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Wenn nun die Sonne zwar zu keiner vergeistigten, persönlich wirkenden und handelnden Göttin Anlass gab, so eignet doch dem Volksglauben die Neigung, von Frau Sonne und Herrn Mond zu reden.') Damit ist der erste Ansatz zur Mythologie einer Sonnengöttin gegeben, aber eine Weiterbildung scheint nie erfolgt zu sein. Im 7. Jahrhundert predigt der heilige Eligius unter den Franken nullus dominos solem aut lunam vocet neque per eos juret. Im Merseburger Zauberspruch tritt Sunna neben Sinthgunt auf. Am weitesten gedieh die Vorstellung von der Sonnengöttin im Norden, wahrscheinlich unter dem Einfluss antiker Gelehrsamkeit. Mundilföri hatte zwei Kinder: Mani hiess der Sohn und Sol 2) die Tochter. Diese wurde mit Glen vermählt. Die Götter zürnten wegen des Hochmuts, dass sie solche Namen führten, und setzten sie an den Himmel. Sol liessen sie die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne zogen, welchen die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog. Die Pferde heissen Arwakr (Frühwach) und Alswid (Allklug). Unter dem Bug der Pferde befestigten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen. Diese werden in einigen Liedern Isarnkol (Eisenkühle) genannt. Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Vollmond. Die Sonne fährt schnell, denn nahe sind ihre Verfolger, die Wölfe Skoll und Hati. Nach dem Wafthrudnirliede 47 gebiert die Sonne, welche Alfrodul, Elbenstrahl, genannt wird, eine Tochter. Wenn Fenrir die Sol verschlang, wenn die Götter vergingen, dann wird die Maid auf den Wegen der Mutter fahren.

In diesen Berichten lagern mehrere Schichten ganz verschiedener Vorstellungen übereinander. Aus dem Volksglauben stammen die persönlich gedachte Sol und der Wolf, der das Tagesgestirn verfolgt. Dem Lichtgotte war ein Ross zu eigen. Daran mag die Vorstellung von Sonnenpferden anknüpfen. Alswid, der Alleswissende, kann sogar seinen Namen vom Rosse des Tiuz haben. Die gehegten heiligen Rosse hielten die Germanen für Mitwisser der Gottheit. Aber alles andre ist fremdartig. Schon die Genealogie der Sol gemahnt an antike Muster. Die Mythographen gefielen sich besonders in derlei Stammbäumen von Tag, Nacht, Äther u. dgl. Der von zwei Rossen gezogene Sonnenwagen ist

1) J. Grimm, Myth. 666 f.

2) Über Sol und die Sonnenpferde Vafpr. 23, 47; Grímn. 37; Sigrdr. 15; Gylfag. Kap. 11 u. 12. Vgl. E. H. Meyer, Die eddische Kosmogonie S. 105 f.; Mythologie 293 ff.

dem der antiken Sage nachgebildet. Nirgends sonst zeigt sich. auf germanischem Gebiete eine Spur davon. Im Namen des Arwakr klingt Eous, das eine der Sonnenrosse, an. Für die kühlenden Blasebälge lässt sich die unmittelbare Quelle nicht feststellen. So liegt auch hier im Mythus von Sol, wie so häufig im Norden, eine aus heimischen und fremden Bestandteilen zusammengesetzte Sage vor.

VII. Angebliche Göttinnen.

I. Eostre und Hrede.

Die germanische Sprache besitzt einen Wortstamm austraim Sinne von östlich, morgenlich.') Wie Mittag, Mitternacht, Abend, so wurde der Begriff „Morgen", „Morgenröte" zur Bezeichnung der Himmelsgegend verwandt. Bei Aufnahme der Jahresteilung nach 12 Monaten wurde der April bei den Deutschen und Angelsachsen Ostermond genannt, wahrscheinlich als der Monat des wieder aufgehenden und wachsenden Morgenlichtes. Dass die Germanen eine *Austro, eine Göttin der Morgenröte wie die Inder eine Usas, die Griechen eine Eos, die Römer eine Aurora verehrten, ist möglich, aber durch kein Zeugniss aus dem Heidentum erwiesen. Die Osterbräuche erklären sich aus dem Frühlingsfeste, das den Germanen wie allen Völkern eigen war, aber auf keine bestimmte Gottheit zu beziehen ist. Dass der April als der Monat des Morgenlichtes benannt wurde, ist begreiflich. Dass eine Göttin des Morgenlichtes, Eostre die Göttin des Frühlings, in jenen Zeiten ein Fest hatte und dem Monat, in welchem nach der neuen römischen Jahresteilung ihre Feier fiel, den Namen verlieh, ist eine Meinung Bädas 2), die keinerlei Gewähr hat. Die zahlreichen Monatsnamen

1) Aind. usrâ, lit. auszrà,,,Morgenröte", kehrt im german. Stamm austra-, „Osten“, wieder; vgl. Ôstrogotha; Austro-, Austar- in Eigennamen; an. austr, as. abd. ôstar, „ostwärts", dazu ôstrun, ags. éastro, „Ostern". Vgl. Brugmann, Grundriss 2, 185; Noreen, Abriss der urgerm. Lautlehre 167; Kluge, Etym. Wb. unter Osten und Ostern.

