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Plinius (in den verlorenen Bellis Germaniae), Tacitus (Germ. 9, 39, 40, 43; Ann. I, 51; II, 12; XIII, 55, 57; Hist. IV, 14, 22, 61, 65, 73; V, 22 ff.), Sueton (Vitellius c. 14, Domitian c. 16), Sozomenus (Hist. eccl. 6, 37), Claudianus (Consul. Stilichonis 1, 288; Bell. get. 528, 542), Orosius (Hist. 5, 16), Ammianus Marcellinus (Hist. 14, 9; 25, 5, 17), Agathias (2, 6; 28, 5), Procopius (Bell. got. 2, 4ff.; 15, 25).

Aus der heidnischen Zeit, da die Germanen im Verkehr mit den Römern standen, bieten sich auch einige wenige unmittelbare Denkmäler. Germanische Söldner im römischen Heerdienst ahmten die Sitte der Weihsteine mit Inschriften ihren römischen Kameraden nach. Sie errichteten ihren heimischen Göttern Altäre, oft sogar mit Bildern geschmückt. Meist wurde die interpretatio romana angewandt, aber durch Zusatz eines germanischen Beiwortes die deutsche Gottheit bezeichnet z. B. Mars Thingsus, Hercules Magusanus; manchmal stand der deutsche Name allein, wobei aber die Skulptur die interpretatio romana zum Ausdruck bringen konnte, z. B. Nehalennia (mit Isisbildern), Hludana, Deus Requalivahanus. Die Altäre sind bis zum letzten Meisselstich römische Arbeit, die Bilder gehören dem Gedankenkreise der römischen Mythologie an. Man darf sie nicht auf germanische Mythen auslegen. Der Gewinn, den uns die germanischen Weihaltäre gewähren, ist sehr gering. Die Schlussfolgerungen sind ganz unsicher, mehr nur ein glückliches Raten. Denn der einzige Anhaltspunkt bleibt stets das mutmaassliche germanische Wort. Aber dessen Sinn ist allein mit Hilfe der Etymologie zu bestimmen, und wenn auch die Etymologie mit annähernder Sicherheit erschlossen ist, so bleiben doch immer noch viele Zweifel, welche Bedeutung der Name oder Beiname für die Mythologie hat. So ist allerdings im Hercules Magusanus der starke Donar unschwer erkennbar, aber die Formel Mars Thingsus bleibt unerklärt, obschon die Etymologie von Thingsus keine Schwierigkeit macht. Nehalennia, Hludana, Requalivahanus lassen mit Aufwand grosser Gelehrsamkeit die widersprechendsten Auslegungen zu.

In lateinischer Sprache von christlichen Verfassern geschriebene Werke kommen fürs spätere Heidentum der Westgermanen in Betracht. Obenan stehen die Lebensbeschreibungen der Bekehrer, worin häufig auf das besiegte Heidentum eingegangen wird. Die Vita Columbani und die Vita St. Galli wissen Einiges von den heidnischen Bräuchen der Alemannen. Die Vita Bonifati und die

Das römische und das christliche Zeitalter.

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Bonifatiusbriefe geben über Mitteldeutschland und Friesland Aufschluss. Von Friesland erzählen die Vita Liudgeri und die Vila Willehadi. Die heidnischen Zustände der nordischen Völker berührt mehrfach die Vita Anskarii. Über die Skandinavier berichtet Adam von Bremen. Die angelsächsische Bekehrung schildert des Bäda Historia ecclesiastica. Reichhaltig, da sie fortwährend Heidnisches bekämpfen, sind die kirchlichen Gesetze, Bussordnungen, Concilsbeschlüsse, Papstbriefe, Predigten, Taufgelöbnisse u. drgl. Sie sind zwar oft nach einem allgemeinen Schema entworfen und dürfen nicht in allen Einzelheiten fürs germanische Heidentum in Anspruch genommen werden. Aber sie sind andererseits auch häufig gerade im Hinblick auf ein bestimmtes Land und mit Einfügung der landesüblichen Ausdrücke abgefasst. So die Sächsische Abschwörungsformel, die Wodan, Donar und Saxnot nennt, und das alte Verzeichniss sächsischen Aberglaubens (Indiculus superstitionum et paganiarum), welche aus der Zeit der Sachsenmission stammen. Hefeles Konciliengeschichte, Wasserschlebens Bussordnungen der abendländischen Kirche, Cruels Geschichte der deutschen Predigt gewähren einen guten Überblick über das, was aus solchen Akten für die Mythologie zu lernen ist.

