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Die Erschaffung der Menschen.

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Der Name des Stammvaters der Menschen, Askr, Esche, weist auf seinen Ursprung aus Eschenholz zurück. Hesiod meldet, das eherne Geschlecht sei von Zeus ex uehar, aus Eschen, geschaffen worden. Ob auch in Embla ein Baumname steckt (Ulme?), ist zweifelhaft. Jedenfalls steht im Hintergrunde die uralte Vorstellung, dass die ersten Menschen aus Bäumen gewachsen seien. Aber neu hinzugefügt ist, dass dieses Herauswachsen nicht von selbst erfolgte, sondern durch die Beteiligung göttlicher Wesen. Zunächst wurde das Holz gestaltet, dann belebt. Und in diesen Zuthaten sind fremde Einwirkungen unverkennbar. Vorbild ist die biblische Schöpfungssage mit der üblichen mittelalterlichen Auslegung. Hauptsächlich in zwei Punkten zeigt sich dieser Einfluss. Die Beseelung geht von der Götterdreiheit aus. Im Mittelalter galt allgemein die Anschauung, gestützt auf die Pluralwendung der Vulgata: faciamus hominem, dass bei der Menschenschöpfung die Dreieinigkeit thätig gewesen sei. Ferner beruht der gleiche Stabreim Askr und Embla mit Adam und Eva kaum auf Zufall. Wir haben in der nordischen Menschenschöpfung 1) ein lehrreiches Beispiel dafür, wie heimische und fremde Vorstellungen sich mit einander vermischten.

4. Der Weltbaum.2)

Ein völlig verschiedenes Weltbild bietet sich im Weltbaume dar, welcher unter mehreren Namen als Yggdrasil, Mimameid, Lärad vorkommt. Von ihm hören wir in der Volospó, im Grimnirlied und in den Fjolsvinnsmól; einiges trägt die Gylfaginning nach. Die Seherin kannte den Baum schon in Urzeiten, als er ein Schössling war, der noch nicht über den Erdboden heraufgetrieben hatte. (Vol. 2).

Vol. 19 Eine Esche kenn ich,

Den gewaltigen Baum

Von dort kommt der Tau,
Immergrün steht er

Yggdrasil heisst sie,

netzt weisses Nass;
der die Thäler befeuchtet;
an der Urd Quelle.

1) Über die Menschenschöpfung vgl. E. H. Meyer, Völuspa 81 ff, Kosmologie 110 ff.

2) Über Yggdrasil vgl. die erschöpfende Untersuchung von Bugge in den Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen S. 421-560.

Grimn. 31 Drei Wurzeln sendet

nach drei Seiten

Yggdrasils Esche aus:

Unter der einen wohnt Hel, unter der andern die Riesen,
Die dritte das Menschenvolk deckt.

Im Liede von Fjolswid 13/14 wird des Baumes gedacht.

Ich frage, Fjolswid,

Swipdag.

und fordre Antwort,

Künde mir, was ich wissen will:

Wie heisst der Baum, der mit breiten Ästen

Die weite Welt überwölbt?

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Baum des Mimi (auch Mim oder Mimir genannt) heisst die Esche, weil nach Vol. 27 u. 29 Mimirs Quelle am Fusse des heiligen Baumes rauscht, der von ihren Fluten benetzt wird. Der goldene Hahn Widofnir sitzt als Wächter gegen die Riesen in Mimameids Geäst nach Fjols. 17/18. Heimdalls Horn, das dereinst zum letzten Kampfe ertönen wird, ruht bis dahin unter der Esche Yggdrasil geborgen (Vol. 27). An der Esche Yggdrasil sitzen die Götter alle Tage zu Gericht. Thor durchwatet täglich mehrere Flüsse, um dahin zu gelangen (Grimn. 29). In den Zweigen der Esche sitzt ein Adler, dem grosses Wissen verliehen ist; zwischen seinen Augen sitzt der Habicht, der Wedrfolnir heisst. Ein Eichhörnchen mit Namen Ratatosk (Rattenzahn) läuft an der Esche auf und ab und trägt dem Nidhogg (d. i. schadengierig hauend), dem Wurme an der Wurzel unten, und dem Adler die gehässigen Worte zu, die beide über einander äussern (Grimn. 32, Gylfag. Kap. 16). Vier Hirsche laufen in den Zweigen der Esche und beissen die Triebe ab. Viele Schlangen sind unten bei Nidhogg (Grimn. 33/4). Grimn. 35 Yggdrasils Esche muss Ungemach leiden. Mehr als ein Menschenkind ahnt: Oben frisst der Hirsch, es fault die eine Seite,

Während Nidhogg die Wurzeln benagt.

