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wie einer Beschwörung gelten. Eine Anzahl andrer Bräuche ist freundlicher. Da herrscht die Absicht vor, dem Toten Gutes zu erweisen, sein Loos zu erleichtern. Aus der Anschauung, dass der tote Leib eine weite Reise ins Totenreich anzutreten habe, entspringen Begräbnissbräuche, die von den Urzeiten bis herab zur Neuzeit reichen. Die ältesten Gräberfunde lehren, dass man dem Toten Waffen, Werkzeuge, Schmucksachen, Trinkhörner mitgab, damit er sie gebrauche. Frauen, Sklaven, Tiere folgten dem Herrn auf dem Totenweg. Namentlich wurde ein eigener Totenschuh (an. helskór) mit ins Grab gegeben, damit der Tote über Dornicht und Steinicht ungefährdet schreiten könne.') Wikinger wurden in ihren Schiffen am Lande begraben oder aufs Meer hinausgeführt und verbrannt. Vielleicht liegt der Gedanke einer Seelenüberfahrt zu Grunde. Denn die germanische Hölle ist von der bewohnten Menschenerde durch einen breiten Grenzstrom geschieden. Solchen Bräuchen schwebt ein bestimmter Ort vor, an welchen die Seele feierlich verwiesen wird. Auch den beruhigten Seelen ist zuweilen Wiederkehr an den Ort ihres einstigen Lebens verstattet. Freundlich, ohne zu schädigen, erscheinen die Seelen, freundlich werden sie mit Opferspenden empfangen. Das erfiol, das Erbbier, der Leichenschmaus war ursprünglich auch zu Ehren des Toten, den man dabei gegenwärtig glaubte, gemeint. Zu bestimmten Zeiten, in stürmischen Nächten, im Herbst, Mittwinter und Frühling, wenn die Winde heulen und toben, waren Totenfeste, die auch im Christentum fortleben und im Allerseelentag geregelt erscheinen. Da wurde den Seelen auf den Gräbern geopfert, ja sogar in den Häusern, die ihnen für die Nacht von den Lebenden eingeräumt wurden, richtete man ihnen ein Gastmahl zurecht.

6. Ahnenkult.

Aus Seelenglauben und Seelenkult entsteht leicht ein förmlicher Ahnenkult 2), wie der der römischen manes divi. In manchen Religionen steht der Ahnenkult obenan. Die Seelen der abge

1) Zum Totenschuh J. Grimm, Myth. 795; 3, 249; Müllenhoff, Altertumskunde 5, 114.

2) Über den Ahnenkult vgl. Gudbrand Vigfusson, Corpus poeticum boreale 1, 413 ff. Gudbrand dehnt aber den Ahnenkult viel zu weit aus, indem er den gesamten Seelen- und Elbenkult begreift.

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schiedenen Ahnen wachen als Schutzgeister oder Schutzgötter über ihrer Sippe. Im Kultus der Sippe und des Hauses mögen neben den Naturgeistern namentlich an den Gedächtnisstagen der Toten, am,,Allerseelenfest" auch die Ahnen besonders verehrt worden sein. Nachweisen lassen sich aber nur einzelne wenige Erscheinungen des Ahnendienstes. Wer die Heldensage im Sinne von E. H. Meyer erklärt, muss eigentlich für die Urzeit auch einen bedeutungsvollen Ahnenkult annehmen. Aber die Heldensage knüpft meistens an die geschichtlichen Gestalten an, deren Thaten im Gedächtniss der Sänger und Dichter haften, schwerlich an ihre Apotheose. In vereinzelten Fällen freilich scheint eine solche wirklich erfolgt zu sein. Nach Jordanes wurden die Ahnen der gotischen Königsgeschlechter als höhere Wesen betrachtet, ja geradezu als Götter (ansiz, wie lat. divi) bezeichnet. 1) Damit vergleicht sich eine schwedische Sage. Adam von Bremen sagt von den Schweden: sie verehren auch vergötterte Menschen, die sie wegen ausserordentlicher Thaten mit der Unsterblichkeit beschenken, wie sie das nach dem Leben des heiligen Anskar (Kap. 26) mit dem Könige Erich gemacht haben. 2) Im Leben Anskars 3) wird erzählt, dass ein Mann auftrat und König und Volk der Schweden verkündigte, er habe einer Versammlung der Götter, die man für die Besitzer des Landes dort hielt, beigewohnt und sei abgesandt, um König und Volk folgendes anzuzeigen:,,Ihr habt euch lange unsrer Gunst erfreut, ihr habt lange Zeit

1) Jordanes, Kap. 13 iam proceres suos, quorum quasi fortuna vincebant, non puros homines, sed semideos, id est ansis, vocaverunt. Zum Beispiel zählt er den sagen- und liederumwobenen Stammbaum der Amaler auf.

