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Sieg alle Toten des Walfeldes. Während einer Seeschlacht, die Jarl Hakon in Norwegen um 989 gegen eingefallene Wikinger schlägt, wendet sich sein Glück. Da fährt er ans Land und opfert seinen eigenen siebenjährigen Sohn um Sieg. Eirik von Schweden ergab sich selber vor der Schlacht gegen Styrbjorn dem Odin für den Sieg: er gelobte, nach zehn Jahren sterben zu wollen. Die früheren Opfer, die er dem Gotte gebracht, hatten diesen nicht freundlich gestimmt. Da trat ein grosser Mann mit breitem Hut zu ihm; der reichte ihm einen Rohrstengel und hiess ihn denselben über die Schaar Styrbjorns mit den Worten schiessen: Odin hat euch alle! Eirik that also, und als er geworfen, zeigte sich ihm ein Speer in der Luft, der flog über das Volk Styrbjorns und blendete dieses und den Styrbjorn selbst. So gewann Eirik den Sieg mit Odins Hilfe, Bjorn aber und viele der Seinen fielen in der Schlacht. Bei einem feindlichen Zusammentreffen zwischen dem Goden Snorri und Steinthor warf letzterer nach alter Sitte sich zum guten Zeichen einen Speer über die Gegner und verwundete dabei einen Verwandten des Snorri. Gizur, Heidreks Pflegesohn, ritt den einbrechenden Landesfeinden entgegen, um ihnen den Schlachtplatz anzusagen. Er reitet so nahe heran, dass die Feinde ihn hören können, und ruft dann laut:

Erschreckt ist euer Volk, dem Tod verfallen euer Führer.
Die Kriegsfahne ist über euch erhoben, feind ist euch Odin.
Ich lade euch nach Dylgja und auf die Dunheide
Zur Schlacht zwischen den Josurbergen.

Und so lasse Odin den Speer fliegen,

Wie ich voraus verkünde.

Der Speerwurf erscheint hier als Zeichen der Kriegsankündigung, und zugleich zur guten Vorbedeutung. Aus dem Fluge des Speeres ergab sich ein Wahrzeichen über den Ausgang des Kampfes, da der Flug unter Anrufung Odins geschah. In der Sage von Eirik leiht der Gott die eigene Waffe seinem Schützling, wie er in anderem Falle dem Dag seinen Speer gab, damit er den erschlagenen Vater an Helgi räche. Wie diejenigen, welche sich Odin weihten, mit dem Ger sich verwundeten und ihr Blut dem Gotte opferten, so ist die nach dem Feind geworfene Waffe das Zeichen für das grosse Blutopfer, das in dem Tod aller Feinde dem grimmen Todes- und Kriegsgotte gelobt wird. Mit Speerschuss eröffnete Odin den ersten Weltkrieg, den der Götter

Der Speerwurf. Die Wal als Opfer an die Götter.

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und Wanen. Speerwurf als Kampfansage ist eine uralte religiöse Handlung, ebenso von Persern, Griechen und Römern als von den Germanen geübt. Der germanische Gerwurf geschah als Opferhandlung für den Walgott, einst für Tiuz, dann für Odin.

Der Gottesdienst, welcher das kriegerische Leben der Germanen durchdrang, brach auch in den Liedern hervor, mit denen sie ins Gefecht vorrückten. Mit Anrufung des Donar (Hercules) traten nach Tacitus die Deutschen in die Schlacht. Rauher, wilder Gesang der Goten, Preis der Götter und Helden, gellte den Römern in den Ohren. Die Götter und die Helden schwebten geistig über den Häuptern der todbereiten Männer und weihten ihre Waffen.

Bei der Anrufung der Götter vor dem Kriege um den Sieg war gelobt worden, die Feinde ihnen dafür zu opfern. Dem Gelübde folgte die Erfüllung. Nach dem grossen Siege von Arausio (im Jahre 105) vollzogen die Kimbern die furchtbare Vernichtung aller Lebenden und Toten. Das erbeutete Gold und Silber ward ins Wasser geworfen, die Gewänder wurden zerrissen, die Rüstungen zerhauen, die Reitzeuge zerstört, die Rosse im Flusse ertränkt, die lebenden Gefangenen an die Bäume gehenkt. Die ganze ungeheure Beute, die sie in den beiden römischen Lagern gemacht, vernichteten die Deutschen nach alter Kriegssitte. Ein andres Bild solcher Opferstätte bot das Walfeld des Varus, wie es Germanicus im sechsten Jahre nach der Schlacht (15 n. Chr.) fand. So wie die Römer gefallen waren, lagen ihre Gebeine unbestattet, samt den Waffenresten und Pferdegerippen; an die Baumstämme waren die Schädel genagelt; in den nahen Wäldern standen die Opfersteine, an denen die Tribunen und Centurionen der ersten Züge geopfert worden waren. Die andern Gefangenen hingen an den Galgen oder waren in Gruben lebendig begraben worden, wie die Soldaten, die durch Flucht davon gekommen, dem Germanicus erzählten. Nicht mutwillige oder wütende Grausamkeit hatte diese schauervolle That bewirkt, sondern die Pflicht. gegen den Kriegsgott, welcher das Opfer verlangte, nachdem er die Bitte und das Gelöbniss erhört und den Sieg gegeben hatte. In gleicher Weise haben die Hermunduren nach ihrem Siege über die Chatten am Salzflusse alles, was an lebenden Menschen und Tieren in ihre Hände gefallen war, dem Tiuz und Wodan geopfert. Und ebenso wird von den Goten berichtet, dass sie alle Gefangenen dem Tiuz zu opfern pflegten. Die Sachsen bestimmten

