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vertieft, das sie vor dem geblendeten Auge aufrollen? Und in der Tat: indem sie, sei es durch den psychophysischen Parallelismus mit spiritualistischem Vorzeichen, sei es auf anderem Wege 31), die gegebene Welt in ein Reich der Geister auflösen, schaffen sie mindestens ein Präjudiz zugunsten der Annahme, daß auch die über dem Zusammenwirken der Subjekte und der einzelnen Seelen oder Monaden waltende Ordnung nicht mechanischer, sondern geistiger Art sei. Wenn es wahr wäre, was viele behaupten irgend welche gesicherte Erkenntnis besitzen wir ja da zurzeit noch nicht, daß innerhalb der primitiven Kultur eine animistische Metaphysik der günstigste Nährboden war, auf dem der religiöse Glaube sich entfalten konnte, so würde das mutatis mutandis noch heute gelten. Nur würde damit an der These nichts geändert, daß von einer bloßen Ergründung der Objekte aus eine eigentliche Begründung des Gottesglaubens nicht möglich sei. Ist es nicht auffallend, daß selbst Wundt, um seinem spiritualistischen System den Schlußstein einfügen zu können, sich veranlaßt sieht, zu Betrachtungen ethischen Charakters seine Zuflucht zu nehmen, und daß er erst von da aus, den Pantheismus verwerfend, die definitive letzte bis zu seinem „panentheistischen" Gottesbegriff hinanführende Linie zieht 3)?

Am Ende noch eines! Die größten Schwierigkeiten bereitet heute der Apologetik nicht der Glaube an einen transzendenten, ja nicht einmal an einen persönlichen, wohl aber an einen zugleich allmächtigen und liebenden Gott. Die härtesten, schmerzlichsten und praktisch wichtigsten Probleme liegen in der Theodizee. Aber auch sie werden sich nicht lösen lassen bei einem bloßen Quieszieren in der gegebenen Welt und ohne irgend welche Gewißheit, daß diese nicht das letzte Wort der ewigen Weisheit ist. Nur wo das zeitliche Geschehen als ein Mittel betrachtet werden darf zur Verwirklichung ewiger und unvergänglicher Werte, ergibt sich eine einigermaßen befriedigende Antwort auf die quälenden Fragen, die das Übel der Menschenseele aufgibt. Der Aufsatz, in dem Siebeck etappenweise zu diesem Resultat gelangt, verdient reifliche Überlegung 3°).

Man hört wohl heute darüber klagen, daß je klarer uns das

34) Man denke etwa an die Auffassung L. Busses.

35) Vgl. Wundt, System der Philosophie. Leipzig, Engelmann, 1889. 36) a. a. O.

Bild des historischen Jesus wird, je deutlicher wir erkennen, welche Rolle in seinem Bewußtsein die eschatologischen Erwartungen gespielt haben, um so fremder er dem lebenden Geschlecht werde und um so weniger das letztere von ihm lernen könne. Der Schreiber dieser Zeilen ist entgegengesetzter Überzeugung. Wie sich jede ernst gemeinte Rückkehr zu den geschichtlichen Quellen des Christentums stets als fruchtbar erwiesen hat, so werden auch die modernsten Einsichten in das Innenleben des historischen Christus der Theologie nur zum Segen gereichen. Sie sind mindestens geeignet, diejenigen, die in Gefahr waren es zu vergessen, daran zu erinnern, daß ein derartiges alles überwindendes Gottvertrauen, wie es Jesus vorbildlich bewährt hat, nicht möglich war und in der Welt, wie sie nun einmal ist, sich nicht behaupten konnte ohne eine starke, das Diesseits in kühnem Flug überschreitende Hoffnung. Damit erwachsen freilich der Apologetik abermals neue und große, in der letzten Zeit nicht gebührend beachtete Aufgaben.

Über Lebensgesetze liturgischer
Entwicklung.

Von

Eduard Freiherr von der Goltz.

Philotesia.

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Liturgische Reformen sind in der Geschichte des kirchlichen

Lebens nicht häufig; meist vollzieht sich die Entwicklung allmählich, und mit außerordentlicher Macht wacht gerade auf diesem Gebiet die Überlieferung. Wird aber einmal von den Inhabern des Kirchenregiments eingegriffen, so ist die Gefahr einer Störung des kirchlichen Friedens nicht gering. Das Interesse weiterer Kreise wird lebhafter erweckt als bei den Lehrstreitigkeiten. Denn nur wo diese sich mit der Praxis des gottesdienstlichen Lebens berühren, entwickelt sich überhaupt eine größere Anteilnahme der Laienwelt. So ist es von den Anfängen der christlichen Kirche an gewesen. Akut wurde der Streit zwischen Petrus und Paulus in Antiochien erst bei der Frage der Einheit gottesdienstlicher Versammlung. Die Meinungsverschiedenheiten in Korinth wurden unerträglich, als sie sich im gottesdienstlichen Leben geltend machten, und einige Jahrzehnte später muß die römische Gemeinde gerade an diesem Punkte mahnend in den Unfrieden der griechischen Schwestergemeinde eingreifen. Die Passahstreitigkeiten, der Ketzertaufstreit, die Kämpfe um das Bekenntnis wurden immer da leidenschaftlich, wo sie mit ihren praktischen Konsequenzen in das gottesdienstliche Leben eingriffen.

So ist es geblieben im Bilderstreit der griechischen Kirche, in den Gegensätzen römischer und nationalkirchlicher Praxis im Mittelalter, im Ablaßstreit und in den Abendmahlsstreitigkeiten der Reformationszeit bis zu den Kämpfen um Agende und Apostolikum im neunzehnten Jahrhundert. Theologische Kämpfe gehen voraus, aber die Aneignung ihrer Resultate im Leben der christlichen Gemeinde vollzieht sich innerhalb des gottesdienstlichen Lebens durch die Bildung dauernd lebendiger Ausdrucks

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