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vom Weltende, vom jüngsten Gericht, von der ewigen Seligkeit und von den ewigen Strafen zu predigen. Wo sie heidnische kosmogonische oder theogonische Vorstellungen vorfanden, widerlegten sie diese mit dem Hinweis auf den ewigen Gott, der vor dem Weltstoffe da war, nicht wie die Heidengötter aus dem Stoff hervorging, geschaffen oder gezeugt wurde. Die Kosmologien der verschiedenen Völker, unabhängig vom reinen christlichen Gottesbegriff, gleichen einander in Einzelheiten oft aufs genauste. Da von einer Uroffenbarung der Menschheit oder von einer urarischen. Weltlehre nicht die Rede sein kann, sind die zahlreichen Übereinstimmungen nur aus Zufall oder durch Entlehnung zu erklären. Gewiss ist die Wahrscheinlichkeit unleugbar, dass viele Völker durchaus unabhängig und selbständig diese Fragen aufwarfen und ähnlich beantworteten. Die Natur gewährt den Stoff zur Antwort, das Denken des menschlichen Geistes kann aus übereinstimmenden gleichen Voraussetzungen manchmal auch unwillkürlich zu denselben Schlüssen gelangen, falls die Grundlagen sehr einfach sind. Aber wenn sich Gleichungen in einer zusammenhängenden, stufenreichen und sinnvollen Reihenfolge von Schöpfungsakten einstellen, wenn Einzelheiten, die einem kunstvollen, willkürlichen Gedankengang entspringen, zusammenstimmen, so liegt die Annahme der Entlehnung nahe. Nachahmung und Entlehnung scheinen um so glaublicher, wo die allgemeinen Verhältnisse ein Einströmen fremder Einflüsse ermöglichen. Die nordische Mythologie enthält eine sehr ausführliche Weltlehre. Da erhebt sich nun die Frage, ob dieselbe auch für die deutschen Stämme in Anspruch genommen werden darf, ob sie gemeingermanisch oder ausschliesslich nordisch ist, ob sie auf nordgermanischem Boden aus lauter heimischen Vorstellungen erwuchs, oder ob fremde, antike oder christliche Einflüsse darin zu erkennen sind. Zunächst sind die Zeugnisse zu prüfen, welche für das Dasein ähnlicher. Sagen unter den deutschen Stämmen angeführt zu werden pflegen.

I. Deutsche Sagen

über den Ursprung der Götter und Menschen.

Dass die Germanen eine Theogonie und Anthropogonie, Lieder vom Ursprung der Götter und Menschen besassen, wird durch Tacitus Germania Kap. 2 bezeugt. Sie priesen in alten Gesängen den

Sagen vom Ursprung der Götter und Menschen.

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erdgeborenen Gott Tuisto und seinen Sohn Mannus, die Urheber und Erzeuger ihres Volkes. Dem Mannus schrieben sie drei Söhne zu, nach welchen die Ingaevonen, Erminonen, Istaevonen genannt sind. In diesem Mythus war vom Ursprung der Menschheit überhaupt, dann vom Ursprung der germanischen Stämme im besonderen erzählt. Aus der Erde ging ein göttliches Wesen hervor, Tuisto, der Zwitter. Der zeugte Mannus 1), d. i. den Urmenschen; also nicht geschaffen, sondern auf natürlichem Wege von den Göttern gezeugt ist die Menschheit. Die Stammväter der germanischen Völkerschaften sind Söhne des Urmenschen. Wenn andererseits die Ingaevonen, Erminonen, Istaevonen den Namen ihrer Stämme dem Tiuz beilegten, so betrachteten sie sich damit aber auch als seine unmittelbaren Nachkommen. Demnach scheinen im Mythus, auf welchen Tacitus anspielt, zwei ursprünglich selbständige und eigentlich unvereinbare Sagen zusammengeschweisst worden zu sein. Die Sagen vom gottgezeugten Urmenschen und von den Tiuzsöhnen, die unabhängig neben einander entstanden sein müssen, wurden einander untergeordnet und daraus ergab sich die von Tacitus berichtete Reihenfolge. 2) Tacitus fügt hinzu, es gebe noch mehr Göttersöhne, nach denen Völkerschaften genannt seien — pluris deo ortos plurisque gentis appellationes. Für die germanische Theogonie lernen wir nur, dass die Erde als Göttermutter galt. Aber es lässt sich nicht bestimmen, ob Tuisto unmittelbar aus der Erde entsprosste oder ob der Himmel sein Vater war, ob wir das uralte Götterpaar Himmel und Erde auch an den Anfang der germanischen Götterlehre stellen dürfen.

Kauffmann 3) hat auf einen für die Bekehrungsgeschichte zweifel

1) Mannus ist zum eranisch-indischen Manu zu stellen, über welchen Spiegel, Die arische Periode und ihre Zustände, Leipzig 1887, S. 271 ff. nachzulesen ist.

