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deutet Nerthus als terra mater, weil die Umfahrt der römischen Göttermutter auf einem von Rindern gezogenen Wagen am 27. März, ferner das Bad, dem das Bild der Göttin samt dem Fahrzeug unterzogen wurde, lebbaft an den germanischen Brauch erinnerten. Wie bereits bemerkt, feierten die Schweden die Umfahrt des von einer Priesterin geleiteten Freyr, des Sohnes des Njord (Nerpuz), wovon sie fruchtbares Jahr erhofften. Zweifellos entspringt die Nerthusfeier demselben Glauben, der im Mittelalter und in der Neuzeit in zahllosen Volksbräuchen, in Bittgängen um Ackersegen nachwirkt. Der Grundgedanke liegt in der feierlichen Einholung der im Lenze neu erwachten Geister des Wachstums und Gedeihens. Als Maigraf, Maigräfin, Maikönig, Maikönigin werden die Frühlingsgeister bewillkommnet. Fürs 12. Jahrh. ist ein niederländischer Brauch bezeugt. Zu Ostern und Pfingsten wählten Priester und Kleriker unter Teilnahme des gesamten Volkes aus den Frauen der Priester eine aus, schmückten sie mit Krone und Purpur, setzten sie auf einen Thron und erwählten sie zur Königin. Dann sangen sie den ganzen Tag über unter Begleitung von Musikinstrumenten Lieder und erwiesen ihr wie einem Götzenbilde Ehren.) Beim Frühlingsfest fehlen niemals Chorgesänge und Reigen. Auch die Nerthusfeier wird unter Tanz und Liederklang begangen worden sein. Wenn das erste Grün im heiligen Hain sprosste, ersah der Priester darin das Zeichen der nahenden Göttin. Dann begann die Umfahrt, welche den Lenz einbrachte und die Gefilde mit Fruchtbarkeit segnete. Die Wassertauche findet sich auch sonst bei Ackerbräuchen, beim Pflugumziehen. Sie kann als Regenzauber gedeutet werden. Die ertränkten Knechte sind als Opfer zu verstehen, welche die Bundesstämme der Gottheit um gute Jahreszeit, um rechte Verteilung von Sonne und Regen darbringen. Kögel nimmt den See als den Eingang zur Unterwelt. Dort weilt Nerthus in den Wintermonaten, im Frühling zieht sie hervor durch Fluren und Auen, im Herbst kehrt sie zurück in den Schooss der Erde, wenn die Pflanzenwelt abstirbt. Das wird bildlich durch Auszug und Rückkehr angedeutet. Darf der begleitende Priester als Vertreter des Gottes, des Gemahles der Nerthus gelten, wie umgekehrt dem Freyr eine Priesterin gesellt ist, deren Schwangerschaft die Schweden für ein gutes Zeichen ansehen, so ist in dem umziehenden göttlichen Paare die Zeugungs

1) J. Grimm, Myth. 748, Nachträge 1225.

kraft des Lenzes verkörpert. Nerthus ist somit die Göttin der fruchttragenden Erde, der Fruchtbarkeit überhaupt. Sie weilt unter den Menschen, so lange die Pflanzenwelt dem Lichte entgegensprosst. Sehnsüchtig wird ihre Ankunft nach der langen Winternacht und Todesstarrheit erhofft, mit lautem, festlichem Schalle, mit Gesang und Reigen ihr Einzug gefeiert.

III. Germanische Göttinnen

auf römischen Inschriften und bei antiken Autoren.

Von einigen Göttinnen der Germanen kennen wir nur die Namen, welche inschriftlich oder bei den antiken Autoren überliefert sind. Nur selten steht noch eine dürftige Bemerkung über ihre Art oder ihren Dienst dabei. Mit diesen Göttinnen weiss die mythologische Forschung nicht viel anzufangen. Nur selten ist der Sinn der Namen zu erraten, und selbst wo er völlig klar ist, bleibt doch die Hauptsache dunkel, da die Namen oft nur sehr allgemeine Bedeutung haben. Hätten wir z. B. allein den Namen Frija überliefert, so fände die Etymologie leicht aind. priyâ, die Geliebte, die Gemahlin. Aber damit wüssten wir nichts über ihre Art. Ist nun gar die Etymologie dunkel, so bleiben alle Lösungsversuche im höchsten Grade unsicher.

I. Tanfana.

Tanfana oder Tamfana hiess die marsische Hauptgöttin. Die Deutschen feierten eben ein grosses Fest, erzählt Tacitus, und froh hatten sie die Nacht bei ihren Gelagen hingebracht, noch lagen sie sorglos ihren Rausch verschlafend auf Bänken und neben den Tischen, an denen sie geschmaust und gezecht hatten, umher, als Germanicus über sie kam. Er verteilte sein Heer in vier Haufen, zehn deutsche Meilen in die Runde liess er alles mit Feuer und Schwert verwüsten, Alt und Jung, Mann und Weib niederhauen und das hochberühmte Heiligtum der Tanfana celeberrimum illis gentibus templum, quam Tunfanae vocabant dem Erdboden gleichmachen.') Die Zeit dieses Überfalles war

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1) Annalen 1, 51; zur Feststellung der Lesart des Namens Müllenhoff, ZfdA. 9, 258; 23, 23.

