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den Semnonen steht der uralte schauerliche Opferwald, den man nur gefesselt betreten darf (silva auguriis patrum et prisca formidine sacra); dort versammeln sich Abgesandte aller Suevenstämme. Der Nerthus ist ein unberührter Hain (castum nemus) geweiht, worin allerdings auch ein templum sich erhebt. Die Feldzeichen der Stämme, Tierbilder und Abzeichen der Götter, die dem Heere voran in die Schlacht getragen wurden, befanden sich gewöhnlich im geweihten Walde. Im Donarswald (in silvam Herculi sacram) versammeln sich die Völker zur Schlacht. In den heiligen Hain (sacrum in nemus) ruft Civilis den Adel zusammen. Opfersteine, bei denen die gefangenen Feinde geschlachtet wurden, traf man in den Wäldern (lucis propinquis barbarae arae apud quas tribunos mactaverant). Die Häupter getöteter Opfertiere bleichten an den Baumstämmen.

Im tiefsten, dunkelsten Urwald, wo kein Holz geschlagen werden darf, ist das Heiligtum der Götter, da stehen die Opfersteine, da werden Menschen und Tiere geschlachtet oder aufgehängt, da werden die heiligen Feldzeichen der Völker aufbewahrt. Dort ist aber auch Volksversammlung und Gericht. Vermutlich war ein besonderer Teil des Urwaldes zum eigentlichen Gottesdienst abgegrenzt, während fürs Ding gelichtete, wenigstens von Buschwerk und Unterholz gerodete Strecken erforderlich scheinen. Der den Göttern geweihte uralte, wilde Bannwald rief einen schauerlichen Eindruck hervor, ebenso aus ehrfürchtiger Scheu vor der unmittelbaren Gegenwart der Götter wie wegen der blutigen Opfer, wegen der verwesenden Leichen und bleichenden Gebeine. Nicht bloss den Römern, auch den germanischen Volksgenossen selber war ein solcher Urwald unheimlich. Die Schrecken der Vorzeit hafteten auch später vornehmlich am Tempelhain, so an dem zu Uppsala, während die übrigen Örtlichkeiten der frohen Feste halber wol einen freundlicheren Anblick boten. Der eigentliche Opferplatz, wo die Gottheit die Opfer empfing, war der furchtbare Mittelpunkt des Gottesdienstes.

Die Bekehrer hatten oft mit heiligen Wäldern, insbesondere mit heiligen Bäumen zu thun. Der Wald gilt ohnehin als Aufenthalt der Geister, der Baum als beseelt; somit wird er leicht zur Behausung, zum Heiligtum der Götter. Bonifacius fällte bei Geismar die Donarseiche und erbaute aus ihrem Holz eine Peterskapelle. Unter Sachsen und Friesen 1) dauerte die Verehrung der

1) Vgl. J. Grimm, Myth. 64, wo die vita Meinwerci Kap. 17, MG. 11, 114 u. MG. 2, 377 Anm. k ausgehoben ist.

Heilige Haine. Gebaute Tempel.

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Haine am längsten fort. Bischof Unwan von Bremen liess im Anfang des 11. Jahrh. bei abgelegenen Bewohnern seines Sprengels solche Wälder, in denen geopfert wurde, ausrotten. Nach einem Treffen, das im Jahre 779 zwischen Franken und Sachsen geschah, liess sich ein schwerwunder Sachse aus seiner Burg heimlich in einen dem höchsten Gott geweihten Hain tragen. Schon in alten Urkunden ist von Heiligenforst bei Strassburg, Heiligenloh im Hoyaschen, Heiligelo bei Alkmaar in Holland, Heiligenholtz bei Zwifalten, Halahtre in Westfalen die Rede. 1) Diese Namen bewahren das Andenken. heidnischer Götterwälder, die der Benutzung des Volkes entzogen, dem Dienste der Götter geheiligt

waren.

2. Tempelbauten.

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Aus dem Walde wuchs allmälig der gezimmerte Tempel 2) hervor, vielleicht Anfangs in der Art, dass um einen besonders heiligen Baum, der als Sitz der Gottheit galt, eine Hütte aus Holz und Zweigen aufgeführt wurde. Derlei mag der indiculus superstitionum IV,,de casulis id est funis", von kleinen Tempelchen, im Auge haben. Man gedenkt der Halle König Volsungs, die freilich weltlichen Zwecken dient, aber möglicherweise einen altfränkischen Waldtempel darstellt. König Wolsung liess eine herrliche Halle machen und zwar auf die Art, dass eine grosse Eiche in der Halle stund; die Zweige des Baumes mit schönen Blättern breiteten sich übers Dach, der Stamm reichte in die Halle hinunter. 3) Hernach stösst Odin das Schwert für Sigmund in den Stamm dieser Eiche. Darf man eine Wodanseiche im fränkischen Urwald, um welche ein Tempel gezimmert war, worin der Gott seinen Lieblingen sich offenbarte, als letzten Ausgangspunkt dieser Sagenbildung vermuten? Die sächsische Irminsul muss hier erwogen werden. Im nordischen Hause stützen eine oder zwei Säulenreihen als Grundpfeiler den ganzen Bau. Besonders wichtig sind die zwei am Hochsitz befindlichen sog. ondvegissúlur, an denen

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1) J. Grimm, Myth. 65; Förstemann, Ortsnamen2 700.