2) Über die Anthropogonie der Germanen vgl. Wackernagel, ZfdA. 6, 15 ff.; Müllenhoff, Schmidts allgemeine Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 8, 209 ff. ; Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 12 ff.; Kögels Zusammenstellung von Buri, Bur mit Mannus a. a. O. 16 kann ich nicht billigen; die von ihm behauptete Gleichheit der Genealogie des Tacitus und der nordischen Berichte scheint mir gezwungen.

3) ZfdPh. 25, 401 ff.; Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 32 ff. Die wichtigsten Sätze aus Daniels Brief an Bonifacius (Jaffé, Monumenta Moguntina 71 ff.) sind folgende: Neque enim contraria eis de ipsorum quamvis falsorum deorum genealogia astruere debes.... secundum eorum opinionem. quoslibet ab aliis generatos per conplexum mariti ac femine concede eos asserere; ut saltim modo hominum natos deos ac deas homines potius, non deos fuisse,

los überaus lehrreichen und wichtigen Brief aus den Jahren 723 bis 725 hingewiesen, worin der Bischof Daniel von Winchester dem Bonifacius Ratschläge erteilt, wie er bei der Heidenbekehrung vorgehen solle. Kultgebräuche und Göttersagen (ritus et fabulae) dürfen nicht schlechtweg heruntergesetzt und verpönt, müssen vielmehr aus inneren Gründen als unhaltbar erwiesen werden. Der Bekehrer hat sich mit dem Gedankenkreise der Heiden vertraut zu machen, ihre Anschauungen und Begriffe kennen zu lernen, um sie hierauf zu widerlegen. Daniel schreibt das Verfahren genau vor

et cepisse, qui ante non erant, probes. cum vero, initium habere deos, utpote alios ab aliis generatos, coacti didicerint, item interrogandi: utrum initium habere hunc mundum an sine initio semper exstitisse arbitrentur. si initium habuit, quis hunc creavit? cum procul dubio ante constitutionem saeculi nullatenus genitis diis inveniunt subsistendi vel habitandi locum. mundum enim non hunc visibilem tantum, caelum et terram, sed cuncta etiam extensa locorum spatia quae ipsi quoque pagani suis imaginare cogitationibus possunt dico. quodsi sine initio semper exstitisse mundum contenderint — quod multis refutare ac convincere documentis argumentisque stude tamen altercantes interroga: quis ante natos deos mundo imperaret? quis regeret? quo modo autem suo subdere dominatui vel sui juris facere mundum, ante se semper subsistentem, potuerunt? unde autem vel a quo vel quando substitutus aut genitus primus deus vel dea fuerat? vel si jam non generant, quando vel cur cessaverunt a concubitu et partu; si autem adhuc generant, infinitus jam deorum effectus numerus est. et quis tam inter tot tantosque potentior sit, incertum mortalibus est; et valde cavendum, ne in potentiorem quis offendat. utrum autem pro temporali ac praesenti, an potius pro aeterna et futura beatudine colendi di sint, arbitrantur? si pro temporali, in quo jam feliciores pagani christianis sunt, dicant. quid autem se suis conferre sacrificiis lucri düs suspicantur pagani, cuncta sub potestate habentibus? vel cur, in potestate sibi subjectorum fieri, permittunt ipsi dii, quod ipsis tribuant? si talibus indigent, cur non ipsi magis potiora elegerunt? si autem non indigent, superflue jam talibus hostiarum conlationibus placare se posse deos putant. haec et similia multa alia, quae nunc enumerare longum est, non quasi insultando vel inritando eos, sed placide ac magna obicere moderatione debes. et per intervalla nostris, id est christianis, hujuscemodi conparandae sunt dogmatibus superstitiones, et quasi e latere tangendae; quatenus magis confuse quam exasperate pagani erubescant 'pro tam absurdis opinionibus et ne, nos latere ipsorum ritus ac fabulas, estiment. hoc quoque inferendum: si omnipotentes sunt di et benefici et justi, non solum suos remunerant cultores, verum etiam puniunt contemptores, et si haec utraque temporaliter faciunt, cur ergo parcunt christianis, totum pene orbem ab eorum cultura avertentibus idolaque evertentibus? et cum ipsi, id est christiani, fertiles terras vinique et olei feraces ceterisque opibus habundantes possident provincias, ipsis autem, id est paganis, frigore semper rigentes terras cum eorum diis reliquerunt; in quibus, jam tamen toto orbe pulsi, falso regnare putantur.