aus den Kriegsgefangenen durchs Loos den zehnten Mann und opferten diese Ausgeloosten mit gleicher qualvoller Art den Göttern. Im besonderen war es das Blut der Menschen und Tiere, welches der Gott empfing. Die Götter dürsten nach Blut und darum heisst bei den Skalden das Blut Gauts tafn, Odins Opfer. Mit dem Blut aus selbst gestochener Wunde erkauften die Nordgermanen die Hilfe Odins und Aufnahme in sein Gefolge. Mit der Speerwunde gaben sie sich dem Gotte zu Eigen und zeichneten sich mit seiner Marke als ihm gehörig. So wird Wikar von Starkad aufgeknüpft, durchbohrt und dem Odin geweiht. Blutund Hangopfer, die der düstre Gott fordert, sind hier vereint. Die Leiber der Gefallenen gehören den Tieren des Todesgottes, den Raben und Wölfen. Unsre alte Poesie klingt noch davon wieder, wie die dunklen Raben, die Adler und die Habichte schreien, und die wilden grauen Wölfe, des Wettergottes Hunde, am Abend vor der Schlacht ihr Lied anstimmen, in der Hoffnung auf Atzung; wie die Heervögel, die schlachthungrigen, vom Blut benetzten, auf den Spuren der Kämpfer fliegen und das Schlachtlied singen mitten unter den Speeren. „Der hat oft die Are gesättigt", war ein Lob für tapfre Männer. Deinen Leib will ich den Vögeln hinlegen und dein Haupt von hinnen führen", ruft der Held dem Feinde zu.

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Ein Dankopfer für den Sieg war, den isländischen Quellen zufolge, auch bei Zweikämpfen fromme Sitte. Egill und Atli hatten sich zum Holmgang gefordert. Als Opfertier war ein grosser alter Stier zur Stelle gebracht, den sollte der Sieger schlagen. Atli fiel. Da lief Egill rasch zu dem Tier, griff mit der einen Hand in sein Maul, mit der andern in die Hörner und schleuderte es herum, dass es das Genick brach. Kormak hatte den Thorward im Zweikampfe verwundet; er hieb das Rind als Siegopfer sofort nieder, mit dem Blute bestrich er eine nahe Elbenhöhle und bereitete aus dem Fleische den Elben ein Mahl, weil elbische Einflüsse über dem Kampfe gewesen waren.

Vom Beschluss zum Kriege bis zum blutigen Siege durchdringt das religiöse Element die germanischen Heere und treibt auch den einzelnen Mann. Der Krieg war ein furchtbarer Opferdienst.

Eigennamen nach Göttern gewählt.

