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naviens, wo neben Lappen und Finnen auch die Trolle hausen, zu suchen ist.

2. Thorgerd Hölgabrud.

Wenn man auf ihren Ursprung achtet, steht Thorgerd der Skadi am nächsten. In Halogaland, wo Germanen und Finnen zusammen hausten, kam die Verehrung der Thorgerd Hölgabrud oder Hölgatroll auf. Skadi begegnet nur in der Göttersage, aber keine tiefer eingreifende Thätigkeit ist ihr verliehen; dagegen erfahren wir von eifrigem, der Thorgerd geweihtem Dienste.') Snorri berichtet (SE. 1, 400): So wird erzählt, dass König Hölgi, nach dem Halogaland genannt ist, der Vater der Thorgerd Hölgabrud war. Beide wurden durch Opfer verehrt. Saxo (B. III S. 116) weiss von Helgo, dem König von Halogaland, dass er um Thora, die Tochter des Guso, des Königs der Finnen und Bjarmier, warb. Aus beiden Berichten ergibt sich eine Sage, wonach Hölgi (d. i. Hálogi, Háleygr), der mythische Ahnherr des Geschlechtes der Haleygjerjarle, mit der Finnin Thorgerd, die eben daher den Beinamen Hölgabrud, Braut des Hölgi, führt, vermählt war. Thorgerd und ihre Schwester Irpa wurden die Schutzgöttinnen der haleygischen Jarle. Jarl Hakon, der berühmteste dieses Stammes, der 970-995 Norwegen beherrschte und das Heidentum wieder aufrichtete, war ihrem Dienste ergeben. Über Irpa ist aus den Quellen nichts Näheres zu erfahren. Detter meint, der Thorgerdmythus stehe in Zusammenhang mit der Sage von Helgi, Thora und Yrsa. Helgi zeugt mit Thora auf der Insel Thorö bei Dänemark eine Tochter namens Yrsa. Als diese herangewachsen war, kam Helgi nochmals auf die Insel und machte die Yrsa, die er nicht als seine Tochter erkannte, zu seinem Weibe. Als er die Wahrheit erfuhr, gab er sich aus Reue den Tod. Irpa, die Braune, das Bastardkind, soll mit Yrsa gleich sein. Daher erklärt sich, dass bei Snorri Hölgabrud als Hölgis Tochter erscheint. Ursprünglich waren Thorgerd und Irpa beide Hölgis Bräute. Wie diese berühmte nordische Sage mit dem haleygischen Jarlsgeschlecht verwoben wurde, bleibt dunkel. So viel ist gewiss, frühzeitig wurde der Mythus an Halogaland geknüpft und nahm Züge finnisch

1) Über Thorgerd Hölgabrúde, die in späterer Verderbniss auch als Hördabrudr, höldabrur, hörgabruur erscheint, vgl. G. Storm, Arkiv for nordisk filologi 2, 124ff.; Detter, ZfdA. 32, 394 ff.

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lappischen Aberglaubens an. Hölgis Grabhügel bestand nach Snorri SE. 1, 400 aus einer Schicht Gold und Silber und einer zweiten Schicht Erde und Stein; darnach nannten die Skalden das Gold die Grabhügeldecke Hölgis. Dem finnischen Gotte Jumali war nach der Heimskringla S. 382 ff. ein ähnlicher Opferhtigel geweiht. Der Hügel war aus Gold, Silber und Erde errichtet. Thorgerd und Irpa erzeigen ihre Hilfe durch Wettermachen, Pfeilschiessen aus allen Fingern, Zauberei, also durch die Künste, um deren willen gerade die Finnen berühmt waren.1) Die Verehrung der Thorgerd und Irpa wurde ausschliesslich vom Jarl Hakon im südlichen Norwegen ausgeübt und scheint nur durch ihn aus dem hohen Norden, wo Nordleute und Finnen mit einander vermischt waren, herunter verpflanzt worden zu sein.

Die Njálssaga Kap. 88 weiss von einem Tempel im Gudbrandsdal, der dem Jarl Hakon und Gudbrand gehörte. Drin sass Thorgerd Hölgabrud in Lebensgrösse, einen Goldring an der Hand und ein Tuch um den Kopf. Vigahrappr beraubte sie des Kopftuches und des Ringes. Hierauf nahm er den Ring Thors an sich, der auf seinem Wagen stand. Endlich zog er auch der Irpa ihren Goldring ab. Hierauf steckte er den Tempel in Brand. Man hat sich dieser Beschreibung nach im Tempel drei Götterbilder zu denken, Thor auf seinem Wagen in der Mitte, zu seinen Seiten Thorgerd und Irpa. Alle drei waren wol gekleidet und mit goldenen Ringen geschmückt. In der Færeyingasaga Kap. 23 wird von einem andern Tempel des Jarls im Drontheimischen erzählt. Hakon und Sigmund Brestisson gingen mit einander in den Wald. Sie kamen zu einem freien Platz, worauf ein Haus stand. Eine Einfassung von Pfählen war umher. Das Haus war sehr schön und das Schnitzwerk war mit Gold und Silber verziert. Hakon und Sigmund gingen in das Haus hinein. Da waren viele Götzenbilder, viele Glasfenster waren an dem Hause, dass es überall frei von Schatten war. Eine Frau war in dem Hause quer vor dem Eingang, und sie war prächtig geschmückt. Der Jarl warf sich ihr zu Füssen und lag lange. Darauf erhob er sich und sagte zu Sigmund, sie wollten ihr ein Opfer geben und auf den Stuhl vor ihr Silber legen. Das aber, sagte Hakon, werden wir zum Zeichen haben ob sie meine Bitten erhören will, wenn sie den Ring loslässt, den sie an ihrer Hand hat, und der Ring, Sigmund, wird dir Glück

