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ein Quälen (mara kvaldi) oder Treten (mara trad) geschildert. Ebenso ist die fränkische cauche-mar (zu calcare) eine tretende. Mare. Der Alptraum bietet den denkbar reichsten Stoff zu einer ganzen Dämonologie dar 1). Der Alp erscheint in den verschiedensten Gestalten, bald menschlich, bald tierisch, bald als Ungeheuer, dessen Aussehen in der Wirklichkeit nichts Entsprechendes hat. Um Mitternacht als Nachtalp, aber auch um Mittag als Tagalp, als daemon meridianus, überfallen die Gespenster den Menschen, der sich zum Schlafen nieder gelegt, quälen und ängstigen ihn oft so arg, dass er darüber krank wird und stirbt. Durch Astlöcher, Ritzen oder Schlüssellöcher schlüpfen die Maren in die Stuben, werfen sich dem Schlafenden auf den Leib und drücken ihm Brust und Kehle zusammen, dass er weder Luft bekommt noch schreien kann. Sie kriechen dabei dem Menschen von unten herauf bis an den Hals oder sie stecken ihm ihre Zunge in den Hals, dass er nicht mehr schreien kann. Auch Pferde und andres Vieh werden vom Alp geplagt; sie schwitzen und schnauben dann stark und sind ganz zerzaust; ihre Haare sind verknotet und verfilzt, zu Weichselzöpfen gedreht. Die nds. walriderske benützt die Pferde zum Reiten. Selbst Menschen werden von den Maren geritten, zum Teil indem sie dabei in Rossgestalt verwandelt werden. Die Sagen von plötzlich aufhockenden Gespenstern, die den Wanderer bis zur Erschöpfung peinigen, gehören in den Kreis des Marenglaubens. Auch leblose Dinge, Steine und Bäume, werden gedrückt. Bei den Bäumen zeigen zitterndes Laub und verwachsene Zweige den Alpdruck an. Der Alp kann nur auf demselben Wege wieder hinaus, auf dem er hereingekommen ist. Wenn man daher das Loch verstopft, durch welches er einschlüpfte, so ist er gefangen; ebenso wenn man ihn anruft oder beim Namen nennt. Dann erscheint er morgens in seiner wahren Gestalt, meist als nacktes Weib, in der Gestalt des Menschen, der den Alpdruck bewirkt hatte. Man kann den Alp oder die Mare solange gefangen halten, bis der verstopfte Ausweg sich wieder aufthut, worauf das gespenstische Wesen sofort verschwindet. Die deutsche Volkssage lässt die Maren aus dem , Engelland“, d. h. aus dem Seelen- und Geisterreich stammen, sofern sie nicht aus der nächsten Umgebung, aus der Zahl der Mitmenschen herkommen.

Die Vorstellung von der Vielgestaltigkeit des Alps ist in der

1) Die wichtigsten Züge des Alpglaubens verzeichnet Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube § 402 ff.

Art des Alptraums begründet. Der eine fühlt und sieht den Traumgast als Tier, als Hund oder Katze, als Wurm, als furchtbares Scheusal, der andere als einen Menschen, der die Züge von lebenden oder toten Bekannten annimmt, als altes Weib oder blühendes Mädchen. Wem er heute Entsetzen einflösst, dem naht er morgen in lieblicher Erscheinung, sogar ein und derselbe Traum kann einen Wechsel der Gestalten zeigen. Von besonderer Bedeutung für die Sagenbildung ist die Form des Traumes, welche den Alp als Buhlgeist, als Incubus und Succubus, zeigt; daraus begreift man leicht, wie die Sage dazu kam, die elbischen Wesen überhaupt als lüstern und minnegierig darzustellen, vom geschlechtlichen Verkehr zwischen Elben und Menschen zu erzählen. Dieses Traumerlebniss braucht dann nur in eine höhere Auffassung gerückt zu werden, um den wüsten Buhlteufel, der schlafende Weiber überfällt, oder die teuflische Buhlerin, die sich im Traume mit Männern vermischt, zu Alb und Albin zu wandeln, die in Liebessehnsucht aus ihrer fernen Heimat herabsteigen, um mit Sterblichen einen Bund einzugehen. Hierin hat die Phantasie wol den dankbarsten Stoff erhalten, der in reichster Fülle und in zahllosen Umbildungen nach den verschiedensten Richtungen hin ausgesponnen werden kann. Sage und Dichtung können sich hier zu den herrlichsten Schöpfungen erheben, denen ihr einfacher Ursprung kaum mehr anzusehen ist. Zeus und Semele, Lohengrin und Elsa, des Albkönigs Tochter, die im Mondenschein mit dem zu seiner Menschenbraut verlangenden Jüngling tanzt und ihm den Tod gibt, die weisse Jungfrau, die auf alten Burgen oder sonst an Orten, die nicht geheuer sind, auf den menschlichen Befreier und Geliebten harrt, die verwunschene Königstochter, die sich in den Armen des Märchenhelden in Schreckgestalten verwandelt, aber endlich entzaubert den Mutigen mit ihrer Hingabe beglückt, kurz jene unzähligen Liebespaare aus Sage und Mythus, in denen das Göttliche und Menschliche sich vereinigt, können schliesslich als Blüten betrachtet werden, die aus jenem unscheinbaren Keim aufsprossten, als verschiedenartige Wendungen der Albenehe. Der vom Alp Heimgesuchte befreit sich endlich von der unheimlichen, drückenden Macht auf irgend eine Weise, indem das Erwachen herbeigeführt und damit der Bangigkeit des Schläfers, die sich zum höchsten Grade der Spannung gesteigert hatte, ein Ende bereitet wird. Ebenso vielgestaltig wie der Alp selber ist der Gegenzauber, der ihn zum Weichen bringt. Es kann ein von aussenher kommendes

