt.

3) Eine idg. Wurzel,bhal" liegt im griech. 4a2ós und gάos, weiss,

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