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Dass Gefjon Odins vertraute Mitwisserin ist, dass sie um goldenen Schmuck sich preisgab, passt sowol auf Freyja als auf Frigg. Demnach kann Gefjon ebensowol unmittelbar und selbständig aus Frigg abgezweigt sein wie mittelbar aus Freyja. Für letztere spricht der mutmaassliche Zusammenhang der Namen Gefjon und Gefn. In einem um 1300 verfassten, doch vielleicht auf 100 Jahre älterer Grundlage beruhenden isländischen Gedichte, im sog. Volsa þáttr, beteuert ein Mädchen bei Gefjon und den andern Göttern. Gewöhnlich werden im Eide nur hervorragende Gottheiten angerufen. Der Skald Thjodolf 1) braucht für den Begriff Frau die Umschreibung ol-Gefn und ol-Gefjon, Kormak men-Gefn. In der älteren Dichtung wird Gefjon nur ein Name der Freyja gewesen sein. Der Verfasser der Lokasenna aber verstand eine besondere Göttin darunter, denn er lässt Gefjon neben Frigg und Freyja auftreten, obschon er nichts Besonderes und Eigentümliches von ihr weiss. Auch Snorre, welcher Gefn nicht von Freyja scheidet, führt Gefjon gesondert auf.

Von Gefjon geht noch eine merkwürdige Sage. König Gylfi herrschte über das Land, das jetzt Schweden heisst. Von ihm wird erzählt, dass er einem fahrenden Weibe zum Dank für das Vergnügen, das sie ihm durch ihre Künste bereitet hatte, so viel Ackerland zugestand, als vier Ochsen in einem Tage und einer Nacht umpflügen könnten. Das Weib aber war vom Geschlechte der Asen und hiess Gefjon; sie nahm vier Ochsen, ihre eignen Söhne, die sie fern im Norden in Jotunheim einem Riesen geboren hatte, und spannte sie vor den Pflug. Der Pflug ging so scharf und tief, dass er das Land herausriss, und die Ochsen schleppten es gen Westen in das Meer hinaus, bis sie in einem

1) SE. 1, 312 u. 282; corpus 2, 15 u. 17; ebenda 67.

2) Gefjon als Pflügerin Gylfag. Kap. 1; Ynglingasaga Kap. 5. Auf Grimms Etymologie gestützt, erklärt Weinhold (Riesen des germ. Mythus S. 241) die Gefjon als Meerriesin, die Mythe vom Landpflügen als die Erinnerung an eine furchtbare Sturmflut, die vom Norden hereinstürmend in unvordenklicher Zeit Seeland von der skandinavischen Halbinsel losriss.

Dort aber, wo das Land der jetzt in Schweden Log liegen so die Buchten im

Sunde stehen blieben. Hier festigte Gefjon das Land und gab ihm den Namen Selund (Seeland). herausgerissen war, entstand ein See, (der Mälarsee) genannt wird; und es Log, wie die Vorgebirge in Selund. Davon erzählt der Skald Bragi der Alte.

Die Ynglingasaga verknüpft diese Geschichte mit der Einwanderung der Götter aus Sachsen über Dänemark nach Südschweden. Aus Odinsey in Fühnen entsandte Odin die Gefjon nordwärts über den Sund, um Land zu suchen. Da kam sie zu Gylfi, der ihr Ackerland gewährte. Darauf fuhr sie nach Jotunheim und gebar einem Riesen vier Söhne, welche sie zu Ochsen verwandelte und vor den Pflug spannte. Da zog sie das schwedische Ackerland hinaus ins Meer, westlich gegenüber Odinsey, und es heisst nun Selund. Dort nahm sie ihren Wohnsitz. Skjold, Odins Sohn, der Ahnherr des dänischen Königsstammes der Skjoldungen, freite um sie, und sie hausten zu Hleidra. Auch hier wird Bragis Strophe als Zeugniss der Erzählung angeführt.

Man hat schon daran gezweifelt, ob die pflügende Gefjon mit der göttlichen eins sei, ob nicht bloss Namensgleichheit vorliege. Gering in seiner Eddaverdeutschung unterscheidet zwischen der Göttin Gefjon und der landpflügenden Riesin Gefjon. Doch lässt sich die Trennung beider nicht als begründet erweisen. Sagen von Landerwerbung wie hier durch Umpflügen, wobei meistens die Voraussetzung herrscht, dass der Land Gewährende einen weit geringeren Teil abzutreten gewillt ist, als ihm dann wirklich abgenommen wird, kommen oft vor. Das älteste Beispiel ist Dido. Die Sagen sind oft örtlich, d. h. sie entspringen besonderen Namen oder Merkmalen des Landes, wie hier die Buchten und Landzungen von Seeland und im Mälarsee die Vergleichungspunkte geben. Warum aber gerade Gefjon zur Begründerin der dänischen Insel wurde, bleibt rätselhaft.