Nach Grimn. 25/6 erhebt sich der Baum Lärad in Walhall. Auf dem Dache der Halle stehen die Ziege Heidrun und der

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Hirsch Eikthyrnir und verzehren die Zweige. Dieselbe Vorstellung scheint hier zu herrschen. Lärad ist wol als der Wipfel der Weltesche zu denken. Yggdrasil heisst mjotvidr, Baum mit dem rechten Maasse, d. h. der das Maass gibt, das Schicksal zumisst. Beim Weltkampfe erbebt und ächzt der alte Baum. Aber er überdauert den Brand. Nach Vafþr. 45 verbirgt sich das Menschenpaar, von dem die Geschlechter in der erneuten Welt stammen, in Hoddmimirs Holz. Mimirs Holz ist gleich Mimameid, die Weltesche. Mit Hilfe der Beschreibung in Gylfaginning Kap. 15 ergibt sich folgendes Bild vom Weltbaum: Die Esche ist der grösste und beste aller Bäume. Ihre Zweige erstrecken sich über alle Welt und ragen über den Himmel empor. Drei Wurzeln treibt der Baum, zu den Menschen (die Gylfag. sagt sinnlos: zu den Asen, bei denen doch nur der Gipfel sein kann), zu den Riesen, zur Hölle. Unter der Höllenwurzel liegt der Brunnen Hwergelmir und Nidhogg benagt sie von unten; unter der Wurzel, die zu den Reifriesen sich verästet, ist Mimirs Brunnen; unter der dritten Wurzel befindet sich der Brunnen der Urd. Die Wurzeln, unter denen Quellen hervorbrechen, sind unter Midgard in Niflheim und im Riesenheim, also an den Grenzen von Midgard, auf Midgard selber belegen. Der Stamm erhebt sich aus der Mitte der Erde. Das Gezweig und die Krone überwölben die Erde und erfüllen den Himmel.

Im Weltbaum Yggdrasil vermischen sich heimische und fremde Bestandteile in ganz besonderer Art. Heilige Bäume, in deren Schatten Gericht gehalten wird, aus deren Wurzeln Quellen hervorsprudeln, die von weissagenden Frauen bewohnt sind, begegnen oft im germanischen Glauben. Solche Züge finden sich auch im Bilde Yggdrasils. Aber damit ist weder Name noch Bedeutung des Weltbaumes hinreichend erklärt. Yggdrasil ist zusammengesetzt aus Yggr,,der Fürchterliche", einer Bezeichnung Odins, und drasill, einer in der Skaldensprache üblichen Bezeichnung für Pferd, der Name besagt Odins Pferd. Nun war es eine im Nordischen ebenso wie im Deutschen und Englischen allgemein verbreitete Ausdrucksweise, den Gehenkten als Reiter und den Galgen als sein Pferd zu bezeichnen. Odins Pferd ist also eine Umschreibung für Odins Galgen. Der Name Yggdrasil meint demnach den Baum, der Odins Galgen war. Offenbar ist die Bedeutung, die man dem Baum in seiner Eigenschaft als Symbol der Welt beilegte, eben in der Thatsache begründet, dass er Odins Galgen war. Golther, Germ. Mythologie.