3. Der Götterdienst im alltäglichen Leben.

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Wie das öffentliche Leben des ganzen Volkes, so stand auch das des Einzelnen in engster Verbindung mit dem Götterglauben.1) Deutlich tritt bereits bei der Namengebung religiöser Brauch hervor. Wenn dem Kinde ein mit einem Götternamen gebildeter Eigenname beigelegt wurde, so soll es damit in des Gottes Schutz gestellt werden. Am meisten ist die Benennung nach Göttern im heidnischen Norden üblich, jedoch zeigen deutliche Spuren, dass es in Deutschland ebenso gehalten wurde. Mit As und Regin, im Niederdeutschen Os, im Hochdeutschen Ans zusammengesetzte Namen, die grossenteils noch heute üblich sind, wie die ähnlicher Vorstellung entsprungenen christlichen Namen Gotthold, Gottlieb, Gottfried u. dgl., drücken die allgemeine Unterordnung unter die Gottheit aus, wohin auch Helgi und Helga (russisch Olga), der und die Geheiligte, und die mit vé, d. h. Heiligtum, Weihtum, verbundenen gehören. Foerstemanns altdeutsches Namenbuch und jedes beliebige nordische Namenverzeichniss bieten unter den Schlagwörtern Beispiele in Hülle und Fülle. Alfr, Freyr, Gautr, sowie die im Norden ungemein beliebten Zusammensetzungen mit Thor, Freyr, Ing, Alf sind hierfür Zeugen. Asen und Alfen nehmen die Menschen in Schutz. Ob die dem nordischen Gautr und Freyr entsprechenden deutschen Gôz und Frô auf Götternamen weisen, ob nicht vielmehr die zu Grunde liegenden Appellativa nur im Norden zum Range eines Götternamens sich erhoben, ist zweifelhaft. In Deutschland werden Wodan und Balder als Namen geführt, im Norden auch Idun. Wenn auch der grösste Teil der überlieferten Namen erst der späteren Zeit angehört und, wie es so häufig auch noch heute geschieht, nur gewohnheitsmässig, ohne Verständniss des eigentlichen Sinnes, angewandt wurde, so liegt doch zweifellos ursprünglich bewusster Brauch zu Grunde, ein im Namen angedeutetes Schutzverhältniss zum Gotte.

Im Norden war es Sitte, das Kind mit Wasser zu begiessen. Dieser Brauch ist allerdings religiös, ahmt jedoch die christliche Taufe nach.2) Die Eingehung der Ehe war mit religiösen Bräuchen

1) Über den Einfluss der heidnischen Religion aufs Privatleben vgl. besonders Maurer, Bekehrung 2, 226 ff.; 46 ff.; 72 ff.

2) Vgl. Konrad Maurer, Über die Wasserweihe des germanischen Heidentums, Münchener Akademieabhandlung 1880; Müllenhoffs Entgegnung, AnzfdA.

verknüpft. Adam von Bremen weiss, dass dem Freyr bei Hochzeiten geopfert wurde, das Lied von Thrym zeigt, dass der Hammer Thors, der auch sonst zu mancherlei Weihen diente, dabei gebraucht wurde. Ein feierliches Mahl und Trinken, wobei die üblichen Sprüche und Gelübde nicht fehlten, schloss sich an. Auf der Nordendorfer Gewandspange werden Wodan und Donar zu einer Weihhandlung angerufen, die jedenfalls auch nur das Privatleben betrifft. Die Besitznahme von Land verlangt nach isländischem Rechtsbrauch Weihe durch Feuer, die Erstreckung der Grenzen wurde in Norwegen durch Hammerwurf festgestellt. Wer die Wohnung wechselte, begann den Umzug mit segnenden Weihesprüchen. Bei Eingehung der Blutbrüderschaft rief man die Götter zu Zeugen der übernommenen Verpflichtungen an. Unter Androhung des Zornes der Götter verbietet man dem Gegner die Benützung des strittigen Gutes vor rechtlichem Austrag der Sache. Wer eine Vorschrift der Rechtsordnung versäumte, dem zürnten die Götter. Die Brüder Helgi und Grim hatten einen verübten Totschlag nicht den Gesetzen gemäss angezeigt; dafür sandten die Götter einen schweren Sturm über sie. Wo immer der Mensch höherer Hilfe und höheren Rates zu bedürfen meinte, da wandte er sich vertrauensvoll mit Opfer und Gebet an die Götter, und wenn der Staat das einemal um gutes Jahr und Frieden, ein andermal um Sieg zu opfern pflegte, so betete und opferte auch der Einzelne um Rache an einem Gegner, um Heilung einer Wunde, um Holz zu einem Hausbau, um Anrichtung oder Abwendung von Schaden, um Speise während drückender Hungersnot, um Aufklärung über die Zukunft, um Rat über das unter schwierigen Umständen einzuhaltende Verfahren. Die Norweger, die nach Island übersiedelten, traten selten ohne Rat und Beistand Thors die Reise an. Darum sind auch Thorsköpfe auf dem Hochsitzpfeiler des Hauses geschnitzt, darum trägt man kleine Hämmer als Schmuckgegenstände und Götterbilder bei sich. Das Einzelopfer, das der Hausvater für sein Ingesinde darbringt, richtet sich als Bitt- und Dankopfer zumal in der bäuerlichen Wirtschaft hauptsächlich an seelische und elbische Wesen. Der älteste Gottesdienst ist der, den die Hausgenossenschaft den Ahnengeistern darbringt. Bei der Entfaltung des Glaubens an Götter, denen die Geschicke des Volkes anvertraut sind, schränkt sich Seelen- und Elbenkult namentlich auf Haus und Gemeinde 7, 404 ff. bewegt sich in einem Tone, dass sie bloss als Kuriosum angemerkt werden kann; zu ihrer sachlichen Bedeutung vgl. Bugge, Studien 399 ff.

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