II. Idun.

Idun 1) heisst die Gemahlin Bragis. Sie bewahrt in ihrer Truhe die Äpfel, welche die Götter geniessen müssen, wenn sie

1) Über Idun Gylfag. Kap. 26; Bragar. 2; Lokasenna 17. Der Skald Thjodolf in der Haustlong behandelt den Mythus vom Raube der Idun, SE. 1, 306-314. Über Iduns Benennungen unter den Skalden SE. 1, 304. Itunn,

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anfangen zu altern: davon werden sie wieder jung, und so wird es bleiben bis zum Untergang der Götter. Sehr viel haben die Götter der Hut und Sorgfalt Iduns anvertraut. Einmal wäre es aber doch beinahe übel abgelaufen. Der Riese Thjazi, der in Adlergestalt den mit einer Stange nach ihm schlagenden Loki gefangen hatte, sagte, er werde ihn nicht loslassen, wenn er nicht Idun mit ihren Äpfeln herbrächte. Loki versprach das und führte in der That die Idun hinaus. Er lockte sie nämlich unter dem Vorwande fort, dass er ihr Apfel. zeigen wolle, die ihr überaus kostbar erscheinen würden, und bat sie, ihre eigenen Äpfel mitzunehmen, damit sie einen Vergleich anstellen könne. Und so ging sie mit ihm. Da kam der Riese Thjazi in Adlergestalt und flog mit ihr nach Thrymheim. Den Asen erging es schlimm beim Verschwinden der Idun, sie wurden schnell alt und grau. Sie versammelten sich und fragten einander nach Idun. Sie war zuletzt gesehen worden, wie sie mit Loki aus Asgard ging. Da wurde Loki ergriffen und zum Ding geschleppt und mit Folter und Tod bedroht. Dadurch erschreckt gelobte er, er wolle Idun in Riesenheim suchen, wenn Freyja ihm ihr Falkenhemd leihe. Wie ers erhielt, flog er gen Norden nach Riesenheim und kam zur Wohnung des Riesen Thjazi, als dieser gerade auf die See hinaus gerudert war. Er verwandelte die Idun, die allein zu Hause war, in eine Nuss und flog mit ihr davon. Als Thjazi heimkam und Idun vermisste, schlüpfte er in sein Adlergewand und flog ihnen nach; wie aber die Asen den Falken herankommen sahen, nahmen sie einen Haufen Hobelspähne und zündeten sie an. Der Adler vermochte seinen Flug nicht schnell genug zu hemmen, sein Gefieder fing Feuer, und nun töteten sie den Riesen innerhalb des Gitters von Asgard.

Auf eine sonst verlorene Sage spielt Lokis Schelte an:
die von allen Weibern

Schweige du, Idun,

Am meisten nach Männern jagt!

Um ihn wandst du

die weissen Arme,

Der die Brust deines Bruders durchstiess!

auch als Frauenname auf Island bezeugt (Arkiv f. nordisk filologi 5, 24 Anm.), bedeutet Erneuung, Verjüngung; der Name ist gebildet vom Präfix ið iterum und vom in Frauennamen häufigen Suffix -unn, vgl. Uhland, Schriften 6, 69, Bugge, Arkiv 5, 24. Sie trägt ihn offenbar als Bewahrerin der Äpfel, die „ellilyf“, Heilmittel gegen Alter heissen. Über die Idunsage und ihre Deutung Uhland, Schriften 6, 69 ff. und Bugge, Arkiv för nordisk filologi 5, 1 ff.

Golther, Germ. Mythologie.

