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Naturlebens. Auch fremde Vorbilder mögen teilweise eingewirkt haben.

Tag und Nacht sind von Allvater an den Himmel gesetzt. Er gab ihnen zwei Pferde und zwei Wagen, auf denen sie um die Erde fahren. Die Nacht fährt mit Hrimfaxi, der die Erde mit seinen Gebisstropfen betaut; der Tag hat den Skinfaxi, von dessen Mähne Luft und Erde erglänzt.') Auch in Deutschland trifft man das Bild des einher reitenden Tages, der begrüsst wird wie eine freundliche Gottheit. Bældæg, heller Tag, war des Lichtgottes Namen bei den Angelsachsen. Die vom Zauberschlaf erwachte Brynhild ruft mit feierlichem Grusse den Tag und die Söhne des Tages (Lichtgottheiten), die Nacht und die Tochter der Nacht (Jord, die Erde) an. Bereits die zahlreichen Redensarten, die von Tag und Nacht gebräuchlich sind, drängen auf Personifikation hin. Mit dem Tage mag in früherer Zeit leicht auch das Bild des Lichtgottes verschmolzen sein. Der Tag auf Skinfaxi, dem hellmähnigen Rosse, mag aus dem reisigen Himmelsgotte, aus Baldr-Bældæg entwickelt sein. Aber die auf dem Wagen stehenden, rosselenkenden Gestalten des Tages und der Nacht sowie der Sonne erinnern stark an antike Mythen von Helios mit den sonnenhellen, von Nyx mit den dunkeln Rossen. Auf die Nachwirkung altarischer Sagen zu schliessen, scheint nicht ratsam; denn das, was die Edda von Tag und Nacht erzählt, zeigt keine tiefere Verflechtung mit den Grundzügen der Götter- und Weltgeschichte. Nur die Begriffsnamen sind zu notdürftiger, unselbständiger Persönlichkeit gelangt. Den Verdacht der Entlehnung und Nachahmung bestärkt die Genealogie: der Riese Norwi oder Narfi) in Jotunheim

1) Vafpr. 12, 14, 25; Sgrdr. 3; Gylfag. Kap. 10. Den Aud und Onar kennt der Skald Hallfred (geb. um 968) SE. I, 320 u. 322; über Nacht und Tag vgl. das Kap. XXIII in J. Grimms Myth., wo reichliche Belege für die in der gewöhnlichen und poetischen Sprache üblichen Personifikationen verzeichnet sind. Den Zusammenhang mit Hesiod betont W. Müller, Geschichte und System der altdeutschen Religion S. 172 f., jedoch ohne die oben vorgetragenen Schlüsse.

2) So liest Snorri; in Vafpr. 25 steht der Dativ Norve, ebenso Alvíssmol 29; daraus ist der Nom. Norr zu erschliessen, welchen man mit as. naru, ags. nearu stf. die Enge, Klemme, Bedrängniss, und nearu, Adj. enge, beklemmend, bedrängend vergleicht und als Bedränger erklärt. In den neuaufgefundenen as. Genesisbruchstücken 256 steht narouua naht, eine Formel, welche im Hinblick auf Nótt und Norr volle Beachtung verdient. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur, Ergänzungsheft zu Band 1, S. 12 f. kommt in der Anmerkung zur Stelle zum Schluss, dass ein Stamm narwa-, dunkel, finster, von

Tag und Nacht. Sonnenwagen.

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ist Vater der Nacht. Zuerst ist Nott dem Naglfari vermählt, dann mit Onar, endlich mit Delling.1) Der ersten Ehe entsprosst Aud, der zweiten Jord, der dritten Dag. Diese Reihe von Zeugungen titanischer Wesen hat auffallende Ähnlichkeit mit der hesiodischen. Theogonie. Aus dem Chaos gingen Erebos und Nox hervor. Mit Erebos erzeugte Nox den Äther und Dies. Die Erde, Tartaros und Eros (Amor) erhielten in den verschiedenen lateinischen Genealogien, welche in den mittelalterlichen Schriften im Anschluss an Hesiod erscheinen, unter den Vor- und Nachfahren ihre Stelle. Die nordischen Namen sind zum Teil Übersetzungen der griechischlateinischen wie Nott-Nox, Nor-Erebus, Dag-Dies, Jord-Terra; zum Teil vielleicht volksetymologische Umbildungen wie Aud-Ather, Onar-Amor. Naglfari mag den Tartaros vertreten.

Das Bild des Sonnenwagens schildert das Grimnirlied 37 und 38.

Arwakr und Alswid

ziehn aufwärts die Sonne,

Ziehn matt sich und müde daran,
Doch inmitten der Buge brachten milde Asen
Klüglich kühlende Eisen an.

Swalin heisst er,

der Sonnenschild,

Der vor der glänzenden Göttin steht,

Felsen und Fluten,

weiss ich, wird Feuer verzehren,

Fällt er einstmals ab.

