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carnes vescens. Nach den Dialogen Gregors des Grossen 3, 27 wurden 40 gefangene Christen von den Langobarden genötigt, Opferfleisch zu essen. Also schlachteten die Priester die Opfertiere und nahmen mit dem Volke am Schmause teil. Des Opferkessels geschieht Meldung. Nach Strabo 7, 2 befanden sich im cimbrischen Heere grauhaarige, weissgekleidete, mit ehernem Gürtel umgürtete, barfüssige Priesterinnen. Diese führten die gefangenen Feinde zu einem geräumigen ehernen Kessel. Auf einer Leiter hinaufsteigend durchschnitt die Priesterin die Kehle des Opfers über dem Kessel, dass das Blut, aus dem geweissagt wurde, hineinrann. Der Kessel dient somit hier zur Aufnahme des Blutes. Anders bei den Schwaben, deren Opferfest Columban störte. Er fand viel Volks, im Begriff ein Wodansopfer zu begehen, um eine biergefüllte grosse Kufe herum sitzen. Reigen und Gesang gehören zur Opferfeier. Die Langobarden tanzen um das aufgehängte Ziegenhaupt. Opferlieder für die Götter erklangen bei allen Opferfesten. Von einem germanischen Feste 1), das mit einem Opfermahle und mit fröhlichem Gesange verbunden war, hören wir bei Gelegenheit der Schilderung des Feldzuges des Germanicus im Jahre 14 nach Christus.2) Im 10. Jahrhundert aufgezeichnet ist ein aus dem 6. Jahrhundert stammendes schwer zu deutendes gotisches Neujahrsspiel, das am byzantinischen Hofe aufgeführt zu werden pflegte. Mit heidnischem Kulte hat es aber nicht zu schaffen. Im Volke übliche Wettläufe sollen mit alten Opferbräuchen zusammen hängen. Spiel, Tanz, Gesang, wenn sie sich beim Opfer einstellen, dienen nicht allein weltlicher Belustigung, sie haben vielmehr sakrale Bedeutung und stehen in Zusammenhang mit der Kulthandlung des Opfers.

Der nordische Opferbrauch verlief folgendermaassen. Die Opfer wurden im Tempel vor den Götterbildern geschlachtet; ihr Blut sammelte man in dem eigens hierzu bestimmten Blutkessel,

1) Die germanische Bezeichnung für „Fest“ lebt im oberdeutschen „dult“, got. dulps, ahd. tuld, mhd. dult (vgl. Schmeller, Bayer. Wörterbuch 12 502 f.) noch weiter.

2) Tac. Ann. 1, 65 nox per diversa inquies, cum barbari festis epulis, laeto cantu aut truci sonore subiecta vallium ac resultantis saltus complerent. Über Opferleiche und Spiele vgl. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 7 ff.; 19 ff.; 24 ff.; über das gotische Spiel Conrad Müller, ZfdPh. 14,442 ff.; Kögel a. a. O. 34 ff.; dagegen C. Kraus, Beiträge 20, 224 ff., wo jede Beziehung des got. Spieles zum german. Kult geleugnet wird. Über den Wettlauf im deutschen Volksleben vgl. Weinhold, Zs. d. Vereins f. Volkskunde 3, 1 ff.

