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richten der klassischen Autoren, natürlich mit dem bekannten Irrtum, dass Illyrier, Germanen, Gallier, Hispanier und Britannier einer Sprache und eines Stammes, nämlich Kelten gewesen seien. Darin ist auch, besonders im Anschluss an Tacitus, vom Götterglauben und Kulte der Germanen ausführlich gehandelt. Diese Abschnitte mochten sich leicht zu eigenen Schriften über deutsche Mythologie auswachsen.

Die erste deutsche Mythologie ist von Elias Schedius') geschrieben und erschien nach seinem Tode 1648 zu Amsterdam. Der Titel lautet de diis Germanis sive veteri Germanorum, Gallorum, Britannorum, Vandalorum religione. Das Buch besteht aus einer Anhäufung von Citaten aus den klassischen Autoren und mittelalterlichen Chronisten, wo diese von den Göttern der nordischen Völker, von ihren Priestern und heiligen Bräuchen, von ihrem Heroen- und Dämonenkult berichten. Trotz des beträchtlichen Umfangs von 505 Seiten steht von echtgermanischem Götterglauben fast nichts in dem Buche. Wir begegnen nur Tuisco und der Irminsäule; zu dies Mercurii wird bemerkt, die Niedersachsen und Westfalen würden dafür Wodentag sagen. Natürlich ist der Verfasser nicht im Stande, hinter die interpretatio romana zu schauen. Umsomehr gallische und wendische Götternamen tauchen auf. Ebenso sind die gelehrten meist harsträubender Etymologie entstammenden Götzen der Chronikschreiber des 16. Jahrhunderts berücksichtigt. Unter dem Wuste unbrauchbarer undeutscher oder ungeschichtlicher Materialien verschwinden die wenigen den klassischen Autoren entnommenen Nachrichten vom wirklichen germanischen Glauben. Das Vorbild der Chronisten wie des Aventinus musste den Mythologen noch mehr in Phantastereien verleiten; Olaus Magnus, von dem Saxo eifrig benutzt wurde, ist von Schede zu wenig herangezogen.

Fürs 17. Jahrhundert sind noch zu nennen Sebastian Kirchmaier, de Germanorum antiquorum idolatria, ad loca quaedam Taciti, Viteb. 1663 und Magn. Dan. Omeis, dissertatio de Germanorum veterum theologia et religione pagana, Altdorf 1693.

Im Norden fand die Forschung übers Heidentum reichlichere Nahrung, indem dort viele unmittelbare Quellen zu Gebot stehen, aus denen ohne Weiteres ein Teil der Göttersage und des Kultes

1) Über das Leben Schedes (geb. 1615 zu Kadau in Mähren, gest. 1641 zu Warschau) vgl. Bolte, allgem. deutsche Biographie 30, 662 f.

Die deutschen u. nordischen Arbeiten im 17. Jh.

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entnommen werden kann.') In Dänemark und Schweden knüpfte sich die Beschäftigung mit der heimischen Vorzeit zunächst an die historia danica des Saxo Grammaticus. Der erste Druck erschien 1514 zu Paris. Neben einer Fülle von Sagen finden sich bei Saxo Nachrichten über Glauben und Kultus der heidnischen Zeit. Ein schwedischer Erzbischof, Olaus Magnus, entwarf zuerst in einem geographisch-kulturgeschichtlichen Werk über die nordischen Länder und die Sitten ihrer Bewohner einen Abriss des heidnischen Götterglaubens. Seine grosse historia de gentibus septentrionalibus, Rom 1555, handelt im 3. Buch de superstitiosa cultura daemonum populorum aquilonarium. Besonders Saxo, aber auch Adam von Bremen ist bentitzt; so erscheinen Thor, Odhen und Frigga, und wird der prächtige Upsalatempel geschildert. Ausserdem ist Einiges aus dem Gebiete des Volksglaubens mitgeteilt. Was geboten wird, ist freilich wenig, aber doch klar und einheitlich. In der mit reichlichen Anmerkungen versehenen Saxoausgabe des Dänen Stephanius vom Jahre 1644 wurde der Altertumskunde ein bequemes Hilfsmittel zurecht gelegt.

