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Loki.

407 wirkt beständig auf den Abbruch der Macht der Götter hin und führt endlich den Untergang, die volle Vernichtung heran. Im Hinblick auf die Götterdämmerung und den Weltbrand ist sein Name und seine Gestalt geschaffen; daher reicht Loki ebenso wenig wie die Vorstellung vom Weltende über die nordische Überlieferung in die gemeingermanische und damit heidnisch-deutsche zurück, sein Ursprung liegt nur zum kleinsten Teil im echt nordischen, heimischen Heidentum, vielmehr in der altchristlichen Mythologie. Loki setzt zum vollen Verständniss die Lehre vom Werden und Vergehen der Welt voraus, da er von Anfang bis zu Ende darin thätig ist. Ihn gesondert darzustellen hält insofern schwer, als eigene Lokisagen nur in geringer Anzahl sich darbieten, andererseits er aber in die Ereignisse der Göttersagen häufig entscheidend im guten oder schlimmen Sinn eingreift. Darum musste schon mehrfach auf ihn Bezug genommen werden. Loki setzt nicht bloss den grössten Teil der nordischen Göttersagen voraus, sondern auch den Versuch, die Gesamtheit der Göttersagen unter der Absicht einer einheitlichen Entwicklung zusammenzufassen. In der nordischen Mythologie, wie sie uns in den Kunstgedichten der Skalden im 9. und 10. Jahrhundert entgegentritt, ist Loki die treibende Kraft. Betrachtet man die übrigen Götter der nordischen Sage, so erkennt man deutlich einen selbständigen Grundstock von bestimmten Zügen und Eigenschaften, welche jede dieser Gestalten von mitunter hohem und höchstem Alter und unabhängiger, eigentümlicher Entstehung und Entwicklung erscheinen lässt. Daneben zeigen sich Spuren, wie skjóta. Vgl. lok, der Schluss, das Ende. So erklärte Uhland, Schriften 6, 14. Bugge, Studien 73 ff. glaubt, dass der Name Loki unter dem Einfluss von Lucifer (gespr. Lukifer) entstand, als Abkürzung und nordische Umbildung des fremden Namens aufgefasst werden müsse; vgl. noch Bugge, bidrag til den ældste skaldedigtnings historie S. 122. Auch J. Grimm, Myth. 3, 82, deutet Ähnliches an: ,,man könnte gar noch auf eine Kürzung aus Lucifer fallen". Als Beiname einer geschichtlichen Persönlichkeit, des Thorbjorn Loki, steht der Name in der Landnáma 2. Kap. 23 (Islendinga sögur 1, 132). Von besondern Arbeiten über Loki vgl. Weinhold, ZfdA. 7, 1 ff. Nach Weinhold ist Loki ursprünglich eine gütige, mächtige Gottheit (,,der Hauptkern des Gottes ist und bleibt die eine Seite des alten Himmelsgottes", Mogk, Pauls Grundriss 1, 1088) und erst später zu einem bösartigen Dämon herabgesunken. Lokis Abfall vom Guten zum Bösen ist freilich zweifellos und wird auch von Wislicenus, Loki, Zürich 1867 nach Gebühr hervorgehoben. Aber man darf darum nicht gleich Loki mit einem der germanischen Hauptgötter zusammenwerfen.

und wo diese Gestalten mit dem bereits Vorhandenen sich abfanden. Endlich wird ihnen eine gewisse Teilnahme am Weltwerden und Vergehen eingeräumt. Aber ihr eigentliches Wesen wird von der ihnen in der Weltlehre gewiesenen Stellung kaum berührt. Darüber sind alle Forscher einig, dass die nordische Mythologie, welche die einzelnen Göttersagen als Glieder einer grossartigen Entwicklungsgeschichte nimmt, worin das Einzelne nur als Teil einer in weitem Rahmen und auf tiefem Hintergrund aufgebauten Gesamtheit, als besonderer Abschnitt des tragischen Weltendramas erscheint, dass diese nordische Mythologie ausschliesslich den nordischen Dichtern gehört und verhältnissmässig jung ist. Mit dieser Mythologie aber steht und fällt Loki. Bringt man bei den andern Göttern ihren Anteil am Weltendrama in Abzug, so tritt dadurch ihre Gestalt nur umso heller und schärfer ins Licht, da sie ja ihren Ursprung aus älteren und völlig verschiedenen Verhältnissen ableiten. Wendet man das gleiche Verfahren auf Loki an, so bleibt fast nichts mehr übrig. Wer sich der thatsächlichen Wahrheit nicht verschliesst, dass Weltschöpfung, Baldrs Tod, Weltende jedenfalls mit altchristlicher Mythologie auffällige Verwandtschaft zeigen, die sich ungleich leichter aus der Annahme von Entlehnungen, als aus der Behauptung selbständiger unabhängiger Entwicklung beiderseits erklärt, wird auch geneigt sein, das Rätsel, welches Loki bei Ableugnung fremder Bestandteile in der nordischen Mythologie bietet, dadurch zu lösen, dass er ihn zu Lucifer, dem Teufel, dessen Rolle Loki zugestandenermaassen im Norden spielt, in Beziehung setzt. Dadurch wird zwar nicht alles, aber doch vieles an Loki, namentlich seine Wandlung aus dem Genossen der Götter und Blutsbruder Odins zum Teufel, zum feindseligen Riesen, dessen dämonische Art allmälig immer stärker hervorbricht, verständlich werden. Eine sklavische, unselbständige Nachahmung Lucifers ist Loki nicht, vielmehr eine eigenartige, durch das fremde Vorbild nur angeregte dichterische Schöpfung. Abgesehen von mancherlei Verschiebungen, z. B. dass schon der göttliche Loki riesischer Abkunft ist, und von vielen Neubildungen und Zusätzen ist er ganz den nordisch-germanischen Zuständen angepasst.

