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nichts auf eine Verehrung des Forseti, nur ein Hain in Norwegen trägt seinen Namen.')

Helgoland hiess in der Heidenzeit Fositesland. Die Insel war einem Gott, dessen Name verschieden als Fosite, Fosete, Foseti) überliefert ist, geweiht. Heiligtümer erhuben sich, und solche Verehrung genoss die Stätte, dass niemand von den Herden, die dort weideten, und von sonst einer Sache sich zu nehmen getraute. Aus einer dort hervorsprudelnden Quelle durfte nur schweigend geschöpft werden. Als die Bekehrer sich am Eigentum der Götter vergriffen, glaubte das Volk, sie würden mit Wahnsinn geschlagen oder jähen Todes sterben. Durch Looswurf erforschte König Radbod den Willen der Götter, ob sie den Tod der Christen verlangten oder nicht. 3) Es handelt sich also um ein grosses

1) Forseti ist nur Grímn. 15 und Gylfag. Kap. 32 mit den oben angeführten Worten erwähnt, sonst völlig unbekannt. Bugge, Studien 290 Anm. 2: „Der Hofname Forsetelund in Onsö, Smaalenene (Matr. 119), í Fosætte lundi Röde Bog S. 515, deutet auf Verehrung des Forseti hin. Er kann von den Norwegern gekannt und verehrt worden sein, ehe er zu Baldrs Sohn gemacht wurde."

2) Der Gott hiess nach Alchuine Fosite, die Insel Fositesland. Altfried hat Fosetesland, Adam von Bremen Fosetisland. Da beide aus Alchuine schöpfen, ist unsicher, wie der Name eigentlich lautete, Fosite, Fosete, Foseti. Will man mit J. Grimm den Namen zum nordischen Forseti halten, so kann nur alter Schreibfehler angenommen werden. Denn Forsete konnte sich lautlich nicht zu Fosete entwickeln. Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte, 2. Teil, Berlin 1882, S. 434 f. Die Ansicht Grimms von der Zusammengehörigkeit des Forseti und Fosete wird allgemein geteilt, besonders von Müllenhoff, Altertumskunde 5, 39 und Mogk, Pauls Grundriss 1, 1066. Kauffmann, Beitr. 18, 181 äussert Bedenken. Zu Forseti: Fosete vgl. das norwegische Fosætte lundi bei Bugge, Studien 290 Anm. 2. F. Buitenrust Hettema, in tijdschr. v. ned. taal- en letterkunde 1893, S. 281–288, führt den Fosete, Fosite, Foste (letztere Form entnommen aus den ,,delubra Jovis et Foste" in der um 1400 gefälschten vita Suiberti) auf Donar fôsite, Donar, den Furchtbaren, zurück. Fôsite sei zu schwed. fasa, ags. fésian, „schaudern“ und zu dem Namen der Fosi (Tac.) an der Elbe zu stellen.

3) Der heilige Willebrord wurde einmal zwischen 690 und 714 nach Helgoland verschlagen. Alchuine in der vita Willebrordi Kap. 10, Jaffé, Bibliotheca rerum germanicarum VI, 1873, S. 47 erzählt: et dum pius verbi Dei praedicator iter agebat, pervenit in confinio Fresonum et Danorum ad quandam insulam, quae a quodam deo suo Fosite ab accolis terrae Fositesland appellabatur, quia in ea eiusdem dei fana fuere constructa. qui locus a paganis in tanta veneratione habebatur, ut nihil in ea vel animalium ibi pascentium vel aliarum quarumlibet rerum auisquam gentilium tangere audebat, nec

Heiligtum der Friesen, dem Fosite geweiht ist das Land. Unverletzlich sind seine Tempel, die Quelle, die weidenden Herden. Wir erhalten ein anschauliches Bild von allem Zubehör des Gottesdienstes auf heiliger Aue.