Am wichtigsten aber ist die um 1600 neu erstandene isländische Altertumsforschung. 2) Fast die gesamte norwegisch-isländische Überlieferung war in isländischen Handschriften aufbewahrt. Männer, wie Arngrimr Jónsson, Björn Jónsson, Magnus Ólafsson, Brynjulfr Sveinsson, durch sie angeregt der Däne Ole Worm widmeten sich der Sammlung und Verarbeitung der altisländischen Quellen. In Bälde kamen die wertvollsten Denkmäler zum Vorschein und wurden auch binnen Kurzem im Drucke zugänglich gemacht. Die isländischen und norwegischen Geschichtsquellen sind voll von ausführlichen und lebendigen Beschreibungen des Heidenglaubens. Eine förmliche Mythologie hatte Snorri Sturluson in seiner Edda um 1230 verfasst; eine Sammlung von Götterliedern, die teilweise noch im 10. Jahrhundert gedichtet worden waren, fand Bischof Brynjulfr im Jahre 1643, die sogenannte ältere Edda, die der Bischof fälschlich nach Snorris

1) Über das mythologische Studium im 16. 17. u. 18. Jh., sowie über die aus der Mythologie geschöpften nordischen Dichtungen am Ausgang des 18. u. Anfang des 19. Jhs. handelt ausführlich E. Nyerup, Wörterbuch der skandinavischen Mythologie, Kopenhagen 1816 S. 1-60; Köppen, literarische Einleitung in die nordische Mythologie, Berlin 1837.

2) Über die Wiederaufnahme der isländischen Altertumsforschung vgl. Gudbrand Vigfússon, corpus poeticum boreale 1, XX ff.

Edda benannte und dem weisen Saemund, einem gelehrten Isländer (†1133), zuschrieb. Damit war die Grundlage der nordischen Mythologie gegeben. 1665 beförderte der Däne Petrus Resenius die. Snorra Edda zum Druck und gab dem isländischen Urtext eine von den Isländern Magnus Ólafsson, Stephan Ólafsson und Thormóðr Torfason herrührende lateinische, sowie eine von Stephanius verfasste dänische Übersetzung bei. Im selben Jahre veröffentlichte er aus der Liedersammlung die Volospó und die Hovamól, ebenfalls mit lateinischen Paraphrasen des Stephan Ólafsson und Gudmund Andersen; 1673 wurde der Druck wiederholt. Die den Ausgaben Resens beigefügten lateinischen Übertragungen verschafften ihnen weite Verbreitung auch ausserhalb der nordischen Lande. Auf lange hinaus bildeten sie die Hauptquelle für alle, die über deutsche und nordische Mythologie schrieben.

Des Johannes Schefferus Upsalia 1666 ist grösstenteils mythologischen Inhalts. Ausführlich wird der heidnische Tempel von Upsala beschrieben und in besonderen Abschnitten über die dort verehrten Gottheiten Thor, Odin und Frigga gehandelt. Auch Freyr und Njord und andere Gottheiten werden besprochen. Es ist eine fleissige Darstellung des nordisch-germanischen Götterglaubens, namentlich sofern er mit schwedischem Kult in Verbindung gebracht werden kann. Nun begannen diese nordischen Arbeiten auch auf die deutschen Verfasser zu wirken.

J. G. Eccard, historia studii etymologici linguae Germanicae 1711, S. 10, verspricht dem Leser eine deutsche Mythologie (exspectandum a me habes librum de diis veterum Germanorum), die aber nicht zu stande kam.

Die zweite deutsche oder besser germanische Mythologie schrieb der Schleswiger Trogillus Arnkiel im Jahr 1690 unter dem Titel Cimbrische Heydenreligion. 1703 erschien die cimbrische Heydenreligion unverändert, aber vermehrt mit drei Abhandlungen über das goldene Horn von Tondern, über die Bestattungsbräuche der cimbrischen Völker, über ihre Bekehrung. Unter Cimbern versteht Arnkiel die Goten, Guten und Jüten, d. h. Schweden und Dänen, die Sachsen, die Friesen, die Wenden, die er wie üblich für Nachkommen der Wandalen nimmt. Arnkiel übertrifft an Gehalt Schedes Versuch weit. Die nordischen Denkmäler, Resens Ausgaben, Stephanius' Saxo, Scheffers Upsalia, Worms monumenta Danica u. a. sind gründlich verwertet, so dass seine,,gotische" d. h. nordische Mythologie sich schon recht stattlich ausnimmt.

Arnkiel, Keysler, Schütze.

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Für die Sachsen beruft er sich auf eine Schrift von Christof Arnold, de diis Saxonum; ihre ,,sieben Götzen" leitet er aus den Wochentagen als Sonne und Mond, Tuisco, Woden, Thor, Freya und Sater (d. i. Saturnus) ab. Für die Friesen wird Hertha, die berüchtigte Lesart für Nerthus, in Anspruch genommen. Die wendischen Götter, hauptsächlich aus des Chronisten Crantz Wandalia entlehnt, berühren uns hier nicht. Fürs germanische Priestertum sind die Druiden und Barden maassgebend. Als Theologe geht Arnkiel sehr in die Breite und berücksichtigt fortwährend auch das übrige Heidentum, das gleichwie das germanische als klägliche Entartung ursprünglicher reiner Gottesoffenbarung gefasst wird. Zudem ist er, wie fast alle Mythologen seit Snorri und Saxo, Euhemerist:,,die heyden haben die verstorbene helden und die böse geister vergötzet und als götter angebeten." Aber trotz allem ist doch vieles mit sachlichem gesundem Urteil geboten, und zuerst die nordische Mythologie zum Aufbau der deutschen Trümmer eingeführt.