1) Belege sammelt Uhland, Schriften 6, 403.

bringen. Nun zog der Jarl an dem Ringe und es däuchte Sigmund, als ob sie die Hand zusammen drücke und dem Jarl den Ring verweigere. Der Jarl warf sich zum zweiten Male vor ihr nieder und Sigmund bemerkte, dass er weinte. Als er aufstand und wieder an dem Ringe zog, ging er auch wirklich los. Der Jarl reichte Sigmund den Ring und sagte, er solle ihn niemals weggeben. In der späten Saga von Thorleif Jarlaskald (Flateyjarbók 1, 213) ist vom selben Tempel der Schwestern Thorgerd Hörgabrud und Irpa die Rede, und von einem Speer, den Hakon aus dem Tempel entnahm und welcher früher dem Hörgi (d. i. Hölgi) gehört hatte. Vielleicht war ursprünglich Hölgi, nicht Thor, zwischen den Schwestern aufgestellt gewesen. Die Beschreibung des Tempels mit Glasfenstern erinnert an eine Kirche, wie sie im alten Norwegen, das die eigenartigen Holzkirchen erbaute, nicht vorkam; des Jarls Gebet ist auch nicht echte Heidenart. Endlich ist das Bild, das den Ring nicht hergeben will, der Venus mittelalterlicher Sagen ähnlich. Wir haben es mit lauter romantischen, jungen Zusätzen zu thun, denen keine Gewähr für die wahre heidnische Sitte zukommt. Der Bericht der Hardarsaga Kap. 19 (Islendinga sögur 2, 59) ist vollends unbrauchbar. Da ist Thorgerd Schwester des gespenstischen Wikingers Soti. Auf Island erhebt sich ihr ein Tempel. Grimkell ging dorthin, um mit Thorgerd Rates zu pflegen. Da sah er, wie sich die Götter geschäftig zur Ausfahrt rüsteten. Thorgerd wollte Grimkell verlassen und zu seiner Tochter übergehen. Im Zorne darüber legte Grimkell Feuer an den Tempel. Noch am selben Tage starb er plötzlich.

Echter scheint der Beistand zu sein, welchen Thorgerd dem Jarl Hakon im Kampfe leistet. Schon Bischof Bjarni (um 1200) in der Jómsvíkinga drápa 32 weiss, dass die Hölgabrud ein Hagelwetter über Hakons Feinde schickt. Genaueres erzählt die Saga.') In der Schlacht gegen die Jomswikinger im Jahre 987 oder 988 wandte sich Jarl Hakon, als seine Sache schlimm stand, an Thorgerd. Mit wenig Leuten fuhr er auf eine bewaldete Insel. In einer Waldlichtung warf er sich gen Norden auf die Knie nieder und bat Thorgerd um Beistand. Aber sie blieb taub. Da glaubte der Jarl, sie sei ihm zornig und bot ihr verschiedene Opfer an. Aber sie wollte nichts annehmen, und seine Sache dünkte ihm hoffnungslos. Da verhiess er ihr schliesslich Menschenopfer. Doch

1) In der Jómsvíkinga saga Kap. 44 (Fornmannasögur 11, 134 ff.).

Thorgerd hilft mit Hagelwetter in der Seeschlacht.