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Geräusch, der Weckruf eines Genossen, der Hahnenschrei, ein greller Lichtschein, die anbrechende Morgenröte, kurz überhaupt jedes Mittel sein, das den Menschen aufweckt. Daher scheuen die Maren und alle Elbe meistens das Licht und den Tag und räumen bei Dazwischenkunft eines Dritten das Feld. Die Traumgestalten, die Draugen, halten der Wirklichkeit nicht Stand, alle Gespenster verwehen gewöhnlich wie die Träume und aus denselben Ursachen. Den Alptraum im besonderen scheucht namentlich der Aufschrei, an dem der Geängstigte erwacht. Oft kommt es vor, dass er dabei ein Kissen oder Bettstroh krampfhaft umklammert hält, woraus der Glaube entstand, der Alp könne gefangen werden, verwandle sich jedoch dabei in einen Strohhalm, eine Bettfeder oder sonst einen unscheinbaren Gegenstand. Wird er in dieser Verwandlung gefangen gehalten, so muss er sich aber schliesslich wieder in seiner richtigen Gestalt zeigen und mag dann gestraft, verbannt, unschädlich gemacht werden. Aus dem bannenden Schrei entwickelte sich die Sage, der Alp müsse beim Anruf oder bei Namensnennung entweichen. Daher das Verbot, nach Nam und Art zu fragen, das in der Albenehe gestellt wird, dessen Nichtachtung den Alben verschwinden macht. Aus der Albenehe können verschiedene Sagentypen von Buhlschaft, Ehe, Haft und Erlösung erwachsen. Auch die Geschichten von den Wechselbälgen, den unterschobenen Albenkindern lassen sich teilweise auf den Alptraum zurückführen. Der Alptraum der Wöchnerinnen spiegelt oft Gefahr fürs Kind vor, sie sehen das Kindlein von geisterhaften Wesen bedroht, die nur auf dieselbe Art wie der Alp verscheucht werden können. Der pathologische Zustand des Alptraumes scheint allem nach den Menschen zuerst zum Gespensterglauben gebracht zu haben, aus der Erinnerung an den oft wiederholten Zustand erwuchs der Aberglaube, aus diesem ging eine reiche Sagenbildung hervor. Lebten einmal Gespenster in der Vorstellung des Menschen, so bemächtigte sich ihrer alsbald die Phantasie, die nach weiteren Beziehungen, insbesondere nach der Herkunft der Maren suchte. Trug der Alp Züge lebender oder toter Bekannter, so erschien er als deren Geist, deren Seele. War er unbekannt, so trat er doch von aussen her in die Hütte des Schlafenden, seine Heimat musste daher auch draussen in der weiten Natur, in Wald und Feld, in Wasser, Wind, Nebel und Wolke sein. Darum können auch alle Geister drücken und quälen, denn sie sind ursprünglich Maren.

3. Seelen und ihre Erscheinungsformen.

Einen gemeingermanischen Ausdruck für den Begriff der seelischen Geister im allgemeinen finden wir nicht vor. Das Wort Seele ist zwar west- und ostgermanisch (got. saiwala), während die Nordleute dafür ond gebrauchen. Aber damit ist zunächst nur die geistige, belebende Kraft, die dem menschlichen Leibe inne wohnt, gemeint. Die Seelengeister benennt der Volksglaube alter und neuer Zeit nach ihren einzelnen Erscheinungsformen, in denen die Seele offenbar wird. Sie äussert sich aber zunächst als Hauch und Atem, als ein luftiges Gebilde, das völlig unsichtbar ist, oder als Rauch, Dunst, Nebel dem Auge sich zeigt.') Dieser Hauch verweht beim Tode in den Wind, entschwebt aus dem toten Körper und geht in die Luft auf. Im lat. anima (gr. aveuos) hält die Sprache unmittelbar den Zusammenhang zwischen Seele und Wind fest; die Seelen der Abgeschiedenen sind die Winde, im Winde leben die Geister der Toten fort. Im Windesrauschen machen sich die Seelengeister, auch wenn sie unsichtbar bleiben, fühlbar. Die deutsche Volkssage schildert die Seele häufig als Lufterscheinung.