Die Geschichtschreiber der germanischen Stämme kommen, wo sie von der Urzeit berichten, häufig auf Mythen zu sprechen; so Jordanes in der gotischen Geschichte, Gregor von Tours in der fränkischen, Paulus Diaconus in der langobardischen, Bäda in der englischen, Widukind in der sächsischen, Dietmar von Merseburg in seiner Chronik und andere mehr. Am ergiebigsten sind auch hier die nordischen Geschichtsquellen. Wie die kirchlichen, so haben auch die weltlichen Rechtsquellen oft Veranlassung, heidnische Zustände zu erwähnen. So Karls des Grossen Capitulatio de partibus Saxoniae und viele angelsächsische Gesetze. Viele Orts- und Personennamen sind mit mythischen Bestandteilen gebildet, z. B. mit Wodan, Donar, Fro, Ans, Alb u. ä. zusammengesetzt, und verstatten dadurch einen Schluss auf den Vorstellungskreis, dem sie entstammen. Wochentagsnamen und Pflanzennamen gehören ebenfalls hierher. Die ältere Sprache, die namentlich in den ahd. Glossen uns aufbewahrt ist, in Einzelheiten auch die Sprache der erst in der christlichen Zeit abgefassten epischen Gedichte, z. B. der altsächsische Heliand und die zahlreichen angelsächsischen Stabreimgedichte, enthalten viele Ausdrücke aus dem Heidentum. Manche Vorstellungen, z. B. die der Schicksalsfrau Wurd, Bezeichnungen

von Göttern und Geistern, viele Thatsachen des Götterdienstes, des Priester, Opfer- und Tempelwesens werden mit Hilfe der Sprache als gemeingermanisch erwiesen. In den ältesten, dem Heidentum zunächst stehenden Denkmälern halten sich viele uralte Ausdrücke, deren echter heidnischer Begriff so gut als möglich ins Christliche umgesetzt ist, die später grossenteils verschwanden.

Die unmittelbare Uberlieferung in deutscher Sprache ist sehr dürftig und auch nicht vollkommen verständlich. Die Runeninschrift auf der Nordendorfer Spange ruft Wodan und Donar zu irgend einer Weihhandlung an. Am meisten bieten immerhin die Zaubersprüche, in Deutschland die beiden berühmten Merseburger Sprüche, in denen Götter und Göttinnen genannt sind, ferner einige jüngere Sagen, in welchen heidnische und christliche Bestandteile durch einander laufen1). Aus England bieten sich mehrere ebenso wertvolle Zauberformeln dar, die auf Woden, die Erdgöttin und die Kampfjungfrauen Bezug nehmen. Die Auslegung dieser rein heidnischen oder christlich-heidnischen Segen ist aber in vielen Einzelheiten sehr unsicher. Lachmann, Müllenhoff, E. H. Meyer und andere suchen die Heldensage in grösserem Umfang für die Göttersage zu verwerten. Aber noch ist keine allseitig befriedigende Lösung der Frage gefunden, wieviel und was die Mythologie, d. b. die Geschichte der Göttersage und des Heidenglaubens, aus der Heldensage für sich in Anspruch nehmen darf.

Volkssage und Volksaberglaube des Mittelalters und der Neuzert bilden eine wichtige Quelle für die Mythologie. Ihre Verwertung ist aber mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpft. Zunächst muss das Verhältniss zwischen höherer und niederer Mythologie richtig gestellt werden. Hierauf muss die Volksüberlieferung für sich allein auf ihre Verwendbarkeit sorgsam geprüft werden. Vieles, was wir nur aus Volkssagen der Gegenwart wissen, kann

1) Das Wessobrunner Gebet (Müllenhoff-Scherer, Denkmäler 3 Nr. I) und das Muspilli (ebenda Nr. III) wurden lange als mythologische Denkmäler verwendet, ohne die geringste Berechtigung. Ihr Inhalt ist durchaus christlich. Fürs Muspilli wiesen Zarncke, Berichte der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1866 S. 191 ff. u. F. Vetter, Zum Muspilli, Wien 1872 S. 106 ff., Heinzel, Zeitschrift f. d. österreichischen Gymnasien 43, 1892, S. 748 christlichen Gedankeninhalt nach. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 317 ff. vermutet wiederum heidnische Spuren darin, während die meisten Forscher das Heidentum allmälig ganz auf den Ausdruck Muspilli eingeschränkt haben. Bei Besprechung des Begriffes Muspilli, Muspell wird diese Frage erörtert werden.

Volkssage und Volksglaube.