Die Namen der Rosse bedeuten frühwach (Eous) und allklug. Dem Norden eigen sind die Blasebälge - denn nach Gylfaginning sind unter den ,,kühlenden Eisen" solche zu verstehen, welche die in der Sonnenglut ermattenden Pferde immer neu abkühlen und erfrischen. Eigentümlich ist der Sonnenschild Svalin (der abkühlende), welcher die Erde vor dem Verbrennen bewahrt. Vielleicht ist eine Vermischung zweier Vorstellungen im Spiele. Die Sonne wird auch ,,Himmelsschild" 2) genannt. Sonnenwagen dem bisher allein bekannten narwa-, enge, zu trennen sei. Norr bedeutet mithin der Finstere, Dunkle, und übersetzt genau Erebus wie Nótt die Nox. 1) Der Ausdruck,fyr Dellings durom" vor Dellings Thoren, der in den Hóv. 160 und in den Rätseln der Hervararsaga (Fornaldarsögur 1, 468 ff.) begegnet, bedeutet: am hellen lichten Tage, wenn Delling, des Tages Vater sein Thor offen und seinen Sohn entsendet hat. Vgl. Müllenhoff, Altertumskunde 5, 273 f.

2) himintarga bei Eilifr Guðrúnarson SE. 1, 292; Ennius bei Varro 7, 73 nennt die Sonne caeli clipeus; J. Grimm, Myth. 665; 3, 205. Falk, aarböger f. nordisk oldkyndighed og historie 1891, 2. Reihe Bd. 6, 273.

und Sonnenschild scheinen vereinigt. Märchenhaft klingt der Bericht der Gylfaginning, Kap. 11: Mundilföri hatte zwei Kinder: Mani (Mond) hiess der Sohn und Sol die Tochter. Diese wurde mit Glen (glänzend) vermählt. Die Götter zürnten wegen des Hochmuts, dass sie solche Namen führten, und setzten sie an den Himmel. Sol liessen sie die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne zogen, welche die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog.1) Man erkennt das Bestreben, die späte märchenhafte Erfindung von der Abstammung der Sonne mit der alten echten Sage, die das Himmelslicht als Geschöpf der Götter bezeichnet, in notdürftigen Einklang zu bringen. Die Mondflecken 2) gaben zu allerlei Erzählungen unter den verschiedenen Völkern der Erde Anlass, so auch zu folgender nordischer, die a. a. O. steht: Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Vollmond. Er hob von der Erde die beiden Kinder Bil und Hjuki zu sich empor, als sie vom Brunnen kamen, der Byrgir heisst; ihr Wassergefäss hiess Sägr und die Stange, an der sie es auf den Achseln trugen, Simul. Widfinn hiess der Vater dieser Kinder, die den Mond begleiten, wie man das von der Erde aus sehen kann. Also zwei Gestalten, die einen Wassereimer an der Stange auf den Schultern trugen, sah man in den Mondflecken.

Der weitverbreitete Volksglaube, der in Sonnen- und Mondsfinsternissen Untiere erblickt, welche die Gestirne zu verschlingen drohen, zeigt sich auch im Norden in den Wölfen Skoll und Hati, dem Sohne Hrodwitnirs, d. i. Fenrirs.3) Nach Vafpr. 47 verschlingt Fenrir selber die Sonne, die aber eine Tochter gebiert, welche nach dem Falle der Götter die Pfade der Mutter fahren

1) Die Geschichte war im 10. Jahrh. bereits bekannt. Mundilföri als Vater der Sol und des Mani begegnet Vafþr. 23, Glen beim Isländer Skuli Thorsteinsson (geb. um 980) SE. I, 330. Wird Mundilföri richtig als „Achsenschwinger", der den Drehstock treibt (mundil zu mondull, Stock, mit dem der Mühlstein gedreht wird), gedeutet, dann gibt der Name vermutlich den Begriff Polus wieder, die Himmelsachse, um die Sonne und Mond und alle Gestirne kreisen.

2) Über Mondflecken J. Grimm, Myth. 679 ff.; 3, 209.

3) Grímn. 39; Vol. 40, 41; Gylfag. Kap. 12 u. 51; über Finsternisse J. Grimm, Myth. 668 ff.; 3, 206. Der schwedische, dänische, norwegische Volksglauben kennt noch jetzt den Sonnenwolf (solvarg, solulv), den Isländern ist die Sonnenfinsterniss,,ulfakreppa", Wolfsnot; vgl. Maurer, Isländ. Volkssagen 185, Jón Árnason, Þjóðsögur 1, 655 f.

Mondflecken. Sonnen- und Mondwölfe.

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wird. Bei ganzer Verfinsterung nimmt der Volksglaube ein vollständiges Verschlingen, aber auch eine Erneuung, eine Wiedergeburt des Gestirnes an. Hati ist der mánagarmr, der Mondhund, da er den Mond verschlingen wird. Ein Riesenweib ostwärts von Midgard im Walde Jarnwid (Eisenwald, Urwald) hat die Teufelsbrut geboren. Einst wird das Himmelsgestirn, die Sonne, vom Verfolger errafft werden, dann kommt Finsterniss und wüstes Wetter über die Welt.