Die Seele als dunstiges Rauchgebilde kennt die Sage, die Prätorius in der Weltbeschreibung 2, 161 anführt. Die Sage belehrt auch über die enge Verknüpfung des Seelen- und Marenglaubens. 2) Zu Hersfeld dienten zwei Mägde in einem Haus, die pflegten jeden Abend, eh sie zu Bette schlafen gingen, eine Zeitlang in der Stube stillzusitzen. Den Hausherrn nahm das Wunder, er blieb daher einmal auf, verbarg sich im Zimmer und wollte die Sache ablauern. Wie die Mägde nun sich beim Tisch allein sitzen sahen, hob die eine an und sagte:

Geist thue dich entzücken

Und thue jenen Knecht drücken!

Darauf stieg ihr und der andern Magd gleichsam ein schwarzer Rauch aus dem Halse und kroch zum Fenster hinaus; die Mägde

1) Über Seelen als Lufthauch Mannhardt, Germanische Mythen, Berlin 1858, S. 269 f.; 300 ff.; 404 f.; 709.

2) Ein altes Zeugniss vom Zusammenhang des Maren- und Gespensterglaubens bietet Gervasius von Tilbury Kap. 86 ut autem moribus et auribus hominum satisfaciamus, constituamus, hoc esse foeminarum ac virorum quorundam infortunia, quod de nocte celerrimo volatu regiones transcurrunt, domus intrant, dormientes opprimunt, ingerunt somnia gravia, quibus planctus excitant.

Die dem Leib entschwebende Seele.

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fielen zugleich in tiefen Schlaf. Da ging der Hausvater zu der einen, rief sie mit Namen und schüttelte sie, aber vergebens, sie blieb unbeweglich. Endlich ging er davon und liess sie. Des Morgens darauf war diejenige Magd tot, die er gerüttelt hatte, die andere aber, die er nicht angerührt, blieb lebendig.

Eine isländische Volkssage (bei Jón Árnason 1, 356) erzählt, wie die Seele eines schlafenden Mannes als dunkles Wölkchen entschwebt, über die Wiesen eilt, auf einem Stabe ein Bächlein überschreitet und endlich in einen Hügel einkehrt. Hernach nimmt das Wölkchen denselben Weg zurück in den Körper des Schlummernden, der erwacht einen Traum erzählt, welcher der Wanderung des Wölkchens genau entspricht.

Beim Todesfall pflegte man Fenster, Thür oder Lucke zu öffnen, damit die Seele ungehemmt entweichen könne. Nach allgemeinem Aberglauben entsteht Sturm, wenn sich jemand erhängt. Das wilde Heer fährt durch die Lüfte und erscheint in stürmischen Nächten. Zwar hat die Volkssage der Geisterschar meistens bestimmte Gestalt verliehen, Gespenster ziehen dahin, aber zu Grunde liegt doch der Glaube, dass im Sturme die Seelen übers Land brausen, dass die wütenden Winde eben die dahin rasenden Seelen seien. Dass man die Seelen in die Winde verwies, beruht auf ihrer elementaren Gleichheit.

Die Seelen erscheinen auch als Flämmchen, die vielnamigen Irrlichter sind ruhelose Geister, die nach christlicher Auffassung wegen eines ungesühnten Vergehens spuken.

Tiergestalt der Seele ist überaus häufig. Die Seelen entschweben als Vögel, Raben, Krähen, in christlicher Zeit als weisse Tauben, sie erscheinen als Schwäne. Käfer, Fliegen, Schmetterlinge entschlüpfen dem Munde Schlafender. Als Schlange, Wiesel, Maus kriecht die Seele aus dem Leibe hervor. Auch Kröten und Unken gelten als Seelen und müssen geschont werden. Schlangen wurden in manchen Bauernhöfen gehegt als eine Art von Hausgeistern, weil sich die Seelen der Ahnen und früheren Besitzer darin offenbarten. Der richtige Dienst dieser Geschöpfe hielt das Glück am Hause fest. Bei Vögeln und kriechenden Tieren erblicken wir die Seele, wie sie unmittelbar entfliegt oder entschlüpft. Der Leib des Menschen liegt indessen in todähnlichem Schlafe oder er geht überhaupt ganz zu Grunde, wenn aus dem Holzstoss der Hexe eine Krähe, aus dem der Heiligen eine weisse Taube Golther, Germ. Mythologie.

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