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Auch Christi Kreuz heisst in einem englischen Gedichte des 14. Jahrh., das aber den Ausdruck schwerlich schuf, sondern aus älterer Überlieferung schöpfte, Christi Pferd. Damit ist der Weg zur Erklärung Yggdrasils gewiesen. Zug für Zug erweist Bugge die vollkommene Übereinstimmung zwischen den mit Yggdrasil und den im Mittelalter mit dem Kreuze verknüpften Vorstellungen. Das Verhältniss kann nur so gedacht werden, dass Yggdrasil unter der Einwirkung der Kreuzessagen entstand, nicht etwa so, dass in letzteren heidnische Erinnerungen nachwirken. Denn die Vorstellungen vom Kreuze haften bereits in solchen altchristlichen Schriften, wo eine germanische Einwirkung mit Rücksicht auf Zeit und Ort durchaus unmöglich ist. Das Kreuz wurde in den bekanntesten christlichen Hymnen als ein Baum besungen, der seine Lebenskraft aus einer Quelle an seiner Wurzel sog, als ein Baum mit Laub und Früchten. So lautet noch ein mhd. Rätsel, dessen Lösung der Kreuzesbaum ist: Ein edler Baum ist in einem Garten gewachsen, der mit grosser Kunst angelegt ist. Seine Wurzel reicht zum Grund der Hölle, sein Wipfel berührt den Thron Gottes, seine breiten Zweige halten die ganze Welt umfasst. Der Baum steht in voller Pracht und herrlich im Laub. Wir haben auf der einen Seite die Yggdrasilsesche, die der beste aller Bäume heisst. Ihr Wipfel ragt über den Himmel empor, ihre Zweige breiten sich über alle Welt und die Hölle liegt unter einer ihrer Wurzeln. Auf der andern Seite haben wir in christlichen Darstellungen den Kreuzesbaum, hervorgegangen aus einer Verschmelzung des Kreuzes mit dem paradiesischen Baum des Lebens und dem der Erkenntniss, den besten aller Bäume. Mit seinem Wipfel erreicht er den Himmel, mit seinen Zweigen oder Armen umfasst er alle Welt, und mit seiner Wurzel oder seinem Fusse reicht er bis in die unterirdische Totenwelt. Wenn Nidhogg und andere Würmer an der zur Hölle reichenden Wurzel Yggdrasils nagen, so knüpft diese Vorstellung zum Teil an die Schlange am Baume der Erkenntniss an und an die schlangenerfüllte Hölle, den,,Wurmsaal" (wyrmsele), wie in ags. Gedichten die Hölle benannt ist. Mimir, der Quellgeist, der am Fusse des heiligen Baumes wohnt, ist nordischen Ursprungs. Dass man aber Mimirs Haupt unter Yggdrasil dachte, mag durch die christliche Vorstellung veranlasst sein, dass der Kreuzesbaum über Adams Schädel steht. Endlich bedürfen die Tiere an der Weltesche noch der Aufklärung. In Nordengland befinden sich mehrere aus dem 7./9. Jahrh. stammende Steinkreuze, deren Schmalseiten mit Ranken

Die Weltesche und der Kreuzesbaum.

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werk bedeckt sind. In dem Rebengezweige sitzen Tiere übereinander, Drachen, Eichhörnchen, Vögel, welche von dem Laube fressen. Solche bildliche Darstellungen, welche sich den Nordleuten auf ihren Fahrten nach England darboten, gaben den Anlass, den Kreuzesbaum mit Tieren zu bevölkern. Auf englische Herkunft der Tiere am nordischen Weltbaum deutet bestimmt der Name des Eichhorns Ratatoskr, Rattenzahn. Sowol rati, Ratte, als auch toskr (ags. tusc) sind englische Lehnwörter. Die Tiere Yggdrasils sind zu einander in ein Verhältniss gebracht, wie es zwischen den Tieren auf der Weinranke der englischen Kreuze nicht besteht. Da tritt eben die umbildende Phantasie der Nordleute in Thätigkeit, vielleicht angeregt durch eine Fabel. Im Wipfel einer Eiche nistete ein Adler, mitten im Baum hatte eine Wildkatze ihr Loch, an den Wurzeln hauste ein Wildschwein mit seinen Jungen. Durch falsche, bösartige Doppelzüngigkeit brachte die Katze den Adler und das Wildschwein ins Verderben, indem sie Hass- und Neidworte vom einen zum andern trug.

Dass ein Baum, welcher dem höchsten Gott wie einem Geopferten zum Galgen dient, davon seinen Namen erhält und in dieser Eigenschaft zum heiligen Symbole der Welt erhoben wird, streitet bestimmt gegen die Vorstellung von heiligen Bäumen und vom obersten Gott, wie wir sie bei heidnischen Völkern anzutreffen gewohnt sind. Alle Ungereimtheit schwindet, sobald wir des Kreuzes gedenken. Yggdrasil ist eine Nachahmung des Kreuzesbaumes, wie er im Glauben der christlichen Völker des Mittelalters lebte. Erst in der Wikingerzeit kann der Mythus entstanden sein.

III. Weltuntergang.

Eine zusammenhängende Schilderung vom Schicksale der Götter, vom Untergang und von der Erneuerung der Welt schöpfen wir hauptsächlich aus der Volospó, wozu ergänzend einige Stellen des Wafthrudnirliedes und des Hyndlaliedes treten. Die Gylfaginning Kap. 51-53 beruht auf denselben Quellen, hat aber einiges missverstanden, umgestellt und hinzugefügt. Auf die 57. Strophe der Volospó, worin die Verfinsterung der Sonne, das Herabfallen der Sterne, das Versinken der Erde im Meer, der Weltbrand geschildert sind, beziehen sich die Skalden Kormak um 935 und

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