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feierlicher Heilswunsch enthalten. Im Atliliede 31 wird ein Eidschwur bei Ulls Ring erwähnt. Solche Auszeichnung wird nur höheren wichtigeren Göttern zu teil. Ausserdem sind sehr viele Ortsnamen, Tempel, Heiligtum, Hain, Hügel, Gehöft, Acker, Vorgebirge, Insel, Strom und Wasserfall in Norwegen und Schweden. mit Ulls Namen gebildet 1), woraus ein umfangreicher und häufiger Dienst des Gottes erschlossen werden darf.

Als Odin nach der Bezwingung der Rind von den andern Göttern in die Verbannung geschickt worden war, da beriefen sie den Ollerus nicht nur zur Herrschaft, sondern auch zur göttlichen Würde. Obwol sie ihn nur aushilfsweise zum Priester erwählt hatten, so bekleideten sie ihn doch mit vollen Ehren, damit er nicht als Verwalter eines fremden Amtes, sondern als der rechtmässige Nachfolger in der Würde erscheine. Damit gar nichts am Ansehen fehle, legten sie ihm sogar Odins Namen bei, um dadurch jede der Neuerung anhaftende Gehässigkeit auszuschliessen. Nachdem Ollerus etwa 10 Jahre über die Genossenschaft der Götter gewaltet, hatten die Götter Mitleid mit dem in hartem Banne weilenden Odin, und weil er genug gebüsst zu haben schien, vertauschte er sein niedriges, schmutziges Aussehen wieder mit dem früheren Glanze. Schon die Hälfte der Frist hatte den einstigen schweren Schimpf getilgt. Zwar gab es Leute, welche ihn für unwürdig erachteten, die einstige Würde neu zu gewinnen, weil er mit seinen Schauspielerkünsten und durch seine Weiberverkleidung den göttlichen Namen geschändet habe. Einige versichern, er habe durch Schmeichelei und Geld die verlorene Ehre und Herrlichkeit wieder erkauft und nur durch Entrichtung einer grossen Summe seine Rückkehr sich verschafft. Ollerus, von Odin aus Byzanz verjagt, flüchtete nach Schweden, wo er bei seinem Bestreben, im neuen Lande die Denkzeichen seines guten Rufes wiederherzustellen, von den Dänen erschlagen wurde. Es geht die Sage, er sei so sehr in Blendwerken erfahren gewesen, dass er auf einem Knochen, den er mit kräftigen Zaubersprüchen beschrieben hatte, wie auf einem Schiffe über die Meere fahren konnte und nicht langsamer als mit Rudern die Wasserfläche durcheilte. Odin aber, im Neubesitze der Abzeichen seiner Würde,

1) Ortsnamen mit Ullr aus Norwegen sammelt O. Rygh in P. A. Munchs norröne gudesagn 2. udg. Christiania 1880; vgl. das Register; aus Schweden Lundgren, språkliga intyg, Göteborg 1878, S. 71 ff.

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gewann in allen Erdteilen so glänzenden Ruhm, dass alle Völker ihn wie das der Welt neu geschenkte Licht hoch hielten und kein Ort des Erdkreises vorhanden war, welcher der Macht seiner Gottheit nicht gehorchte.')

Ollerus erscheint hier gleichbedeutend mit Mitothin und Wili und We, die Odin für eine Zeitlang des Reiches und Weibes berauben. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass vielleicht eine Erinnerung daran, dass Odin einst ältere Götter, den Tiuz verdrängte, sich in solchen Sagen erhielt. Nach natursymbolischer Auslegung soll Odin hier als Gott des Lichts und der Wärme gelten, den zeitweilig Ullr, der Gott des winterlichen Dunkels, verdrängt, der im Herbste weicht, im Frühling siegreich wiederkehrt. Jedenfalls kann es keine geringe Gottheit gewesen sein, welcher die Vertretung Odins zuerteilt wird. Wenn Ullr seinem Namen nach der Herrliche, Majestätische ist, so verdient Beachtung, dass gegen Odin gerade der Vorwurf erhoben wird, er habe den reinen Glanz der Gottheit durch seine niedrigen Thaten befleckt. Da tritt der Herrliche als Richter und Rächer, als Herr der Ordnung hervor, um den fleckig gewordenen Ehrenschild wiederum rein erschimmern zu lassen. Darum ist es nicht ungereimt, bei Ullr an den höchsten Gott der Germanen zu denken, der in zahlreichen Spaltungen als Freyr, Heimdall, Baldr gerade im Norden begegnet. Hängt er aber je im innersten Grunde seines Wesens mit Tiuz zusammen, so ist doch die Entwicklung, die er im einzelnen durchmachte, entschieden und ausschliesslich nordisch.