man sprengte es sodann mit Sprengwedeln über das versammelte Volk und bestrich damit die Götterbilder, Altäre oder Opfersteine und die Wände des Tempels. Die geschlachteten Menschenleiber wurden hierauf wol an den Bäumen aufgehängt oder in den Opfersumpf versenkt. Die Tiere aber dienten zum Opferschmause, nachdem vielleicht die Häupter ebenfalls den Göttern aufgehängt worden waren. Nun wurde das Fleisch in Kesseln gekocht, gesotten. Nie wurde das Opferfleisch gebraten; von diesem Sieden heissen daher in Schweden die Teilnehmer am Opfer sudnautar, Sudgenossen. Vom Opferstein und Opferkessel sind nordische Eigennamen wie Steinn, Vésteinn, Freysteinn, Porsteinn und Ketill, Asketill, Porketill, verkürzt Askell, Porkell, Freyskell, endlich Bolli hergenommen. Die Kessel hingen über Feuern, die in der Halle des Tempels zwischen den Bankreihen der beiden Langseiten am Boden brannten. Man ass das also zubereitete Fleisch und Fett und trank die Brühe. Ans Mahl schloss sich der Trunk. Man trank sich gegenseitig über die Feuer hinweg zu. Dem Leiter des Opfers, der den Hochsitz einnahm, lag es ob, die Opferspeise und den Opfertrank zu weihen und die feierlichen Trinksprüche auszubringen. Darauf hub das Minnetrinken ) an, man trank Odins Becher um Sieg und Macht, Freys und Njords Becher um gutes Jahr und Frieden. So geht das Opfer in ein heiteres Gelage über. Häufig kam es vor, dass bei den feierlichen Opferfesten von Leuten, die sich hervorthun wollten, förmliche Gelübde abgelegt wurden, die auf die Vollbringung irgend eines gewagten Unternehmens abzielten. Natürlich konnte ein Opfermahl nicht unmittelbar an die Opferhandlung in dem Falle sich anschliessen, wenn das Opfer eine beratende Versammlung, ein Ding einleitete. Bei Menschenopfern, welche grosse Volksdinge eröffneten, fällt der Schmaus ohnehin weg. Tieropfer, wenn sie Dingversammlungen vorausgingen, setzen freilich auch die daran anschliessende Mahlzeit voraus. Denn ein Brandopfer, wobei das Tier auf dem

1) Die heidnische Sitte des Minnetrinkens lebt in der christlichen Gertrudenminne und Johannisminne fort; vgl. J. Grimm, Myth. 53 ff.; Zingerle, Johannissegen und Gertrudenminne, Sitzungsberichte der Wiener Akademie Bd. 40, 1862, 177 ff. Besonders deutlich tritt die Ablösung des heidnischen Brauches durch den christlichen im Norden hervor. Dem König Olaf Tryggvason erscheint der heilige Bischof Martinus im Traume und sagt, es sei Landessitte gewesen, Thors, Odins und andrer Asen Minne bei den Gastmählern zu trinken, in Zukunft aber solle zu Ehren Gottes, seiner selbst und aller Heiligen getrunken werden. Vgl. Maurer, Bekehrung 1, 285.

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Holzstoss in Asche verwandelt wurde, scheint nur bei der Totenfeier, nicht beim Götteropfer üblich gewesen zu sein. Vielleicht folgte der Schmaus erst nach Schluss der Verhandlungen, am Abend und in der Nacht des Dingtages. Beim Opfermahl mag allerlei weltliche Lustbarkeit geübt worden sein, über welche jedoch nichts weiter verlautet. Nur einmal, beim Uppsalaopfer berichtet Saxo etwas derartiges. Der rauhe Kämpe Starkad verliess Schweden und begab sich nach Dänemark, da er sich über Spiel und Tanz beim Opferfeste in Uppsala ärgerte.') Was für Spiele damit gemeint sind, lässt sich nicht feststellen. Dass einige der Volksspiele, die im Mittelalter und noch heute vorkommen, aus Opferfesten der Heidenzeit stammen, so namentlich der Schwerttanz, ist möglich und wahrscheinlich, aber im Einzelnen kaum mehr sicher festzustellen.