Eine weitere Eigenschaft Lokis ist noch in Rücksicht zu ziehen. Ein Dämon des Feuers, welcher auch sonst unter dem Namen Logi, die persönlich gewordene Lohe 1) vorkommt, scheint viel

1) Logi als Bruder der Elemente Wasser (Hlér) und Luft (Kári) und

Loki als Teufel und Feuerriese.

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leicht wegen des anklingenden Namens und, da ja wirklich die Welt im Feuer endigt (logi-loki: Lohe-Endiger), mit Loki verschmolzen zu sein, teilweise auch ein Dämon der versengenden, verzehrenden Gluthitze Lódurr (aind. Vrtra, der im Verein mit anderen Dämonen das befruchtende Wasser zurückhält und damit Trockenheit und Dürre verursacht). Die Namen von Lokis Eltern, Fárbauti, der gefährlich Schlagende, d. i. der Sturmwind und Nál, Nadel am Nadelbaum oder Laufey, Laubinsel machen seine Feuernatur deutlich. Der Sturmwind schlägt die flammende Lohe aus dem Gehölz, besagen die Namen von Lokis Vater und Mutter in dichterischem Bild.1)

Auf Island soll die Redensart gegangen sein, Loki fährt über die Äcker, wenn ein Brand oder Hitze die Wiesen versengte. Lokis Spähne heissen die zum Feueranzünden verwendeten Spähne. Lokis Brand ist der Name des Hundssterns (Sirius). Loka daun, Lokis Geruch ist Schwefeldampf, was aber stark an Lucifer gemahnt. Loki trinkt Wasser, sagt man in Dänemark von der wasserziehenden Sonne. In Nordjütland ist Lokis Hafer ein dem Vieh schädliches Unkraut, wie auch der Teufel Unkraut sät. Knistert das Feuer, so heisst es: Loki prügelt seine Kinder. Schweben Dünste in der Sonnenhitze auf der Erde, so treibt Loki seine Geissen aus. Vögel, die sich mausern, gehen unter Lokis Egge. Kinder, die einen Zahn verlieren, werfen ihn in Småland ins Feuer mit den Worten: Loki, gib mir einen Beinzahn, hier hast du einen Goldzahn. Auf Lokis Abenteuer hören bedeutet in Dänemark auf Lügen Acht geben. Nach diesen im Volke noch fortlebenden Vorstellungen 2) erscheint Loki als Feuer, Hitze und Teufel. Dieselben Reden gehen häufig sonst vom Teufel und sind also jedenfalls von ihm auf Loki übertragen worden, nicht umgekehrt.

Loki kommt auch und zwar schon bei den älteren Skalden

Sohn des Riesen Fornjótr erscheint im Fundinn Noregr (Fornaldarsögur 2, 3 ff.); ausserdem Gylfag. Kap. 46, wo Loki in schwankhafter Weise sich selber in doppelter Gestalt gegenüber gestellt wird, dem Logi und dem Utgardaloki, dem Schadfeuer und dem Höllenfürsten.

1) Lokis Eltern erklärt Bugge, Studien 80.

2) Über Lokis Fortdauer in Redensarten des nordischen Volkes vgl. Finn Magnusen, Lex. myth. 232; J. Grimm, Myth. 221 f.; Bugge, a. a. O. 80 f. Vol. 25 Loki hatte die Luft vergiftet (lævi blandit), meint wol die verderbliche Schwüle.

unter anderen Namen vor. Er heisst Loptr, der Luftige.1) Was der Name besagt, ist unklar, ob damit ein persönlich gedachter Dämon des Luftreiches gemeint ist, etwa wie Kari neben Logi die Luft neben der Lohe verkörpert, oder ob auf die leibliche Beschaffenheit Lokis angespielt wird. Nach gelehrter Auffassung nämlich bestehen die Leiber der Dämonen aus Feuer und Luft. Endlich lässt sich Loptr auch als der durch die Luft Fliegende denken.