Nach J. Grimms Vorgang glaubt man, den friesischen Fosite mit dem nordischen Forseti gleichsetzen zu dürfen. Sind sie wirklich eins, dann fragt es sich nur, wie ihr Verhältniss zu erklären. ist. Schwerlich darf man auf einen altgermanischen Gott schliessen, der sich unabhängig bei Friesen und Nordleuten entwickelte. Da er bei den Friesen im Kulte lebt, gehört er mit grösserem Recht ursprünglich ihnen zu. Andrerseits ergänzt Forseti des friesischen Gottes Wesen. Der höchste Richter im himmlischen Glanze thronend kann nur eine Hauptgottheit, etwa Tiuz sein. In bestimmter Eigenschaft als Wahrer des Rechtes, unter besonderem Namen als Fosite verehrten die Friesen den Tiuz. Die nordischen Wikinger suchten im S. und 9. Jahrhundert besonders häufig Friesland heim und liessen sich auch längere Zeit dort nieder. Dadurch entwickelte sich ein reger Verkehr und Austausch unter Friesen und Nordleuten, wobei Fosite als Forseti nach dem Norden gelangt sein kann. Dass er zu Baldr in Beziehung gesetzt wurde, mag ihre verwandte Art veranlasst haben. Sind doch beide Götter aus Tiuz abgezweigt, ein Teil seines Wesens. Auch Baldr fällt

etiam a fonte qui ibi ebulliebat aquam haurire nisi tacens praesumebat. quo cum vir Dei tempestate iactatus est, mansit ibidem aliquot dies, quousque sepositis tempestatibus opportunum navigandi tempus adveniret. Sed parvipendens stultam loci illius religionem vel ferocissimum regis animum, qui violatores sacrorum illius atrocissima morte damnare solebat, igitur tres homines in eo fonte cum invocatione sanctae trinitatis baptizavit; sed et animalia in ea terra pascentia in cibaria suis mactare praecepit. quod pagani intuentes arbitrabantur, eos vel in furorem verti vel etiam veloci morte perire; quos cum nihil mali cernebant pati, stupore perterriti regi tamen Rabbodo quod videbant, factum retulerunt. qui nimio furore succensus in sacerdotem Dei vivi suorum iniurias deorum ulcisci cogitabat, et per tres dies semper tribus vicibus sortes suo more mittebat, et numquam damnatorum sors, deo vero defendente suos, super servum Dei aut aliquem ex suis cadere potuit; nisi unus tantum ex sociis sorte monstratus et martyrio coronatus est. Danach Altfried in der Vita Liudgeri I Kap. 19. Liudger zerstörte die dem Fosete erbauten Tempel und errichtete statt ihrer Kirchen; aus der heiligen Quelle taufte er die Bewohner der Insel. Das geschah nach 755. Die Kirchen hatten keinen Bestand. Nach Adam von Bremen 4, Kap. 3 ist Fosetisland Helgoland (Heiligland). Erst in den Tagen Adalberts von Bremen (1072) sei es entdeckt und durch Erbauung eines Klosters zum Wohnsitz für Einsiedler gemacht worden.

Sind Fosite und Forseti dieselbe Gottheit?

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Urteilsprüche und versteht schön zu reden, worin er sich mit Forseti berührt.

Ist Fosite-Forseti Hauptgott und oberster Richter, dann darf vermutet werden, dass die schöne Sage von der Einsetzung des friesischen Rechtes ebenfalls mit dem geheimnissvollen, ungenannten Gott auf ihn zielt. Aber die Gleichung Fosite-Forseti ist eben nur Vermutung, keine erwiesene Thatsache.