2) Das germanische Wort für den Tempel war got. alhs (bei Wulfila für vaós u. ispov gebraucht), as. ahd. alah, ags. ealh. Damit sind zahlreiche Personen- und Ortsnamen (Förstemann 22, 40), welche auf altdeutsche Tempel schliessen lassen, zusammengesetzt; vgl. Alahstat, Alahdorf, Alahesfeld, Alahesheim, Alahpah, Alacfurd, Alacmar u.ă.

3) Volsungasaga Kap. 2. Golther, Germ. Mythologie.

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Götterbilder eingeschnitzt sind, denen abergläubische Verehrung erwiesen wird. Die nach Island fahrenden Norweger nehmen ihre Hauptsäulen mit und stellen sie in der neuen Heimat ebenso in die Mitte des Hauses. Auch im Tempelbau, der vom Hausbau nicht wesentlich abwich, kehren diese Säulen wieder. Karl der Grosse zerstörte im Jahre 772 einen Hauptsitz des sächsischen Aberglaubens, die unweit Eresburg in Westfalen errichtete irminsúl, die Hauptsäule.) Er verbrannte das sächsische Heiligtum. Im tiefen Wald, wol im Osning, im heiligen Götterhain, ragte die Säule auf, die bald als fanum, bald als idolum bezeichnet wird. Später wurde an ihrer Stelle eine Peterskirche gebaut. Rudolf von Fulda erzählt vom Baumkult der Sachsen und erklärt die irminsul als einen grossen, unter freiem Himmel hoch aufgerichteten Holzstamm, eine Hauptsäule.2) Was ist nun in Wirklichkeit unter der sächsischen Säule zu verstehen? Ihr eignete wol dieselbe religiöse Bedeutung wie der nordischen Haussäule. Durch eingeschnitztes Götterbild mag vielleicht auch sie zum Heiligtum, zum Idol, geweiht gewesen sein. Sie stand aber allein im Freien und diente so als Symbol. Der aufgerichtete Grundpfeiler, die Hauptsäule vertrat vielleicht symbolisch den Tempel, der ursprünglich um den heiligen Baum, nachher um die hölzerne Hauptsäule gezimmert war. Für den germanischen Tempel der Urzeit, dessen Einrichtung nirgends genau geschildert ist, lernen wir nur das eine, dass sein Ursprung an den heiligsten Baum des geweihten Forstes, an die uralte mächtige Göttereiche anknüpfte. Den Baum löste bei späterem kunstvollerem Bau die im Mittelpunkt aufgerichtete hochragende Hauptsäule, ein gewaltiger verarbeiteter Baumstamm ab. Wie der Götterbaum den Grundpfeiler des heiligen Gebäudes abgab, so scheint er auch das Götterbild, das zunächst an ihm haftete, veranlasst zu haben. So wuchs, wol auch unter der

1) Die hergehörigen Stellen aus MG. sammelt J. Grimm, Myth. 104 ff.; W. Müller, Altdeutsche Religion S. 71 bringt die irminsul mit den nordischen Hauspfeilern in Verbindung. Mannhardt, Baumkult der Germanen S. 303 ff. erklärt die Irmensäule als den Lebensbaum des Volkes, der neben dem Maibaum der Gemeinde und dem Baum des Einzelhofes aus ähnlichen Grundvorstellungen entwickelt sei.

2) MG. 2, 676 truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua irminsul appellantes, quod latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia. Damit scheint eine Deutung als Săule des Irmin-Tiu ausgeschlossen, irmin hat den in Zusammensetzungen ganz gewöhnlichen und geläufigen Sinn,,gross, gewaltig".

Irminsûl. Einzelne Tempelbauten.

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Anregung römischer Kultur, aus dem ursprünglichen Gottesdienst im Urwalde die gezimmerte Behausung der Götter und ihre bildliche Darstellung heraus. Der Götterbaum als irminsul entfaltet beides.