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In der Sage von Idun, der Hüterin der Äpfel, verschmolzen mehrere Bestandteile mit einander. Dass der Idun von Riesen. nachgestellt wird, erinnert an die ähnlichen Sagen von Freyja. Die Feindschaft der Riesen gegen die Götterwelt kommt dadurch zum besondern Ausdruck, dass mit Idun auch die Äpfel, die Quelle der Jugendkraft, den Göttern entzogen werden. So erscheint der Bestand der Welt bedroht, wenn Idun in die Hände der Riesen fällt. Alle diese Beziehungen, auch den Vorwurf der Buhlerei wol nach dem Muster der Freyja, mögen nordische Skalden selbständig geschaffen haben. Wie bei Freyja versucht Uhland auch bei Idun natursymbolische Auslegung des Mythus. In Idun ist das frische Sommergrün an Gras und Laub persönlich geworden. Iduns Raub durch den Riesenadler Thjazi stellt die Entblätterung der Bäume und Entfärbung der Wiesen durch den rauhen Hauch der Herbst- und Winterwinde dar. Im Frühling bringt Loki, die warme Luft, das Grün zurück. Diese Deutung ist zu allgemein, um als befriedigende Lösung gelten zu können. Iduns Verhältniss zum Riesen, die Rolle, die Loki dabei spielt, ist der Sage vom Riesenbaumeister, der Freyja verlangt, auf Lokis Rat sie zugesprochen erhält, durch Lokis List aber sie auch wieder verliert, in der Hauptsache nachgeahmt. Das unterscheidende Merkmal der Idunsage bilden aber Iduns Äpfel, deren Herkunft aus christlicher und antiker Mythologie Bugge nachgewiesen hat. Seinen Aufstellungen kann ein Unbefangener nicht widersprechen, schon um der Äpfel willen, die auf Island nie vorkamen und auch in Norwegen kaum anders als mit den Klostergärten Eingang fanden. In Dänemark, wo die Frucht früher begegnet, fehlt wieder die Idunsage. Iduns Äpfel stammen also jedenfalls aus der Fremde. Aus dem Kreise biblischer Vorstellungen scheint eine Volkssage entwickelt zu sein von einem Apfelbaum, der über einer Quelle sich erhebt. Die Äpfel und das Wasser verleihen ewiges Leben. Ebenso wirken die Apfel in den Gärten der Hesperiden. Welcher Kranke davon geniesst, wird sofort gesund. In Irland geht eine Sage, wie drei Brüder in Falkengestalt die Wunderäpfel Hisbernas rauben. Sie werden von den Töchtern eines Königs, welche Greifengestalt annehmen, verfolgt, entkommen aber glücklich. Die irische Sage, obwol nur in jüngerer Fassung überliefert, scheint in höheres Alter zurückzureichen. Sie ist zweifellos, wie schon der Name Hisberna lehrt, aus den Hesperidenäpfeln entwickelt. In einer ähnlichen Gestalt dürfte sie einst den Wikingern auf Ir

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land bekannt geworden sein. Von den Äpfeln und ihrer wunderbaren Eigenschaft, von ihrem Raube hörten die Nordleute und daraus schufen sie die Geschichte von Idun und ihren Äpfeln. Der Name Idun meint Erneuung, Verjüngung; er wird wol erst mit der Sage selber, welche die Äpfel in die Verwahrung der Göttin gab, entstanden sein. Somit stellt sich der Idunmythus als ein ziemlich spätes Erzeugniss der nordischen Skalden heraus. Die Grundlagen bestimmen sich in Kürze dahin, dass die Göttin selbst und ihr persönliches Verhältniss zu Thjazi und Loki in Anlehnung an Freyjasagen erdichtet wurde, während die Äpfel als Heilmittel gegen das Alter christlichen oder antiken Vorstellungen entstammen. Die Art und Weise, wie Loki Idun, zur Nuss verwandelt, zurückholt, vergleicht sich der irischen Sage vom Raube der Hisbernaäpfel. Im Anfang der Erzählung sind Idun und die Äpfel auseinander gehalten, am Schluss trägt Loki eine Nuss nach Asgard heim. Das deutet auf Verwirrung. Man erwartet, dass Loki die Äpfel, deren die alternden Asen dringend bedürfen, zurückträgt, die Idun durch irgend eine List aus der Gewalt des Riesen löst.

Die Göttin der Jugend, dem bärtigen Sängerahn Bragi vermählt, ist ein schönes dichterisches Bild.

12. Menglod.

Menglod, die Halsbandfrohe, darf als ein Name der FriggFreyja gedeutet werden und darum geht auch der von ihr erzählte Mythus eigentlich auf Frija. In Swipdag, ihrem Erlöser und Gemahl, im raschen Tage, erkennt man den lichten Tagsund Himmelsgott. Frija-Menglod scheint die Jungfrau Sonne, die am Rande des Himmels auf einem Berge schläft, umgeben von loderndem Feuer, der flammenden Morgenröte. Tag, Sonne, Morgenröte verkörpert die Dichterphantasie als besondere Gestalten oder Zustände. Der Wohnsitz, wo die schöne Göttin mit hilf- und segensreichen Genossinnen thront, ist von wabernder Lohe und andern Schrecknissen umzogen und jedem unzugänglich, selbst dem erwarteten Geliebten, wie er in erster Dämmerung, im Morgenwind als Windkald, Kalds Sohn, erscheint. Alle Hindernisse aber schwinden, sobald er sich mit seinem rechten Namen, Swipdag, Solbjorts (des Sonnenhellen) Sohn nennt und sich in seiner wahren

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