5. Opfer bei Ackerbau und Viehzucht.2)

Seit undenklicher Zeit lodern zu bestimmten Zeiten Feuer auf, die mit allerlei Bräuchen verknüpft noch heute fortdauern. Zu Fastnacht, zu Ostern, am 1. Mai, am Johannistag, an Michaeli werden in deutschen Gauen solche Feuer angezündet. Eingehende Untersuchung aller mit den von Hirten und Bauern entfachten Feuern zusammenhängenden Bräuche kam zum Schluss, dass diese Feuer die letzten Überreste altgermanischer Opfer seien. Vergleicht man alle Berichte, so ergibt sich nach und nach ein umständliches Verfahren, das sich zwar nirgends im ganzen Umfange, wol aber fast überall stückweise erhielt. Das Feuer ist der Mittelpunkt einer ursprünglichen regelrechten Opferhandlung, die man in ihren Grundzügen mit Hilfe der weitschichtigen Überlieferung wieder herzustellen versuchte. Wir erkennen Gemeindeopfer,

1) Saxo S. 278 quod apud Upsalam sacrificiorum tempore constitutus effoeminatos corporum motus scenicosque mimorum plausus ac mollia nolarum crepitacula fastidiret.

2) Nach U. Jahn, Die deutschen Opfergebräuche bei Ackerbau und Viehzucht. Breslau 1884; vgl. auch H. Pfannenschmid, German. Erntefeste im heidnischen und christlichen Kultus, Hannover 1878; Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart, Berlin 1869, § 423 ff. Ich wiederhole im Texte die Ergebnisse Jahns, aber mit Vorbehalt. Jahns Methode, alle überlieferten Einzelheiten heutiger Volksbräuche in einem grossen, heidnischgermanischen Gesamtbild aufgehen zu lassen, ist bedenklich. Der geschichtlichen Entwicklung, den vielen späteren Neuerungen ist viel zu wenig Rechnung getragen.

welche von Hirten und Bauern als Bitt- und Dankopfer, unter Umständen auch zur Sühne und Abwehr drohender Nöte dargebracht wurden. Ob diese Opfer schon in der Heidenzeit an festen Tagen stattfanden, ist nicht sicher zu bestimmen. Wenn auch nicht der Tag, so war aber doch die Zeit durch Ackerbau und Viehzucht im allgemeinen, nach einzelnen Gauen klimatischer Verhältnisse halber freilich etwas schwankend, vorgezeichnet. Die Gemeinde trat zum Opfer zusammen beim Austrieb und Heimtrieb des Viehes, also etwa im Mai und September, wenn eine plötzliche Seuche einbrach oder drohte, was namentlich im Hochsommer der Fall war. Die Bauerngemeinde opferte nach beendigter Aussaat bei Winters Schluss oder um den 1. Mai, zur Sonnenwende gegen Gewitter- und Hagelschaden, im Herbst nach der Ernte. Auch zu Mittwinter wurde um Fruchtbarkeit des kommenden Jahres geopfert. So ergeben sich etwa vier jährliche Hauptopfer, die ziemlich gleichmässig verliefen. Wir betrachten zunächst ein Hirten-, dann ein Bauernopfer.

Wenn eine verheerende Viehseuche den Viehstand einer Gemeinde schädigte, so wurde der erzürnten Gottheit ein Opfer dargebracht. Das stattlichste Tier derjenigen Gattung, die am meisten von der Krankheit zu leiden hatte, wurde ausgewählt, bekränzt, in feierlichem Zuge zu einer heiligen Stätte geleitet und dort geopfert. Das Opfer geschah entweder durch Eingraben des Tieres oder durch Köpfen. Die Tierhäupter wurden am Dachfirst oder sonst irgendwo aufbewahrt und dienten zur Abwehr der Seuche. Man gab freiwillig ein oder auch mehrere Stücke der Herde, um den Rest von der Seuche zu verschonen. Mit dem Tieropfer scheinen ursprünglich die Notfeuer 1) verbunden gewesen zu sein, die ebenfalls zur Abwehr von Krankheiten entfacht wurden. Alles Feuer im Dorfe wurde sorgsam ausgelöscht und früh vor Sonnenaufgang oder auch erst nach Sonnenuntergang zog die Gemeinde