Da Ullr seinem Namen nach germanisch ist und auch seine Gegnerschaft zu Odin von Tiuz übernommen haben kann, andrerseits jedoch als Bogenschütze, Schneeschuhläufer und Zauberer an die Art der Finnen erinnert, ist endlich auch zu erwägen, ob Ullr nicht aus einer Mischung nordgermanischer und finnischer Vorstellungen hervorging. Die Feindschaft der beiden Götter weist auf die Verdrängung des Ulldienstes durch Odinsgläubige. Darin mögen die alten Gegensätze des Tiuz- und Wodandienstes, aber auch die des nordischen Odinsglaubens und des finnischen Heidentums und Zauberwesens nachwirken. Die geschichtliche Grund

1) Die Sage von Ollerus bei Saxo III S. 130 f., die andern Berichte wurden bereits im Abschnitt über Odin (vgl. oben S. 306 ff.), soweit sie hergehören, mitgeteilt. Zu Ollerus P. E. Müller, Notae uberiores 122 f.

lage kann im siegreichen Übergewicht der Nordleute über die alteingesessenen Finnen, deren Spuren auch sonst sich bemerklich machen, beruhen. 1)

IX. Widar.

Widar nennt man den schweigsamen Asen. Er besitzt einen dicken Schuh und ist beinahe so stark wie Thor. In allen Gefahren setzen die Götter grosses Vertrauen auf ihn.

Unterholz

und üppiges Gras

Füllt Widi, Widars Land;

Dort springt der Recke vom Rücken des Rosses.

Den Vater zu rächen bereit.

Seine That, die Rache für Odin, ist in der Volospó geschildert:

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Ergänzend erzählt Snorri: Der Wolf verschlingt Odin und das ist des Gottes Tod. Dann aber eilt Widar herbei und tritt mit einem Fusse dem Wolfe in den Unterkiefer. Er besitzt nämlich den Schuh, zu dem das Leder alle Zeit zuvor gesammelt ist und zwar aus den Flicken, welche die Menschen vor den Zehen und an der Ferse aus ihren Schuhen schneiden; und darum soll ein jeder, der gewillt ist, den Asen zu Hilfe zu kommen, diese Flicken fortwerfen. Mit der einen Hand fasst nun Widar den Oberkiefer des Wolfes und reisst ihm den Rachen entzwei; und dadurch findet der Wolf seinen Tod. Wenn aber die Lohe des Weltbrandes erlischt, dann wohnen Widar und Wali, die Bluträcher Odins und Baldrs, im Heiligtum der Götter. Die Riesin Grid, bei welcher Thor auf seiner Fahrt zu Geirröd einkehrt und welche den Gott mit ihrem eigenen Stärkegürtel und mit ihren

1) Vgl. W. Müller, Zur Mythologie der griechischen und deutschen Heldensage, Heilbronn 1889, S. 101 u. 159, der hier mit Recht den ,,historischen“ Mythus der natursymbolischen Deutung vorzieht. Dass Odin unter dem Namen Brúni dem Finnenkönig Gusi im Streit um die Herrschaft gegenüber tritt, dass hier dieselbe Sage wie die von Odin und Ullr vorliege, dass also die geschichtliche Thatsache des Sieges der Nordgermanen über die Finnen im mythischen Gewande behandelt werde, sucht Detter, ZfdA. 32, 449 ff. zu erweisen.

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Eisenhandschuhen ausstattet, ist die Mutter Widars des Schweigsamen.1) Beim Gelage Ägirs räumt Widar auf Odins Geheiss Loki seinen Platz und schenkt ihm ein. Von allen Anwesenden wird allein Widar mit Lokis Lästerungen verschont.2)

Widar ist der Krieger aus dem Waldland 3), aus der mit Buschwerk und hohem Gras bewachsenen Heide. ,,Wer einen Begriff von der Heide hat, von ihrem Gestrüppe, der dicken, schwellenden Gras- und Moosschicht an ihrem Boden, von ihrer Stille, die den Sinn gefangen hält, der wird verstehen, weshalb sie sich dem Germanen in einem Gott verkörperte, der einen dicken oder eisernen, d. h. unzerstörbaren Schuh besitzt und sich in Schweigen hüllt" (Roediger).

X. Wali.

Wali oder Ali heisst ein Sohn des Odin und der Rind. Er ist kühn in Schlachten und kann vortrefflich schiessen. Seine Hauptthat, von der allein erzählt wird, bildet die Rache an Hod für Baldrs Tod. Darum heisst er der Rächer Baldrs, der Feind und Töter des Hod. Im Westen bringt Rind den Wali zur Welt, eine Nacht alt zieht Odins Sohn in den Kampf; die Hände nicht wäscht er, das Haupt nicht kämmt er, ehe er Baldrs Feind auf den Holzstoss bringt. In zweimaligem Bilde soll die Pflicht der Blutrache, die mit Hintansetzung von allem andern zuerst erfüllt

1) Dass Widar nach Vol. 53 R der Sohn Odins und der Hlodyn genannt wird, dass demnach Hlodyn und Grid gleich und wol nur aus der Erdgöttin abgezweigt sind, erweist Kauffmann, Beiträge 18, 135 ff.