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das Spätjahr 14. Im Herbst pflegten die Germanen grosse Feste zu feiern zum Danke für die Ernte. Bei Angelsachsen und Nordleuten führt der Oktober und November den Namen Opfermonat. Den Festesfrieden benutzte Germanicus zu seinem Streifzug. Zum Herbstfeste waren die Marsen beim altberühmten Stammesheiligtum versammelt. Das Dankopfer galt einer Göttin, Tanfana. 1) Tanfana ist vermutlich ein Name der Mutter Erde, und darum. wurde ihr das Dankesfest für den Ackersegen dargebracht. Möglicher Weise ist der Name damit in Verbindung zu bringen. Müllenhoff vermutet, Tanfana sei die Opfergöttin, wie Juppiter dapalis, zu dem der römische Bauer vor der Aussaat betete und dem er ein Opfermahl, die daps, spendete, ein Opfergott ist. Der Name der Göttin erkläre sich aus ihrer Festzeit, dem grossen Herbstopfer, Tanfana sei die Opferempfangende. Tanfana kann aber auch die Spendende, Segnende, Reichtum Gewährende bedeuten, wie Fulla, Volla, Gefjon, Copia. Auch dieser Name passt auf eine Göttin des Erntesegens und des Herbstopfers.

2. Baduhenna.

Auf friesischem Boden wird ein Hain der Baduhenna erwähnt, wo im Jahre 28 n. Chr. 900 Römer im Kampfe fielen. 2) Aus der

1) Überliefert ist tafane, was in Tanfanae oder Tamfanae aufzulösen ist. Den Nasal erachten J. Grimm und Müllenhoff als infigiert, wie λaußávo zu λαβ-, τύμπανον zu τύπτω u. ä.; sie deuten demnach, als ob Tabana stünde. J. Grimm, Gesch. d. deutschen Spr. 232, 622, 828; Kleinere Schriften 5, 418 ff. rät auf eine germanische Göttin des Herdes und Feuers, Vesta, Eoria, skythisch Tabiti; die idg. Wurzel läge in tepere, aind. tapas, Hitze. Müllenhoff, ZfdA. 9, 258; 23, 23 ff. vergleicht an. tafn,,,Opfertier" und die idg. Wurzel day, welche im lat. daps, dapinare, griech. δάπτω, δάπανος, δαψιλής, δέπας erscheint. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 19 Anm. erinnert an isl. pamb, Schwellung, Fülle, bomb, Fülle, Gespanntheit; pamba, in vollen Zügen trinken; norweg. temba, füllen, stopfen; temba, grosse Mahlzeit. Dann meint des Tacitus Schreibung Tamfana eine germanische Thamfana, pambana. Immerhin ist Kögels Versuch besser als die andern, nachdem die Wurzel,,dap" sonst nirgends Nasalinfix aufweist. Unmöglich ist die Erklärung Jaekels, ZfdPh. 24, 306 ff., wonach Tamfana aus Tamna (zu Wurzel dam, dauάo, domare) entstand und die alles bezwingende Todesgöttin bedeutet.

2) Tac. Ann. 4, 73 apud lucum quem Baduhennae vocant. Nach Müllenhoff, Schmids Zeitschr. f. Geschichtswissenschaft 8, 264 und ZfdA. 9, 240 f. ist Trennungszeichen und Baduennae zu lesen. Man denkt beim Suffix an

flüchtigen Angabe ist gar nichts für diese friesische Göttin zu entnehmen. Ob der Name aus zwei Stämmen zusammengesetzt oder aus einem Stamme mit Ableitungssilbe weitergebildet wurde, ist unklar. Im ersten Falle konnte die friesische Form etwa Baduwini lauten. Baduwini, die Kampfesfrohe, vergleicht sich dem Frauennamen Siguwini, die Siegesfrohe. Als Zusammensetzung badu-wenna (got. winno, Leidenschaft, ahd. winna, Streit) kann der Name auch,,kampfwütig" bedeuten.') Jedenfalls steckt badu-, ,,Kampf", im Namen, und daher scheint der Göttin Beziehung zu Schlacht oder Walfeld zuzukommen.