2) Båda de tempor. rat. cap. 13 costurmonath qui nunc pascalis mensis interpretatur, quondam a dea illorum, quae Eostre vocabatur et cui in illo festa celebrabant, a cuius nomine nunc paschale tempus cognominant, consueto antiquae observationis vocabulo gaudia novae solemnitatis vocantes. Hredmônath (März) a dea illorum Hreda cui in illo mense sacrificabant, nominatur. Diese angeblichen Göttinnen sind von Bäda erfunden und haben so

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unter den Germanen stammen aus allen möglichen, insbesondere landwirtschaftlichen Beziehungen, niemals aber sind sie von Götternamen hergenommen. Wol aber wird umgekehrt der Monat oft persönlich gedacht, selbst unter den römischen Namen. Darum ist Bädas Meinung, es habe unter den Angelsachsen Göttinnen namens Eostre und Hreda gegeben, wenig glaubhaft.

Die von J. Grimm in der Mythologie 266 ff. aufgestellten altdeutschen Göttinnen Hruoda, Ostara, Ricen 1), Zisa 2) sind aus den Glaubensvorstellungen der alten Deutschen zu streichen.

2. Frau Holle, Berchte und andre weise Frauen.

Unter vielen Namen, die nach den verschiedenen Gegenden wechseln, erscheint zu gewissen Zeiten, namentlich in den Zwölften und zu Fasten, nach neuerer Volkssage ein gespenstisches Weib, das die Wohnungen der Menschen, die Spinnstube heimsucht, das Speiseopfer empfängt, an dessen Namen auch sonst allerlei Geistersagen anknüpften. Man hat lange Zeit mit dieser Erscheinung des späteren, mittelalterlichen und neuzeitlichen Volksglaubens Missbrauch getrieben, indem darin Spuren vom Umzug der altgermanischen Hauptgöttin gesucht wurden. Zum Nachweise sollten die oft recht zweifelhaft überlieferten und willkürlich gedeuteten Namen dienen. J. Grimm, A. Kuhn, Schwartz, Simrock und ihnen folgend fast alle neueren Sagenforscher haben sich täuschen lassen und allzu schnell Volksbräuche neueren Ursprungs in ihren Einzelheiten zum germanischen Götterglauben in Beziehung gebracht. Freke, Fricke, Fru Gode, Fru Wode erinnerten an Frija, Wodans Frau, obwol sprachliche und sachliche Gründe entgegen stehen; Frau Holda und Berchta, womit Bjort, Menglods Jungfrau, sich wenig Gewähr als die ndl. Leva, nach der leumaent, laumaent, der Laubmond, heissen soll. Wir haben auch nicht persönlich gewordene, vom Volk geglaubte Monate zu denken wie im isl. Porri, Gói, Einmanutr, Harpa, in der rheinfränkisch-märkischen Sporkele, Spurkele (Februar). Vgl. Weinhold, Die deutschen Monatsnamen, Halle 1869 im alphabetischen Verzeichniss der germanischen Namen.

1) Ricen vermutet J. Grimm, Myth. 268 Anm. †; dagegen Sievers, Beiträge 16, 366 ff.

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2) Zisa ist von den Gelehrten im Mittelalter aus dem Namen Augsburgs Cisburg oder aus dem Cisatag (* sisetag kartag, Tag der Totenklage) gefolgert; vgl. Bachlechner, ZfdA. 8, 587 f.; Laistner, Würtemb. Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte, Neue Folge, 1892, S. 5. Vgl. oben S. 205.