2) Von Widar weiss nur die Liedersammlung und die Snorra Edda. Die Stellen, die in Betracht kommen, sind Vol. 54, Grímn. 17, Vafþr. 51, Lokas. 10, Gylfag. Kap. 29, 33, 43, 51, Bragar. Kap. 1, Skáldsk. Kap. 2. Vgl. ausserdem die Benennungen Widars als Eigner des Eisenschuhes, Feind und Töter des Fenriswolfes, Rächer der Götter, Bewohner der Vatershalle, Sohn Odins und Bruder der Götter SE. 1, 266. Ortsnamen mit Widar sammelt Kauffmann, Beiträge 18, 157 Anm. Viparshof, Viparsgarpr nach M. Arnesen, minder om hedensk gudsdyrkelse S. 62; Widarsleff, Lundgren språkliga intyg S. 78; Vidarhellisgjógv bei Hammershaimb, færösk antologi 350, 3.

3) Vidarr als vid-hari zu vidr, Wald, stellt Rödiger, ZfdPh. 27, 5; Grimm, Myth. 3, 245 Viđarr, ahd. Witheri; Kauffmann, Beiträge 18, 168 Anm., der überhaupt in Widar den Hauptgott der Germanen, den grossen Waldesgott erblickt, erklärt Widar als ,,Gott, der einen Stab, ein Reis vom Weidenholz führt."

werden muss, als die höchste und unaufschiebbare Forderung hervorgehoben werden. Märchen und Mythen wissen von Helden, die in voller Kraft und vollständig gerüstet zum Kampfe kommen und gleich nach der Geburt einen Feind erlegen. Andererseits begegnet die uralte germanische Sitte, wonach Männer geloben, die Haare nicht zu schneiden oder zu kämmen, ehe sie eine besondere Pflicht erfüllt. Freilich schliessen sich beide Züge eigentlich aus. Sie enthalten beide denselben Gedanken, nur nach zwei Seiten, dass Blutrache die eiligste und erste Pflicht sei. Mit Widar zusammen weilt Wali nach dem Weltbrand in den Sälen der Götter.')

Widar und Wali haben ein gemeinsames Amt zugewiesen erhalten, die Blutrache. Da sie nur die Rachethat vollbringen und sonst nichts mehr von ihnen verlautet, als dass sie in der neuen Welt beisammen wohnen, steht soviel fest, dass diese Götter in der Gestalt und Thätigkeit wenigstens, wie sie auf uns gelangten, nicht sehr alt sein können. Zunächst wird Baldrs und Odins Tod vorausgesetzt. Mag Baldrs Fall älter sein, Odins Untergang ist vom Weltende nicht zu lösen. Und darum kann auch Widar nicht aus urgermanischer Sage stammen. Wo ein Held fällt, verlangt das germanische Rechtsgefühl den Rächer. Insofern sind Widar und Wali mit ethischer Notwendigkeit von dem Entwickelungsgange der Sagendichtung gefordert. Dass sie die Herrschaft in der neuen Welt führen, ist begreiflich, da sie die Überlebenden sind, gleichwie Modi und Magni dann den gefallenen Thor ersetzen müssen. Dass Wali und Widar überhaupt erst mit der nordischen Sage vom Untergang der Götter aufkamen, ist

1) Von Váli berichten Vol. 33, Baldrs Dr. 11, Vafpr. 51, Hyndl. 30, Gylfag. Kap. 30, 36, 53; seine Namen SE. 1, 266. Unklar bleibt sein Verhältniss zu Váli, dem Sohne Lokis, der Vol. H. 35 und Gylfag. Kap. 50 erscheint; Kauffmann, Beiträge 15, 168 glaubt nachweisen zu können, dass nur Váli als Sohn Odins bezeugt und aus Missverständniss zu Lokis Sohn geworden sei. Vidarr und Váli seien thatsächlich nur Namen einer und derselben Gottheit, die, wo die Weltordnung bedroht ist, sie mit sicherer Kraft in den Fugen hält. Auf Váli geht wol auch Grógaldr 6, wo Gróa den Zauber singt, den einst Rind dem Ran (Wali?) gesungen; vgl. Sijmons zur Stelle. Zur Sage Bugge, Studien 215 ff.; Sievers, Beiträge 15, 582 f. erklärt Váli aus Vonli, Vóli, d. i. Wanula, Wanila und ebenso Ali aus Anula, Anila. Váli, Vonli knüpft somit an die vanir an. Einer Deutung enthält sich Sievers, sie wird von Detter, Beiträge 19, 509 versucht.

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