1) Über das Notfeuer J. Grimm, Myth. 570; Jahn, Die deutschen Opferbräuche S. 26 ff., wo fast das gesamte überlieferte Material ausgeschöpft ist. Schon im indiculus superstitionum treffen wir das Feuer: de igne fricato de ligno id est nodfyr. Das Wesentliche ist eben die Erzeugung des wilden Feuers, das unmittelbar und neu hervorspringt, nicht schon im Dienste der Menschen abgenutzt ward. Daher scheint auch der Name zu stammen, der zum Zeitwort niuwan, nûan, reiben, steht; vgl. O. Schade, Altdeutsches Wörterbuch 1, 659 u. 654; schwedisch heisst es vrideld, guideld zu vrida, drehen, gnida, reiben, also ebenfalls geriebenes, durch Reibung oder Drehung entfachtes Feuer.

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auf den für die heilige Handlung auserlesenen Platz. Unter feierlichem Schweigen wurden hier von Jünglingen trockene Hölzer durch Reibung in Brand gesetzt. Mit der auf diese Weise gewonnenen Flamme wurde dann ein Holzstoss entzündet, zu dem jede Familie etwas beigesteuert haben musste. Hierauf wurde die Herde durch die Flamme getrieben, zuerst Schweine, dann Kühe, Pferde und Gänse. Auch die Menschen sprangen hindurch und schwärzten sich dabei gegenseitig das Gesicht mit den heilkräftigen Kohlen. Fruchtbäume, Wiesen und Felder wurden mit brennenden Scheiten geräuchert. Zum Schluss nahm jede Familie etwas Feuer und einen abgelöschten Brand mit sich. Ersteres diente dazu, das erloschene Herdfeuer wieder anzuzünden; das verkohlte Scheit sicherte, in die Krippe gelegt, das Gedeihen der Rinder. Die rückständige Notfeuerasche ward als Mittel gegen Raupenfrass und Misswachs auf die Felder gestreut oder auch dem Vieh unter dem Futter mit eingegeben. Das Notfeuer wurde entzündet, wenn die Seuche eingetreten war; aber auch vorbeugend brannte es. Zumal im Hochsommer, wenn die Gluthitze die Luft mit Peststoff erfüllt, war Anlass zu Notfeuern, die zu einer ständigen Sitte wurden. Im Brauche der Johannisfeuer leben solche ständigen, jährlichen Notfeuer fort. Man hoffte dadurch Viehseuchen fürs ganze Jahr bannen zu können. Beim Notfeuer begegnen Spuren ursprünglich dargebrachter Opfer. Das JohannisNotfeuer war mit einem Mahle verbunden, auch Minnetrinken war dabei üblich, endlich Tanz und Lustbarkeit. Verknüpft man, wozu Gründe vorhanden sind, das Viehopfer und das Notfeuer mit einander, so ergibt sich das altgermanische Opfer in den wesentlichsten Zügen. Ein bekränztes Opfertier wird zur Opferstätte geleitet, dort geschlachtet, das Haupt wird aufbewahrt, den Göttern geweiht, Haut und Knochen und Eingeweide werden in dem umständlich und aussergewöhnlich entfachten Feuer, dem reinigende Kraft eignet, zu Asche verbrannt. Das Fleisch der Opfertiere diente zum Schmaus, der, in ein Gelage auslaufend, die Feier beschloss. Die Volksbräuche haben bald diesen, bald jenen Zug aufbewahrt, die sich aber alle zu einer uralten einheitlichen Handlung vereinigen. Die Bräuche des Viehopfers und Notfeuers sind indogermanisch, sie entstanden bei Hirtenvölkern gleichmässig. Sie mögen mithin im Grunde älter sein, als der germanische Götterglaube und erhielten sich auch länger als dieser, obzwar nur trümmerhaft. Im germanischen Heidentum aber vollzog sich

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