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bereits germanisch-heidnisch gewesen sein, aber nicht alles muss aus der Urzeit herstammen. Die Volksüberlieferung ist in ständigem Flusse begriffen, Neubildungen und Entlehnungen sind an der Tagesordnung. Unsre nächste Aufgabe geht dahin, zu bestimmen, welche niedere Mythologie im Heidentum neben der höheren herlief. Sofern sie mit der altheidnischen in den Grundzügen übereinstimmt, muss die spätere Volkssage ergänzend herangezogen werden. Um festzustellen, wieviel alt und heidnisch ist, dient wieder an erster Stelle die Sprache, welche lehrt, ob ein Begriff gemeingermanisch ist. Ferner ist Gewicht darauf zu legen, eine Sage oder Vorstellung in möglichst alten Quellen nachzuweisen. Je näher die Überlieferung der heidnischen Zeit gerückt wird, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie bereits im Heidentum vorhanden war. Besonders wertvoll sind die Parallelen, welche sich aus den altnordischen Quellen in reicher Fülle ergeben. Viele Sagen erscheinen überhaupt mit dem nordischen Götterglauben gleichzeitig. Begegnen sie, selbst in jüngerer Fassung, in Deutschland und England wieder, so ist die Annahme gemeinsamer Herkunft aus dem Heidentum erlaubt, zumal wenn die Sprache den Grundbegriff als urgermanisch erweist. Gleichheit von Märchen und eigenartigen Sagen deutet zwar auf Wanderung und Entlehnung, aber anders ist die Übereinstimmung typischer und abergläubischer Vorstellungen wie der Seelengeister, Maren, Elbe und Riesen zu beurteilen. Ältere Sammlungen zur Volkskunde sind des Gervasius von Tilbury otia imperialia um 1211, des Caesarius von Heisterbach († 1240) dialogus miraculorum, des Hans Vintler Blumen der Tugend') um 1411, die Zimmerische Chronik 1566, die Werke des Prätorius im 17. Jahrhundert, die gestriegelte Rockenphilosophie 1706. Die methodische Sammlung aus den älteren Aufzeichnungen und aus der mündlichen Überlieferung der Gegenwart unternahmen die Brüder Grimm in den Kinder- und Hausmärchen 1812-14, in den deutschen Sagen 1816-18, J. Grimm im Aberglauben (in der ersten Ausgabe der Mythologie 1835; wiederholt im 3. Bande 1878 S. 401-508). An dem in diesen Arbeiten ge

1) Vgl. Ältere tirolische Dichter hrsg. von Zingerle, Bd. 1, 1874 die pluemen der tugent des Hans Vintler 7693-7995; 8197-8244; die Anmerkungen des Herausgebers weisen u. a. auf ähnliche Stellen mittelalterlicher Verfasser z. B. auf Berthold von Regensburg und Geiler von Kaisersberg in der Emeis (A. Stöber, Zur Geschichte des Volksaberglaubens im Anfang des 16. Jahrhunderts, Basel 1855).

Golther, Germ. Mythologie.

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gebenen unübertrefflichen Muster erstand die wissenschaftliche Sammlung und Sichtung der Volksüberlieferung, eine Aufgabe, die jetzt von Vereinen besorgt wird1).

4. Nordische Quellen. 2)

Der Wert der nordischen Überlieferung beruht vor allem darauf, dass sie unmittelbar in heimischer Form geboten wird. Zwei Hauptströmungen sind zu unterscheiden: die Nachrichten der Skalden, die teilweise dem ausgehenden 9. und dem 10. Jahrhundert angehören, obschon sie erst am Ende des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert zur Niederschrift kamen, und die Nachrichten der in Prosa verfassten Geschichtsquellen, der Sögur. Aus letzteren gewinnen wir ein Bild des Glaubens, bei den Skalden erfahren wir die Sagen. Religion und Mythologie sind aber teilweise verschieden, die nordische Mythologie in ihrer Gesamtheit ist nicht unmittelbar aus dem lebendigen Kult und Glauben des norwegischen Volkes hervorgegangen. Die nordische Mythologie, die im Kreise der Skalden, der höfischen Kunstdichter, entstand, enthält mehr fremde Bestandteile, stellt die aus Deutschland zugewanderte Gestalt Odins in den Mittelpunkt, während die Religion des nordischen Volkes die altheimischen Götter nicht zurückdrängen lässt, Fremdes eher ablehnt. Der Gegensatz des abenteuernden Wikings und des sesshaften Mannes, des Edelings und des Bauern gelangt in der nordischen Mythologie und Religion zum Ausdruck.

Von den Skalden sind diejenigen am wichtigsten, welche noch dem Heidentum angehören. Zur Kunstdichtung sind auch die sog. Eddalieder zu zählen, die allerdings einfachere Formen anwenden, aber aus dem Anschauungskreise der Skalden nicht heraustreten, jedenfalls nicht als blosse Volksdichtung betrachtet werden dürfen. Die Skaldengedichte sind in doppelter Weise für die nordische Mythologie von Belang, ihrer Form und ihres Inhalts willen. Das

1) Vgl. E. H. Meyer, Mythologie S. 28 ff.; John Meier, Grundriss der germanischen Philologie II, 1, 776 ff.; Brandl, ebenda 837 ff., Mogk, ebenda II, 2, 265 ff.

2) Die Quellen der nordischen Mythologie dürfen nur im engsten Zusammenhang mit Kultur- und Litteraturgeschichte benutzt werden. Für die nordische Litteraturgeschichte verweise ich auf die Darstellung Mogks im Grundriss der germ. Philologie II, 1, 71 ff. und auf Finnur Jónssons oldnorske og oldislandske litteraturs historie Bd. 1 Kopenhagen 1895.

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