2) Adam 4, 26 colunt et deos ex hominibus factos, quos pro ingentibus factis immortalitate donant, sicut in vita sancti Anscarii leguntur Hericum regem fecisse.

3) Vita Anskari Kap. 26 MG. 2, 711 Contigit eo ipso tempore, ut quidam illo (ad Byrca) adveniens diceret, se in conventu deorum, qui ipsam terram possidere credebantur, affuisse, et ab eis missum, ut haec regi et populis nunciaret: „Vos, inquam, nos vobis propitios diu habuistis, et terram incolatus vestri cum multa abundantia nostro adiutorio in pace et prosperitate longo tempore tenuistis; vos quoque nobis sacrificia et vota debita persolvistis, grataque nobis vestra fuerunt obsequia. at nunc et sacrificia solita subtrahitis, et vota spontanea segnius offertis, et, quod magis nobis displicet, alienum deum super nos introducitis. si itaque nos vobis propitios habere vultis, sacrificia omissa augete, et vota maiora persolvite; alterius quoque dei culturam, qui contraria nobis docet, ne apud vos recipiatis, et eius servicio

unter unserem Schutze das Land eurer Väter, eurer Heimat in Glück, Frieden und Überfluss inne gehabt, habt uns auch nach Gebühr Opfer und Gelübde dargebracht, und euer Dienst war uns lieb. Jetzt aber lasset ihr die gewohnten Opfer eingehen, bringt freiwillige, aber nur lässig dar, und erhebet was uns noch mehr missfällt einen fremden Gott neben uns. Wollet ihr also unsere Gunst wieder erlangen, so vermehret die unterlassenen Opfer, bringet grössere Gelübde dar, lasset auch nicht den Dienst eines andern Gottes, dessen Lehre der unsrigen entgegengesetzt ist, bei euch zu und zollet ihm keine Verehrung. Verlanget ihr aber mehr Götter, und sind wir euch nicht genug, so nehmen wir hiemit nach einstimmigem Beschluss euren einstigen König Erich in unsre Gemeinschaft auf, so dass er fortan einer der Götter ist." Da erbauten sie dem König Erich, der unlängst verstorben war, einen Tempel und begannen ihm als einem Gotte Gelübde und Opfer darzubringen.

Die nordischen Denkmäler bieten noch einige weitere Beispiele eines Ahnenkultes dar, welcher vom ganzen Volk der Person des Fürsten, von der einzelnen Sippe den abgeschiedenen Familiengliedern förmlich und feierlich geweiht wurde, und eben hierdurch vom allgemeinen Seelenkult sich merklich unterscheidet. Von einem norwegischen Manne namens Thorolf, Thorsteins Sohn, heisst es in der Landnáma 1, 14, er sei der Enkel Grims gewesen, der wegen seiner Beliebtheit nach seinem Tode mit Opfer verehrt wurde (er blótinn vas dauðr fyrir þokkasæld). In der Herwararsaga Kap. 1 ehren die Männer den toten Gudmund mit Opfern und bezeichneten ihn als ihren Gott. In der Ynglingasaga gilt Freyr als ein sterblicher König, dem erst nach seinem Tode göttliche Ehren erwiesen wurden. Lehrreich ist die Geschichte von König Olaf Geirstada-alf (Flateyjarbók 2, 6 ff.). Im Lande herrschte einmal grosse Hungersnot; König Olaf weissagte, sie werde nicht eher endigen, als bis er selber gestorben und in einem umhegten Hügel beigesetzt sei. Nach seinem Tode wurde er im Hügel mit vielen Schätzen bestattet. Man opferte ihm um Fruchtbarkeit und nannte ihn den Alb von Geirstad (þeir blótodo Ólaf konung til

ne intendatis. porro si etiam plures deos habere desideratis, et nos vobis non sufficimus, Ericum quondam regem vestrum nos unanimes in collegium nostrum asciscimus, ut sit unus de numero deorum." templum in honore supradicti regis dudum defuncti statuerunt, et ipsi tanquam deo vota et sacrificia offerre coeperunt.

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árs sér ok kollođo hann Geirstada-alf). Der verstorbene König wird also schon mit seinem Namen unter die Landgeister versetzt, seine Grabstätte ist sein Heiligtum. Unter diesem Gesichtspunkte gewinnt auch der isländische Glaube vom Versterben in die Berge neue Bedeutung. Thorolf und seine Nachkommen gingen nach Helgafell, die Nachkommen der Aud in die Krosshólar. Diese Berge aber waren geheiligte Opferstätten. Mithin scheinen Könige und Helden vergöttert und in ihren Hügeln durch Opfer und Gebet verehrt worden zu sein; innerhalb einzelner Sippen erhielt sich aber auch ein Ahnenkultus, dessen Stätte die Familiengräber (im Schwedischen ätthögar genannt) oder nahe gelegene Berge und Hügel waren, worin die Seelen der abgeschiedenen Sippen sich aufhielten. Elbe und Wichte, die Naturgeister, welche ursprünglich überhaupt von den Seelengeistern abstammen, hingen früher vielleicht noch enger mit dem Ahnenkult der einzelnen Sippen zusammen, als es aus der Überlieferung den Anschein hat.

