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Die evangelische Buß- und Bettagsfeier in Deutschland bis zum dreißigjährigen Krieg.

Von

Eduard Simons.

Vor einigen Jahren gab uns der Gelehrte, dem dieser Band ge

widmet ist, eine Geschichte der christlichen Neujahrsfeier1). Sie steht mir als Muster vor Augen für einen Abschnitt aus der Geschichte des Buß- und Bettags, als Vorbild u. a. in der Kunst, einen umfangreichen Stoff so zu meistern, daß bei Verzicht auf das Unwesentliche doch an Anschaulichkeit und Lebendigkeit keine Einbuße geschieht.

Man hat unseren Buß- und Bettag als ein Erzeugnis der Reformation bezeichnet und auch durch ihn bestätigt finden wollen, daß das Gefühl der Sündhaftigkeit, im Katholizismus abgeschwächt, mit der Reformation wieder zum Durchbruch gelangt sei). Aber dem ist nicht so. So richtig es ist, daß der Buẞtag nicht nur seit der Reformation, sondern durch sie eine besondere Gestalt angenommen hat, so war er doch schon vorher da, nicht nur in Präformationen, sondern in Formen, auf die der Name zutrifft. Nachweislich gefeiert worden sind evangelische Bettage auf Befehl evangelischer Obrigkeit zuerst in Straßburg, der erste 1532). Gegenüber dem Inhalt und Ton des bei diesem Anlaß durch den Rat erlassenen Gebots'), ist eine entschiedene Verinnerlichung zu bemerken in der,,Erinnerung", durch welche der Rat, auf Vorschlag des großen „Stettmeisters" Jakob Sturm,

1) P. Kleinert, Geschichte der Neujahrsfeier in der christlichen Kirche. ,,Halte was du hast", Zeitschr. f. Pastoral-Theologie XXIII. Jahrg. 1900. S. 165 ff.

2) So z. B. W. Bion in seinem auf der schweizerischen Prediger-Gesellschaft 1862 vorgetragenen Referat über „Idee und Feier des eidgenössischen Bettags", 1862, Schläpfer, Herisau.

3) Vgl. meinen Aufsatz: Die Anfänge der evangelischen Bettagsfeier in Deutschland in MGK. IV, S. 206 ff.

1) MGK. a. a. O. S. 209f.

zur Vorbereitung auf das Wormser Religionsgespräch 1540 einen allgemeinen Bettag ansetzte. Denn hier heißt es, daß um Erweckung frommen Ernstes und Eifers zu Gott zu flehen sei. Einen Fortschritt in liturgischer Beziehung bedeutet es, daß ein im Herbst des Jahres 1541 wegen der Pest gehaltener Bettag statt am Sonntag, wie zwei seiner Vorgänger, an einem Dienstag gehalten wurde. Daß man ihn durch eine Abendmahlsfeier meinte auszeichnen zu müssen, wird freilich nicht als Zeichen liturgischen Feingefühls zu betrachten sein.

Nach Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges wurde der monatliche „große" Bettag eingeführt). Damit war ein Wunsch von Butzer erfüllt, der schon in seinem Katechismus von 1534 ,,oft besondere und ernstliche Bettage“ zu halten empfohlen und die Feier der bisherigen mit veranlaßt hatte. Dieser monatliche Bettag, am Dienstag zu halten, wurde ständig. Damit nicht genug wurden auch regelmäßige Wochenbettage eingeführt. Ob hier ein Einfluß von Basel) auf Straßburg vorliegt, oder ob die Kölnische Reformation von 1543 mit ihrer Kombination von monatlichem,,großen“ Bettag und wöchentlichem Litaneigesang eingewirkt hat, wird sich wohl nicht ausmachen lassen). Die lutherische Reaktion in Straßburg ließ den Bußtag unversehrt. Über die Art der Feier erfahren wir aus einem Mandat vom Jahre 1589) trotz seines beträchtlichen Umfanges nur wenig: Neben den wöchentlichen Bettagen sollen auch die monatlichen

5) Seinen Namen der „große", obwohl hier noch keine kleinen ihn umgaben, hat er wohl aus der Kölnischen Reformation.

6) Basel ließ 1541 bei der Pest wöchentliche Buẞtage halten. In der Univ.-Bibl. zu Basel, Falkeisen-Sammlung II 104, finden sich „Andächtige Gebete, so man alle Zynstag zur Bußpredigt in den 4 Pfarrkilchen zu Basel haltet 1541" (Freundliche Mitteilung von W. Köhler, Gießen). Wie es scheint, sind diese Bußtage mit dem Aufhören der Pest verschwunden.

7) Der Abschnitt in der Köln. Reformation von den besonderen Bettagen stammt o. Zw. wie das Meiste in ihr von Butzer. Aber der wöchentliche Litaneigesang, später in vielen nord- und mitteldeutschen Kirchengebieten üblich, damals schon im Herzogtum Sachsen eingeführt (s. u S. 139), sowie der Mittwoch oder Freitag anstatt des Dienstags für den großen Bettag, wird von dem anderen Mitarbeiter an dieser KO., von Melanchthon, eingefügt sein, so daß hier ein Hand in Handarbeiten der beiden mit Händen zu greifen ist.

8) Ordnung Unser Meister und Rats sampt unserer Freund der Einundtzwenzig, Wie der Sonntag und Monatliche große Bettag soll gehalten werden. MDLXXXIX. Stadtbibl. Straßburg.

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