3. Die Alaisiagae.

Die Inschrift, welche dem Mars Thingsus gewidmet ist, gilt auch duabus Alaisiagis Bede et Fimmilene. Darunter sind wol Göttinnen zu verstehen, die irgend welche Beziehung zu Mars Thingsus gehabt haben müssen. Da nun aber schon dieser Gott für uns rätselhaft ist, sind es die Alaisiagen noch viel mehr, zumal die Etymologie ihrer Namen nicht gelingen will.2) Ursprünglich wurde Tiuz als Gerichtsgott, als Befehlshaber des in Thing und Heer versammelten Volkes gefasst. Da wies Heinzel auf die im Schulzenrecht des westerlauwerschen Friesland genannten bodthing und fimelthing hin. In der Benennung dieser Dingversammlungen sollten dieselben Wortstämme wie in den Namen der Alaisiagen wiederkehren. War Tiuz über das Allding des Volkes gesetzt, so lag es nahe, anzunehmen, die kleineren Dinge seien unter den Schutz der Göttinnen gestellt worden. Ist doch auch die nordische Syn bei den Dingversammlungen in solchen Streitsachen zur Schützerin bestellt, wo Männer etwas zu leugnen haben. Weinhold vermutete noch Schreibfehler für *alaisagis (ėsago); es seien die Gesetzessprecherinnen. Somit schien das Denkmal irgend einem Rechtsfalle zu entstammen. Aber bodthing und fimelthing sind späte Ein

kelt. Arduenna, Zeuss Gramm. celtica2 774. Siebs, ZfdPh. 24, 1 ff. erklärt Baduhenna als Beiname Wodans, der im Kampfe tötende Walvater; das ist abgesehen von anderm sprachlich unmöglich.

1) Vgl. v. Grienberger, Beiträge 19, 531 ff.

2) Die Litteratur über den Stein wurde bereits im Abschnitt über Tiuz S. 204 Anm. 2 mitgeteilt. Zum oben Vorgetragenen Heinzel, Westd. Ztschr. 3, 292; Weinhold, ZfdPh. 21, 1 ff.; Kauffmann, Beiträge 16, 201 ff.; Siebs, ZfdPh. 24, 434 ff.

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richtungen der Friesen, der etymologische Zusammenhang mit den Namen der Inschrift ist zweifelhaft, Mars Thingsus ist nicht der übers Ding waltende Tiuz.

Freilich haben die übrigen Auslegungen ebenso wenig ein befriedigendes Ergebniss zu erzielen vermocht. Kauffmann nimmt als Grundwort al-aisiag- an, das zu ahd. êrên, an. eira,,,schonen", gehöre. Alaisiagen seien die Allhilfreichen. Bede ist Dativ zu friesisch Bed. Der Name steht im Ablaut mit as. gibada,,,Trost“, mhd. bate,,,Nutzen",,,Hilfe"; er besagt etwa helfende Trösterin. Zu Fimmilene wird im Nominativ eine germanische Fimilô angenommen (zu an. fimr,,,hurtig", „behend"). Es sind demnach göttliche Hilfespenderinnen, die Trost und rasche Abwehr drohender Gefahr gewähren.

Ganz anders urteilt wiederum Siebs. Er geht von an. eisa, „eilen“, „stürmen", aus, das urgermanisch *aisjan lauten müsste. Alaisiagen wären die gewaltig Einherstürmenden. Bede wird mit as. undar-badôn, „,erschrecken", in Verbindung gebracht. Bêdô sei die Schreckerin, die Bedrängerin, die Verkörperung des Wirbelwindes. Fimilô heisst Bewegung, Wehen des Windes; im Nds. bedeutet fimmeln „flattern", „,hin und her fahren"; Svipul, die Bewegliche, ist ein Walkürenname. Der Denkstein gilt dem Himmelsund Wettergott Tiuz, und den beiden gewaltig einherfahrenden Göttinnen, der schreckenden Bêd und der stürmenden Fimila.

Diese drei grundverschiedenen Auslegungen zeigen, wieviele Möglichkeiten der blossen etymologischen Erklärung sich darbieten, wie unsicher und unbestimmt aber alle auf diesem Wege allein erholten Vermutungen stets bleiben müssen. Nach wie vor ist das Wesen der Göttinnen uns vollkommen dunkel.

4. Hlodyn und Hludana.1)

Hlodyn ist Widars Mutter, die an einer andern Stelle Grid, die Heftige, Ungestüme, genannt und als Riesin bezeichnet wird. Die Snorra Edda fasst Hlodyn als einen Namen der Jord, der Erdgöttin, auf. Zum Beweise wird eine Weise des Skald VoluSteinn aus dem 10. Jahrh. angezogen, wonach die Steine als Hlo

1) Hlóþyn begegnet Vol. 55; dass sie Widars, nicht Thors Mutter ist, zeigt Kauffmann, Beiträge 18, 136 ff.; Hlóþyn gleich Jord SE. 1, 474; in der Olafssaga Tryggvasonar Fms. 1, 123 hlobyn markar, terra silvae; in der

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