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und geht darum auf die heidnischen Vorstellungen der deutschen Stämme ein. Es fragt sich nun, wie diese beschaffen waren. Zunächst ist mit der Theogonie (deorum genealogia) zu beginnen. Die Göttersage berichtet von Erzeugung und Geburt der einzelnen Götter und stellt die einen an Macht und Ansehen über die andern. Dagegen hat der Bekehrer den Satz zu verfechten, dass Wesen, welche der Zeugung und Geburt unterliegen, eher Menschen als Götter seien. Und wenn die Götter in Urzeiten Kinder bekamen, warum sie sich jetzt der Zeugung enthielten? Andernfalls wäre freilich die Zahl der Götter unbegrenzt, und die Sterblichen könnten nie wissen, welcher der Mächtigste sei. Die Opferspenden an die Götter seien unnötig, wenn diese doch alles beherrschen würden. Die ganze Beweisführung zielt allein dahin, dass der eine allmächtige und allewige Gott seinem Wesen nach darum den Heidengöttern überlegen sei, weil diese eben zeitlich und menschlich, nur wie mächtige irdische Könige gedacht sind. Die Vielheit der Götter und ihre Verwandtschaftsverhältnisse geben dem Christen Anlass, seinen Gottesbegriff als den höheren und reineren entgegenzuhalten. Eine zweite Hauptfrage betrifft den Bestand der Welt: ist die Welt ewig oder einmal erschaffen; dann aber bedarf sie eines Schöpfers. Ehe die Welt besteht, ist zweifellos kein Raum für gezeugte Götter. Doch könnten die Heiden die Welt für uranfänglich halten - quod multis refutare ac convincere documentis argumentisque stude. Gesetzt aber, es wäre so, wer gebot der Welt vor den geborenen Göttern? wie konnten sie eine vor ihnen vorhandene Welt sich unterwerfen? von wem und wann wurde die erste Gottheit eingesetzt oder erzeugt? Die Fragen sind geschickt gestellt, der Christ findet immer den einen Bescheid, auf den der Bekehrer hindrängt der eine ewige und allmächtige Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde. Wird aber dadurch eine deutsche Kosmogonie,,eine Volospó der mitteldeutschen Stämme", wie Kögel behauptet, wahrscheinlich? Eher das Gegenteil, das Fehlen ausgebildeter kosmogonischer Sagen. Wer die nordische Weltsage den Fragen gegenüber hält, ist um Auskunft nicht verlegen. Der Urstoff ist ewig und unerschaffen, daraus erhub sich Ymir und der erste Gott, Buri. Von ihm stammte Bur, der Odin und seine Brüder erzeugte. Diese schufen Himmel und Erde aus Ymirs Leib. Ehe die jetzige Welt bestand, hausten die Götter gleich Ymir im eisigen Urstoffe. Hätte der kluge Bischof solche Antworten zu gewärtigen gehabt, so würde er seine Fragen sicher anders geordnet haben. Auf eine

dem nordischen Bericht auch nur einigermaassen ähnliche deutsche Schöpfungssage kann aus Daniels Brief nimmermehr geschlossen werden. Er betrifft nur die Göttersage (Theogonie) und das Opfer und folgert: solche zeitliche menschenähnliche Götter können diese Welt weder geschaffen haben noch sie beherrschen. Sie sind in Zeit und Raum befangen. Gott aber ist ausser Zeit und Raum und darum ihnen überlegen.

Zum Nachweis einer fränkisch-deutschen Kosmogonie liesse sich besser der Bericht Gregors von Tours 2, 29-31 heranziehen, wie dies auch von J. Grimm, Myth. 96 geschah. Chrothild spricht zu ihrem Gemahle Chlodowech, den sie für die Taufe einnehmen will, gegen seine Götzen Saturnus, Juppiter, Mars und Merkur. Mit den lateinischen Namen an Stelle der fränkischen Donar, Tiu, Wodan, kamen auch Bezüge auf die antike Mythologie herein, so dass es schwierig ist, die etwa zu Grunde liegenden fränkischen Anschauungen unverfälscht abzuklären. Als die Königin den Christengott rühmt, der Himmel und Erde und Meer und Alles, was darinnen ist, mit seinem Worte aus dem Nichts erschuf, hält ihr der König entgegen: deorum nostrorum jussione cuncta creantur ac prodeunt. deus vero vester nihil posse manifestatur, et quod magis est, nec de deorum genere esse probatur. Chlodowech will sagen, in unsrer Göttersage, in Wodans Stammbaum ist kein Platz für den Christengott. Unsere Götter aber haben die Welt gemacht. Fränkische Lieder mögen demnach die Götter als die Schöpfer bezeichnet haben, etwa im Sinne der Volospó, dass Himmel und Erde von ihnen aus dem Chaos gehoben und wohnlich eingerichtet wurde. Eine fränkische Theogonie wird ebenfalls vorausgesetzt, welche die Götter in fest gegliedertem Stammbaum von einander ableitet. Doch haben wir keine Gewähr, in wie weit das von Gregor mitgeteilte Gespräch nicht nur auf erfundenen Phrasen beruht. Aufs blosse Wort der Götter wird die Welt schwerlich entstanden sein. Dieser Bescheid des Königs ist vielleicht gar nicht so wörtlich und wirklich zu nehmen, vielmehr ein blosser rednerischer Trumpf auf den Vorhalt der Königin. Mehr Vertrauen, wie auch J. Grimm betont, verdient der Einwurf des Götterstammbaumes. Lieder theogonischen Inhaltes bezeugt ja schon Tacitus. Der Theogonie gesellen sich allerdings leicht auch Andeutungen über Ursprung und Ordnung der Welt. Odins Beinamen Gautr für einen germanischen Götternamen zu erklären, ist vielleicht gestattet. Aber darin einen, Giesser", d. h. Schöpfer, also die Vor

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