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sie wollte das von ihm versprochene Menschenopfer nicht annehmen. Da erhöhte er sein Angebot und verhiess ihr alle Leute, nur nicht sich selber und seine Söhne Eirik und Svein. Der Jarl hatte einen vielversprechenden 7 Winter alten Sohn mit Namen Erling. Diesen wählte sich Thorgerd als Opfer. Als sein Gebet und Opfer erhört war, schien es dem Jarl wieder besser zu werden. Er überantwortete sein Kind dem Skopti, seinem Knechte, welcher es nach Opferbrauch tötete. Darauf kehrte der Jarl mit neuer Zuversicht zu seinen Schiffen zurück. Er sagte: Ich weiss, wir werden die Joms wikinger besiegen; denn ich habe den Schwestern Thorgerd und Irpa um Sieg geopfert und sie werden mich so wenig trügen wie früher. Der Kampf, welcher während Hakons Abwesenheit geruht hatte, entbrannte von neuem. Der Jarl fuhr dem Führer der Wikinger, Sigwaldi, entgegen im Vertrauen auf Hölgabrud und Irpa. Da zog im Norden mit grosser Schnelligkeit ein drohendes, finsteres Wetter auf. Gegen Nachmittag stieg plötzlich das Gewölk empor und Hagel brach los mit Blitz und Donner, so dass alle Jomswikinger dagegen zu kämpfen hatten. So stark war das Hagelwetter, dass die Leute nicht dagegen Stand halten konnten. Sie hatten zuvor wegen der Hitze die Kleider abgelegt; obwol sie nun von Frost geschüttelt wurden, gingen sie doch mannhaft ins Gefecht. Da erblickte zuerst Haward die Hölgabrud im Gefolge Hakons, bald aber sahen sie auch andere geistersichtige Leute. Ihnen dünkte, als der Hagel etwas nachliess, dass von jedem Finger der Unholdin ein Pfeil flog, und jedesmal wurde ein Mann dadurch getötet. Sie sagten es Sigwaldi, der erwiderte: Mir scheint, wir haben hier nicht gegen Menschen zu kämpfen, vielmehr gegen die schlimmsten Trolle. Als das Unwetter etwas abnahm, rief der Jarl Hakon nochmals eindringlich zu Thorgerd und ihrer Schwester Irpa, und mahnte sie, wieviel er ihnen gab, indem er seinen Sohn um Sieg opferte. Da begann der Hagelsturm von neuem, und Haward erblickte zwei gleich gestaltete Weiber auf Hakons Schiff, genau so wie er zuvor eine gesehen hatte. Da gebot Sigwaldi zu fliehen, weil er es nicht mit zwei Unholdinnen aufnehmen wollte. So gewann Hakon mit Thorgerds Hilfe den Sieg.

Um sich am Skald Thorleif zu rächen, rief Jarl Hakon zu Thorgerd Hörgabrud und ihrer Schwester Irpa, damit sie einen Zauber nach Island schickten, der den Thorleif zu Schaden brächte. Aus einem Holzklotz wurde eine Menschenfigur angefertigt und

vermittelst der Zauberkünste des Jarls und der Schwestern das Herz eines getöteten Mannes hineingelegt. Der Holzmann wurde auf die Füsse gestellt, Thorgard genannt und durch teuflischen Zauber dahin gebracht, dass er gehen und reden konnte. Dann wurde der Spuk nach Island geschickt und durchbohrte den Thorleif mit dem Speer, den Hakon ihm aus dem Tempel der Schwestern gegeben und den einst Hörgi besessen hatte.') Wie ein Troll äussert sich also Thorgerd, weshalb sie auch Hölgatroll heisst. Überhaupt stellt die jüngere Überlieferung sie auf eine Stufe mit den Unholdinnen. Es ist schwer, über die ursprüngliche Art der Thorgerd ins Reine zu kommen. Soviel ist sicher, Hakon verehrte sie als Schutzgöttin seines Stammes und errichtete ihr Tempel. Im Kampfe half sie ihm mit Wetterzauber. Dass Hakon Trolle anbetete, ist wenig wahrscheinlich. Der Jarl erweist sich sonst als eifriger Opferer und ehrt Thor und Odin. Trotz ihrer unholden, fremdartigen Weise hat er aber doch zu seinen Stammesgöttern am meisten Vertrauen. Schwerlich hat allein spätere, christliche Anschauung die Thorgerd so düster dargestellt; denn ebenso hätte sie mit Thor und Odin verfahren müssen. Schon von Anfang an musste der Thorgerd etwas Dämonisches anhaften. Auch hier bietet das Heimatland ihres Kultes. Aufschluss: nordgermanische und finnische Glaubensvorstellungen sind mit einander verschmolzen. Darum mangelt der Thorgerd der Adel echt nordischer Göttinnen, und steht sie den Trollen näher.

VI. Die Sonnengöttin.

Ein eigentlicher, mythologisch ausgebildeter Sonnendienst begegnet bei den Germanen nicht. Zwar Caesar 2) spricht von der germanischen Religion, als wäre sie ein blosser Glaube an Elementargewalten, an Sonne, Mond und Feuer. Dem gegenüber enthüllt sich uns schon aus des Tacitus Bericht ein reicher Götterglaube, der in hohes Altertum zurückreicht. Caesar hat nur lückenhafte Kenntniss und meint, die Gesamtheit zu überblicken. Beim Halsband der Frija spielen nach Müllenhoff Sonnenmythen herein.

1) Þáttr Þorleifs jarlaskálds, Flateyjarbók 1, 213.

2) B. G. 6, 21 deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solem et Vulcanum et Lunam, reliquos ne fama quidem acceperunt.

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