Berggeister von Riesenart werden in isländischen Quellen des 13. Jahrhunderts als Asen bezeichnet. So Bardr, der Sohn des Riesen Dumbr und Zögling des Riesen Dofri, von dem eine eigene Sage geht, wie er in den Tagen Haralds aus Norwegen nach Island gefahren sei. „Die Leute meinen, dass er in den fernen Snæfell eingegangen sei, und dort eine grosse Höhle bezogen habe; denn das war mehr seine Art, in Höhlen zu sein als in Häusern, weil er in den Höhlen des Dofri auferzogen war; er war auch an Wuchs und Stärke den Unholden ähnlicher als den Menschen." „Er wurde darum Bardr Snæfellsass genannt, weil sie dort auf dem Gebirge an ihn glaubten und ihn für einen anzurufenden Gott (heitgud) hielten; er zeigte sich auch manchem Manne als ein sehr kräftiger Schutzgeist (bjargvættr)." In der Njálssaga Kap. 124 begegnet ein Svínfellsáss, der mit Flosi Thordarson unkeuschen Umgang hatte. Gudbrand Vigfusson (corpus 1, 418) geht zu weit, wenn er diese Wesen für Ahnengeister erklärt und schliesst, die in Bergen hausenden Toten seien ursprünglich als Asen bezeichnet worden. Der vergötterte Ahnherr des nahe wohnhaften Geschlechtes sei als ass im Snæfell und Svinfell verehrt worden; Asen und Elben (wegen dem Geirstaða - alf) seien die ältesten Benennungen der Ahnengeister. Die Beispiele stehen vereinzelt, die Quellen sind zu wenig verlässig, um so kühne Schlüsse zu verstatten. Richtiger urteilt Maurer (Bekehrung 2, 246), wenn er eine späte Verwirrung annimmt, welche zwischen dem Kultus der eigentlichen Götter

und der niederen Dämonen nicht mehr genau zu unterscheiden vermochte und daher auch den Asennamen auf riesische Berggeister anwandte.

7. Glauben an eine Wiedergeburt.

Der Seelenglaube führt die Menschen zum Unsterblichkeitsglauben, zum Glauben an die Seelenwanderung und zu ähnlichen Vorstellungen, die freilich im niederen Volksglauben der Reinheit, Erhabenheit und Tiefe entbehren. In der Hölle oder bei den Göttern leben die Seelen ewig fort, im Übrigen wird über die Zeit, welche einzelnen Gespenstern zugemessen ist, nichts Bestimmtes gesagt. Die meisten Spukgestalten gehen nur so lange um, bis sie beruhigt, erlöst sind. In den ältesten Zeiten, ehe man an Himmel und Hölle glaubte, dauerte das Leben der Seelengeister, solange sie im Gedächtniss der Menschen hafteten. Der Begriff der Ewigkeit und Unsterblichkeit setzt eine ziemlich hohe Stufe des Denkvermögens voraus. Die Gespenster waren oft so roh sinnlich gedacht, dass man von ihrer völligen Vernichtung zu erzählen wusste. Nach Asinius Pollio waren die Germanen des Ariovist deshalb so mutig und verwegen und solche Todesverächter, weil sie wieder aufzuleben hoften (θανάτου καταφρονηταὶ δι ̓ ἐλπίδα ἀναβιώσεως).1) Ob das Wiederaufleben für eine andere Welt, für ein Walhall, oder für diese Welt galt, wird nicht gesagt. An eine Wiedergeburt im Sinne der Seelenwanderung, dass die Seele eines Toten im Leibe eines neugeborenen Kindes wieder erscheint, glaubten die Germanen.2) So heisst es am Ende des Liedes von Helgi dem Hjorwardsson, Helgi und Swawa seien wiedergeboren worden; ausführlicher am Ende des zweiten Liedes von Helgi dem Hundingstöter:,,Das war in alter Zeit Glaube, dass Menschen wiedergeboren werden könnten; jetzt aber heisst das Altweiberwahn. Von Helgi und Sigrun erzählt man, dass sie wiedergeboren seien, er hiess da Helgi Haddingjaskati und sie Kara." Im kurzen Sigurdliede 45 wünscht Hogni von Brynhild: verwehrt sei ihr ewig die Wiedergeburt. In der Gautrekssaga Kap. 7 wird Starkad ein wieder

1) Müllenhoff, Altertumskunde 5, 69.

2) Über den Wiedergeburtsglauben der Germanen und die darauf beruhenden Taufbräuche vgl. Jiriczek, Mitteilungen der schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 1894/5, S. 34 f.; Maurer, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 1895, S. 99.

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