Zwischen Erde und Himmel schlugen die Götter eine Brücke, Bifrost, den bebenden, zitternden, beweglichen Weg oder ásbrú, Asenbrücke, den Regenbogen.) Sie erglänzt in drei Farben, ist ausserordentlich fest und mit grosser Kunst verfertigt. Aber so stark sie ist, wird sie doch zerbrechen, wenn Muspells Söhne kommen und hinüber reiten. Ihre Pferde müssen dann über breite Ströme schwimmen und so beenden sie den Ritt. Denn nichts in der Welt ist so fest, dass es bestehen könnte, wenn die Söhne Muspells verheerend hereinbrechen.

3. Die Schöpfung der Zwerge und der Menschen.

Nachdem die Erde erschaffen und Asgard wohnlich eingerichtet war, gedachten die Götter daran, Midgard mit lebenden Wesen, mit Zwergen und Menschen zu bevölkern. Sie sassen darüber zu Rate, wer der Zwerge Schar aus Brimirs Blut und Blains Gliedern erschaffen sollte. Es entstanden die mächtigen Zwerge Motsognir und Durin und viele andere, welche in der Erde Menschenbilder nach Durins Angabe verfertigten. Den kurzen Bericht der Volospó 10 ff. ergänzt und verdeutlicht die Gylfaginning Kap. 14. Brimir und Blain sind Beinamen Ymirs. Dadurch wird erst die Entstehung der Zwerge klar, welche mit der Weltschöpfung verknüpft ist. Wie Maden in Ymirs Fleische, so waren die Zwerge unter der Oberfläche im Erdboden drunten gewachsen; so hatten sie zuerst als Maden Leben gewonnen. Nach der Bestimmung der Götter erhielten sie aber jetzt menschlichen Verstand und menschliche Gestalt. Doch leben sie wie vorher in der Erde und im Gestein. Also nicht der Lebenskeim der Zwerge, die von selbst im Riesenleibe wucherten, wol aber die Lebens

1) Bifrost wird erwähnt Grímn. 44, Fafnismól 15; Gylfag. Kap. 13.

form ist von den Göttern gesetzt. Die Riesen sind älter als die Götter und von ihnen unabhängig, aber die Zwerge sind ihre Geschöpfe.

Über den Ursprung der Menschen gingen bei den germanischen Stämmen verschiedene Sagen. Der Urmensch Mannus ist von einem göttlichen oder riesischen Wesen erzeugt. Die Istvaeonen, Ingwaeonen, Erminonen waren Göttersöhne. Edle Geschlechter entstammen unmittelbar von den Göttern, von Odin, Freyr, Tyr. Alle Menschen sind Heimdalls Kinder. Aber die Menschen sind auch aus der elementaren Naturkraft entsprungen, aus Felsen und Bäumen gewachsen. Die Semnonen verehrten im heiligen Hain den Ursprung ihres Volkes (initia gentis). Das Handwerksburschenlied weiss von Sachsen, wo die schönen MädIchen auf den Bäumen wachsen. Im Froschmeuseler ist Aschanes mit seinen Sachsen aus den Harzfelsen gewachsen. Entsprechende Züge bietet die griechische Sage dar. Endlich sind die Menschen von andern höheren Wesen geformt, gestaltet und beseelt. Wozu die Zwerge im Erdinnern Menschenbilder schufen, erfahren wir nicht. Aber wir hören, wie die Götter am Ursprung der Menschheit gewirkt. Die Volospó 17/18 erzählt: Drei Asen, mächtig und hold, fanden im Lande kraftlos Ask und Embla, unsichern Looses. Hauch und Seele hatten sie nicht, noch Gebärde noch Wärme noch blühende Farben. Odin gab den Hauch, Hönir die Seele, Lodur die Wärme und leuchtende Farben. Die Gylfaginning Kap. 9 erzählt den Hergang so: Als Burs Söhne am Meeresstrande wandelten, fanden sie zwei Hölzer und schufen aus ihnen Menschen. Der erste gab ihnen die Seele, der zweite das Leben, der dritte Gehör und Gesicht, und es hiess der Mann Ask und die Frau Embla. Von ihnen stammt das Menschengeschlecht. Die beiden Berichte stimmen nicht genau überein, im Liede fehlt die bestimmte Angabe, in welcher Beschaffenheit Ask und Embla aufgefunden wurden. Auch die Übersetzung der Stelle der Gylfaginning bereitet Schwierigkeiten. Fundu tré tvau bedeutet wörtlich: zwei Hölzer; tré kann ebenso Baumstamm, Baum bedeuten, als trémann, d. i. Menschenbild, aus Holz gefertigt. Da an beiden Stellen nur von einer Beseelung und Belebung, nicht aber von einer Gestaltung die Rede ist, möchte man glauben, dass die Götter hölzerne Menschenbilder, vielleicht von den Zwergen geschnitzt, vorfanden und sie belebten. Die Schöpfung der Menschen wäre somit von Zwergen begonnen, von Göttern vollbracht worden.

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