J. G. Keyslers antiquitates selectae septentrionales et celticae, Hannover 1720 bekunden wiederum einen bedeutenden Fortschritt, schon weil allein die Absicht des wissenschaftlichen Altertumsforschers vorherrscht. Das Buch gewährt zwar keine Gesamtdarstellung der germanischen Mythologie, aber behandelt einzelne Abschnitte z. B. den Walhallglauben. Die Inschriften aus der Römerzeit, welche deutsche Götternamen enthalten, werden erörtert. So hören wir von Hercules Magusanus, von Nehalennia, von den Matronen. Auch werden Erscheinungen des Volksglaubens, Seelen, Maren, Elbe besprochen. Man merkt, der Stoff erweitert und klärt sich; allmälig tauchen bestimmtere Ziele auf. Sehr verständig urteilt Keysler S. 126, dass die Sage vom Weltuntergang ebenso wie die von der Menschenschöpfung und Sinflut aus der christlichen Lehre entlehnt sei.

Um die Mitte des Jahrhunderts trat M. G. Schütze mit mythologischen Arbeiten hervor. Er schrieb 1743 de cruentis germanorum gentilium victimis humanis, 1748 exercitationum ad Germaniam sacram gentilem facientium sylloge, worin von Hludana, Weleda, dem Namen Allvater, dem Minnetrinken und dem Marenglauben die Rede ist, endlich 1750 Lehrbegriff der alten deutschen und nordischen Völker von dem Zustande der Seelen nach dem Tode überhaupt und von dem Himmel und der Hölle insbesondere. Siebrand Meyers kurtze Erörterung des ehemaligen Religionswesens der Teutschen Leipzig 1756 konnte ich nicht einsehen.

Der Genfer Mallet, der eine Zeit lang in Kopenhagen lebte, verstand es, dem Ausland den Hauptinhalt der nordischen Mythologie auf Grund von Resens und Göranssons Ausgaben sowie Bartholins antiquitatum danicarum libri tres (1689) in übersichtlicher gefälliger Form darzubieten. Seine introduction à l'histoire de Danemarc Kopenhagen 1755 mit den monumens de la mythologie et de la poësie des Celtes et particulièrement des anciens Scandinaves, ebenda 1756, verdeutscht 1765 als Geschichte von Dänemark erster Teil, gibt eine gefällige Schilderung ohne Weitschweifigkeit und gelehrten Ballast. Die nordischen Denkmäler besonders die Snorra-Edda werden einfach übersetzt, in erklärenden Anmerkungen ist der Zusammenhang mit den deutschen und anderen „celtischen" Überlieferungen nachgewiesen. Die celtische Religion, die Glaubenslehre der Druiden, habe sich am reinsten in Skandinavien erhalten. Von anderen Phantastereien bleibt Mallet fern. Treffend hält er denen, die Snorri der Erfindung der nordischen Mythologie zeihen, die Thatsache entgegen, dass bereits die älteren Skalden dieselbe Glaubenslehre voraussetzen. Mallets Buch ist nicht gründlich gearbeitet, aber dafür auch nicht schwerfällig. Keine gröberen Verstösse haften ihm an, geschickt sind die vorhandenen Hilfsmittel benützt. Es erfüllte trefflich seinen Zweck, weitere Kreise mit der nordgermanischen Mythologie bekannt zu machen. Die Zeit aber war solchem Unterfangen günstig.

1766 erschien Gerstenbergs Gedicht eines Skalden, worin nach dem Vorgang eines dänischen Dichters namens Tullin die nordische Mythologie ebenso zum äussern Schmuck und Aufputz verwendet wurde wie bisher die antike. Aus dieser Anregung ging die Bardenpoesie hervor, welche vorwiegend nordische, dann aber auch deutsche Mythologie und keltische Bestandteile in die deutsche Dichtung einführte. Was bisher nur auf gelehrte Kreise beschränkt geblieben war, gewann nunmehr die Teilnahme der literarisch gebildeten Welt. Rasch verflog zwar der eigentliche Bardengesang, aber länger hielt das einmal erregte Interesse für nordisch-deutsche Mythologie an. 1787 erschien der erste Band der älteren Edda zu Kopenhagen; darin standen die wichtigsten Götterlieder, von denen bisher nur wenige durch Resen und Bartholin zugänglich gewesen waren. Dem isländischen Texte waren lateinische Übersetzungen und ausführliche Einleitungen und Erläuterungen, ebenfalls lateinisch, beigefügt. Natürlich erwuchs hieraus der Erforschung des nordischen Götterglaubens eine

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