Nach der Sage werden die 12 Asegen (Gesetzsprecher) als ,,Foerspreken" auf Befehl König Karls d. Gr. von den 7 friesischen Seelanden erwählt, um zu verkünden, was friesisches Recht sei. Sie erklärten, dem Befehl des Königs nicht nachkommen zu können. Zwei Tage lang bitten sie um Frist, auch die drei folgenden erklären sie es ausser stand zu sein. Als sie aber am sechsten Tage nicht verkündeten, was Rechtens sei, erklärte Karl, sie hätten alle den Tod verwirkt. Er gestattet ihnen die Wahl, ob er sie töten solle, ob sie eigene, unfreie Leute werden wollen, oder ob er sie in einem Schiff ohne Ruder, Segel und Tau ins Meer aussetzen soll. Sie wählen das letzte und werden ausgesetzt. In der grössten Verzweiflung ermahnt sie einer von ihnen, der von Wydekens des ersten Asega Geschlecht war, Gott um Rettung zu bitten. Wie Christus zu seinen Jüngern bei verschlossenen Thüren gekommen sei und ihnen geholfen habe, so werde er auch ihnen einen dreizehnten senden, der ihnen lehre, was Rechtens sei, und sie zum Lande führe. Sie fielen auf die Knie, beteten, und der dreizehnte, ihnen allen gleich, sass plötzlich im Schiff. Er hatte eine Achse (oder Axt?) auf der Achsel und steuerte damit zum Ufer. Er warf die Achse ans Land und warf ein Stück Rasen auf. Da entsprang eine Quelle Wassers, die den Durst aller stillte. Den Weg, den der Gott zu Lande nahm, nannte man Eeswey, die Stätte, wo sie sich niederliessen, Axenthove. Der dreizehnte lehrte den zwölfen alles, was Rechtens sei, und verschwand, als er sie belehrt hatte. Die zwölfe traten vor König Karl, der sie von den Meereswogen verschlungen wähnte. Karl bestätigte, was sie als Recht verkündigten. So entstand das friesische Recht.') Dass mit diesem dreizehnten Asegen der és,

1) Richthofen, Fries. Rechtsquellen 439 ff.; Untersuchungen über fries. Rechtsgeschichte 2, 459 ff. Die Aufzeichnung entstammt erst dem 14. Jahrh. und wurde im 16. Jahrh. gedruckt. Die wichtigsten Worte lauten im Original: Da sagen se een tretteensta oen der stioerne sitten, ende een axa op synre

der Hauptgott der Friesen gemeint ist, steht ausser Zweifel. Er mag mit Fosete eins sein. Aber sein Abzeichen ist rätselhaft. Dürfte eine Axt darunter verstanden werden, dann ergäbe sich Beziehung auf Donar. Aber unklar bliebe, wie der ês mit einer Streitaxt steuern konnte.

VIII. Ullr.

Ullr muss bedeutender gewesen sein, als die Überlieferung auf den ersten Blick erkennen lässt. Sein Name besagt: der Herrliche, der Majestätische) und kann demnach ein Beiwort einer unbekannten erhabenen Gottheit sein. Leider haben die Skalden seine Gestalt in den Hintergrund gedrängt, nur seine unaufgeklärte Verwandtschaft zu Sif und Thor und sein Schildmythus kommt zur Sprache. Dagegen scheint ihm im wirklichen Leben grössere Bedeutung zugekommen zu sein. Manche erblicken in Ullr seiner Thätigkeit halber einen Gott des Winters oder wenigstens eine hohe Gottheit in ihrer winterlichen, die sommerlichen Kräfte des Lichtes und der Wärme vernichtenden Lebensthätigkeit.

aexla (Var. ene gildene axe wt siner axla), deer hy mey toe lande stioerde toienst straem ende wynd. Da se toe lande coemen, da worp hy mitter axa op dat land, ende worp een tura op (Var. ene turwe op); da ontsprongh deer een burna, al daerom haet dat to Axenthove. Ende to Eeswey comen se to land ende seten om dae burna ..... al deerom schillet aldeer in da land wessa trettien aesgen, ende hyara domen schillet hya dela to Axenthove ende to Eeswey. Die niederdeutsche Fassung der Sage lässt den Dreizehnten ein Krummholz in der Hand führen, J. Douwama im boeck der partijen, um 1526 verfasst, eine Axt, ein Beil. Die Quelle nennt er Axshorn. Sollte der hammerbewehrte Donar gemeint sein? So erklärt E. H. Meyer, German. Myth. § 251, S. 188. Eine Verwechslung zwischen Axe und Ax (Axt) ist ja begreiflich. Beziehung auf Wodan, Richthofen, Untersuchungen 2, 463 ist nicht gerechtfertigt.

