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. Die empirische Methode in der Ethik.

Von

Julius Kaftan.

Methodische Fragen gewinnen in der Regel erst Bedeutung und

werden interessant, wenn sie ins Einzelne und Spezielle gehen. Bleiben sie im allgemeinen hängen, besagen sie gewöhnlich nur, was selbstverständlich ist und niemandes Kenntnis bereichert. Nun gar eine Frage allgemeinster Art wie die, ob empirische Methode oder was sonst, scheint gar keiner Erörterung wert zu sein.

Man wird aber unterscheiden müssen. Mag das eben Gesagte ganz überwiegend gelten, so gibt es doch Gebiete, wo es anders steht. Und zu diesen Gebieten gehört auch die Ethik, die Wissenschaft vom sittlichen Urteil und sittlichen Leben. Hier gewinnt die methodische Frage, über das Formale und die bloße Vorbereitung hinausgreifend, selber sachliche Bedeutung: sachliche Gesichtspunkte kommen für die Entscheidung über die Methode mit in Betracht, und wieder diese greift in die Vorstellung von der Sache und deren Beurteilung ein. Gerade aber die Frage, ob und in welchem Sinn auch die Ethik nach empirischer Methode bearbeitet werden soll, bearbeitet werden kann, führt auf der Punkt, wo Sachliches und Methodisches mit einander verflochten ist. Deshalb darf ich die Aufmerksamkeit für sie in Anspruch nehmen.

Im allgemeinen hieße es Eulen nach Athen tragen, wollte ich erst noch darlegen, daß sich die Wissenschaft der empirischen Methode zu bedienen hat. Das ist selbstverständlich so. Die positive' Wissenschaft weiß es in ihrer Arbeit nirgends anders. Das Wirkliche, das Gegebene so vollständig, so genau und zusammenhängend wie möglich kennen zu lernen, kennen zu lehren, ist ihr Zweck. Dann muß sie jedoch dies Wirkliche, dies Gegebene da aufsuchen jede Wissenschaft ihren Gegenstand

Philotesia.

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wo es uns gegeben, für uns wirklich ist. Das ist aber die Erfahrung. Mag der Weg einzelner Wissenschaften sich auch weit über sie erheben, durch abstrakte Erörterungen führen, die scheinbar mit der Erfahrung wenig mehr zu tun haben Ausgangspunkt ist und bleibt immer die Erfahrung, und an ihr müssen die Sätze der Wissenschaft schließlich immer wieder bewährt werden. Das heißt aber: sie baut sich auf der Erfahrung auf, und die ihr gewiesene Methode ist die empirische.

Ist nun die Ethik Wissenschaft, sollte es sich dann mit ihr und in ihr anders verhalten?

Auch sie hat ihren Gegenstand, ein bestimmtes Gebiet der Wirklichkeit, das sie erforschen, kennen lernen und kennen lehren will. Das ist das sittliche Leben der Menschen. Nicht ein Ausschnitt aus dem menschlichen Leben ist damit gemeint, sondern dieses ganz, aber in einer bestimmten Beziehung. In der inner en Beziehung zum Subjekt nämlich, in der es Gegenstand der sittlichen Beurteilung ist. Es gibt nichts Menschliches, worum sich die Ethik nicht kümmerte, nicht zu kümmern hätte. Daß z. B. die Wissenschaft mit vollkommener Wahrheitsliebe betrieben werde, daß die Kunst rein bleibe, alle Arbeit treu und gewissenhaft getan werde das sind lauter sittliche Forderungen. Es handelt sich da um die genannte innere Beziehung des Handelns. Dessen Verhältnis zum Objekt fällt dagegen nicht unter das sittliche Urteil und geht die Ethik nichts an. Mit wissenschaftlichen Methoden, ästhetischen Maßstäben und technischen Regeln hat sie sich nicht zu befassen. Ihr Objekt ist immer das menschliche Wollen und Handeln, wie es vom Subjekt ausgeht.

Und dies Objekt ist uns gegeben, ist ein Stück der Wirklichkeit, auf die sich die wissenschaftliche Forschung richtet. Wo anders sollten wir es denn aufsuchen, als wo es uns gegeben ist, nämlich in der Erfahrung?

Um die innere Erfahrung handelt es sich da vor allem. Die ist hier der unentbehrliche Schlüssel zum Verständnis. Wie ja auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften überhaupt die innere Erfahrung das unentbehrliche Erkenntnismittel ist. Das ist nichts Besonderes in der Ethik. In ihr tritt es nur besonders nachdrücklich auf.

Aber nicht nur in dieser inneren Erfahrung ist das Objekt der Ethik uns gegeben. Daneben muß die Geschichte der Menschheit als das Gebiet genannt werden, auf dem es uns

entgegentritt, der geistig-geschichtliche Lebensprozeß. Das ist sozusagen der Mensch im Großen. Da wird alles klarer, deutlicher, objektiver. Es liegt daher aller Grund vor, sich daran zu halten und immer wieder zu orientieren. Weil das noch keineswegs allgemein geschieht, muß es stark unterstrichen werden.

Näher erwogen schließt sich beides, die innere Erfahrung und was uns die Geschichte lehrt, zu einem Ganzen zusammen. Wir, die einzelnen, wachsen aus dem geistig-geschichtlichen Lebensprozeß heraus. Gerade auch als sittliche Subjekte! Gewiß liegt im Sittlichen etwas, was nicht in diese Bedingtheit aufgeht, eine eigentümliche Unabhängigkeit des Urteils und der Anspruch auf Allgemeingültigkeit der inneren Gesetzgebung. Aber das darf gegen die geschichtliche Bedingtheit des Sittlichen nicht blind machen, wie so oft geschieht. Es sind die beiden Seiten des Objekts, jene Unabhängigkeit einerseits und diese Bedingtheit anderseits. Jene kommt in der charakteristischen Form zum Ausdruck, dieses drängt sich auf, wenn man den Inhalt ins Auge faßt. Selbst die angeborenen sittlichen Instinkte sind als inhaltlich bestimmte durch die Geschichte bedingt, nur nicht durch unsere eigene, sondern die unserer Vorfahren. Wir sind eben auch als sittliche Subjekte Produkte der Geschichte, ehe wir Produzenten werden.

Dem entspricht dann, daß wir vom Sittlichen in der Geschichte nichts verstehen, wenn wir nicht innerlich daran Teil haben. So schließt sich beides zu einem Ganzen zusammen. Ich wiederhole, daß das nicht anders ist als in den Geisteswissenschaften überhaupt. Im geistig-geschichtlichen Lebensprozeß der Menschheit ist uns das Objekt gegeben, und unsere innere Beteiligung daran vermittelt uns Verständnis und Erkenntnis. Die Methode, auf die wir dadurch gewiesen sind, ist die empirische Methode, so wie sie sich dem Objekt entsprechend überhaupt in den Geisteswissenschaften gestaltet.

Allein, nun hat die Ethik eine Eigentümlichkeit, wodurch sie sich von den andern Geisteswissenschaften, den meisten wenigstens, unterscheidet. Sie will und soll, kurz gesagt, nicht nur Auskunft geben über das, was ist, sondern auch über das, was sein soll. Anders ausgedrückt: sie soll uns nicht nur Kenntnis, Wissen vom sittlichen Leben vermitteln, sondern eine Gesetzgebung dafür aufstellen. Und das ist nun die Frage, ob die empirische Methode auch dafür ausreicht. Hier stoßen

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