,,Unverkennbare Wesensgleichheit herrscht zwischen dem indischen Vrtra, dem Dämon der Sommerhitze, welcher das himmlische Gewässer einschliesst und daher von Indra bekämpft und endlich getötet wird, worauf er in Gestalt eines Wurmes (Ahi) niederstürzt, und dem nordischen Loki, dem Gott der Hitze, der von Thor (dem Donnerer gleich Indra) beständig feindselig betrachtet und schliesslich auch gefangen genommen wird, dem Vater des gleicherweise von Thor einst bekämpften Midgardwurmes." So sagt Noreen 2) und sucht die Behauptung durch den Nachweis zu stützen, Lódurr aus älterem Vlódurr sei mit Vṛtra gleich. Ganz anders erklären Detter und Heinzel (Beiträge 18, 560) den Namen Lodur (bei Saxo Lotherus). Sie verweisen auf an. lód, Ertrag des Bodens und erblicken in Lódur einen Gott der Fruchtbarkeit, einen Beinamen des Freyr. Die Dreiheit Odin, Hönir, Lodur zielt auf die vereinigten Asen und Wanen.

Im Mittelalter treten oft drei Teufel Lucifer, Beelzebub, Satanas in Nachäffung der Dreieinigkeit auf. Ebenso stehen neben Loki die Brüder Býleistr oder Byleiftr und Helblindi. Der letztere

1) Loptr steht Lokas. 6; Hyndl. 43; Fjolsv. 26; Haustlong 31 (corpus 2, 15; SE. 1, 310) und Eilifs þorsdrápa SE. 1, 290. Loptr ist übrigens ein gebräuchlicher nordischer Personenname, vgl. Islendingasögur 1, 428 im Register und Loptr Pálsson SE. 3, 672, Loptr Hálfdánson ebenda 751; im Frauennamen Lopthona begegnet derselbe Stamm wie in deutschen Namen mit Luft, z. B. Luftbildis. Bugge, Studien 81 verweist auf die schon bei Tatian zum Ausdruck gelangte Auffassung, dass die Leiber der Dämonen aus Feuer und Luft seien.

2) Nordisk tidskrift for filologi, ny række 4. Bd. S. 28 ff. Die idg. Grundform des ind. vṛtrá-s wird als vartrás valtrás angesetzt, woraus germ. vlôđtraz abzuleiten ist. vṛtras heisst der Deckende, Verhehlende, Hemmende, von der Wurzel var bedecken, hehlen, abschliessen, abwehren gebildet. Vgl. auch Noreen, Abriss der urgerm. Lautlehre 102. Der Name Lođurr begegnet Vol. 18; Haleygja tal im Corpus poet. boreale 1, 253.

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Name, nur der Snorra Edda bekannt, ahmt Bezeichnungen des Teufels nach, der manchmal als blind bezeichnet wird und im Angelsächsischen und Deutschen sehr viele Benennungen aufweist, welche mit helle begannen. Býleistr, Byleiftr ist vielleicht durch Umdeutung aus Beelzebub entstanden. Selbständig oder in besonderen Sagen erscheinen die Brüder Lokis nicht.')

2. Die Sagen von Loki.

Snorri sagt von Loki: Zu den Asen wird auch der gerechnet, den manche den Verleumder der Asen oder den Urheber des Trugs und die Schande aller Götter und Menschen nennen. Sein Name ist Loki oder Lopt; er ist der Sohn des Riesen Farbauti. Seine Mutter heisst Laufey oder Nal, seine Brüder Býleipt und Helblindi. Loki ist schön und anmutig von Aussehen, aber böse von Gemütsart und höchst unbeständigen Wesens. Er brachte die Asen oft arg in Verlegenheit, hat sie aber auch oft durch seine List aus schlimmer Lage befreit. Seine Gattin heisst Sigyn und beider Sohn ist Nari oder Narfi. 2)

Loki ist Gott und Teufel in einer Person. In den Urtagen in die Gemeinschaft der Asen aufgenommen und am Schöpfungswerke thätig, schön und schmuck von Gestalt, kehrt er allmälig ganz andre Seiten hervor. Wie das leise Verderben schleicht er rastlos unter den Göttern umher und führt die von seinem boshaften Rat Getäuschten in Schaden und Unfall. Als Lügenvater und Trugstifter nimmt er sich den reinsten und besten der Götter, Baldr zum Widerspiel. Darauf hin wird er verstossen. In finstrer Höhle liegt bei Saxo der zum hässlichen Teufel gewandelte Loki. Durch Baldrs Tod ist das geistig-sittliche Weltgesetz gelöst. Wie alle die rohen und wilden Naturkräfte unaufhaltsam hereinbrechen und das Weltende naht, wird er seiner Fesseln ledig und zieht selber an ihrer Spitze zum Zerstörungswerk einer Welt, die er einst, solange er noch rein unter den Himmlischen geweilt, mit auferbaut hatte. Lokis Geschick, seine Wandlung vom Gott zum Teufel, seine Feindschaft zum lichten Baldr hat eine auffallende Ähnlichkeit mit Lucifers Fall, wie auch diejenigen anerkennen müssen, welche nicht zugeben wollen, dass Loki in der Haupt

1) Über die Namen und ihre Erklärung vgl. Bugge, Studien 75 f.

2) Gylfag. Kap. 33; als Ase wird Loki SE. 1, 84, 142, 268, 556 bezeichnet.

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