1) Mit Ullr ist got. wulfus, Herrlichkeit, verwandt, vgl. Noreen, An. Gramm. § 215; wulfus erscheint in ostgotischen Eigennamen, vgl. Wrede, Über die Sprache der Ostgoten in Italien (Quellen und Forschungen 68), Strassburg 1891, S. 85 u. 147, z. B. Sigiswuldus; altdeutsche Namen in Förstemanns Namenbuch 1, 1338 Wuldebert, Wuldulf. Zu Ullr vgl. Simrock, Myth. 290; Kauffmann, Beiträge 18, 188; Rödiger, ZfdPh. 27, 11 ff. Munch, Die nord. german. Völker S. 223,,ein solcher Name scheint demnach eher ein Beiname des höchsten Gottes sein zu müssen, als irgend eine besondere Persönlichkeit bezeichnen zu können. Ullr und wulpus stellte zuerst Bachlechner, ZfdA. 8, 201 ff. zusammen; dazu Weinhold, Riesen, Wiener Sitzungsberichte 26, 1858, S. 264 f.

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Ullr heisst ein Sohn der Sif, Thors Stiefsohn. Er ist im Bogenschiessen und Schneeschuhlaufen so tüchtig, dass niemand darin mit ihm wetteifern kann. Schön ist er von Ansehn und besitzt alle Vorzüge eines Kriegsmannes; darum ist es auch gut, ihn in Zweikämpfen anzurufen. Ydalir, Eibenthal heisst ein Ort, wo Ullr sich vormals die hohe Halle erbaut.) Von Eibenholz wurden die Bögen gefertigt, weshalb ein Ort, wo Eiben wachsen, ein passender Wohnsitz für den trefflichen Bogenschützen ist. In seiner Bewaffnung und Lebensweise, als bogenbewehrter Jäger, der auf Schneeschuhen die Schneefelder und Schneeberge durcheilt, erinnert Ullr an die Finnen und Lappen. Die Vorstellung eines solchen Gottes kann offenbar nur im nördlichen Skandinavien entstanden sein. Darum mag er auch im Bunde mit den winterlichen Mächten gedacht sein. Obwol er sich der Art der Finnen und Lappen anbequemt, bleibt er aber doch ein schöner, stattlicher, kampftüchtiger Germane. Die ihm beigelegten Namen Schneeschuh-Gott, Bogen-Gott, Jagd-Gott, Schild-Gott bestätigen Snorris Schilderung. Wenn der Schild in der skaldischen Kenning als Ulls Schiff umschrieben wird 2), so scheint damit auf eine Sage angespielt zu sein, wonach Ullr seinen Schild als Fahrzeug gebrauchte. Dazu steht Saxos Bericht, Ollerus sei auf einem Knochen wie auf einem Schiffe übers Meer gefahren. Nur hat Saxo vermutlich zwei verschiedene Dinge zusammengeworfen, dass Ullr auf Knochen, d. h. auf Schlittschuhen, die in primitiver Weise aus Knochen verfertigt waren, über den Schnee läuft, und dass Ullr auf seinem Schilde wie auf einem Schiffe übers Wasser setzt.

Obschon ausser dem, was Saxo von Ollerus erzählt, nichts weiteres bekannt ist, muss Ullr doch als eine in der nordischen Götterwelt fest wurzelnde, in lebhafter Verehrung stehende Gestalt angesehen werden. Im Grimnirliede 42 wünscht der zwischen zwei Feuern gepeinigte Odin dem Agnar, der ihm Erleichterung schafft, die Huld Ulls und aller Götter. Darin ist jedenfalls ein

1) Von Ullr berichtet Gylfag. Kap. 31; Grímn. 5; seine Namen SE. 1, 266. 2) Die Skaldenstellen, welche den Schild das Schiff Ulls nennen, stehen SE. 1, 246, 346, 414, 420; vgl. auch Sveinbjörn Egilsson, Lex. poet. 831. Much, Beiträge 20, 35 f. meint, der Schneeschuh (skid) Ulls sei als sein Schiff und Fahrzeug bildlich bezeichnet worden. skit, „Schneeschuh" sei irrtümlich als skid,,,Schild“ (vgl. kelt. skēto, Schild) gefasst und durch das gangbare skjoldr ersetzt worden. Die Kenning skjaldar áss sei eigentlich *skids ass und gleichbedeutend mit ondráss, Schlittschuhgott.

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