verglich, galten als alte Beinamen. Frija, die holde, lichte, wie sie zu heiligen Zeiten unter den Menschen Umfahrt hielt, haftete noch bis zur Gegenwart herab im Bauernglauben. Dass Holda und Berchta meistens gar nicht hold und schön erscheinen, sondern im Gegenteil als hässliche Hexen, that nichts, indem das Christentum das edle und hoheitvolle Bild der göttlichen Frau ins Schlimme verkehrt hatte. Und mitunter fanden sich ja doch auch bei diesen Gestalten freundlichere Züge, in denen hinter der verunstaltenden Maske das wahre Wesen der gütigen und schönen Göttin hervorbrechen konnte. Hafteten die Namen der alten Götter in den Wochentagen und vielleicht auch hie und da in Ortsnamen, warum nicht auch in der mündlichen Überlieferung des gemeinen Mannes, in den uralten bäuerlichen Bräuchen, in denen ja thatsächlich und unleugbar ein gutes Stück Heidentum noch fortlebt? Dass sie vorwiegend erst in den Sagensammlungen unseres Jahrhunderts auftauchen, ist nicht zu verwundern, weil man früher der Volkssage nur selten und beiläufig Beachtung schenkte. Überdies lassen sich auch einzelne der fraglichen Göttinnen bis ius 14. Jahrh. zurück verfolgen, woraus ihr Alter und ihre Echtheit erhellt. Mögen auch einige der Namen ihren Anklang an die Heidengötter dem frommen Übereifer moderner Forscher verdanken 1), so bleibt doch immerhin in älteren Quellen ein unanfechtbarer Rest bestehen. Soweit scheint die Beweisführung begründet und geglückt. Und doch hält sie nicht Stand. Unerklärt bleiben diejenigen Namen, welche keinen Zusammenhang mit den heidnischen Göttinnen zeigen, unerklärt bleibt das eigentliche Wesen der Erscheinung, wovon allein ausgegangen werden muss. Das Heidentum selber zeigt die fraglichen Beiwörter nicht in Verbindung mit Frija, was allerdings in Anbetracht unserer dürftigen und lückenhaften Kenntniss nicht allzu schwer ins Gewicht fällt. Aber weit leichter wird auf andrem Weg eine befriedigende Erklärung erzielt, die nicht über das Sichere und thatsächlich Gegebene, den Volksbrauch und Aberglauben hinausgreift, und somit einer die Thatsachen bei Seite schiebenden Auslegung vorzuziehen ist. Die deutsche Mythologie hat die gemeinsame Grundlage aller dieser gespenstischen vielnamigen Frauen hervorzuheben, dann die etwaigen weiteren Zuthaten, in denen

1) So z. B. die Frie und Fricke, der „vergodendel", als Teil des frð Wodan, wogegen Knoop, Ztschr. f. Volkskunde 2, 449 ff. u. 3, 41 ff.

Umfahrt gespenstischer Frauen.

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keineswegs dieselbe Übereinstimmung herrscht, die vielmehr mancherlei Sonderbildungen aufweisen. Das Alter jeder einzelnen Erscheinung ist so gut als möglich zu belegen, aber eine Anknüpfung ans Heidentum nicht gewaltsam zu erzwingen, wo die Umstände eine solche nicht gebieten, eher verbieten.

Aus dem Glauben an Gespenster, Seelen, Maren, Elbe, entspringen zahllose Volksgebräuche, so auch die, welche den wiedergehenden und umziehenden Geistern einen gewissen Dienst gewähren. In den Zwölften darf kein Flachs auf dem Wocken, kein Garn auf Spinnrad und Haspel mehr sein, sonst bekommen böse Wesen Macht darüber und spinnen ihn ab, zünden ihn an oder machen ihn durch Besudelung unbrauchbar. Oft greift eine Hand zum Fenster herein, wirft Spindeln herein, die zur Strafe schnell vollgesponnen werden müssen. Die Spinnarbeit soll an den bestimmten Abenden gethan sein und ruhen. Offenbar zielt der Brauch auf Feiertagsheiligung, welche mit Aussetzen der Werktagsarbeit bethätigt wird. Die Säumigen überrascht ein Geisterbesuch, der Teufel oder gespenstische Frauen mit hexenhaftem Aussehen. Die Arbeitseinstellung deutet manchmal auch darauf, dass dem unheimlichen Besuch der sonst dem Menschen gehörige Platz eingeräumt wird. Neben der Einstellung der Spinnarbeit begegnet auch das Speiseopfer in zwiefacher Art: dass den einkehrenden Geistern Speisen angerichtet werden, dass die Leute an den Tagen nur bestimmte Nahrung zu sich nehmen. Die einsprechenden mit Opfer geehrten Geister bringen ein gutes Jahr, Gedeihen des Hausstandes und der Feldfrucht. Wer eine andere als die altherkömmliche Speise an dem betreffenden Tage zu sich nahm, dem schneidet das Gespenst den Bauch auf und füllt ihn mit Häckerling oder gibt ihm wenigstens einen Tritt. An den allgemeinen, in Arbeitsruhe und Speisegebot sich äussernden Brauch knüpfen nun die Sagen von der dem Bruche des Feiertags folgenden Strafe, von der Macht böser Geister, welcher der Nachlässige verfällt, die in der Hauptsache ebenfalls zusammen stimmen und eigentlich nur in der Benennung der zukehrenden Frau unter sich abweichen. Die Namen der Erscheinung entstammen verschiedenen Anschauungen, die teilweise verständlich sind. In Mitteldeutschland ist Frau Holle oder Hulda bekannt. Das Gebiet der Volkssagen, welche sie nennen, reicht im Norden bis zum Harz, im Osten bis in die Gegend von Halle und Leipzig; von hier aus südwestlich ins Mainthal nach Unterfranken. Vereinzelt reicht

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