Zur Zeit des Tacitus ist die Kultstätte meistens der heilige Hain. Aber an zwei Stellen ist zweifellos vom Tempel im Haine die Rede. Nachdem der Priester die Nerthus an Festtagen umhergeführt hat, gibt er sie ihrem Heiligtum zurück (satiatam conversatione mortalium deam templo reddit). Im Jahre 14 machten die Legionen des Germanicus den marsischen Tanfanatempel dem Erdboden gleich (celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfanae vocabant, solo aequatur). Die Bekehrer hatten nicht bloss Göttereichen zu fällen, sondern auch Tempelbauten niederzulegen, zu verbrennen oder zum Dienste des Christentums umzuweihen. Allmälig hatten sich die im Walde gebauten Tempel vermehrt, mitunter wurden auch römische Bauten, gemauerte steinerne Tempel dem germanischen Götterdienst nutzbar gemacht. Als Radegund, die Gemahlin Chlotars, aus Thüringen nach Frankreich zog, führte sie ihr Weg in der Nähe eines fränkischen Tempels vorüber. Die glaubenseifrige Christin gebot ihren Leuten, den Heidentempel anzuzünden. Die Franken wehrten sich, aber Radegund setzte ihren Willen trotzdem durch. Das Heiligtum wurde verbrannt, hernach aber Frieden gestiftet. So erzählt die vita sanctae Radegundis (acta Bened. sec. 1 S. 327) aus dem 6. Jahrh. Gregor von Tours (vitae patr. 6) weiss von einem mit Zieraten erfüllten Tempel zu Köln (fanum quoddam diversis ornamentis refertum), worin die Barbaren beim Opfer Schmaus und Gelage hielten. Dort standen auch Götterbilder. Kranke Glieder wurden in hölzerner Nachbildung aufgehängt. Bei den Angelsachsen gab es eingehegte Tempel (fana cum septis), die ziemlich vollkommen gewesen sein müssen, sonst hätte schwerlich Gregor dem Augustin anempfohlen, christliche Kirchen daraus zu machen. Die ags. Sprache gewährt auch ein germanisches Wort für den Begriff „Altar". Im Walde genügte der Opferstein, im Tempel erhub sich ein Altar, wigbed (aus älterem wihbéod), der Tempeltisch.') Er diente wol wie der nordische stallr zur Aufnahme heiliger Gerätschaften, des Eid

1) Über die Formen und Etymologie des Wortes, wigbed, weobed, weofod vgl. Kluge, Beiträge 8, 527; Sievers, Ags. Grammatik2 § 43 Anm. 4; § 222

Anm. 1.

ringes, der Opferblutschale u. dergl.') Sächsische Tempel (fana) nennt das capitulare de partibus Saxoniae. Den friesischen Göttern 2) waren in allen Teilen des Landes Tempel errichtet. Darin lagerten oft Schätze. Genauer beschrieben ist aber nur Fosites Heiligtum auf Helgoland.

Der hl. Willebrord brach auf Walchern ein altehrwürdiges, von einem tapferen Wächter behütetes Heiligtum.3) Da im Dünensande vor Walcheren Trümmer römischer Steinbauten und Nehalenniasteine sich vorfanden, handelt es sich vermutlich um einen Tempel aus der Römerzeit, den die Germanen nach Abzug der Römer zum Dienste ihrer eigenen Götter benützten. Überhaupt muss man mit der Möglichkeit rechnen, dass die auf römisches Gebiet einrückenden Germanen hier und da ihre Opferstätten in verlassene römische Tempel verlegten. Nahmen die germanischen Söldner doch auch ebenso willig den Brauch bildergeschmückter Weihsteine von ihren römischen Kameraden an, nicht bloss zum Kaiserkult und zum Dienst der römischen Truppengenien, sondern

1),,Man bat es zwar ohne weiteres angenommen, aber bisher m. W. noch durch kein einziges Zeugniss belegt, dass die alten Deutschen Altäre, wie die Griechen und Römer gehabt hätten; weil sie ihre Opfer nicht verbrannten, überhaupt nach der ganzen Weise ihres Kultus scheinen doch Altäre für sie sehr überflüssige Dinge gewesen zu sein." Müllenhoff, Schmidts Zeitschrift f. Geschichte 8, 242.

2) Friesische Tempel erweisen die mit fran (ahd. vrônô, sanctus) gebildeten Ortsnamen, wodurch heiliges, göttergeweihtes Land angezeigt ist; aber auch von bestimmten Tempeln in allen Gauen und von deren Brand und Bruch hören wir; vgl. Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte 2, 439 ff.; die altfriesische Bezeichnung für den Tempel war alac, a. a. O. 442 f.

3) Alchuine vita Willibrordi Kap. 14 [Willibrordus] pervenit ad quandam villam Walichrum nomine in qua antiqui erroris idolum remansit. quod cum vir dei zelo fervens confringeret praesente eiusdem idoli custode, qui nimio furore succensus quasi dei sui iniuriam vindicaret, in impetu animi insanientis gladio caput sacerdotis Christi percussit. sed deo defendente servum suum, nullam ex ictu ferientis laesuram sustinuit. socii vero illius hoc videntes pessimam praesumptionem impii hominis morte vindicare concurrerunt. sed a viro dei pio animo de manibus eorum liberatus est reus ac dimissus. qui tamen eodem die daemoniaco spiritu arreptus est et die tertio infeliciter miseram vitam finivit. Nach Aufzeichnungen aus dem 13. Jahrh. handelte es sich um ein dem Mercurius-Wodan geweihtes Idol; Richthofen, Untersuchungen über fries. Rechtsgeschichte 2, 434. In Wirklichkeit aber war das um 694 auf einer Missionsreise von Willibrord zerstörte Heiligtum wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Römerzeit, der Nehalennia-Isis-Tempel; vgl. Kauffmann, Beiträge 16, 229 ff.

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